Delbrück – So., 19.12.2021, 14:30

Delbrücker SC vs Spvgg Erkenschwick 3:1

Stadion Laumeskamp, 220 Zuschauer, Westfalenliga 1
Mit der holden Gattin trat ich die Reise nach Ostwestfalen an. Frecherweise war die Dame nach dem Besuch des Clasico in Kopenhagen nicht mehr beim Fußball, da wurde es aber gehörig Zeit, sonst wird das nix mit der Groundhopping- Fußballtouristen-Karriere. Das Stadion Laumeskamp des Delbrücker SC ist für sechstklassige Verhältnisse wirklich nicht übel und besteht aus einer überdachten Sitztribüne und kleinen Stehtraversen hinter einem Tor und auf der Gegenseite. Vierter gegen Sechster hieß dieses Duell und vor allem die Gäste aus Erkenschwick benötigten dringend einen Sieg um die Aufstiegschance am Leben zu halten. Gut 30 Leute begleiteten die Gäste, von denen ein gutes Dutzend unter Trommelbegleitung Stimmung machte. Finde ich sehr positiv, dass die sportlich ja doch überschaubare Entwicklung die kleine Szene der Schwicker nicht komplett zermürbt hat und sich einige unermüdliche immer noch aufraffen. Die Mannschaft dankte es ihnen jedoch heute nicht. Mit einem indiskutablen ersten Durchgang, in dem alle drei Tore für die Gastgeber fielen, beraubte man sich den Möglichkeiten, hier etwas mitzunehmen. Die zweite Hälfte sah besser aus, aber der Treffer durch Routinier Stefan Oerterer eine Viertelstunde vor Schluss war zu wenig und kam vor allem zu spät. Der DSC igelte sich mit dem Sieg hingegen in der Spitzengruppe ein.

Straelen – Sa., 18.12.2021, 14:00

SV Straelen vs Rot-Weiss Essen 0:1

Stadion an der Römerstraße, 1.000 Zuschauer, Regionalliga West
Das letzte Spiel des Jahres führte den glorreichen RWE an die Grenze zu den Niederlanden in die Blumenstadt Straelen. Kein leichtes Spiel, der SVS stellt ein solides Team und konnte den Roten in der Hinrunde zudem als bisher einzige Mannschaft in dieser Saison eine Niederlage zufügen. Man war also gewarnt. Die Gastgeber hatten Rot-Weiss großzügig 450 Karten bei 1.000 erlaubten Zuschauern überlassen – eine faire Aktion. Der Deutsche Meister von 1955 legte dann los wie die Feuerwehr und hätte im Laufe der ersten Hälfte eigentlich eine beruhigende Führung herausschießen müssen. Doch Chancenwucher war mal wieder Trumpf und so ging es durch einen Treffer nach abgefälschtem Schuss von Tormaschine Engelmann mit der letzten Aktion vor der Pause in die Kabine. Auch nach dem Wechsel wurden weiter gute Möglichkeiten liegen gelassen und zwanzig Minuten vor Schluss kam dann, was kommen musste und der Referee zeigte nach eigentlich unstrittiger Situation, in welcher Schlussmann Davari fair gegen einen Straelener Stürmer klärte, auf den Punkt. Das Glück kam aber zu Hilfe und Stürmer Kader, der den RWE im Hinspiel mit drei Treffern beinahe alleine zerlegte, jagte den Ball über die Querlatte. So blieb es bei einem hochverdienten, aber viel zu niedrig ausgefallenen Auswärtssieg und der Verteidigung der Tabellenspitze.
Das Spiel geriet allerdings beinahe zur Nebensache und wurde überschattet von Querelen um Kapitän Dennis Grote. Offiziell seit mehr als einer Woche krankgeschrieben, kam am Vortag heraus, dass der Verein Grote freigestellt hatte. Der Spieler hatte RWE um Freigabe zur Rückrunde gebeten. Und dieses, um zum direkten Konkurrenten Preußen Münster wechseln zu können. Die Preußen hatten Grote, der schon in der Jugend und als Profi für Münster gespielt hatte und dazu im münsterländischen Wettringen wohnhaft ist, nach dessen Aussage einen Vertrag über das Saisonende hinaus mit Option auf Anschluss-Tätigkeit als Funktionär angeboten. Der Vertrag in Essen endet dagegen am Saisonende und im Alter von 35 sah Grote nun wohl die Chance, die Weichen für die Zukunft zu stellen. Die Umstände bleiben jedoch ungewiss, da Preußen bisher nicht an RWE herangetreten ist, und es doch völlig absurd ist, dass ein Verein seinem Denker und Lenker die Freigabe erteilt, um ihn während der Saison zum größten Aufstiegskonkurrenten wechseln zu lassen. Das letzte Wort ist in dieser Sache sicherlich noch nicht gesprochen, auch wenn ein Wechsel von rot-weisser Seite schon kategorisch abgelehnt wurde. Ob Grote noch einmal das Trikot des RWE tragen wird, ist dennoch äußerst fraglich und eher unwahrscheinlich. Möglich dass die Preußen die Chance sahen, etwas Unruhe in den Verein zu bringen, was aber eher auf Fan-Ebene erreicht wurde, denn der Unmut gegen Grote war in Straelen unüberhörbar. Gewinner gibt es in dieser Geschichte bisher keinen. RWE scheint einen wichtigen Spieler unwiederbringlich verloren zu haben, der Spieler selbst ist auf dem Abstellgleis und Preußen Münster hat an diesem Spieltag sogar zwei Punkte auf den RWE eingebüßt. Man darf gespannt sein, was aus dieser Nummer noch wird.

Essen – Fr., 10.12.2021, 19:30

Rot-Weiss Essen vs Bonner SC 6:1

Stadion Essen, 6.700 Zuschauer, Regionalliga West
Es ist ja beinahe abartig mit welcher Stabilität das Spitzenquintett seine Kreise zieht. Da kann man es schon feiern, wenn einer der Kontrahenten zwischen den ganzen Siegen mal ein Remis einbaut, wie die Kölner Fortuna unter der Woche. Kein Spiel darf auf die leichte Schulter genommen werden, da jeder unerwartete Punktverlust gleich einen Dämpfer für die eigenen Ambitionen bedeutet. Daher darf auch ein vermeintlich schwacher Gegner, wie der BSC aus der Ex-Hauptstadt, nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Es sollte dann auch bis kurz vor dem Pausenpfiff dauern, bis der erste Treffer für den Deutschen Meister von 1955 fiel. Das heißt, der erste gültige Treffer. Denn in der ersten zehn Minuten machte der RWE bereits zwei Netze, welche aber durch das Linienmädel keine Anerkennung fanden, was ich mindestens beim Ersten der beiden Tore anzweifeln möchte. Nicht nur ich sah das so, weshalb die Dame von der Tribüne mit entsprechenden Kommentaren bedacht wurde. Warum lässt man nicht einfach Frauen die Spiele von Frauen-Teams leiten und Männer eben die Männer-Spiele?! Das nähme doch den Zündstoff aus diesen Konstellationen. Mit dem erzwungenen Geschlechtergleichstellungsscheiß schürt man nur das Feuer und schafft eine weitere Plattform für Vorurteile. Dann kann man die Geschlechtertrennung im Mannschaftssport auch ganz aufgegeben und gleich mit gemischten Teams an den Start gehen.
Gut, dass diese beiden Entscheidungen den Spielausgang letztlich nicht beeinflussten. Der RWE erhöhte nach dem Wechsel schnell auf 3:0, ermöglichte aber den Gästen in einer etwas unachtsamen Phase zwanzig Minuten vor Schluss den Ehrentreffer. Die Roten schaffen es einfach nicht, mal ein Spiel über 90 Minuten ohne Unkonzentriertheit zu Ende zu bringen – hoffentlich rächt sich das nicht mal in den kommenden Spielen gegen die Hochkaräter. Unmittelbar nach dem Treffer eröffnete sich den Bonnern die Riesenchance zum Anschluss, den der Pfosten verhinderte. Den Nachschuss hielt Schnapper Davari mit einem Klasse-Reflex, sonst wäre es sicherlich eine sportliche Rest-Viertelstunde gewesen. Der BSC hatte mit seiner insgesamt mageren Performance aber auch nix verdient und es wurde dann noch bitter für die Gäste, die in den letzten zehn Minuten völlig zusammenbrachen. 6700 Zuschauer durften hinein in die Bude, exakt ein Drittel des Fassungsvermögens. Dass die aktuelle Verordnung aber eine Sperre der Stehplätze vorsieht, ist ein Schildbürgerstreich. Dadurch wurde es auf den Sitzplätzen natürlich unnötig eng, statt durch eine Öffnung der Stehtribüne Raum zur Entzerrung zu geben.

Berlin – So., 05.12.2021, 13:00

Tennis Borussia Berlin vs Chemnitzer FC 1:2

Mommsenstadion, 476 Zuschauer, Regionalliga Nordost
Das Mommsenstadion gehört in die Kategorie der Spielstätten, die ich eigentlich längst besucht haben müsste. Und zwar mit dem glorreichen RWE in den 90ern. Warum ich damals in einer Phase, in der ich annähernd Allesfahrer war, auf den Kick verzichtete oder verzichten musste, weiß ich aber beim besten Willen nicht mehr. Stadien wie das ‚Mommse‘ sind ja vom Aussterben bedroht. Hat man diese weitläufigen Mehrzweck-Stadion mit Laufbahn früher gehasst, muss man heute ja beinahe dankbar für jedes sein, dass es noch gibt. Prunkstück des Stadions ist natürlich die betagte Tribüne mit den geschwungenen Aufgängen. Im Bauch der Tribüne gibt es neben einer Turnhalle auch eine ziemlich urige Stadionkneipe. Da musste ich mit Wehmut an die Pinte in der alten Haupttribüne des Georg-Melches-Stadion denken. Die überschaubare Szene von Tennis-Borussia engagiert sich ja stark im Antirassismus und Antifaschismus. Kann man löblich finden, ich persönlich kann damit aber im Stadion nix anfangen. Eine Antifa-Fahne in den Vereinsfarben gefällt mir jedenfalls nicht. Ich bin nicht gegen linke, autonome Strömungen. Mir würde ebenso wenig gefallen, wenn rechtsoffene Symbole im Block geschwenkt würden. Ich finde nur die Zurschaustellung politischer Gesinnung im Stadion völlig unpassend. In meiner romantischen Vorstellung wird jegliche Politik von den Rängen ferngehalten und alle konzentrieren sich nur auf den Sport. Funktioniert natürlich nicht, da ja beinahe jeder Mensch eine politische Einstellung ins Stadion mitbringt. Ich gestehe auch jedem Menschen seine politische Meinung zu, egal ob links oder rechts, solange diese nicht ins Extreme ausufert. Aber deswegen bin ich noch lange nicht damit einverstanden, dass Gruppen den Schauplatz Stadion zur Darstellung egal welcher politischen Gesinnung nutzen.
Zum Einlauf der Mannschaft stieg dann im Heimblock Rauch in den Farben des Regenborgens auf. Das Bündnis ‚Fußballfans gegen Homophobie‘ feierte sein Zehnjähriges. Sah zugegebenermaßen nicht schlecht aus und mit dieser kleinen Präsentation konnte ich auch grundsätzlich schon mehr anfangen. Aus Sachsen hatten nicht mal 50 Leute nach Charlottenburg gefunden. Dass die Ultra-Szene die aktuelle Situation bestreikt, war mir zwar bekannt. Dass sich aber so wenig normale Leute aufmachen würden, hätte ich nicht erwartet. Der Kick war dann gemessen am Zustand des Platzes gar nicht so übel. Die Platzverhältnisse Kartoffelacker zu nennen, wäre eine Beleidung für jeden engagierten Landwirt. Einfach furchtbar. Die Szene des Spiels, die am meisten in Erinnerung bleiben wird, war keines der Tore, sondern ein sensationeller Fehlschuss. Ein Chemnitzer Stürmer erlief sich eine zu kurze Rückgabe der TeBe-Defensive, ließ den Torwart cool aussteigen und schob die Murmel dann aus zehn Metern souverän an den linken Pfosten. Das nenn ich mal abgezockt. Der CFC konnte die Partie dann dennoch für sich entscheiden, da er einfach das bessere Team war. Nach dem Abpfiff bekam ich noch die Gelegenheit mit dem Torschützen zum 1:0, Kevin Freiberger, gebürtiger Essener und erklärter RWE-Fan, ein wenig zu quatschen. Kevin hatte ja auch zwei Mal in Essen unterschrieben, aber leider brachten ihm seine Wechsel an die Hafenstraße kein Glück. Beim ersten Mal fand er nicht recht zu seiner Form und beim zweiten Versuch erlitt er im ersten Saisonspiel nach wenigen Minuten einen Kreuzbandriss. Sehr schade, denn Kevin ist ein ehrlicher, authentischer Kerl, der mit seiner Art eigentlich gut zum RWE passt und nie einen Hehl draus macht, wo er sich wirklich wohl fühlt – nämlich an der einzig wahren Hafenstraße!

Berlin – So., 05.12.2021, 10:45

FC Spandau 06 vs 1.FC Lübars 4:0

Sportplatz Ziegelhof, 110 Zuschauer, Landesliga Berlin 2
Ich hatte etwas getrödelt und stand an diesem trüben Sonntag-Morgen noch am Eingang des Ziegelhof, als der Anpfiff ertönte. Da der abgebildete Barcode der Luca-App nicht funzte, musste der manuelle Eintrag in die Liste herhalten. Während ich wartete, dass ich mal endlich den Schreiber in die Finger bekam, fiel in den ersten drei Spielminuten für mich nur akustisch wahrnehmbar erst das 1:0 und dann das 2:0 für die Gastgeber. Fußball ist manchmal schon ziemlich bescheuert. Landesliga wird auf diesem eigentlich ganz netten, direkt an der Havel gelegenen Platz gespielt. Mit Landesliga-Niveau hatte das allerdings nicht wirklich zu tun, woran aber auch der schlechte Untergrund seinen Anteil hatte. Zumindest die Gäste blieben aber wirklich in jeder Sekunde den Nachweis schuldig, zurecht an dieser Liga teilnehmen zu dürfen. Das war mal gar nix.

Berlin – Sa., 04.12.2021, 16:00

Berliner FC Dynamo vs 1. FC Lokomotive Leipzig 1:2

Sportforum Hohenschönhausen, 1.415 Zuschauer, Regionalliga Nordost
Mit der Entscheidung an diesem Wochenende Berlin anzusteuern, habe ich mich echt schwer getan. BFC gegen Lok ist sicherlich keine schlechte Spielpaarung, aber dadurch, dass keine Gäste erlaubt wurden, war die Nummer dann schon wieder nur noch die Hälfte wert. Außerdem stand eigentlich bis in den Vormittag hinein gar nicht mal fest, ob wirklich angepfiffen würde, da der durch Corona und Verletzungen ausgedünnte Loksche Spielerkader, gerade noch 15 Mann umfasste. Man zeigte sich aber sportlich, suchte keine Lücke im Regelwerk und trat auch mit dem Rumpf-Team an. Chapeau! Das hat man in der vergangenen Saison in einer anderen Regionalliga bei der U23 einer nicht näher benannten Aktiengesellschaft aus Dortmund auch schon anders erlebt. Der BFC Dynamo spielt diese Saison ja in seiner angestammten Heimstatt in Hohenschönhausen und ist als Tabellenführer stark aufstiegsgefährdet. Dass bei einer etwaigen Drittliga-Teilnahme weiter im Sportforum gespielt werden darf, ist aber äußerst unsicher. Wahrscheinlicher ist ein Ausweichen in den Jahn-Sportpark, daher entschied ich mich dann doch zur Anreise, auch wenn mir das geplante erste Spiel des Tages – Blau-Weiß 90 im Mariendorfer Volksparkstadion – schon längst durch die Entscheidung des NOFV, den Spielbetrieb auszusetzen, genommen worden war. Zumindest war dann kein frühes Aufstehen nötig und als erklärter Autobahn-Hasser fahre ich die A2 ja noch ganz gern, abgesehen von der etwas kritischen Passage zwischen Bad Oeynhausen und Wunstorf, die ja immer eine latente Staugefahr birgt. Heute aber nicht und so traf ich auch zeitig in Hohenschönhausen ein.
So unspektakulär das Stadion mit seinen flachen Rängen und der beinahe nicht vorhandenen Überdachung auch ist, umweht das betagte Rund, in dem Erich Mielke seinen Lieblingsclub zum DDR-Rekordmeister korrumpiert hat, doch irgendwie ein (n)ostalgischer Zonen-Mythos. Das Stadion ist eigentlich ganz gut in Schuss, lediglich die Stufen beider Kurven können sich eines kleinen Natureinflusses nicht erwehren. Da die Ultra-Szene des BFC eher überschaubar und das Stadion baulich natürlich kein Hexenkessel ist, wurde es nur laut, wenn klassische BFC-Schlachtrufe der Alteingesessenen und Traditionalisten durch das Sportforum hallten. Das BFC-Publikum zeigt einen Schnitt durch alle Schichten, kann sich des Vorurteils rechten Einschlags allerdings auch nicht ganz entledigen, was aber bekanntermaßen auch bei vielen anderen Ostvereinen ein latentes Problem darstellt. Dynamo als Club mit ausschließlich rechts ausgerichtetem Publikum abzuurteilen, erscheint mir dennoch zu eindimensional. Da die Konkurrenz derzeit schwächelt, hätten sich die Hauptstädter heute prima etwas vom Feld absetzen können. Allerding stand da eine gut aufgestellte Lok im Weg, welche ihrerseits die Chance nutzte, den Rückstand zur Tabellenspitze zu verkürzen. Mit einer Niederlage hätten sich die Sachsen wohl aus dem Titelrennen verabschiedet. Der 2:1-Sieg geriet durchaus etwas glücklich, war aber unter den bestehenden Bedingungen nicht unverdient. Die Erkenntnis des Tages war, dass ich bei einem Fußballspiel lange nicht mehr so gefröstelt habe. Ein dauerhafter leichter Wind konnte ungehindert durch das flache Oval ziehen und kroch mir bei gerade einmal drei Grad tief in die Fransen.

Bad Camberg – So., 28.11.2021, 15:30

RSV Würges vs SG Nassau Diedenbergen 1:1

RSV-Stadion Goldener Grund, 92 Zuschauer, Gruppenliga Wiesbaden
Keine 18 Stunden nach dem Abpfiff in Jeddah betrat ich eine gänzlich andere Fußballwelt. Pünktlich um 13:40 in Frankfurt gelandet, trennte ich mich von den Gefährten und fuhr zwei Stationen mit der S-Bahn nach Raunheim, wo ich das Fahrzeug abgestellt hatte. Von dort war es eine gute halbe Stunde bis nach Würges, einem Ortsteil von Bad Camberg. Im RSV-Stadion Goldener Grund empfing der ehemalige Hessen-Ligist und zweifache Hessenpokalsieger in der Wiesbadener Gruppenliga seine Gäste von der SG Nassau-Diedenbergen. Ein schönes Stadion mit einem schrulligen Tribünchen haben sie dort. Dieser hübsche, kleine Ground stand schon länger auf der imaginären ToDo-Liste und das Spiel passte nun perfekt zum Rückweg in den Pott. Für den RSV sieht als Drittletzter der Tabelle bei sechs Absteigern schon recht düster aus. Um den Funken Hoffnung glimmen zu lassen wurde ein Sieg dringend benötigt. Und die Gastgeber zeigten eine engagierte Leistung und erarbeiteten sich eine Viertelstunde vor Schluss den verdienten Führungstreffer. Doch in Unterzahl gelang den Gästen in der Nachspielzeit der schmeichelhafte Ausgleich und ließ ratlose wie enttäuschte RSV-Spieler auf dem Rasen zurück.

Jeddah – Sa., 27.11.2021, 19:40

Al-Ittihad Club vs Al-Tai FC 1:0

King Abdullah Sports City, 49.204 Zuschauer, Prince Mohammed bin Salman Professional League
Letzter Tag in Saudi-Land. Die Suche nach dem morgendlichen Kaffee geriet etwas skurril. Nachdem wir von befragten Anwohnern immer weitergeschickt wurden und die angezeigte Cafe-Bar nach deren Auffinden sich dann geschlossen zeigte, wurden drei junge Typen auf uns aufmerksam, die uns kurzerhand in ihr Fahrzeug verfrachteten und so lange mit uns herumfuhren, bis wir endlich einen Kaffee in der Hand hielten. Aber bei Spritpreisen von umgerechnet 40 Cent liegt die Hemmschwelle zum sinnlosen Herumfahren ja auch nicht allzu hoch. Shukran. Am frühen Nachmittag strengten wir dann etwas Sightseeing an. Erstes Ziel war die Altstadt von Jeddah, die sich aber zum einen ausgestorben zeigte, denn um die Mittagszeit ist es dem Araber schlicht zu warm und beinahe alle Geschäfte sind geschlossen. Zum anderen sind beinahe alle Gebäude in ziemlich erbärmlichem Zustand. Aber es tut sich was, denn an jeder Ecke wird gewerkelt, ausgebessert, gestrichen. Das Königreich arbeitet offensichtlich massiv daran, sich für den Tourismus herauszuputzen. Kein Wunder, auch der letzte Scheich wird gemerkt haben, dass die Ölvorkommen endlich sind und dann alternative Geldquellen hermüssen. Weiter ging es zur Corniche, an der wir zwischen Erholung suchenden Einheimischen gen Norden entlang flanierten, bis uns die Vorbereitungen zum am darauffolgenden Wochenende stattfindenden Formel 1-Lauf stoppten, denn der Kurs liegt unmittelbar an der Küste. Es war auch Zeit mal langsam Richtung Stadion aufzubrechen, dafür hatten wir nun aber einen denkbar schlechten Standort und es bedeutete etwas Aufwand einen günstigen Ausgangsort zu erreichen um ein Fahrzeug über Careem zu finden.
Klappte aber letztendlich und etwas weniger als eine Stunde vor dem Anstoß trafen wir am Stadion der ‚King Abdullah Sports City‘ ein, wo auch schon ordentlich was los war. Hier waren wir nun auch besser vorbereitet und hatten am Vortag Online-Tickets erworben. Die Smartphones hatten sich der Ticket-Plattform allerdings weiter standhaft verweigert, so dass der Rezeptionist unseres Hotels Hilfestellung leisten durfte. King Abdullah sein Ground ist ein richtig fetter Brecher, ein reines Fußballstadion mit drei Rängen. Richtig schönes Teil, gefiel mir echt gut. Im Volksmund trägt die Hütte auch den Namen ‚The Shining Jewel‘. 62000 Besucher finden Platz und fast 50000 Leute fanden sich heute ein. Auch wenn sich der Ittihad Club dick im Meisterschaftsrennen befindet, ist das gegen den Tabellenletzten schon eine beeindruckende Zahl. Die Gäste hatten aber nicht vor, nur als Statisten zu dienen und wehrten sich ordentlich, so dass es zum Teil ein offener Schlagabtausch war. Dennoch reichte der Treffer des Tages durch den Brasilianer Romarinho für Ittihad, um die Tabellenführung zu erobern. Zum Beginn der zweiten Hälfte gab es dann auch die im Internet angekündigte Choreo der Heim-Fans zu sehen. Da der kleine Araber auch gerne erst zwanzig Minuten nach Beginn zum Spiel kommt, war dieses schlicht nicht früher umsetzbar. ‚Until the end‘ stand zu lesen, was wohl auf die Vereinstreue der Fans anspielen soll. Unter dem Schriftzug blinzelte das Maskottchen des Vereins, ein Tiger, durch den Unterrang. Sah nicht übel aus, gut umgesetzt. So richtig viel Zeit hatten wir nach Spielende nicht. Da ja auch weiblichen Besuchern der Weg zum Fußball erlaubt ist, aber Geschlechtertrennung gegeben ist, respektive allein angereistem Männervolk die Begegnung mit den in Begleitung ihrer Gatten erschienenen Damen offenbar verwehrt werden soll, blieben uns die Ausgänge zunächst verschlossen. Lediglich der Gringo-Bonus ebnete uns vor allen anderen den Weg nach draußen. Auf dem Parkplatz wurde ein nur mit dem Steuermann besetztes Fahrzeug shanghait und ein freundlicher Araber lieferte uns am Hotel ab. Mit unserem schmalen Gepäck beförderte uns letztmalig ein Careem zum King Abdulaziz Airport, von wo uns Flynas nach Riyadh zurückbeförderte. Dort galt es dreieinhalb Stunden zu verbimmeln bis uns Royal Jordanian über Amman ins 30 Grad kühlere Deutschland brachte. Allah u akbar!