
Rot-Weiss Essen vs SpVgg Bayreuth 2:0
Stadion an der Hafenstraße, 15.297 Zuschauer, 3.Liga

Drittes Heimspiel auf einem Sonntag in Folge. Prinzipiell gesünder für den geschundenen Kittel, da der Stauder-Konsum dann mit Blick auf den folgenden Werktag stark eingeschränkt wird. Aber dennoch ist der Tag des Herrn nicht der von mir bevorzugte Spieltag, was die etwa 150 aus der Wagner-Stadt angereisten Oldschdod-Seelen bei etwa 500 Kilometern Anreise ähnlich gesehen haben werden. Nach den aus rot-weisser Perspektive ungünstigen Vortags-Resultaten, lastete ein deutlich erhöhter Erfolgsdruck auf dieser Partie, wenn der einigermaßen komfortable Abstand nach unten gewahrt bleiben wollte. In der subjektiven Wahrnehmung gehört ein Heimspiel gegen Bayreuth, ein irgendwie ungefährlich klingender Gegner, auch zu den unsäglichen Pflichtsiegen. Die gibt es aber in dieser unberechenbaren Liga gar nicht. In Liga Drei kann jeder gegen jeden siegen und ebenso auch verlieren. Es ist zwar schön, dass man in jedes Auswärtsspiel mit der potentiellen Chance geht, etwas mitzunehmen, aber das nimmt einem eben auch die Option, mal entspannt ein Heimspiel zu besuchen, sich zurückzulehnen ohne dauerhaft erhöhten Blutdruck zu haben. Die Spielvereinigung hatte mit zwei Siegen in Folge aufhorchen lassen, man war also gewarnt. Ich finde den Verein ja nicht unsympathisch und würde diesem den Klassenerhalt gönnen. Heute musste die Sympathie aber mal pausieren.
Die Roten spielten gute erste zehn Minuten, danach sah es deutlich weniger zwingend aus, auch wenn die Spielkontrolle auf der Seite des glorreichen RWE blieb. Die Oberfranken waren aber bei ihren Kontern durchaus gefährlich und hatten zwei, drei Male die Chance zur Führung, während es für den RWE kaum mal eine brauchbare Situation gab. Auffällig waren die vielen falschen Entscheidungen beim Pass in die Spitze, da wurde der komplizierten Lösung der einfacheren viel zu oft den Vorzug gegeben, was meist einen Ballverlust zur Folge hatte. Das war auch im zweiten Durchgang noch oft genug zu bestaunen, dennoch wurden nun auch Tormöglichkeiten kreiert. Nach einer Freistoßflanke von außen – in dieser Saison durchaus eine Stärke der Rot-Weissen – nickte Kampfschwein ‚Herze‘ das Leder mit der Schulter (!) zur Führung über die Linie. Nur wenige Minuten später fluchte ich schon auf Rother nach einem schlampigen und wieder unnötig komplizierten Zuspiel, der das Leder aber vom Verteidiger zurückbekam, noch drei Meter ging und dann trocken abzog. Aus 25 Metern zischte die Kugel wie an der Schnur gezogen neben den rechten Torpfosten in die Maschen, sicherlich davon begünstigt, dass der Bayreuther Schnapper den Ball sehr spät sah.
In der Schlussviertelstunde war bei Kontern mehrfach die Chance da, das Spiel final zu entscheiden, aber dabei stellten sich die Offensivkräfte einfach nicht kaltschnäuzig genug an. Ist ja auch für die aktuelle Sturm-Misere bezeichnend, dass die Treffer von zwei Defensiv-Leuten erzielt wurden. Die Gäste hatten noch zwei halbwegs brauchbare Chancen auf den Anschluss, aber Jakob Golz im Tor der Rot-Weissen ist aktuell nur schwer bezwingbar. So blieb es bei einem verdammt wichtigen, sicher nicht ganz unverdienten Sieg, der aber lange Zeit am dünnen Faden hing. Scheißegal, der Abstand nach unten wurde wiederhergestellt und nun wollen wir mal sehen, ob am kommenden Wochenende bei den aktuell starken Erzgebirglern etwas Zählbares aus dem Schacht mitgenommen werden kann. Zu Hause läuft es ja mit nun zehn Spielen ohne Niederlage in Folge ganz ordentlich, nun ist es an der Zeit auch in der Ferne mal wieder die maximale Ausbeute zu landen. Das wäre gerade bei einem Tabellennachbarn doppelt wertvoll.








