SV Genc Osman Duisburg vs ESC Rellinghausen 06 3:0
Heinrich-Hamacher-Sportpark, 160 Zuschauer, Landesliga Niederrhein Gruppe 2
Eigentlich wollte ich die Los-Kreisliga-Wochos in Duisburg fortsetzen, aber die Großenbaumer SG trat leider auf Asche an, da am Rasenplatz aktuell noch Ausbesserungen durchgeführt werden. Genau diese Gefahr ahnend, war ich mit entsprechendem Puffer in den Duisburger Süden gereist und konnte die B-Lösung in Neumühl daher pünktlich erreichen. Für einem Landesliga-Ground ist die Anlage mit den paar Sitzreihen gar nicht so verkehrt, wirkt aber leider völlig steril. Daran konnten auch die hervorragenden Köfte im Fladenbrot nichts ändern. Der ‚Heinrich-Hamacher-Sportpark‘ wurde erst kürzlich auf Eigeninitiative des Vereins saniert. Zur Anlage gehören noch ein Rasen- und ein Ascheplatz. Der Kunstrasen ist erst knappe drei Jahre alt. Vor bestimmt zehn Jahren kam ich hier schon mal vorbei und warf einfach mal einen Blick auf die Anlage. Dabei fischte mich der Platzwart ab und wollte wissen, was ich dort mache. Ich erläuterte kurz mein Hobby und stach damit in ein Wespennest, denn da er Mitglied des TuS Neumühl war, der die Leichtathletik-Ressourcen der Anlage nutzt, nahm er mich mit in das Allerheiligste des Clubheims mit, legte mir historische Banner und Wimpel vor, erklärte mir lang und breit die Vereinshistorie und gab mir am Ende noch ein Festschrift zum 100jährigen Vereinsjubiläum mit, welches ein Jahr zuvor stattgefunden hatte. Aus meinem Drei-Minuten-Stopp wurde eine gute Stunde. Zugegeben – die Geschichte des TuS Neumühl hat mich jetzt nicht so brennend interessiert, aber ein betagtes Vereinsmitglied zu erleben, wie es mit glänzenden Augen voller Stolz von seinem Verein erzählt, hat mich damals beeindruckt und das bleibt als eine schöne Anekdote in Erinnerung. Der SV Genc Osman war damals übrigens soeben erst gegründet. Da von Migranten geprägte Vereine ja auch oft genug negative Schlagzeilen machen, sei hier erwähnt, dass die Atmosphäre in Neumühl äußerst entspannt war und die Integration, derer sich der Club explizit rühmt, keine Worthülse zu sein scheint. Allerdings ging die Gastfreundschaft nicht so weit, den Gästen die Punkte zu überlassen.
Stadion an der Römerstraße, 1.810 Zuschauer, Regionalliga West
Und schon wieder bin ich dem glorreichen RWE trotz fehlender Motivation in die ‚Ferne‘ gefolgt. Straelen war das Ziel, führendes Handelszentrum der deutschen Schnittblumenindustrie. Vor diesem Spiel lag der SVS nur wenige Punkte hinter den Roten. Wenn man sich das mal auf der Zunge zergehen lässt, wird einem wieder klar, wie es um den Herzensverein sportlich steht. Zwar ist der Deutsche Meister von 1955 schon mehrfach in der Blumenstadt angetreten, war dann aber immer klarer Favorit. Spiel des Jahres also für die Gastgeber, deren kleiner Anhang eine Fähnchen-Choreo auf die Beine gestellt hatte. Im Away-Sektor fand sich ein gut 400 Leute starker Gäste-Anhang ein, der aber bereits nach 15 Minuten um etwa 50-60 Personen ausgedünnt wurde. Zwei Mitgliedern der Ultra-Szene wurde der Zutritt aus mir nicht bekanntem Grunde verweigert, worauf der Support umgehend eingestellt, Fahnen eingerollt, Banner vom Zaun genommen und der Block verlassen wurde. Ich sag es immer wieder… sollen se machen. Auf mich wirkt diese Nummer einfach nur peinlich. Wenn der ultraseitig vielbemühte Zusammenhalt, ein fundamentaler Teil des Ultra-Gedanken, auch bedeutet, dass man bei kleinsten Unebenheiten zusammen den Schmollwinkel anvisiert, statt den ach so geliebten Verein zu unterstützen, verkommt die Sache für mich persönlich zur Lachnummer. Wäre für die Staatsmacht ja eigentlich so einfach, die bösen Ultras aus den Bundesliga-Stadien zu verbannen – einfach zwei, drei Mann mit fadenscheinigen Gründen den Zutritt verwehren und schon ist die Kurve leer und das Event-Volk kann in Ruhe dem Kommerz-Gehampel beiwohnen. Aber lassen wir das… Ultra werde ich wohl nie ganz verstehen. Der RWE zeigte dann eine unerwartet starke erste Hälfte, nutzte aber nur eine der zahlreichen Chancen zum Führungstreffer. Zwar zeigten sich die Schnittblumenhändler auch nach dem Wechsel nicht zwingender, aber da es ja fast eine Regel ist, dass Mannschaften die knapp in Führung liegen, in den letzten Minuten noch unter Druck geraten, hing der Sieg noch am seidenen Faden, da der Ball in der letzten Szene der Partie schön durch den rot-weissen Sechzehner flipperte, den Weg aber zum Glück nicht ins Tor fand.
Sportanlage Vogelwiese Platz 2, 53 Zuschauer, Kreisliga B DU/MH/DIN Gruppe 2
Nix los zu Hause, also ab zum Fußball. Innerhalb weniger Wochen landete ich zum zweiten Mal bei einem Kreisliga-Geholze in Duisburg. Die Lage des Platzes kann es so wahrscheinlich auch nur im Ruhrpott geben. Eingeklemmt zwischen ein paar Zechenhäusern, einer Schrebergarten-ähnlichen Wohnsiedlung, einem Güterzug-Gleiskörper und der A42, nahe Vater Rhein und dem Werksgelände von Thyssen in Beeckerwerth, liegt diese kultig-kuschelige Asche-Grube. Mit dem Auto kann man nur schwer direkt anfahren und der Fußweg zum Platz ist zum Ende hin dunkel wie ein Bärenarsch von innen. Die Nähe zum Stahlwerk kann ob der Geräuschkulisse auch nicht verheimlicht werden. Passend dazu war das grobschlächtige Geplecke auf dem nicht einfach zu bespielenden Geläuf. Wer schon auf Asche gespielt hat, weiß wie einem die Murmel da um die Füße herum hoppelt, wie ein flüchtendes Karnickel. Das torlose Spiel kam daher nicht zu überraschend auch wenn die Hausherren mehrfach die Chance zur Führung hatten und allein drei Mal das Aluminium bemühten.
RBC Stadion, 150 Zuschauer, 3e Klasse Zuid 1 Zondag A
Zum Geburtstag schenkte ich mir eine kleine Prise Nostalgie. Mit dem RBC war nämlich ein ehemaliger Erstligist Teil dieser Veranstaltung. In den 80ern stieg der Club in den Profibereich auf und erreichte als Zweitligist sogar das Pokalfinale. In den ersten Jahren des neuen Jahrtausends spielte der RBC einige Zeit in der höchsten Spielklasse stieg 2006 aber ab und ging fünf Jahre später pleite. Der Verein wurde dann sogar aufgelöst, aber kurz darauf der gleichnamige Nachfolge-Verein gegründet. Dieser musste ganz unten anfangen, hat sich inzwischen zwei Klassen hoch gearbeitet und spielt achtklassig. In der aktuellen Saison könnte ein weiterer Schritt nach oben erfolgen, denn der RBC steht mit einigem Vorsprung auf Platz eins. Seit einigen Jahren spielt der Club auch wieder an seinem angestammten Platz, einem typischen-holländischen kleinen Stadion, dass der Neubauphase der 90er entstammt, als serienweise neue Stadien in den holländischen Profi-Spielklassen entstanden.
Sportpark D’n Hooghe Hilt, 300 Zuschauer, 1e Klasse Zaterdag B
An diesem Wochenende spielte der schwarz-weiß gefleckte Kumpel mal nicht die Hauptrolle, aber da die Kirsche ja letztlich immer irgendwo durch die Gegend rollt und meine Herzdame sich meiner Leidenschaft ja meist sehr gnädig erweist, konnte dann doch ein Bolz mitgenommen werden. Am Standort unseres Quartiers in Zoutelande in der Provinz Zeeland wird (noch) in der sechstklassigen ‚Eerste Klasse‘ vor die Murmel getreten. Um die ‚Möwen‘ ist es aber sportlich nicht gut bestellt, so dass die Zeichen auf Abstieg stehen. Heute war der Tabellenfünfte eine zu hohe Hürde, die auch mit halbstündiger Überzahl nicht genommen werden konnte. Windstärke 7 am Strand ließ mich stark daran zweifeln, dass überhaupt angestoßen wird, aber da die Anlage direkt hinter den hohen Dünen liegt, zeigte sich der Blasehase dort etwas schwächer. Ein geordnetes Spiel war aufgrund starker Böen und des einer Ackerfläche gleichenden Spielfeldes dennoch kaum möglich. Aber einen schmucken Ausbau in Form einer recht futuristisch wirkenden Tribüne hat sich der Club gegönnt. Ich finde es ja immer wieder bemerkenswert, dass selbst die blutigsten Amateur-Clubs teilweise über feudale Sportparks verfügen. Das Sponsorengeld scheint bei unseren Nachbarn im Amateurfußball doch lockerer zu sitzen als in der Bundesrepublik.
Stadion am Bruchbaum, 1.300 Zuschauer, Regionalliga West
Wenn ich aktuell ein Spiel des glorreichen RWE besuche, muss ich mich ja etwas zwingen, da die Saison natürlich mal wieder längst gelaufen ist. Lippstadt hatte aber zumindest einen gewissen Reiz, da man dann wenigstens mal einen anderen Spielort als die der gewohnten Gegner zu sehen bekommt. Das alte ‚Waldschlösschen‘ hatte zwar deutlich mehr Charme, aber am Bruchbaum war ich bisher auch nur ein einziges Mal. Wenig erwartet hatte ich ob der letzten Ergebnisse und Spielkritiken und dazu spielt der Aufsteiger, der vor mehr als zwanzig Jahren aus der Fusion von Teutonia und Borussia – letztere war ja der Stammverein der Rummenigge-Brüder – entstand, eine blitzsaubere Saison und rangierte vor diesem Spiel sogar vor dem Deutschen Meister von 1955. Überraschenderweise zeigte die etwas ersatzgeschwächte Truppe dann aber eine äußerst passable Partie. Die frühe und schon verdiente Führung verlieh Sicherheit und der Sieg geriet durch einen konzentrierten Auftritt auch nie in Gefahr. Die Gastgeber waren mit dem Endresultat sogar noch gut bedient, das hätte schlimmer enden können. Wie auch die Wetterkapriolen. Hatten wir es im ungedeckten Gäste-Sektor während der zweiten Hälfte ’nur‘ mit von Sturmböen begleitetem, starkem Regen zu tun, mussten wir auf der Rückfahrt in Dortmund noch einen umgekippten Baum umschiffen und allem möglichen umherfliegenden Krempel ausweichen, kamen dann aber ungefährdet, wie der heutige Auswärtssieg, daheim an.
Keine vierzig Minuten nach Spielschluss in Ungarn parkte Dominik den Wagen in einer Seitenstraße des ‚Tehelné Pole‘ in Bratislava. Vor fast zehn Jahren, Ende 2009, verließ der SK Slovan sein Heimstadion, das alte ‚Tehelné Pole‘, das auch als Nationalstadion fungierte. Auch das Nationalteam zog sich von dort zurück und bis 2013 gammelte das schöne alte Stadion vor sich hin, dann wurde es abgerissen. Slovan spielte nun stattdessen im nur wenige hundert Meter entfernten ‚Stadion Pasienky‘, das bis zu dessen Insolvenz von Inter Bratislava bespielt wurde, dem ärgsten Lokalrivalen. Den ‚Ultras Slovan Pressburg‘ passte das nicht so richtig und so entschieden diese, den Heimspielen ihres Clubs künftig fern zu bleiben, was sie bis zum heutigen Tage durchzogen. Nach vier Jahren Bauzeit wurde nun zu Beginn diesen Jahres das neue ‚Tehelné Pole‘ – übersetzt bedeutet das ‚Ziegelfeld‘ – fertiggestellt. Für die Ultras war das der ersehnte Zeitpunkt, die Rückkehr zu den Heimspielen zu proklamieren und für die offizielle Eröffnung wurde das Prestige-Duell gegen den alten Rivalen Spartak Trnava ausgewählt. Ein ausverkauftes Haus war selbstverständlich, aber nun traten die Gäste-Ultras auf den Plan. Da der Away-Sektor angeblich noch nicht vollständig hergestellt war, wurden Spartak nur 500 Tickets statt der zustehenden 5% des Fassungsvermögens von 22.500 zugeteilt. Das löste massive Verärgerung bei den Gästen inklusive Boykott-Drohung aus. Sogar der Spartak-Vorstand schaltete sich ein und vertrat die Interessen seiner Anhänger bis zur Androhung des Nichtantritts. Dieser wäre natürlich dem Super-GAU gleich gekommen, so dass Slovan zerknirscht nachgab, die Vollendung der Arbeiten am Gästeblock und die Übersendung von 1100 Tickets zusagte. Doch das Kind war nun in den Brunnen gefallen. ‚Ultras Spartak‘ waren beleidigt und befohlen der eigenen Szene den Boykott. Herrliche Ultra-Scheiße also. Slovan machte dann Nägel mit Köppen und verkaufte die Tix für den Away-Sektor noch an die eigenen Leute. Von außen erinnert die neue Bude ein wenig an eine Kopie des Münchener Versicherungs-Schlauchbootes, aus dem man die Hälfte der Luft raus gelassen hat. Auch innen sieht das Stadion nicht spektakulär aus, lediglich die etwas niedriger gebaute westliche Hintertor-Seite verleiht etwas individuellen Charakter. Aber ich habe schon unansehnlichere Stadien gesehen. Die Hütte war also ausverkauft und die Heimkurve ordentlich beflaggt und – wie man so schön sagt – mit Supportwilligen gut bevölkert. Auch befreundete Szenen aus Brno und von der Wiener Austria waren mit Abordnungen zugegen. Vor dem Spiel gab es dann die offizielle Eröffnungszeremonie. Verpackt in eine Laser-Show wurde mit einigem Trara die Geschichte das alten ‚Tehelné Pole‘ erzählt. So laufen Stadion-Eröffnungen wohl heutzutage ab – ich brauche sowas ja nicht. Die Slovan-Kurve ließ dann untermalt von einer Fähnchenchoreo über sämtliche Blöcke und einer Blockfahne im Oberrang der Kurve stattliche Rauchsäulen in den Vereinsfarben in den Nachthimmel steigen und drehte danach support-technisch ordentlich frei. Das war jetzt nicht megabrachial, aber gerade für slowakische Verhältnisse mehr als überdurchschnittlich. Die Mannschaft tanzte nicht aus der Reihe und fuhr einen verdienten Sieg ein. Zu überlegen waren die Gastgeber, da der amtierende Meister Spartak aufgrund finanzieller Schwierigkeiten aktuell sportlich kleine Brötchen backen muss. Nach dem Seitenwechsel zeigte die Kurve erst eine Blockfahne in Form eines riesigen Trikots, mit dem sich ‚Ultras Slovan‘ selbst feierten und dann wurden hinter einem transparenten Banner mit der Aussage „Willkommen in der Hölle“ in der ganzen Kurve eine große Zahl Fackeln gezündet. Brutales Bild. Ein ausverkaufter Block voll Spartak-Ultras hätte der Nummer die Sahnehaube aufgesetzt aber auch so war es eine gelungene Veranstaltung.
Wittmann Antal Arena, 400 Zuschauer, Nemzeti Bajnokság II
Das nächste Ziel hieß Mosonmagyaróvár. Hier ging am Nachmittag noch ungarisches Zweitliga-Geknüppel über die Bühne. Eigentlich war es nicht meine Absicht daran teilzunehmen, doch unterlag ich hier schlicht und einfach einer demokratischen Mehrheitsentscheidung. Danke Merkel. Aber drei Spiele in drei Ländern an einem Tag macht man ja auch nicht so oft. Das mickrige Stadion in der Kleinstadt in Ungarns Nordwesten hat nicht viel zu bieten. Ein zweiteilige überdachte Tribüne mit drei Schalensitz-Reihen auf der einen, deren unüberdachte zwei auf der anderen Seite bieten dem Zuschauer Platz. Auch hier tummelten sich einige bekannte Gesichter, die dem Geschehen auf dem Rasen ähnlich wenig Aufmerksamkeit schenkten wie ich.