Dresden – Sa., 24.02.2024, 14:00

SG Dynamo Dresden vs Rot-Weiss Essen 2:2

Rudolf-Harbig-Stadion, 30.387 Zuschauer, 3.Liga
Der glorreiche RWE reiste zum Tabellenzweiten nach Elbflorenz und es sollte auf seine Art ein denkwürdiges Spiel werden. Fast 2.400 Rot-Weisse hatten sich auf den Weg gemacht, davon 720 mit einem Sonderzug. Insgesamt strömten über 30.000 Zuschauer ins Rudolf-Harbig-Stadion. Die Dynamo-Szene hatte wieder eine dicke Choreo vorbereitet. Auf einer großen Blockfahne, welche rechts und links von schwarzen Pappen flankiert wurde, prangte ein mächtiger Ritter in voller Rüstung mit dem Untertitel „Der Wächter Dunkeldeutschlands“. In den Randbereichen der Kurve wurden dazu ein paar schwarze Rauchtöpfe gezündet. Wer sich die Blockfahne genauer ansah, entdeckte neben dem Rittersmann auf einem in den Boden gerammten Pfahl einen Totenkopf, der einen RWE-Schal trug. Der glorreiche RWE scheint in der aktiven Szene der Sachsen schon einen gewissen Stellenwert zu genießen. Für meine persönliche Erheiterung sorgte noch ein älterer Herr, der auf dem Weg zum Stadion ein paar Bekannte augenzwinkernd mit den Worten „Na, heute drei Punkte jejen den Westen?“ grüßte. Das gute, alte Ost-West-Ding, so obsolet und doch so präsent. Die Dynamo-Elf legte los wie die Feuerwehr und setzte die Essener Defensive sofort unter Druck, aber mit dem ersten blitzsauber gespielten Konter ging der RWE schon nach wenigen Minuten in Führung. Diese hatte aber nicht lange Bestand, denn der Dynamo surrte weiter auf Höchstspannung und beinahe postwendend fiel der Ausgleich. Oft beruhigen sich Spiele nach hektischen Anfangsphasen, aber nicht dieses. Die SGD lieferte ein Klasse-Spiel ab und trug im Minuten-Takt schnell und präzise gespielte Angriffe vor.
Welle auf Welle rollte auf das Tor von Jakob Golz, der wieder einmal über sich hinauswuchs. Egal ob Flanke, Distanzschuss oder Mann gegen Mann – Golz entschärfte alles. In meinen Augen ist der Junge auf dem Weg zur Bundesliga-Reife, da gibt es wenig Zweifel. Vor allem in den Eins-gegen-Eins-Situationen kommen die Stürmer seltenst zum Erfolg, beeindruckend mit welcher Ruhe der Schlussmann diese 100-Prozenter reihenweise entschärft. Nach dem vom Referee aberkannten Dynamo-Führungstreffer, der aber wohl eher regulär war, bekamen die Roten nach etwas mehr als einer halben Stunde einen Freistoß aus dem Halbfeld zugesprochen. Eine Aufgabe für Thomas Eisfeld, der die Flanke zum Tor zog. Diese wurde lang und länger und verwandelte sich dadurch in ein absolutes Schweine-Ding. Undankbare Sache für den Dynamo-Schnappmann, der nicht einzuschätzen wusste, ob noch ein Spieler an den Ball kommt oder eben nicht. Letzteres war der Fall, die Kirsche tippte einmal auf und sprang unter die Latte in die Maschen zur erneuten Gäste-Führung, die schmeichelhafter kaum sein konnte. Damit ging es glücklich in die Pause. Kaum zwei Zeigerumdrehungen nach Wiederbeginn war der Spielstand aber schon wieder egalisiert, nachdem Isi Young ein Fehler in der Ballannahme unterlief, der damit den Ausgleichstreffer begünstigte. Isi war heute – man ist geneigt zu sagen: mal wieder – der absolute Unglücksrabe, denn auch an der Entstehung des ersten Dresdener Treffers war er maßgeblich beteiligt.
Das Bild blieb danach ähnlich zur ersten Hälfte. Dynamo kam mit unheimlicher Wucht, allerdings nicht mehr so präzise wie im ersten Durchgang. Klare Chancen waren nun deutlich weniger zu verzeichnen. Ein Tor wurde wegen Abseits zurecht nicht gegeben und der RWE hätte die Partie bei zwei guten Kontern sogar noch auf den Kopf stellen können. Trotz schließlich 34:4 Schussversuchen und 18:0 Ecken für die Gastgeber blieb es zwischen den beiden Mannschaften, die in dieser Saison bisher die wenigsten Unentschieden gespielt hatten, absurderweise beim Remis. Besondere Aufregung bereitete noch die Nachspielzeit. Nach einem Eckball köpfte ein Dynamo-Spieler den Ball an die Latte. Ein Mitspieler wollte nachsetzen, traf aber nur Felix Götze, der den Ball geklärt hatte, mit voller Wucht am Kopf. Götze ging zu Boden und musste danach minutenlang behandelt und schließlich mit der Trage abtransportiert werden. Die Dynamo-Kurve drehte daraufhin frei, viele witterten Spielverzögerung, aber dass Götze mindestens eine klaffende Wunde mit viel Blutverlust davontrug, war ja beinahe sogar aus dem gegenüberliegenden Gästeblock zu erkennen, zumindest aber, dass er ernsthaft verletzt war. Die Krone sezten einige Schwachköpfe noch auf, in dem Sie den auf der Trage liegenden Spieler mit Gegenständen bewarfen, Götze selbst sprach nachher davon, auch bespuckt worden zu sein. Vermutlich bekommt man Dunkeldeutschland halt zu wenig Sonnenlicht, was sich ja bekanntermaßen auf den psychologischen Zustand auswirkt. Es war zwar Fußball und nicht Ballett, und rauhe Sitten haften dem Sport nun mal an, aber sollte das geschilderte Verhalten der Wahrheit entsprechen, wurde die Grenze mehr als deutlich überschritten. So endete der rot-weisse Auswärts-Februar mit insgesamt fast 3.600 bewältigten Kilometern.

Essen – Sa., 17.02.2024, 14:00

Rot-Weiss Essen vs SSV Ulm 1846 0:2

Stadion an der Hafenstraße, 17.047 Zuschauer, 3.Liga
Drittliga-Spitzenspiel an der Hafenstraße. Wenn mir zum gleichen Zeitpunkt der vergangenen Spielzeit jemand gesagt hätte, dass ich nur ein Jahr später einen Text so einleiten darf, hätte ich mich vermutlich stark um dessen Einweisung in die Geschlossene bemüht. Vierter gegen Dritter, aus der Domstadt an der Donau stellte sich der überraschend starke Aufsteiger vor, der aufgrund wiederholt bezeugter guter Leistungen gar nicht mehr so überraschend stark, sondern zum ernsthaften Durchmarsch-Kandidaten gereift ist. Im Pöbeln zeigte sich der SSV-Anhang unterstützt von ein paar Halbgescheiten aus der befreundetet Szene des RWO jedenfalls schon zweitligareif und erdreistete sich mehrfach, den glorreichen Deutschen Meister von 1955 in Sprechchören und Gesängen zu diskreditieren. Frech! Enttäuschend fand ich dagegen die Anzahl der angereisten Ulmer Fans. Auch wenn es eine weite Strecke ist, hätte ich in der derzeitigen sportlichen Situation und der optimalen Anstoßzeit am Samstag-Nachmittag deutlich mehr Gäste erwartet als nicht einmal 500 Anhänger. Diejenigen, die anreisten, bekamen in der Anfangsviertelstunde eine dominante Ulmer Mannschaft zu sehen, welche den RWE kaum zur Entfaltung kommen ließ und einen wohl regulären Treffer erzielte. Zum Glück für die Roten entschieden die Unparteiischen in einer recht unübersichtlichen Situation auf Abseits. Für die Rot-Weissen, die im Anschluss endlich am Spiel teilnahmen, war es offenbar ein Weckruf. Bis zum Seitenwechsel erarbeitete und erspielte sich der RWE drei, vier gute Möglichkeiten, aber ein Treffer wollte nicht fallen.
Nach der Pause passierte zunächst nicht viel, bis die Spatzen nach einer Einwurf-Situation eigentlich aus dem Nichts den Führungstreffer erzielten. Danach wirkten die Roten irgendwie ratlos und es wurden keine Mittel gefunden, den Gästen irgendwie gefährlich werden zu können. Der SSV kontrollierte die Partie weitestgehend und hielt die RWE-Offensive vom eigenen Tor fern, ohne dabei aber selber großartig gefährlich zu werden. Aber das mussten sie auch nicht, da sich irgendwie das Gefühl einschlich, heute nichts Zählbares an der Hafenstraße behalten zu können. Spätestens als Wiegel durch ein Foulspiel zehn Minuten vor Schluss einen Elfer verursachte – und bereits gelbverwarnt glücklicherweise nicht vom Platz gestellt wurde – der unspektakulär aber sicher verwandelt wurde, war die Wiese gemäht. Man spürte deutlich, dass den Kämpen in Rot und Weiss der Glaube an die eigenen Last Minute-Fähigkeiten im heutigen Spiel fehlte. So blieb es beim Dreier für den SSV, der in einer Zeitungsphrase wohl mit „glücklich aber nicht unverdient“ bezeichnet werden muss. Ich kann mit dieser Niederlage auch leben und den Sieg des SSV anerkennen, denn dieser war sicherlich das bisher stärkste Team, dass sich in der aktuellen Saison im Essener Norden vorstellte. Damit reißt der Kontakt nach oben etwas ab, aber das kann in dieser schnelllebigen, unberechenbaren Liga ja nach den nächsten zwei, drei Spielen plötzlich wieder ganz anders aussehen.

Fürth – So., 11.02.2024, 13:30

SpVgg Greuther Fürth vs Hertha BSC 1:2

Sportpark Ronhof, 13.459 Zuschauer, 2.Bundesliga
Für diejenigen, die mich besser kennen, mag es absurd klingen, aber ich war tatsächlich noch nie in Fürth, obwohl der RWE ja auch in der ersten Dekade des Jahrtausends zwei Male dort antreten musste. Aber letztlich spiegelt diese Tatsache ganz gut wieder, wie ich dieses Hobby pflege, nämlich ohne jeden Druck und Zwang irgendeinen Spielort unbedingt besuchen zu müssen. Das Spiel gegen den selbsternannten ‚Big City Club‘ passte nun optimal zum Heimweg aus der Oberpfalz und mit der alten Dame stellte sich auch ein attraktiver Gegner vor, der den Gästeblock bis auf den letzten Platz füllte und auch noch angrenzende Heimbereiche bevölkerte. Das Fürther Stadion ist sicherlich einer der unkonventionellsten Spielstätten im deutschen Profi-Fußball. Verschiedene Ausbauphasen, viel Stahlrohr, fehlende Symmetrie machen es zum hässlichen Entchen. Das Stadion wird sich mittelfristig aber weiter verändern. Die neue Haupttribüne, welche den alten Bau vor einigen Jahren ersetzte, wurde inzwischen nach Norden erweitert, auch nach Süden hin ist dieses geplant, so dass die dann die gesamte Spielfeldlänge von einem einheitlichen Bau abgedeckt sein wird. Im Spiel wurde mir dann wieder einmal recht schnell aufgezeigt, warum sich mein Wunsch nach einem Aufstieg des RWE in Liga zwei in Grenzen hält.
Die Hertha erzielte nämlich früh einen Treffer nach gut gespieltem Konter. Die Berliner freuten sich, die Fürther nahmen es hin, alle stellten sich zum Anstoß auf, als sich der Referee plötzlich ans Ohr fasste und darauf das Zeichen für die VAR-Kontrolle gab. Eine knappe Minute später war das Befürchtete Gewissheit. Kein Tor, stattdessen Freistoß für die Gastgeber am Hertha-Sechzehner. Kein Abseits, keine Regelwidrigkeit in der Tor-Situation im Fürther Strafraum, nein, Begründung laut Anzeigetafel: Foul im Vorfeld des Hertha-Angriffs. Leck mich am Sack, was ein Hirnriss! Wie weit zurück will man den prüfen, ob in der Entstehung eines Tores alles mit rechten Dingen abging. Wenn in der direkten Situation um ein Tor eine Regelwidrigkeit vorliegt, okay, aber eine halbe Minute vorher? Das sind doch zwei völlig verschiedene Situationen! Noch schlimmer als diese Entscheidung, fand ich die Reaktion des Gäste-Anhangs. Es gab nämlich eigentlich keine. Die Rücknahme des Tores wurde beinahe lethargisch und regungslos hingenommen, als wäre es das normalste der Welt, so sehr hat dieser VAR-Dreck die Fans schon zermürbt. Die Kleeblatt-Kurve zeigte dann Spruchband zu Ehren des unerwartet verstorbenen Hertha-Präsidenten Kay Bernstein und kurz darauf wurde der Fürther Sechzehner im Zuge des Protests gegen den Investoren-Entscheid der DFL aus der Heimkurve mit Tennisbällen eingedeckt. Das führte dann sogar zur kurzzeitigen Verbrüderung der Fanszenen, die einen „Scheiß DFL“-Wechselgesang anstimmten.
Nachdem der Rasen geräumt war, lag der Ball kurz danach wieder im Fürther Tor, dieses Mal gab es gegen die Anerkennung des Treffers nichts einzuwenden. Damit ging es in die Pause. Die Kleeblätter kamen mit frischem Mut aus der Kabine und das Spiel lief ähnlich weiter, wie in Durchgang eins, denn die Spielvereinigung hatte den Ballbesitz und erarbeitete sich Möglichkeiten, aber auch die Hertha blieb mit gefälligen, schnell vorgetragenen Angriffen gefährlich. Den Gastgebern gelang dann nach zehn Minuten in der zweiten Hälfte der Ausgleich. Nach einer Stunde Spielzeit war dann der Gästeblock dran und es regnete Schoko-Taler auf den Rasen. Nachdem diese vom fleißigen Ordner-Schwarm aufgesammelt worden waren, schlug die nächste Taler-Ladung an anderer Stelle des Spielfeldes ein. Das wiederholte sich noch zwei Male, so dass der Schiedsrichter die Teams sogar für ein paar Minuten in die Katakomben schickte. Kann man alles finden, wie man will, aber das war mal ein wirklich wirkungsvoller Protest, der auf das Anliegen aufmerksam machte. Als hätte die Hertha-Mannschaft die Unterbrechung gebraucht, ging sie, wie schon im ersten Durchgang, kurz darauf in Führung. Und trotz allen Aufbäumens der Gastgeber, hatte diese nun auch bis zum Abpfiff Bestand, wobei die Gäste es bei zunehmenden – schlecht ausgespielten – Konterchancen vermissen ließen, den Sack früher zuzumachen.

Regensburg – Sa., 10.02.2024, 14:00

SSV Jahn Regensburg vs Rot-Weiss Essen 1:3

Jahnstadion, 8.889 Zuschauer, 3.Liga
Der Tabellenführer bat zum Tanz und angesichts der Tatsache, dass dieser bisher überhaupt nur zwei Spiele verloren hatte und der glorreiche RWE bei den letzten vier Spielen in der Fremde punktlos blieb, gab es eigentlich wenig Anlass zur Hoffnung. Aber bis auf die Partie bei den Löwen am vergangenen Dienstag hätten die Auswärtsspiele auch anders ausgehen können und in der aktuellen Spielzeit ist für die Roten sowieso in jeder Partie was drin. Der Jahn legte erst einmal ordentlich los und hatte drei Abschlüsse in den ersten fünf Minuten, von den allerdings keiner genau auf das Ziel kam. Der RWE konnte sich dann lösen und nach einer Freistoßflanke aus dem Halbfeld brachte Vonic den Ball am Fünfer flach nach innen wo ein Regensburger die Kirsche unhaltbar im Giebel des eigenen Tores versenkte. Dahinter hatte allerdings Müsel gelauert und dieser hätte die Aufgabe wohl ähnlich erledigt. Der RWE kontrollierte die Partie dann weitestgehend, ließ bei einem stark gespielten Konter leider den zweiten Treffer liegen, als Harenbrock das finale Zuspiel im wahrsten Sinne in den freien Raum schickte. Die letzten Minuten vor der Pause gehörten dann den Gastgebern, allerdings ohne Torerfolg, die brisanteste Situation löste das Aluminium zugunsten von Rosso-Bianco aus dem Pott. Auch nach dem Seitenwechsel nahm der SSV das Heft in die Hand und ein früherer RWE hätte in dieser Phase womöglich den Ausgleich kassiert. Götze auf der Torlinie für den schon geschlagenen Golz-Vertreter Wienand und dieser selbst mit einer starken Parade verhinderten das aber.
Die Roten konnten sich dann wieder befreien, die Kontrolle über die Partie aber nicht in dem Maße zurückgewinnen, wie es im ersten Durchgang der Fall war. Dafür ergaben sich nun vermehrt Konterchancen und schon nach einer Stunde Spielzeit erreichte die Murmel über Young und Obuz auf dem rechten Flügel den in der Mitte heranstürmenden Cedric Harenbrock, der zwar Probleme bei der Annahme des minimal in den Rücken gespielten Balles mit dem rechten Fuß hatte, aber diesen technisch stark doch noch mit dem Linken am Regensburger Schnapper vorbei ins Netz beförderte. Wenig später rollte erneut die Kontermaschinerie und räumlich war es beinahe eine Kopie. Zunächst schlug Harenbrock gegen die eigene Laufrichtung einen diagonalen Ball auf den rechten Flügel, der von Kaiser in den Lauf von Obuz weitergeleitet wurde. Diese drang wiederum über rechts in den Sechzehner ein, suchte dieses Mal aus zehn Meter halbrechter Position selbst den Abschluss und traf flach ins lange Eck. Natürlich die Vorentscheidung und die Stimmung unter gut 900 mitgereisten Essenern hätte nun besser nicht sein können. Wären die weiteren Konter sauberer ausgespielt worden, hätte es für den SSV schnell bitter werden können. Die Spieler des Sport- und Schwimmvereins ließen aber die Köppe auch nicht hängen und kamen acht Minuten vor dem regulären Ende zum Anschluss. Auch nun hätte der frühere RWE in den verbleibenden Minuten plus Nachspielzeit wohl arge Probleme bekommen, aber diese Frage stellt sich aktuell nicht. Die Mannschaft zeigt sich gefestigt und psychisch stabil und fuhr den Auswärtssieg ein.
Es darf also weiterhin auf das Erreichen des Relegationsplatzes spekuliert werden. Dass der RWE aufsteigt ist mir persönlich gar nicht so wichtig. Kommerz, VAR, noch mehr Eventies im Stadion, brauch ich alles nicht. Außerdem stehe (oder sitze) ich ja egal in welcher Liga mit meinen Jungs im Block, mir bedeutet es nur sehr viel, mit meinem Club die gesamte Republik bereisen zu können. Das geht aber auch in Liga 3 – wenn nur diese Spielklasse für die Clubs nicht so unfassbar schwierig zu finanzieren wäre, auf Dauer bedeutet das ja beinahe den sicheren Tod. Und ein Aufstieg an sich ist natürlich schon ein geiles Erlebnis. Zu reden wäre dann nur noch über den Spielaufbau mit eigenem Torabstoß. Der Jahn zeigte sich auf das weiterhin exzessiv praktizierte Herausspielen gut vorbereitet, eroberte mehrfach schnell den Ball und kam dadurch vor allem in der Anfangsphase zu guten Situationen. Für meinen – und nicht nur meinen – Begriff wäre die logische Folge gewesen, je nach Situation auch mal den langen Ball zu wählen. Auch wenn die Murmel dann verloren geht, ist sie zumindest erst einmal deutlich weiter vom eigenen Tor weg und ermöglicht der Defensive sich zu sortieren. Heute ging es gut und der Erfolg gibt der Spielweise wohl recht, aber es wird der Tag kommen, an dem es wieder Punkte kostet. Bemerkenswert ist noch, dass die schwere Aufgabe in Abwesenheit von Denker und Lenker Sapina, Linksverteidiger Brumme und Stammtorhüter Golz gelöst wurde. Die Löcher wurden exzellent gestopft, man vermisste die Genannten kaum. Abschließend noch die Feststellung, dass der RWE nun nach 25 Spielen exakt so viele Punkte auf dem Konto hat, wie nach Abschluss der vergangenen Saison.

München – Di., 06.02.2024, 19:00

TSV München von 1860 vs Rot-Weiss Essen 2:0

Städtisches Stadion an der Grünwalder Straße, 15.000 Zuschauer, 3.Liga
Während der glorreiche RWE zu Hause eine Macht ist und die Heim-Tabelle anführt, klappt es in der Fremde nicht so gut. Dass das Auswärtsspiel bei den Löwen nun unter der Woche nachgeholt wurde, war jetzt natürlich auch nicht der Oberkracher, aber dieses nicht zu besuchen, stand eigentlich nie zur Debatte, schließlich gehört die Oldschool-Bude in Giesing zu den attraktivsten Zielen der Liga. Alles eine Frage der Organisation. Also wurde am späten Vormittag der Laptop zugeklappt und der ICE gen München bestiegen, das nur fünf Minuten nach planmäßiger Ankunft erreicht wurde. Verstehe die Kritik an der Bahn nicht. Die U1 brachte mich auf Giesings Höhen, kurz das Gepäck ins Hotel geschmissen und zum ‚Stammlokal‘ gegenüber dem Stadion gelatscht, wo ich auf die Gefährten traf. 1.200 Rot-Weisse hatten den Weg in Bayerns Landeshauptstadt angetreten, eine starke Zahl für einen Wochentag, aber irgendwie wollten die Supportbemühungen der Ultra-Fraktion nicht so recht auf das gemeine Volk überschwappen, die Stimmung blieb gemessen am Potential überschaubar. Daran hat es aber sicher nicht gelegen, dass Voufack nach einer guten halben Stunde viel zu lange mit dem Abspiel wartete und stattdessen den Rückwärtsgang suchte. Sein Pass geriet aber viel zu ungenau, sodass dieser von einem Sechz’ger Recken erlaufen wurde, der die Murmel dann durch die Hosenträger von Wienand, der den erkrankten Golz vertrat, in die Maschen schob. Schon davor hatten die Löwen zwei gute Chancen ungenutzt gelassen, die dickste Möglichkeit offenbarte sich aber dem RWE in Person von Leo Vonic, der von einem Luftloch des Münchener Verteidigers Verlaat profitierte. So ein Ding muss dann auch einfach mal rein. Kurz danach gingen die Gastgeber durch die beschriebene Situation in Führung.
Sollte sich die rot-weisse Elf in der Halbzeitpause etwas vorgenommen haben, hat das erst einmal wenig bewirkt. Denn nach zwei gespielten Minuten war erneut Voufack der Unglücksrabe, der in Bedrängnis von Wienand angespielt wurde, die falsche Entscheidung traf und die Kirsche dann mit zu viel Kraft zurück in die Gefahrenzone auf Alonso passte, der, ebenfalls unter Druck, den Ball nicht kontrollieren konnte und dabei auch noch wegrutschte. Das Ei fiel einem 1860-Angreifer vor die Füße, der dieses dann wuchtig unter das Horizontal-Gebälk schweißte. Ich sehe diese Vorgabe, jede, aber verdammt noch mal jede Situation auch in Bedrängnis spielerisch lösen zu müssen, ja kritisch. Gelingt es, sieht es gut aus und man hat sicheren Ballbesitz. Geht der Ball verloren ist aber meist ein Gegentor die Folge und dieses Risiko ist einfach zu hoch. Es muss den Spielern einfach als letzte Rettungs-Option einfach der lange Hub zugestanden werden. Nun wurde es schwierig, die Roten waren prinzipiell in jeder Minute ein ebenbürtiges Team, wurden aber offensiv einfach nicht zwingend. Daher war früh abzusehen, dass von der Grünwalder Straße nichts Zählbares mitgenommen wird. Das entsprach allerdings meiner Erwartung, so dass sich der Ärger darüber in Grenzen hielt. Allerdings ist die geringe Ausbeute in der Fremde schon schade, denn mit ein paar Punkten mehr wäre der RWE ja richtig fett im Geschäft. Aber auch so bleibt dritte Platz bleibt ja noch in Reichweite. Es folgen nun drei schwere Spiele gegen die Top 3 der Liga, ich bin gespannt, ob der Relegationsplatz danach immer noch in Reichweite ist.

Alicante – So., 04.02.2024, 18:00

Hércules Alicante CF vs UE Sant Andreu 3:1

Estadio José Rico Pérez, 7.546 Zuschauer, Segunda Federación Grupo 3
Zum Abschluss ging es zum Haupt-Event des Wochenend-Trips, in das traumhafte ‚Estadio José Rico Peréz‘ des Hercules Club de Futbol. Im Mai 1973 erblickte dieser wunderbare Spielort das Licht der Welt – ein gutes Geburtsjahr! – und war auch Spielort der WM 1982, unter anderem für das Spiel um Platz drei. Nähert man sich der mächtigen Gegentribüne des Stadions, hat man den Eindruck, man steht vor einem Rohbau, denn man schaut nur auf nackten, unverputzten Beton. Selbst die Fassade der der Haupttribüne ist nur mäßig verkleidet, was beinahe unvermeidlich den Eindruck erweckt, dass alles etwas gammelig ist. Dem ist aber nicht so, auch wenn diese sexy Bude nun schon mehr als 50 Jahre auf dem Buckel hat. Absoluter Hingucker ist natürlich der fette Oberrang der Gegentribüne, der aus seitlicher und rückwertiger Perspektive ein wenig an das ebenso hoch aufragende Oberrang-Monster des Stadions in Montpellier erinnert. Aber auch das Gesamtbild des Grounds passt einfach zusammen und man kann den Fußball der 80er und 90er beinahe einatmen. Diese Spielstätte bietet für Stadion-Liebhaber unheimlich viele ungewollte Details.
Hinter einem ‚Curva Sur‘-Banner sammelten sich etwa 70 Hercules-Supporter. Dass diese ihre Heimat im abgezäunten Gästeblock gefunden haben und die Gäste stattdessen in einem frei zugänglichen Eck des Stadions platziert werden, hatte ich so auch noch nicht gesehen. Aus Barcelona waren zwei Busladungen Hinchas zur Unterstützung der Gäste angereist. Dass ich UESA innerhalb von sieben Tagen nun zum zweiten Mal spielen sah, war schon ein wenig absurd, geholfen hat es den Jungs in gelb und rot aber wieder nicht. Relativ laut wurde es nach den Toren der Gastgeber, als sämtliche Besucher in „Hercules“-Rufe einstimmten. Man bekam den Eindruck, dass die Hütte prinzipiell ein Hexenkessel sein könnte, auf der anderen Seite ist das aber in Spanien illusorisch. Zwischen den Gäste-Anhängern und den angrenzenden Heimblöcken kam es immer wieder zu Provokationen und verbalem Austausch, der die Rivalität zwischen der autonomen Gemeinschaft Kataloniens und Rest-Spaniens offenlegte. Dass die Farben von Sant Andreu mit der Nationalflagge Kataloniens übereinstimmen trug auch nicht gerade zur Befriedung bei. Spielerisch hatten die Katalanen den Gastgebern lange Zeit wenig entgegenzusetzen. Hercules bestimmte die Partie und als den Gästen nach drei erzielten Treffern der Heimmannschaft endlich der Anschluss gelang, setzte dieser auch nicht mehr ausreichend Kräfte frei, um dem Spiel eine Wendung zu geben.

Almansa – So., 04.02.2024, 12:00

UD Almansa vs Montilla CF 2:1

Campo de Futbol Polideportivo Municipal Paco Simon, 320 Zuschauer, Primera Autonomica Preferente Castilla-La Mancha Grupo 1
Auf dem Weg nach Albacete hatten wir ein nahe der Autobahn liegendes Kastell entdeckt, unter dem sich Flutlichtmasten in den Himmel reckten. Da wir ausreichend Zeit hatten, schauten wir uns die Sache mal näher an. Letztlich gehörten die besagten Masten zu einer weitläufigen, sterilen Mehrzweckanlage und nicht zu diesem schönen kleinen Stadion der Union Deportivo Almansa, dieses liegt ein paar hundert Meter entfernt. Ein wenig Internet-Recherche offenbarte uns dieses Spiel mit dem speziellen Panorama am heutigen Mittag. Das passte uns gut, waren doch die Partien auf die wir es eigentlich abgesehen hatten kurzfristig verlegt worden. Auf sechstklassiger Ebene wurde in der höchsten Spielklasse der Region Castilla-La Mancha gespielt. In einem dicht gestaffelten Tabellen-Mittelefeld trennten den Elften aus Almansa nur sechs Punkte von den Gästen aus Motilla, die als Dritter einen Relegationsplatz belegten. Die Gastgeber waren in Durchgang eins das bessere Team in einem guten und schnellen Fußballspiel und erzielten zwei Treffer. Das erste Tor entstand durch einen fragwürdigen Handelfmeter, der auf der Gästebank für ausreichend Ärger sorgte, dass der Coach mit einem Platzverweis auf die Tribüne geschickt wurde. Motilla kam verbessert aus der Kabine, mehr als der Anschlusstreffer war aber nicht mehr drin.

Murcia – Sa., 03.02.2024, 18:00

Real Murcia CF vs CD San Fernando 3:0

Estadio Nueva Condomina, 11.505 Zuschauer, Primera Federación Grupo 2
Von Albacete ging es auf direktem Weg nach Murcia, wo uns der Anfahrtsstau ein wenig Sorgen bereitete, aber wenige Minuten vor dem Anstoß betraten wir doch das ‚Nueava Condomina‘, welches das alte ‚Condomina‘ ersetzt, das mitten in der Stadt liegt. Dort hätte ich lieber ein Spiel gesehen, denn das neue, weit außerhalb in einem Gewerbegebiet liegende Stadion, das ja so neu auch gar nicht mehr ist, zeigte sich als recht gesichtsloser Einheitsbau ohne besondere Merkmale. Große Erfolge hat man in Murcia bisher nicht erlebt. Einige Spielzeiten in der höchsten Spielklasse stehen zu Buche, meist bewegte sich der Club aber zweitklassig. Allerdings ging es vor zehn Jahren dann noch eine Liga weiter runter und seitdem müht sich Real vergeblich um Rückkehr. Das Spiel der dritten Spielklasse war ganz ordentlich besucht, allerdings wirkte die Kulisse im großen Stadion dennoch etwas verloren. Hinter dem Tor mühten sich etwa 100 Leute um Stimmung. Insgesamt muss man feststellen, dass sich die Stimmungslage in Spanien grundsätzlich verbessert hat. Das ist natürlich alles immer noch nicht der Riesen-Roar, aber im Vergleich zu vergangenen Jahren sind die Fanblöcke angewachsen und es wird ausdauernder supportet. Das Highlight des unspektakulären 3:0-Sieges der Gastgeber war Treffer Nummer zwei, als ein heraneilender Stürmer den Klärungsversuch des Gäste-Schnappmanns blockte und der Ball direkt den Weg in die Maschen fand.