Saarbrücken – Sa., 18.03.2023, 14:00

1.FC Saarbrücken vs Rot-Weiss Essen 3:0

Ludwigsparkstadion, 10.410 Zuschauer, 3.Liga
Der Gastauftritt in Saarbrücken gehört sicherlich zu den reizvolleren Auswärtsspielen. Sahen gut 2.000 weitere Rot-Weisse ähnlich und so waren wir wieder mal ordentlich für unsere Farben vertreten. Der Bau des neuen Ludwigsparks ist ja eine noch viel wildere Geschichte, als das Rumgehampel um die Errichtung unseres Tempels an der glorreichen Hafenstraße. Auch im Saarland zierte sich die Kommune ewig, bis der Neubau, das heißt in diesem Fall ist es eher ein Umbau an gleicher Stelle, beschlossen wurde. Dann zogen sich die Arbeiten inklusive zwischenzeitlichem Baustopp derart lange hin, dass der FCS deutlich länger in der Exil-Ausweichspielstätte im benachbarten Völklingen antreten musste, als geplant. Am Ende kostete der recht schmucke Bau anstatt der veranschlagten 15,5 Mio knapp das dreifache. Dabei wurden ‚nur‘ drei Tribünen, darunter aber die neue Haupttribüne mit dem Warmgebäude, neu errichtet. Die Gegentribüne blieb erhalten und wurde saniert. Warum dort im Unterrang nicht die gesamte Spielfeldlänge genutzt wurde, stattdessen Raum in Form von Grünflächen verschenkt wurde, kann niemand so wirklich beantworten. Diese bauliche Spezialität brachte jedenfalls ausreichend Häme ein, dass diese Flächen inzwischen mit schwarzen Planen abgedeckt wurden, um einen Vereinsfarben-gerechten Kontrast zu den blauen Sitzschalen zu schaffen. Das Gesamtbild des Stadion ist aber trotz dieses kleinen Punktabzuges ein gutes.
Der Gästeblock ließ es als Intro ordentlich qualmen. Die fette rote Wolke fand sich auch zu späterer Stunde noch im Tempotuch wieder. Kaum hatte man wieder freie Sicht aufs Spielfeld, lag die Kugel dann auch schon im Essener Netz. Eine schnelle, kurz ausgeführte Ecke wurde bockstark verpennt, die anschließende Unruhe im Sechzehner konnte nicht beruhigt werden und irgendwann war das Ei dann endlich im Nest. Möglich dass auch dieses Durcheinander mit einem genialen Schachzug unseres raffinierten Feldherrn an der Seitenlinie zu tun hatte. Mit der souveränen Aura eines Cäsaren hatte Nachwuchstrainierer Dabrowski den etatmäßigen Außenverteidiger Bastians in die Sturmspitze beordert. Wie verzweifelt muss man sein? Nicht nur, dass schnell ersichtlich war, dass er die branchenüblichen Laufwege eines Stürmers nicht im Blut hat, er ist halt auch kein Sprintwunder und daher für eine eher auf schnelle Konter ausgelegte Aufgabe nicht besonders geeignet. Natürlich fehlt der Mannschaft ein echter Stoßstürmer mit Torriecher und Durchschlagskraft, aber für diesen Trickversuch, den er vermutlich aus einem Kinder-Zauberkasten entliehen hat, eine funktionierende, eingespielte Defensiv-Reihe, die ja aktuell so etwas wie die Lebensversicherung darstellt, zu opfern, ist für mich ein absoluter Offenbarungseid. Der Mann scheint hilflos, es fehlen ihm nachhaltige Ideen, ein wirkungsvolles Offensivkonzept aufzubauen.
Durch die Umstellung musste natürlich das Loch in der Verteidigung gestopft werden. Innenverteidiger ‚Herze‘ rückte nach außen – nicht seine Lieblingsposition, wie sich zeigen sollte – und dafür Felix Götze auf die Herze-Position, wodurch wiederum kreative Qualität im Mittelfeld verloren ging. Kurz und gut, das war nicht nachvollziehbar, das war einfach nur Scheiße! Trotzdem hätte Kefkir natürlich den Bigpoint aus gut sieben Metern nach zehn Minuten auch einfach mal nutzen können. Mag auch sein, dass die Einschusschance überraschend kam, aber wenn er anstelle der auch nur teilweise talentierten Ballannahme einfach die Direktabnahme bevorzugt hätte, wäre die Partie wohl wieder offen gewesen. Stattdessen fiel nach etwas mehr als einer halben Stunde der zweite Treffer für die Hausherren nach einem irgendwie ungefährlichen, aber platzierten Fernschuss, der vom Innenpfosten ins Tor sprang. Damit fühlte sich der Kick auch schon ziemlich gelaufen an. Der dritte Treffer nach etwa einer Stunde fiel nicht mehr groß ins Gewicht, war auch eigentlich des guten zu viel, denn der RWE spielte ja gar nicht so schlecht mit. Aber man bekommt die Kirsche halt auch nur ins Tor, wenn man mal auf dasselbige schießt, das machte uns der FC Saarbrigge hier vor.
Müsel hatte aber nicht gut genug hingesehen, denn bei seiner guten Möglichkeit eine Viertelstunde vor dem Ende fand er mal wieder den Zeitpunkt das Abschlusses nicht und wenn er nicht gestorben ist, dribbelt er noch heute. Wäre wohl eh zu spät gewesen und die Gastgeber hatten ja auch noch die eine oder andere gute Möglichkeit. Positiv anzumerken ist dann noch, dass die Mannschaft nach dem Schlusspfiff dennoch gefeiert wurde, da gibt’s aber auch keine Alternative zu. Mut machen heißt die Devise. Berlinski ist mir ja nach den Niederlagen dennoch irgendwie immerzu fröhlich und schaffte es – wie schon in Aue – zügig auf Grinsemann umzustellen, dass vermittelt nicht gerade eine kritische Auseinandersetzung mit dem soeben gezeigten. Ich war früher nach Niederlagen als Aktiver jedenfalls immer deutlich angepisster. Zu feiern hatten eh nur die Saarländer. Die Stimmung der ‚Virage Est‘ war über die ganze Spielzeit solide, aber nicht brachial. Da war aber wohl wie bei uns an der Hafenstraße der Baustil des Stadions mit verantwortlich. Die offenen Ecken, für meinen Geschmack zwar optisch schöner als die geschlossenen Arenen, lassen die Stimmung zu schnell entweichen und rauben der Atmosphäre den Wiederhall. Nun folgen weitere schwere Spiele gegen Aufstiegsaspiranten. Irgendwas müssen wir da holen, sonst wird die Luft nach unten schnell dünn.