Essen – Di., 14.03.2023, 19:00

Rot-Weiss Essen vs VfL Osnabrück 1:1

Stadion an der Hafenstraße, 17.617 Zuschauer, 3.Liga
Flutlicht und Hafenstraße sind bekanntermaßen eine besondere Mischung. Schwer zu erklären woher diese Magie, diese Mentalitätssteigerung im Vergleich zu den Nachmittagsterminen kommt, aber seit ich zum RWE gehe, und das ist seit 37 Jahren der Fall, kann ich diese Mystik unter Flutlicht spüren. Der VfL war nicht nur mit 2.500 Anhängern angereist, sondern auch mit der Empfehlung von zehn Siegen aus den letzten elf Meisterschaftsspielen. Da wartete also ein verdammt schwer zu bohrendes Brett auf den glorreichen RWE. Die Hütte war wieder gut gefüllt und die Roten stiegen gut ein in die Partie. Im ersten Durchgang sah ich weitestgehend ein Duell auf Augenhöhe, allerdings entwickelten die Roten etwas mehr Zug zum Tor als die Gäste, konnten aber keine hochbrisanten Situationen erzwingen. Entweder war das, was auf das VfL-Gehäuse kam, zu drucklos oder aber die Gäste-Abwehr bekam ein Körperteil zum Block dazwischen. Ziemlich unerwartet gingen die Niedersachsen mit ihrer ersten guten Chance nach einer Ecke in Führung. Wenn man nen Lauf hat, geschehen manche Dinge eben einfacher, für diese selektiven Erfolgserlebnisse müssen die Rot-Weissen in jedem Spiel harte Arbeit verrichten. Dennoch – ich mag diese Liga, denn die Leistungsunterschiede der Mannschaften bewegen sich in einem Rahmen, der jeder Mannschaft in jedem Spiel die Chance eröffnet, etwas Zählbares zu erreichen, leicht zu erkennen an den in der Regel recht engen Resultaten. Siege mit mehr als zwei Toren Unterschied gibt es selten an den einzelnen Spieltagen. Das macht Bock.
RWE kam mit verändertem System und der Einwechselung von Ennali aus der Kabine. Vorne drückt ja der Schuh und die Offensiv-Strategen Young, mit seinen inflationären und dabei überschaubar erfolgreichen Dribblings, und Berlinski, den man einfach kaum einen Ball in den Fuß spielen kann, der immer lang geschickt werden will und bei hohem Aufwand kaum Ertrag erzielt, waren am heutigen Abend auch die einzigen aus der rot-weissen Elf, die mich wieder mal verzweifeln ließen. Ennali kam zur zweiten Halbzeit und hatte mir zuletzt nach seinen Einwechslungen gut gefallen. Auch heute war er gut drauf, leider ist dieser junge Mann aber auch kein Torjäger und dennoch durfte er sich beim Ausgleichstreffer feiern lassen, den er nach überlegtem Abschluss erzielte. Vorausgegangen war ein langer Einwurf von Wiegel, der nach zwei Verlängerungen Ennali fand. Bereits wenige Minuten zuvor lag der Ball im Gäste-Netz, dieses wurde allerdings aufgrund eines Foulspiels oder einer Abseitsstellung von Bastians, der auf den vermeintlichen Torschützen ‚Herze‘ verlängert hatte, aberkannt, wofür man schon ein wenig Phantasie mitbringen musste. Kurz nach dem regelgerechten Ausgleich ergab sich direkt die Chance zur Führung, aber der Kopfball nach einer Ecke wurde von der Linie gekratzt. Die Roten blieben mit Leidenschaft dran und machten Druck, die ganz dicken Chancen blieben aber in der Folge aus. Die Gäste hatten bei zwei schnellen Angriffen dann noch die Option, die Partie auf den Kopf zu stellen, da zeigte der VfL wie gefährlich er in der Offensive agieren kann. Golz, Bastians und ein wenig Glück verhinderten das aber und die Partie ging mit diesem Remis zu Ende, womit die Gäste wohl einen Tick besser leben können.
Die Gäste-Anhänger zündelten ganz ordentlich rum. Leider wurden die mitgebrachten Fackeln nicht konzertiert in einer Aktion abgebrannt, sondern in mehreren Aktionen. Sah dennoch gut aus. Mit Beginn von Hälfte zwei gab es dann eine schöne Choreo zu sehen. Im oberen Bereich des Blocks wurde das Vereinswappen als Blockfahne gezeigt und weiter unten über die gesamte Breite des Stehplatz-Sektors ein lichtdurchlässiges Banner aufgezogen. Die freien Bereiche wurden mit lila und weißen Pappen ausgeschmückt. Hinter dem Banner wurden dann weiße Fackeln gezündet, so dass der der Stadtname mitsamt einem Symbol aus dem Stadtwappen in den Vereinsfarben durchschimmerte. Abgeschlossen wurde die Show mit einem guten Dutzend Blink-Bengalos. Schöne Aktion, sauber ausgeführt, keine Fackel verließ den Block, so muss das sein. Über manche Phasen des Spiels hatten die Gäste auch die Stimmungshoheit, was ich allerdings immer nur schwer beurteilen kann, da die Position meines Platzes deutlich näher am Gästeblock als zur Westkurve liegt. Aber die Lila-Weißen waren definitiv gut unterwegs mit ihrem Support. Das war ein richtig geiles Fußballspiel, stimmungsvoll und leidenschaftlich. Nur für meine Nerven ist das alles nix.

Schwerte-Westhofen – So., 12.03.2023, 15:15

VfB 1919 Westhofen vs VfL Schwerte 0:1

Ruhrwaldkampfbahn, 350 Zuseher, Bezirksliga Westfalen Staffel 6
Die Idee war eigentlich, aus dem Rückweg aus Thüringen eben dort noch ein Spiel zu schauen. Der Schneefall der vergangenen Tage führte aber zur Absage der in Frage kommenden Ansetzungen, so dass erst kurz vor der Heimat ein Stopp eingelegt wurde. Unweit des Westhofener Kreuzes wurde das Topspiel der Staffel 6 der Bezirksliga Westfalen angestoßen, dazu noch ein Ortsderby, denn Westhofen ist ein Ortsteil der Stadt Schwerte. Der VfB-Anhang zeigte als Intro ein recht lieblos hingepinseltes Transparent und ließ es danach in den Vereinsfarben qualmen. Erwartet man auf Bezirksliga-Niveau ja nicht unbedingt, daher gibt es hierfür natürlich Bonuspunkte. Die Gastgeber führten recht souverän die Tabelle an und der VfL musste siegen, wenn er denn noch eine Chance auf den Aufstieg wahren wollte. Die Gäste übernahmen dann auch das Kommando und kontrollierten das Spielgeschehen. Die besseren Tormöglichkeiten erspielte sich aber der VfB, doch die Schützen hatten die Visiere nicht sauber eingestellt und so war der VfL-Schnapper mehr damit beschäftigt, die Bälle aus dem Gebüsch zu holen, anstatt sich Sorgen um sein Gehäuse machen zu müssen. So blieb es torlos und in Hälfte zwei änderte sich nicht viel. Als ich dann zwanzig Minuten vor dem Ende mutig ein torloses Remis voraussagte, straften mich die Gäste umgehend lügen und belohnten sich für ihr mutiges Auftreten. Der VfB investierte nun mehr, erzeugte aber nur selten Torgefahr und mussten dem VfL die Zähler überlassen.

Aue – Sa., 11.03.2023, 14:00

FC Erzgebirge Aue vs Rot-Weiss Essen 2:1

Erzgebirgsstadion, 7.076 Zuschauer, 3.Liga
Begleitet von meinem ehrenwerten Vater, mit dem ich ein paar Tage in Thüringen verbrachte, ging es bei widrigen Bedingungen nach Aue ins Erzgebirge, für mich ein Premieren-Besuch in der nur 16.000 Einwohner starken Stadt.  Leider hatte ich einen Spielbesuch im alten Stadion so lange hinausgeschoben, bis es endlich zu spät war. Die neue Spielstätte befindet sich an derselben Stelle und ist nahe am Universal-Schema erbaut, kann aber einige individuelle Accessoires mit Gruben-Bezug vorweisen. Der Verein kokettiert ja auch gern mit der Bergbau-Vergangenheit dieser Region und hat sich den Namen ‚die Schachter‘ gegeben. Kein Geheimnis, dass es sich um die ehemalige BSG Wismut, nach der Wende FC Wismut, handelt. Die Umbenennung in FC Erzgebirge fand in den frühen 90ern statt, nachdem sich das namensgebende Unternehmen als Sponsor aus dem Club zurückzog. Es war heute ein Duell zweier Tabellennachbarn. Die Gastgeber hatten als letztjähriger Zweitliga-Absteiger ja eigentlich ganz andere Ziele, hingen aber nach desaströsem Saisonstart lange im Tabellenkeller fest, bis der Aufwärtstrend einsetzte. Über 800 Rot-Weisse hatten die Schlittenfahrt ins Zonenrandgebiet auf sich genommen und zeigten als Intro ein Fahnenmeer in den Clubfarben. Dazu wurde ein einfaches rot-weisses Banner mit dem Vereinswappen an den Zaun gehängt. Schlicht, aber ganz schön anzusehen.
Die Roten begannen das Spiel nach dem mittlerweile leider gewohnten Auswärts-Muster. Bedeutet, es wurde erst einmal recht tief gestanden und geschaut, was der Gegner so kann und macht. Ich hasse das abgrundtief, denn es ist vollkommen unnötig. Die Mannschaft hat das Potential einem ungefähr gleichstarken Gegner das eigene Spiel aufzuzwingen, das wurde im zweiten Durchgang ja auch bewiesen. Warum wird also nicht von Beginn an mutig aufgetreten und versucht, dem Spielverlauf den Stempel aufzudrücken? Stattdessen wurde der eigenen Spielidee mit zu verhaltenem Aufbau der Esprit genommen und eine defensive Grundordnung gewählt. Kann gut gehen, aber die Gefahr, dass es schiefgeht, ist nach meinem Erachten deutlich größer. Bei einem Rückstand bedeutet das, einen hohen Aufwand betreiben zu müssen, um zum Erfolg oder zumindest zum Teilerfolg zu kommen. So auch heute, denn nach dem die Partie in den ersten Minuten von beiden Seiten offen gestaltet wurde, bekamen die Schachter Übergewicht, welches in einige Torraumszenen mündete. Bei einem Abwehrversuch ging Clemens Fandrich, in der Vorsaison selbst noch bei den Erzgebirglern in Lohn und Brot, etwas ungeschickt zum Ball und Aues Nazarov, der sich nach dem Derby in Dresden in der Vorwoche noch selber über Fehlentscheidungen des Referees lautstark beklagte, nahm die Situation dankend an und sank entkräftet zu Boden. Schiri Tom Bauer, der nur wenige Meter entfernt stand zeigte auf den ominösen Punkt und ließ sich auch von fassungslosen Rot-Weissen nicht davon abbringen, seine Entscheidung zu hinterfragen. Natürlich hat der Mann nur die eine Perspektive und kann nicht auf den Video-Nachweis zurückgreifen. Aber an der Reaktion der Spieler kann man ja zumindest erahnen, dass die ganze Sache vielleicht doch nicht so eindeutig war und vielleicht mal den Geschädigten befragen, ob er denn wirklich getroffen wurde anstatt mit selbstgefälligem Grinsen ungerührt bei der Fehlentscheidung zu bleiben.
Der ‚Gefoulte‘ Verwandelte selbst und das Unheil nahm seinen Lauf. Wenige Minuten später versuchte Alonso mit seinem Körper einen Schuss im Sechzehner zu blocken, drehte sich dabei weg, bekam während der Drehung die Kirsche an den leicht abgewinkelten Arm und wieder ertönte der schmerzhafte Pfiff. In diesem Falle zwar streng regelkonform, aber jeder Schiri hat ja ein wenig Ermessensspielraum und dass es sich hier nicht um ein absichtliches Handspiel handelte, war für alle anderen außer dem Referee offensichtlich. Nicht zu ändern, ‚Held‘ Nazarov erhöhte und nun wurde die Luft langsam dünn. Immerhin nahmen die Roten nun mal Fahrt auf und spätestens als vor dem Seitenwechsel Isi Young im Strafraum nachweislich gelegt wurde und die Pfeife der Pfeife in diesem Fall mal stumm blieb, hatten alle Rot-Weissen Temperatur. Ein Zwei-Tore-Rückstand zur Halbzeit war eine schwere Hypothek, aber unabhängig von den fragwürdigen Entscheidungen war das vom RWE auch einfach zu wenig, zu ungenau, zu mutlos. Nach dem Seitenwechsel spielte dann aber nur noch der Deutsche Meister von 1955. Nach 65 Minuten wurden die Bemühungen mit dem sehenswerten Anschlusstreffer von Eisfeld belohnt und es war nun noch ausreichend Zeit um das Ergebnis zufriedenstellend zu gestalten. Es wurden auch ein gutes halbes Dutzend zum Teil exzellente Torchancen erspielt, aber das Leder fand nicht mehr über die Linie, was das wohl größte Manko im rot-weissen Team aufzeigte, nämlich mangelnde Torgefahr. Es fehlt einfach der Knipser, der die Dinger vollstreckt und derjenige, der in Frage käme, nämlich ‚Regler‘ Engelmann, fällt seit Wochen mit einer ominösen Mandelentzündung aus. So blieb aller Aufwand unbelohnt und das wäre möglicherweise nicht der Fall gewesen, wenn Traumtrainertänzer Dabrowski von Beginn an auf die Stärken seines Teams vertraut hätte.

Essen – So., 05.03.2023, 13:00

Rot-Weiss Essen vs SpVgg Bayreuth 2:0

Stadion an der Hafenstraße, 15.297 Zuschauer, 3.Liga
Drittes Heimspiel auf einem Sonntag in Folge. Prinzipiell gesünder für den geschundenen Kittel, da der Stauder-Konsum dann mit Blick auf den folgenden Werktag stark eingeschränkt wird. Aber dennoch ist der Tag des Herrn nicht der von mir bevorzugte Spieltag, was die etwa 150 aus der Wagner-Stadt angereisten Oldschdod-Seelen bei etwa 500 Kilometern Anreise ähnlich gesehen haben werden. Nach den aus rot-weisser Perspektive ungünstigen Vortags-Resultaten, lastete ein deutlich erhöhter Erfolgsdruck auf dieser Partie, wenn der einigermaßen komfortable Abstand nach unten gewahrt bleiben wollte. In der subjektiven Wahrnehmung gehört ein Heimspiel gegen Bayreuth, ein irgendwie ungefährlich klingender Gegner, auch zu den unsäglichen Pflichtsiegen. Die gibt es aber in dieser unberechenbaren Liga gar nicht. In Liga Drei kann jeder gegen jeden siegen und ebenso auch verlieren. Es ist zwar schön, dass man in jedes Auswärtsspiel mit der potentiellen Chance geht, etwas mitzunehmen, aber das nimmt einem eben auch die Option, mal entspannt ein Heimspiel zu besuchen, sich zurückzulehnen ohne dauerhaft erhöhten Blutdruck zu haben. Die Spielvereinigung hatte mit zwei Siegen in Folge aufhorchen lassen, man war also gewarnt. Ich finde den Verein ja nicht unsympathisch und würde diesem den Klassenerhalt gönnen. Heute musste die Sympathie aber mal pausieren.
Die Roten spielten gute erste zehn Minuten, danach sah es deutlich weniger zwingend aus, auch wenn die Spielkontrolle auf der Seite des glorreichen RWE blieb. Die Oberfranken waren aber bei ihren Kontern durchaus gefährlich und hatten zwei, drei Male die Chance zur Führung, während es für den RWE kaum mal eine brauchbare Situation gab. Auffällig waren die vielen falschen Entscheidungen beim Pass in die Spitze, da wurde der komplizierten Lösung der einfacheren viel zu oft den Vorzug gegeben, was meist einen Ballverlust zur Folge hatte. Das war auch im zweiten Durchgang noch oft genug zu bestaunen, dennoch wurden nun auch Tormöglichkeiten kreiert. Nach einer Freistoßflanke von außen – in dieser Saison durchaus eine Stärke der Rot-Weissen – nickte Kampfschwein ‚Herze‘ das Leder mit der Schulter (!) zur Führung über die Linie.  Nur wenige Minuten später fluchte ich schon auf Rother nach einem schlampigen und wieder unnötig komplizierten Zuspiel, der das Leder aber vom Verteidiger zurückbekam, noch drei Meter ging und dann trocken abzog. Aus 25 Metern zischte die Kugel wie an der Schnur gezogen neben den rechten Torpfosten in die Maschen, sicherlich davon begünstigt, dass der Bayreuther Schnapper den Ball sehr spät sah.
In der Schlussviertelstunde war bei Kontern mehrfach die Chance da, das Spiel final zu entscheiden, aber dabei stellten sich die Offensivkräfte einfach nicht kaltschnäuzig genug an. Ist ja auch für die aktuelle Sturm-Misere bezeichnend, dass die Treffer von zwei Defensiv-Leuten erzielt wurden. Die Gäste hatten noch zwei halbwegs brauchbare Chancen auf den Anschluss, aber Jakob Golz im Tor der Rot-Weissen ist aktuell nur schwer bezwingbar. So blieb es bei einem verdammt wichtigen, sicher nicht ganz unverdienten Sieg, der aber lange Zeit am dünnen Faden hing. Scheißegal, der Abstand nach unten wurde wiederhergestellt und nun wollen wir mal sehen, ob am kommenden Wochenende bei den aktuell starken Erzgebirglern etwas Zählbares aus dem Schacht mitgenommen werden kann. Zu Hause läuft es ja mit nun zehn Spielen ohne Niederlage in Folge ganz ordentlich, nun ist es an der Zeit auch in der Ferne mal wieder die maximale Ausbeute zu landen. Das wäre gerade bei einem Tabellennachbarn doppelt wertvoll.

Essen – Sa., 04.03.2023, 15:30

DJK Adler-Union Frintrop vs DJK Blau-Weiß Mintard 3:0

Bezirkssportanlage am Wasserturm, 340 Zuschauer, Landesliga Niederrhein Gruppe 3

Eigentlich hatte ich heute mit einem Ausflug ins Frittenland liebäugelt, aber das kalte und ungemütliche Wetter raubte mir jede Motivation, eine weitere Strecke zu fahren. Als erneut nur Nahverkehr und es blieb bei einem Ausflug ins nahe Essen-Frintrop, um den Adlern bei Ihrem majestätischen Flug durch die Landesliga zuzusehen. Blau-Weiß Mintard aus dem benachbarten Mülheim stellte sich vor und für den Verein mit den geschmacklosen Vereinsfarben war ein Auswärtserfolg Pflicht, um eine realistische Chance auf den Aufstieg zu wahren. Am Fuße des schönsten Wasserturms der Welt legten die Jungs aus den Mülheimer Ruhrauen dann auch ordentlich los und weckten die Gastgeber mit zwei gefährlichen Offensivaktionen auf. Diese fanden dann gut ins Spiel und erzielten bis zum Seitenwechsel zwei schön herausgespielte Treffer. Das wiederum rief die Gäste erneut auf den Plan, die nach der Pause eine starke Performance zeigten und das Geschehen klar dominierten. Fußball ist aber Ergebnis-Sport und die Adler hielten dem Druck stand. Mit dem Konter zum dritten Treffer kurz vor dem Ende, war die Sache dann durch und die Tabellenführung am Turm wurde gefestigt.

Wuppertal – Mi., 01.03.2023, 19:00

Wuppertaler SV vs Rot-Weiss Essen 0:1

Stadion am Zoo, 9.782 Zuschauer, Niederrheinpokal Viertelfinale
Verbandspokal-Halbfinale in Wuppertal. Hört sich nach nem guten Spiel an und ist es ja eigentlich auch. Bis zum Sommer letzten Jahres wäre diese Paarung für mich auch noch etwas Besonderes gewesen. Ich bin Mitte der 80er Jahre zum glorreichen RWE gekommen, als sich der Deutsche Meister von 1955 mehrere Jahre auf Augenhöhe mit dem WSV bewegte. Damals waren die Wuppis neben dem FC Meineid aus der verbotenen Stadt auf jeden Fall der größte Rivale und diesen Status hat der WSV bei mir persönlich auch bis heute gehalten. Bedingt durch den lang ersehnten Aufstieg im letzten Sommer verspüre ich aber immer noch eine derartige Zufriedenheit und Freude über neue, teils ja auch hochattraktive Gegner, dass der Niederrheinpokal und der WSV als Gegner etwas verblassen. Klingt komisch, is aber so. Ergo fühlte es sich auch eher wie eine Teilnahmeverpflichtung als ein Highlight und eine Art Derby-Stimmung kam bei mir nicht auf. Zudem wurden die Klingen mit den Talbewohnern in den letzten Jahren ja auch regelmäßig gekreuzt, so dass es kein sonderlich selektives Erlebnis war. Das sah man im Tal der Ahnungslosen ganz anders. Verständlicherweise, muss man sagen, denn der Aufstiegszug ist abgefahren, der Pokal also das letzte Eisen im Feuer. So waren da unten im Loch auch alle heiß auf uns und es wurde eine fünfstellige Kulisse angestrebt, die letztlich nur knapp verfehlt wurde. Als Intro gab es eine ganz ordentliche Fähnchen-Choreo mit Motivations-Spruch „Alles auf Sieg“ untermalt von einigen Blinkern.
Der WSV-Support war insgesamt solide, zwischendurch etwas langatmig beim sturen W-S-V-Stakkato, der eher klang als wäre ein Sprung in der Schallplatte. Auf jeden Fall war der Heim-Support deutlich besser als der aus der Gästekurve – es gab nämlich keinen. Die aktive RWE-Szene supportet im Verbandspokal erst ab dem Halbfinale. Das war in den vergangenen Jahren immer der Fall und dabei wird offensichtlich auch keine Rücksicht auf den Gegner genommen. So war unter den knapp 1.500 Gäste-Fans völlig tote Hose. Zaghafte Anfeuerungen einzelner Kleingruppen fanden keine Nachahmer. Ich finde es zugegeben etwas befremdlich, dass die Ultra-Gruppen ihre Haltung so konsequent durchziehen. Dass auf aktive Gestaltung bei einem begrenzt reizvollen Pokalspiel gegen einen Bezirksligisten verzichtet wird, finde ich nachvollziehbar. Im Gegensatz dazu zieht aber ein Spiel gegen einen Erzrivalen die Aufmerksamkeit ja nicht aus der Runde in der es stattfindet, sondern aus der eigenen Brisanz. Ich betrachte den Ultra-Gedanken ja durchaus kritisch, erkenne viel Positives, sehe genauso auch negative Verhaltensweisen, aber ich muss zugeben, dass ich den Spielen, in denen die Jungs und Mädels passiv bleiben, wenig abgewinnen kann. Natürlich steht den Ultras die Entscheidung frei, wann sie aktiv werden und wann nicht und wie angedeutet kann ja auch jeder Einzelne dann selber die Initiative ergreifen. Aber genau das funktioniert eben nicht mehr. Die ‚normalen‘ Fans haben verlernt, Stimmung in die Kurve zu bringen, daran weiter zu glauben ist nichts anderes als verklärte Romantik aus der Vor-Ultra-Epoche. Aber eben genau weil sich die Ultras als Herrscher über die Kurve sehen, sehe ich auch eine gewisse Verantwortung bei den Gruppen, generell für die Initiative zu sorgen und nicht nur, wenn es ihnen passt. Schwieriges Thema, das sicherlich auch  genug Potential für ein ausgedehntes Seminar bietet.
Der RWE trat mit dem eineinhalbten Anzug an, was recht riskant schien, denn der WSV hat durchaus Qualität. Allerdings diktierte eine Grippe-Welle die rot-weisse Aufstellung, so dass eigentlich jeder der noch gesund war, auch im Kader stand. Zusätzlich nahmen einige Jugendspieler auf der Ersatzbank Platz. Die Roten waren im ersten Durchgang dennoch die spielbestimmende Mannschaft und brachten die Gastgeber durch schnelle Umschaltmomente einige Male in Bedrängnis. Einer dieser schnellen Angriffe führte zu einem Foul an Isi Young. Den daraus resultierenden Elfer verwandelte Maschine Bastians souverän. Leider versäumten die Roten es, das Resultat vor dem Seitenwechsel noch erfreulicher zu gestalten und ein deutlich besser organisierter WSV riss im zweiten Durchgang das Zepter an sich. Die gefühlen 15 Ecken und 10 Freistoßflanken, die in den rot-weissen Sechzehner segelten, brachten aber nur selten Gefahr, so dass der RWE letztlich einen etwas glücklichen Halbfinal-Einzug feiern durfte.

Essen – So., 26.02.2023, 15:00

SV Borbeck vs Rot-Weiss Essen II 0:2

Sportplatz Prinzenstraße, 500 Zuschauer, Kreisliga B Gruppe 1
Nach der gestrigen Vielfahrerei war heute nur Nahverkehr angesagt. Für dieses Topspiel der Kreisliga B zwischen Tabellenführer SV Borbeck und der Zwoten der Roten konnte sogar auf das Rad zurückgegriffen werden. Den SV Borbeck habe ich immer als gestandenen A-Ligisten wahrgenommen, der aber irgendwann in eine Negativspirale geriet und bis in die C-Klasse abrutschte. Nach einigen Jahren auf dem Bodensatz der Ligenpyramide bekam der Club dann die Kurve und befindet sich seither in einem soliden Aufwärtstrend. Nach mehreren guten Platzierungen in der Kreisliga B soll nun der große Wurf her. Den soll es aber auch an der Hafenstraße geben. Vor dreieinhalb Jahren wurde die Zwote beim RWE neu gegründet und der Wunsch war sicherlich, im Eiltempo auf Bezirksebene oder sogar Landesebene zu gelangen. Doch nachdem direkten Aufstieg aus der Kreisliga C stockte der Express, denn nach der abgebrochenen Corona-Saison wurde im vergangenen Jahr ‚nur‘ der Vize-Titel erreicht. Aktuell hinkte das Team Tabellenführer schon wieder sechs Punkte hinterher, sodass ein Auswärtssieg Pflicht war. An die 500 Zuschauer fanden sich ein, eine stolze Kulisse für Fußball auf Rumpel-Niveau. Die Zweite vom RWE ist ja eh nicht schlecht besetzt, da haben einige Leute schon auf Bezirksebene und höher agiert. Über die Mannschaft der Gastgeber kann ich nicht urteilen, aber gute Fußballer gehen da auch zu Werke, wie oft genug zu erkennen war. Dass beim RWE der dritte Tormann aus dem Profi-Kader auflief, hätte vielleicht nicht sein müssen und es gab auch scharfe Kritik dafür. Aber letztlich war das nicht ausschlaggebend, da die rot-weisse Defensive trotz 55-minütiger Unterzahl nach Platzverweis sehr sicher stand, nicht viel zuließ und die Prinzen daher nichts Gefährliches auf das von Raphael Koczor gehütete Tor brachten. Die Gäste nutzten dagegen zwei ihrer wenigen Möglichkeiten und fuhren einen durchaus verdienten Sieg ein.