Sonntag, 28.07.2019, 14:00

deutschland

FSV Zwickau vs 1.FC Magdeburg 0:0

Stadion Zwickau, 8.858 Zuschauer, 3.Liga

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Zwickau hieß das heutige Ziel. Vor ein paar Jahren bezog der FSV das neue Heim im Stadtteil Eckersdorf. So einfach dieses Stadion auch gebaut ist, mir gefällt es ganz gut. Ich bin ja eh ein Fan von Stadien mit vier einzelnen, baulich voneinander getrennten Tribünen. Unverständlich finde ich nur, dass für die Hintertor-Tribünen nicht die gesamte Spielfeldbreite genutzt wurde, die Ränge also schmaler gebaut wurden, als möglich. Der Ground liegt auf leicht abschüssigem Gelände, daher ist die Gegentribüne auf Höhe des obersten Niveaus zu betreten, während die Haupttribüne ebenerdig erbaut ist. Die Fan-Szene des FSV steht dem Hobby des Stadionhüpfens nicht allzu aufgeschlossen gegenüber. Oder etwas deutlicher ausgedrückt – man hat schon einige Geschichten gehört, dass orts- und vereinsfremde Besucher bedroht oder ganz am Spielbesuch gehindert wurden. Das finde ich insofern zu verurteilen, als dass jeder, der sich regulären Zutritt verschafft, auch das Recht hat dem Spiel beizuwohnen. Nun gibt es sicher einige Angehörige der Groundhopping-Gilde, die es mit dem Fotografieren übertreiben. Daher habe ich auch Verständnis, wenn Fanszenen auf Leute allergisch reagieren, die unablässig und aufdringlich mit der Kamera vor der Kurve rumspringen und wild den Auslöser betätigen. Auch hier sollte dann aber eine deutliche Ansage das Maß sein. Auf der anderen Seite ist ja den Gestalten, die dem Hobby ungehemmt und respektlos nachgehen, auch nicht mehr wirklich zu helfen, erst recht nicht, weil die Voraussetzungen in Zwigge bekannt sind. Ich hatte prinzipiell wenig Sorge, dass wir angelabert werden, da wir eben nicht mit den typischen Merkmalen eines Vollblut-Hoppers ausgestattet sind. Wir sind nicht mit dicken Kameras oder Bauchtasche behangen, tragen weder überwiegend dunkle Kleidung, noch szenetypische Funktions-Klamotten wie Jack Wolfskin oder North Face und wir machen zwar ein paar Bilder aber eben nicht unablässig und vor allem mit Zurückhaltung. Ich halte es da, wie bei Auslandstouren. Bring den Völkern die Du besuchst Respekt entgegen und zeige Dich freundlich, sei umsichtig und nimm Dir Ratschläge zu Herzen, dann wirst Du nur selten in Schwierigkeiten geraten. Trotzdem wurde die Parkplatzsuche von einer gewissen Paranoia geprägt, bis ein geeigneter Stellplatz gefunden wurde. Ansonsten war alles entspannt und lief nicht anders ab, als andere Spielbesuche auch. Die FSV-Kurve eröffnete mit einem schönen Fahnenmeer und Protest-Spruchbändern für die Vereinsfarben und gegen die Gestaltung des neuen Ausweichtrikots in neongelb. Danach wurden zur Bestätigung Rauchtöpfe in den Clubfarben gezündet. Obwohl die Schwaden auf das Spielfeld zogen, reagierte der Referee äußerst angenehm und ließ einfach weiterspielen, anstatt die Akteure panisch in die Kabine zu bitten. Ein Eintrag in den Spielbericht wird aber unumgänglich erfolgt sein. Der 1.565 Köpfe starke Gäste-Anhang zeigte sich gewohnt lautstark aber ohne optische Untermalung. Ich zieh ja immer wieder den Hut davor, dass die FCM-Kurve mit beinahe 100%iger Mitmachquote und extrem laut auftritt, kann aber mit diesem statischen, polnisch geprägten Support-Stil nicht viel anfangen. Gegen die akustische Macht hatte die Heimkurve trotz starker Bemühung nur selten eine Chance, sich vokal in Szene zu setzen. Auf dem Rasen sah das anders aus, denn die Schwanenstädter brannten in der ersten Hälfte ein wahres Feuerwerk ab, schafften es aber trotz zahlreicher Chancen nicht die Kirsche zu versenken. Nach dem Seitenwechsel konnte die Elf von der Elbe den Kick dann offener gestalten. Torchancen gab es auf beiden Seiten nur noch wenige und der FCM hätte die Partie kurz vor dem Ende um Sackhaaresbreite beinahe noch gekippt und das Spiel damit ziemlich auf den Kopf gestellt. Torlos ging es zu Ende, womit die Bördestädter wohl besser leben konnten als die Sachsen.

Samstag, 27.07.2019, 18:00

deutschland

1.FC Lichtenfels vs FC Coburg 2:3

Karl-Fleschutz-Stadion, 400 Zuschauer, Landesliga Bayer Nordwest

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Nächster Halt Lichtenfels, nur wenige Kilometer weiter. Hier konnte schon  eher von einem Derby gesprochen werden. Der FC Coburg war zu Gast und insgesamt gut 400 Kiebitze waren gekommen, auch wenn die offizielle Zuschauerzahl nur mit 280 benannt wurde. Das Lichtenfelser Stadion ist ein absoluter Traum für jeden Liebhaber ergrauter Spielstätten. Auf der Hauptseite befindet sich das Warmgebäude mit darüber liegender Vereinsgaststätte, von deren Terrasse man dem darunter abgelieferten Gegurke  aus erhöhter Perspektive beiwohnen kann. Der absolute Vorteil dieses Standortes  ist, dass der Weg zum Zapfhahn nur ein paar Meter beträgt. Mittig auf der Hauptseite befindet sich, flankiert von Stehrängen, eine in den Vereinsfarben gehaltene Sitztribüne, neben der sich ein altes, brachliegendes Produktionsgebäude eines Möbel-Herstellers befindet. Auf der Gegenseite wurde über die gesamte Spielfeld-Länge eine überdachte Stehtribüne errichtet, welche die besten Jahre hinter sich hat. Auf der westlichen Hintertor-Seite befindet sich eine ungedeckte Stehtribüne und lediglich hinter dem gegenüber liegenden Tor sucht man Ausbau vergebens.  Ich finde das ja super, aber es  stellt sich doch die Frage, warum für diesen Verein eine derart überdimensionierte Spielstätte errichtet wurde. Auch wenn der Verein bis in die frühen 70er Jahre latent erfolgreich war, konnte dieser aber damals, wenn einige Male auch nur knapp am Aufstieg gescheitert, nie höher als drittklassig agieren. Seitdem hat man sich auf Landesliga-Niveau und zeitweise darunter eingependelt. Man konnte aber spüren, dass der Club über einen gewissen Rückhalt verfügt. Das lag aber weniger an der kleinen Supportgruppe. Bei dieser handelt es sich Menschen mit Trisomie 21, auch als Down-Syndrom bekannt, die von einem Betreuer begleitet wurden. Die mitgeführte Zaunfahne weist auf die Herkunft aus einem Heilpädagogischen Zentrum hin. Mitunter gaben diese typische Fußballmelodien mit etwas merkwürdig anmutenden, dem Spielverlauf individuell angepassten Texten von sich. Da konnte man sich einer gewissen Belustigung nicht erwehren, aber ich finde es stark, dass vermeintlich benachteiligten Menschen solche Möglichkeiten eröffnet werden. Der in dieser Saison bisher sieglose 1.FCL konnte auch im vierten Spiel nichts Zählbares einfahren und die mitgereisten Gäste-Anhänger durften sich über einen Dreier im Derby freuen.

Samstag, 27.07.2019, 15:00

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VfL Frohnlach vs SV Memmeldorf 1:4

Willi-Schillig-Stadion, 180 Zuschauer, Landesliga Bayern Nordwest

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Dominik konnte für einen kleinen Ausflug gen Oberfranken und Sachsen gewonnen werden. Zunächst ging es nach Frohnlach. Der in diesem nur 2.000 Einwohner zählenden Ortsteil von Ebersdorf ansässige VfL verbrachte den Großteil der letzten 30 Spielzeiten in der Bayernliga, war also in früheren Jahren sogar drittklassig. Vor zwei Jahren musste man sich letztmalig vom Oberliga-Niveau verabschieden, so dass aktuell Landesliga-Fußball angesagt ist. Der Verein verfügt über ein sehr idyllisch zwischen Wäldern und Feldern gelegenes kleines Stadion mit einer überdachten Tribüne und einer kleinen Stehtraverse auf der Gegenseite. In solcher Umgebung macht die Spielbeobachtung ja immer Laune. Die Partie gegen Memmelsdorf, einem Vorort von Bamberg, wurde trotz beinahe 50 Kilometern Entfernung zart als Derby benannt. Nach Derby-Rivalität sah es dann aber in der Tat aus, denn beide Clubs schenkten sich nichts und insgesamt wurde satte zwölf Mal der gelbe Pappkarton aus der Hosentasche des Schiedsrichters befreit und in die frische Luft gereckt. Die Gäste spielten clever und fügten dem VfL nicht unverdient die erste Heim-Pleite seit 339 Tagen zu.

Freitag, 26.07.2019, 19:30

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Rot-Weiss Essen vs BV Borussia Dortmund U23 2:1

Stadion Essen, 14.497 Zuschauer, Regionalliga West

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Ganze fünf Spiele der Roten hatte ich in der vergangenen Rückrunde gesehen, das letzte Anfang April, ebenfalls gegen die Back-up-Truppe des BVB. Und nach der wieder mal enttäuschenden Saison und dem Fußball zum Abgewöhnen unter Trainer Carsten Neitzel, ohne jeden Sieg in den letzten acht Pflichtspielen, hatte ich mir nun vorgenommen, die Hafenstraße erst einmal zu meiden und vor allem kein Spiel zu besuchen, bei dem Herr Neitzel noch das Amt der Trainierers inne hat. Nun ja, Neitzel wurde seines Amtes zwei Wochen nach Saisonende enthoben, so dass diese K.O.-Voraussetzung schnell eliminiert war und mit Christian Titz wurde ein leidlich prominenter Mann an die Linie gestellt. Außerdem fand der große Umbruch statt. Alte Zöpfe wurden abgeschnitten und damit Zeichen gesetzt. Mit jeder Spielerverpflichtung wuchs das Interesse wieder und schlussendlich war es vor dem 1.Spieltag wie immer – ich hatte Bock!! Auch wenn ich da keine Illusionen mehr habe. Meine Erwartungshaltung ist gering und der Glaube an eine erfolgreiche Spielzeit quasi nicht mehr existent. Aber was halt im Untergrund immer wieder schwelt, ist die Hoffnung, die ja zu jedem Saisonbeginn wieder stärkere Keime treibt. Und die in den letzten Jahren in der Regel nach dem ersten Saison-Drittel durch die mäßig talentierten Kicker wieder nachhaltig kaputt getreten wurde. Mal sehen, was die neue Spielzeit für Enttäuschungen zu bieten hat. Fast 15.000 Leute bildeten eine großartige Kulisse und zeigten, welche Begeisterung durch die Veränderungen erneut provoziert wurde. Die Anfangsphase war nur kurz von gegenseitigem Respekt geprägt, dann übernahmen – am Alter gemessen – erstaunlich abgeklärte, disziplinierte und körperlich präsente Gäste die Initiative. Zwei wegen Abseitsstellung aberkannte Treffer der Dortmunder kann ich nicht verlässlich kommentieren, da ich vom Geschehen zu weit weg war. Große Proteste gab es zwar nicht, aber knapp war es wohl auf jeden Fall. Ein drittes Mal schlug die Kirsche dann ein und dieses Mal zählte der Treffer. Chancen für den RWE, der nicht unbedingt schlecht agierte und eher von starken Borussen in der Entfaltung behindert wurde, waren Mangelware. Der BVB-Nachwuchs ging mit einer verdienten Führung in die Pause. Das Titzsche Spielsystem bindet ja den Torhüter ein, der bei Ballbesitz weit aufrückt und sich mit dem Ziel, eine Überzahl zu schaffen, als zusätzliche Anspielstation anbietet. Eine riskante Nummer, die ich kritisch sehe, die aber am heutigen Tage keine nachteilige Wirkung hatte.
Die Roten kam mit neuem Mut aus der Kabine und übernahmen das Zepter, da der BVB nun auch die Gebietsansprüche des ersten Durchgangs vermissen ließ. Das Feld wurde – eigentlich unerklärlich – weitestgehend den Gastgebern überlassen. Großartige Torgefahr wurde dennoch nicht herauf beschworen, der Glaube beim Publikum schwand und die Nachwuchs-Borussen bekamen eine Viertelstunde vor dem Ende die große Chance, den Deckel drauf zu machen. So endete die Partie mal wieder typisch rot-weiss, da vor großer Kulisse, die Chance eine breite Euphorie loszutreten, nicht genutzt und stattdessen eine Heim-Pleite zum Saisonauftakt kassiert wurde. Das hätte der Schlusssatz sein können. Der BVB nutzte aber die angesprochene Konterchance nicht und fünf Minuten später gab es auf der Gegenseite eine aussichtsreiche Freistoßchance aus halblinker Position. Lange habe ich an der Hafenstraße keinen direkten Freistoß mehr einschlagen sehen, aber Neuzugang Condé, von Wolfsburgs Nachwuchs gekommen, erledigte das eindrucksvoll. Der irgendwie doch unerwartete Ausgleich war gefallen und als ich in der Nachspielzeit meinen Kollegen mitteilte, dass ich mit dem Remis gut leben kann, da es sich wie ein Sieg anfühlte, segelte ein letzter langer Ball in den schwarz-gelben Sechzehner. Einen dem Spielgerät entgegeneilenden Marcel Platzek und einen ungeschickten Körperseinsatz eines BVB-Verteidigers später, pustete der Referee in die Piepe und zeigte tatsächlich auf den ominösen Punkt. Elfmeter! Für Rot-Weiss! In der Nachspielzeit! Bedingt durch die vielen Negativ-Erlebnisse der letzten Jahre, erwartete man derartiges doch eher andersrum. Meine angeborene Skepsis über die Wahrscheinlichkeit der erfolgreichen Umsetzung der anspruchsvollen Aufgabe wischte der aus Homburg verpflichtete Alexander Hahn unfassbar selbstsicher mit einem trockenen Schuss ins linke untere Eck vom Rasen! Schluss, Ende, Aus – der Spielleiter pfiff gar nicht mehr an und drei unfassbar glücklich erlangte Punkte blieben an der Hafenstraße. Hammer, was nun eine Stimmung in der Bude herrschte, überhaupt in der Schluss-Viertelstunde. Dabei war, vor allem aus meiner Perspektive, dem Away-Sektor näher als der Westkurve,  über weite Phasen nur der gut 1.500 Köpfe starke Gäste-Anhang zu hören. Der rot-weisse Anhang hatte stark begonnen. Es war zum Fahnentag aufgerufen worden, was ein von mir persönlich sehr geliebtes, wildes Kurvenbild ergibt, und zwei große motivierende Spruchbänder schworen die rot-weisse Elf ein. Eins davon, über die gesamte Länge der Rahn-Tribüne gespannt, lautete: Niemals aufgeben! Wer hätte vor dem Spiel geahnt, dass dieser Slogan so schnell an Bedeutung gewinnen würde. Laut war es während der Anfangsphase, aber nach einer halben Stunde wurde es immer ruhiger und während der zweiten Spielhälfte habe ich mich zwischendurch gefragt, ob etwas vorgefallen war und der organisierte Ultra-Support daher eingestellt wurde. Dass die Hafenstraße nur noch selten zu einer echten Support-Hölle mutiert, ist ja kein Geheimnis, und auch in diesem Falle konnte das heute vielköpfige Potential über eine lange Phase offensichtlich einfach nicht mobilisiert werden. Anspannung wohl zu groß, habe keine andere Erklärung. Oder ich selber war zu angespannt oder hatte zu tief und zu oft in den Stauder-Becher geschaut und daher einfach nix mehr richtig wahrgenommen. Am Ende ist das alles scheißegal – was zählt ist der Sieg, auch wenn man meinen könnte, dass das gesamte Saisonglück schon in einer einzigen Partie verbraucht wurde. Dieser Last-Second-Win muss nicht, aber kann etwas lostreten. Eine Eigendynamik wie vor einigen Jahren in der NRW-Liga-Saison nach dem insolvenzbedingten Zwangsabstieg. Die Wortkreation ‚Thammsche Initialzündung‘ machte schon die Runde, denn Verteidiger Alexander Thamm war es, der damals nach richtig guter Teamleistung im ersten Saisonspiel in der Schlussphase quer in der Luft lag und mit einem Traumtor den Sieg bescherte. Ich will den Erfolg gegen den BVB nicht überbewerten, aber für die Moral und den Glauben an ein Ziel (das ja eigentlich nur ‚Orientierung nach oben‘ heißt, aber remember: Stichwort Hoffnung) war der Erfolg ein absolutes Schmiermittel. Ich bin gespannt!

Sonntag, 21.07.2019, 15:00

deutschland

TuS Feuchtwangen vs FSV Stadeln 1:3

Hein-Seidel-Stadion, 200 Zuschauer, Landesliga Bayern Nordost
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Auf dem Rückweg in den Ruhrpott wurde noch ein Halt in Feuchtwangen gemacht. Im dortigen, recht idyllischen Heinz-Seidel-Stadion kickt der örtliche Turn- und Sportverein auf Landesliga-Ebene um Punkte. Mehr oder weniger überraschend stolperte ich hier über Nobbi und den Schiri – vor den beiden ist man aber auch nirgends sicher. Knappe 200 Zuschauer wollten sich die Partie gegen den Fürther Stadtteil-Verein ansehen. Dieser zeigte sich diszipliniert und geduldig, zwei Eigenschaften, die gegen die deutlich unruhiger agierenden Gastgeber zum Sieg verhalfen. Dadurch stehen die erst frisch aus der Bezirksliga aufgestiegenen Gäste mit drei Siegen aus drei Spielen an der Tabellenspitze.

Samstag, 20.07.2019, 17:00

deutschland

TSV 1861 Nördlingen vs SpVgg Hankofen-Hailing 1:1

Gerd-Müller-Stadion, 450 Zuschauer, Bayernliga Süd

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Der vielleicht berühmteste Stürmer der Deutschen Fußball-Geschichte begann seine Laufbahn beim Verein seiner Geburtsstadt. Daher ist es wenig überraschend, dass das durchaus ansehnliche Stadion im schwäbischen Nördlingen nach Gerd Müller benannt wurde. Das weite Rund ist auf einer Seite ausgebaut. Eine mehrstufige Gerade, die mittig mit Sitzschalen ausgestattet und überdacht ist, verjüngt sich in den Kurven bis die Traverse ebenerdig ausläuft. Ein begrünter Wall füllt die Lücke auf der Gegenseite. Das erste Heimspiel der Saison war ganz ordentlich besucht. Die, die gekommen waren, sahen eine überlegen auftretende Heim-Elf, die aus ihrer Dominanz aber kaum Torchancen kreieren konnte. Den hochverdienten Führungstreffer nach der Pause glichen die Gäste aus Niederbayern kurz vor dem Ende glücklich aus.

Samstag, 20.07.2019, 14:00

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VfB Eichstätt vs SV Schalding-Heining 7:0

VfB-Platz, 700 Zuschauer, Regionalliga Bayern

 

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So langsam nimmt die neue Saison in der bundesdeutschen Republik wieder Fahrt auf und die Bayern sind wie immer die ersten, die loslegen. Also wurde das Weibchen am Kragen gepackt und Kurs Südost eingeschlagen. In der sinnlosesten Regionalliga das Landes empfing ein Kleinstadt-Verein den anderen. Ich schaue ja gern in Bayern Fußball, aber das ändert nichts daran, dass eine Liga, aus der kaum einer aufsteigen möchte, sich selbst ihrer Daseinsberechtigung beraubt. Ursprünglich sollte das Ziel eigentlich Schwabach heißen, aber einige Tage vor dem Spiel kam das große Anstoßzeiten-Lotto in Schwung. Eichstätt nun also, gelegen in Oberbayern, etwa 20 Kilometer östlich von Ingolstadt. Der Gastverein, so provinziell er auch klingt, kann immerhin für sich in Anspruch nehmen, Ortsteil von Passau zu sein. Das örtliche Stadion, aktuell nach einem Ulmer Schmieröl-Hersteller benannt, ist auch eher beschaulich zu nennen, Außer einer kleinen gedeckten Sitztribüne sucht man Ausbau vergebens, wenn man von ein paar zweistufigen Holzgestellen auf der Gegenseite mal absieht. Überraschend empfand ich, dass in der bayrischen Regionalliga offenbar keine Mindestleistung an das Flutlicht gestellt wird, denn mit den vorhandenen Funzeln kann mal wohl kaum bessere Lichtverhältnisse als im Dark Room eines Swinger-Club erreichen. Der VfB darf sich der Unterstützung einer etwa 15köpfigen Ultra-Gruppe … nun ja … erfreuen. Die ‚Green White Unity‘, mit einer geschätzten Alters-Range von sieben bis 20 Jahren, zauberte dann auch eine Choreo hervor, die man noch nicht gesehen hat. Zumindest nicht hier in Eichstätt. Ich bin auch kleinsten Gruppierungen ja prinzipiell aufgeschlossen, bin vehementer Vertretung der Parole „Support your local football club“, aber eine Fähnchen-Choreo auf einer nur zu einem Drittel besetzten Tribüne sieht nun mal scheiße aus, da hilft auch ein zugedrücktes Auge nix. Aber aller Anfang ist schwer und vielleicht klappt es ja beim nächsten Mal nach besserer Vorbereitung und Kommunikation. Akustisch war das dann gemessen an der Anzahl der Sangesfreudigen gar nicht mal so mies. In der vergangenen Spielzeit hatte der VfB für Furore gesorgt, als er lange die Tabellenspitze zierte und ihm erst gegen Ende der Saison die Puste ausging. Allerdings – siehe oben – das Aufstiegsrecht wäre eben nicht in Anspruch genommen worden. 700 Zuschauer wollten das erste Spiel der neuen Saison sehen, das sind gut doppelt so viele wie sich üblicherweise zu den gewöhnlichen Heimspielen verirren. Belohnt wurden die Anwesenden mit einem wahren Offensiv-Feuerwerk der Gastgeber, welche die spätestens im zweiten Durchgang völlig überforderten und konsternierten Gäste nach allen Regeln der Kunst aus dem Stadion schossen.

Exkurs: Die historische Route des RWE

Die frühen Jahre des glorreichen RWE 

Für Testspiele kann ich mich nur selten motivieren und mich in die Regionen weg zu buchen, in denen auch im Sommer gespielt wird, war mir in diesem Jahr aus privaten Gründen nicht möglich. Was also tun in der Pflichtspiel-freien Zeit? In den letzten Tagen hatte ich mal wieder das Buch „An der Hafenstraße – RWE! Die Geschichte des Georg-Melches-Stadion“ von Uwe Wick und Georg Schrepper in der Hand. Die Fibel kann ich übrigens all jenen schwerstens empfehlen, die an der Historie des Vereins interessiert sind. Auf Seite 16 findet man eine Karte des Raumes Bergeborbeck/Vogelheim zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts. In dieser sind Orte markiert, welche den Verein in seiner Entstehungsphase begleiteten. Da ich nichts Besseres zu tun hatte, sattelte ich den Drahtesel und machte mich auf, um mir anzusehen, wie die betreffenden Stellen heute aussehen. Da ein Großteil der Fläche heute von den aneinander angrenzenden Gewerbegebieten ‚Econova‘ und ‚Stadthafen‘ eingenommen wird, hat dort eine umfassende strukturelle Veränderung stattgefunden. Daher war natürlich klar, dass es geringen bis keinen Wiedererkennungswert geben sollte, aber dennoch reizte es mich zu sehen, wie sich die Situation innerhalb von gut 110 Jahren verändert hat.
Legt man die damalige und die heutige Karte nebeneinander, ist man auf den ersten Blick der Meinung, zwei unterschiedliche Gebiete zu sehen, was darin begründet ist, dass in den 20er und 30er er Jahren neue Durchgangstraßen geplant wurden, denen existente Straßenverläufe zum Opfer fielen. Nach etwas genauerem Abgleich sind aber durchaus noch Gemeinsamkeiten zu finden und alte Straßenverläufe in der aktuellen Karte nachvollziehbar. Auffallend ist aber wie unglaublich dünn besiedelt die Gegend damals noch war.
Erstes Ziel war der vom Verein Preußen (Berge)Borbeck hergerichtete Sportplatz bei Overbecks Hof. Dort unternahm der  von Georg Melches und seinen Jugendfreunden ins Leben gerufene SV Vogelheim (nicht zu verwechseln mit dem heute noch existierenden aber erst 1913 gegründeten Vogelheimer SV), welcher als Ursprung von Rot-Weiss Essen anzusehen ist, seine ersten Torschüsse. Der Sportplatz lag unmittelbar an der Einmündung der Markenstraße in die Bottroper Straße. Die Markenstraße, die ihren Namen wohl aufgrund des Verlaufs durch die Borbecker Mark, damals ein bewaldetes Areal, bekam, existiert heute nicht mehr. Die damalige Bottroper Straße dürfte heute ungefähr, möglicherweise sogar exakt, dem Verlauf der Emscherbruchallee entsprechen, die aufgrund Ihrer Abgeschiedenheit gern als Wochenend-Pausenplatz ostdeutscher Lkw-Fahrer und wilde Müllkippe genutzt wird. Den Verlauf der Markenstraße kann man heute beim Blick auf die Satellitenansicht erahnen. Dort verläuft der Rand einer dicht bewachsenen Fläche. Auf der angrenzenden Freifläche entsteht derzeit ein Depot des Parcelservice GLS. Overbecks Hof und der daneben liegende Fußballplatz, Punkt 3 auf den Karten, dürften sich in etwa auf Höhe des mächtigen Abgas-Schlotes der Aluminiumhütte befunden haben, auf dem Foto rechts der Straße, direkt neben oder knapp in der urwaldähnlichen Vegetation.
Der nächste Stop war ‚Breilmanns Wiese‘, Punkt 2 auf den Karten. Dort wurde in den Anfängen ebenfalls zeitweise gespielt. Breilmanns Wiese lag an der Vossstraße, heute ist dieses die Westuferstraße mitten im Gewerbegebiet ‚Stadthafen‘. In etwa der Höhe der stillgelegten öffentlichen  Lkw-Waage muss das Spielfeld gelegen haben. Unmittelbar neben der Verwiegungs-Plattform befindet sich ein Zugang durch das neben der Straße liegende Dickicht. Mit viel Phantasie taucht vor dem geistigen Auge dahinter der Fußballplatz auf. In der Realität steht man aber vor dem Zaun eines Material-Lagerplatzes der Streif-Baulogistik, auf dessen heutigem Areal das Spielfeld gelegen haben muss. Der nächste Anlaufpunkt auf die Vereinsgründung entscheidenden Einfluss, dort lag sozusagen die Keimzelle des glorreichen RWE – das Geburtshaus von Georg Melches, Punkt 1 auf den Karten. Dieses stand (steht?) an der Ecke Wildstraße mit der heutigen Hafenstraße, die damals Emscherstraße hieß. Es erschließt sich aus der alten Karte nicht, welchen Namen die Wildstraße früher trug, möglicherweise galt diese als Verlängerung der schon genannten Vossstraße. Auf der alten Karte sind in diesem Bereich mehrere Häuser eingezeichnet, die als Steiger-Wohnungen bezeichnet sind. Heinrich, der Vater von Georg Melches, hatte diese Position als Betriebsleiter im Bergbau inne. Von diesen Häusern steht nur noch das erste, daneben befinden sich in Richtung Norden nur noch zwei Baracken. Das verbliebene Haus mit olivgrünem Anstrich, heute Hafenstraße 210, scheint schon ein gewisses Alter zu haben. Daher liegt der Verdacht nah, dass es sich noch um das originale Haus der Familie Heinrich Melches handelt, zumal an der Hauswand auch eine Metallskulptur der heiligen Barbara zu sehen ist, die bekanntlich  die Schutzpatronin der Bergleute ist, was einen weiteren Rückschluss erlaubt.
In unmittelbarer Nähe liegt der nächste Spot und zwar die sogenannte Zechenwiese, Punkt 4 auf den Karten. Diese Fläche wurde dem Verein, der nach Übertritt zum TB Bergeborbeck und wiederum Austritt aus diesem mittlerweile den Namen Spiel- und Sportverein Emscher Vogelheim trug, von der Zeche Emil-Emscher, wohl aufgrund des väterlichen Einflusses überlassen. In dieser Ecke findet man welche der wenigen Anhaltspunkte, die man auch in der alten Karte feststellen kann, denn die alten Zechenhäuser, die man entlang der Wildstraße sieht, entsprechen (auch vom Grundriss) ganz offensichtlich den auf der alten Karte verzeichneten. Zwar ist die Anzahl der identisch aussehenden Häuser auf beiden Straßen Seiten heute höher, jedoch kann man auf dem Satellitenbild erkennen, dass einige Häuser wohl später errichtet worden sind, denn diese verfügen über einen etwas größeren Grundriss. Hinter den Häusern der nördlichen Straßenseite muss die Zechenwiese auf dem Areal des heutigen Kleingartenverein Emil-Emscher gelegen haben.
Nur wenige hundert Meter südlich lag an der heutigen Hafenstraße die Gaststätte Knümann, Punkt 5 auf den Karten, die in dieser Zeit als Vereinslokal fungierte. Dieses lag gegenüber der Einmündung der Forststraße, an der sich heute der Schnell-Imbiss ‚Hafen-Grill‘ befindet. Gegenüber der Straßeneinmündung befindet sich der Zugang zu einer Kleingartenanlage und ziemlich genau dort muss sich die Gaststätte befunden haben. Noch einmal 200 Meter weiter gen Süden endete meine Erkundungstour dann. Hier, in Höhe der Haus-Nummern 132-136 muss der Sportplatz an der Vogelheimer Straße, wie die Hafenstraße auch eine Zeit lang hieß, gelegen haben, Punkt 7 auf den Karten. Rot-Weiss Essen, wie der Verein nun endlich nach Fusion mit dem TB Bergeborbeck getauft wurde, hatte mittlerweile das heute angestammte Areal an der Hafenstraße bezogen. Da über dieses aber eine neue Verbandsstraße gebaut werden sollte, hatte man als alternativen Spielort zwischenzeitlich die angesprochene Fläche in einen Fußballplatz umgewandelt. Als sich zeigte, dass die geoplante Straße einen anderen Verlauf nehmen würde, kehrte man  an den noch heute genutzten Standort zurück, Punkt 6 auf den Karten. Okay, ganz zu Ende war meine Reise in die Geschichte noch nicht, denn diese endete nun mit dem Sprung in die Gegenwart, da mich der Heimweg so oder so am heutigen Spielort vorbei führte…