Zaragoza – Sa., 22.01.2022, 16:00

Real Zaragoza vs Real Valladolid CF 0:0

Estadio la Romareda, 14.795 Zuschauer, Segunda División
Es wäre heute auch der Doppler Levante und Atletico in Liga eins machbar gewesen, aber das hätte viel Aufwand und Zeitdruck bedeutet und aus dem Alter für viel Aufwand und Zeitdruck bin ich halt irgendwie raus und nur noch selten dazu bereit. Es hätte mich auch jeder Möglichkeit beraubt, abseits des Fußballs etwas aufzusaugen, wie zum Beispiel den Palacio de la Aljaferia oder die sehenswerte Basílica de Nuestra Senora del Pilar, die größte Barockkirche Spaniens. Daher vermied ich die blutige Hopping-Nummer und stieg am Vormittag in den Hochgeschwindigkeitszug AVE und kurz nach Mittag, nach nur etwas mehr als einer Stunde und zwanzig Minuten Fahrzeit 300 Kilometer weiter, wieder aus. Bei zwar kühlen Temperaturen aber sonnigem Wetter konnte ich mir die Stadt dann etwas ansehen bis der Grund der Anreise seine Aufmerksamkeit erforderte. Das La Romareda ist ein schöner betagter Brocken. Alles wirkt etwas angenagt und die Patina der vorherigen Fußball-Epoche liegt wie ein sanfter Schleier über diesem Stadion. Als ich vor dem Spiel eine Runde um das Stadion drehte, geriet ich in den Protest der Hinchada der Gastgeber, die sich hinter der Haupttribüne sammelte und ihren Unmut über den nun schon Jahre schwelenden sportlichen Stillstand des stolzen ehemaligen Europapokalsiegers und mehrfachen spanischen Pokalsiegers, der seit beinahe zehn Jahren in Liga Zwei rumdümpelt, äußerte. Das missfällt dem treuen Anhang, der Taten vom Präsidium fordert. So blieb der Block dann auch die ersten fünfzehn Minuten leer, ehe die Anhänger diesen stürmten und das Team unterstützten. Aus Valladolid warten etwa 140-150 Leute gekommen. Der Verein hat gute Chancen den Abstieg der vergangenen Saison zu korrigieren. Beide Teams neutralisierten sich ziemlich und das Spiel bekam sein gerechtes Ergebnis, denn gute Torchancen waren Mangelware. Der AVE brachte mich dann in Spaniens Hauptstadt, wo am nächsten Morgen der Rückflug anstand.

Cornellà de Llobregat – Fr., 21.01.2022, 21:00

RCD Espanyol de Barcelona vs Real Betis Balompié 1:4

Estadi Cornellà-El Prat, 17.637 Zuschauer, Primera División
Ich musste mal raus den heimischen Gefilden, wo ja eigentlich alles nur noch nervt. Ein derzeit geeignetes Ziel ist Spanien, wo die Stadien in fast allen Regionen zu 75% ausgelastet werden dürfen. Um nicht weitere Flüge zu kaufen, die ich letztlich aufgrund sich kurzfristig ändernder Voraussetzungen nicht antreten würde, wartete ich mit der Buchung bis 48 Stunden vor Abreise und konnte für einen noch recht moderaten Kurs zuschlagen. Die Hauptstadt Kataloniens war das Ziel des Hinfluges. Dort empfing der im Schatten des großen FC Barcelona stehende RCD Espanyol seine Gäste von Real Betis aus Sevilla. Betis steht etwas im Schatten des erfolgreichen Stadtrivalen Sevilla FC, dürfte aber der beliebtere der beiden Clubs sein, denn die Anhänger der Grün-Weißen finden sich im ganzen Land. Das hat zur Folge, dass Betis zu den Clubs gehört, welche die besten Auswärtsfahrer-Zahlen aufweisen. So war auch hier der Gästeblock gut gefüllt und weitere Anhänger ließen sich im Stadion verteilt nieder. Der Gästeblock vermochte sich aber nicht recht entfalten, was durch die undankbare Lage im Eck des Oberranges begründet war, dort waren die Beticos im Halbdunkel sogar optisch kaum wahrzunehmen. Die Ultras des Reial Club Deportiu Espanyol de Barcelona zeigten sich erstaunlich sangesfreudig. Das überraschte mich, denn Fußballspiele in Spanien bieten ja normal eher Operetten-Atmosphäre. Ich fand es jedenfalls gar nicht übel, aber auch hier – in einem zahlenmäßig dann doch noch überschaubaren Fanblock – meinten zwanzig Schlaumeier etwas abseits ihr eigenes Ding machen zu müssen. Sinnlos. 
Betis spielt als aktueller Dritter eine bärenstarke Saison und war technisch überlegen aber Espanyol, das in seiner 121jährigen Geschichte in nur vier Spielzeiten besser abschnitt als Lokalrivale Barca, biss sich rein und ging nicht unverdient in Führung. Dann sprang aber einem Espanyol-Spieler im äußersten Eck des Strafraums unabsichtlich aber deutlich an den unglücklich ausgestreckten Arm. Das Spiel lief zunächst jedoch weiter und das bestimmt zwei Minuten, bis der Referee einen Hinweis aufs Ohr bekam und den imaginären Bildschirm andeutete. Es gab dann tatsächlich den Elfer. Klar war die Entscheidung korrekt, aber genau diese Situationen sind es doch, die dem Spiel die Seele und Emotion rauben. Das will doch nun wirklich keiner, da nimmt man doch eher die Fehlentscheidung in Kauf. Betis glich aus, spielte danach seine Klasse aus und drehte die Partie völlig unaufgeregt in einen klaren Auswärtserfolg. Mit zunehmender Siegesgewissheit waren dann auch die Anhänger der Andalusier immer besser hören.

Geilenkirchen-Teveren – Sa., 15.01.2022, 14:00

FC Germania Teveren vs SC Fortuna Köln 0:5

Heidestadion, 511 Zuschauer, Mittelrheinpokal Achtelfinale
Das einzige Pflichtspiel weit und breit wurde für den Besuch ausgewählt. Zwar kein neuer Ground, aber einer mit Charme, der einen erneuten Besuch durchaus verdient hatte. Eine kleine überdachte Sitztribüne sieht sich einer großen Natur-Stehtribüne mit Wellenbrechern gegenüber. Als ich mich für den Spielbesuch entschied, galt noch eine maximale Zuschauerzahl von 240, da allen Besuchern Sitzplätze bereitgestellt werden sollten. Das hätte bedeutet, dass alle Anwesenden auf der Tribüne hätten Platz nehmen müssen, anstatt sich auf der großen Anlage verteilen zu können. Macht Sinn, so wäre dann wenigstens eine hohe Ansteckungsgefahr gewährleistet. Wenn jemand diese Maßnahme einleuchtend erläutern kann, möge er sich melden. Aufgrund der Änderung der Schutzverordnung wurde die Vorgabe aber einige Tage vor dem Spiel hinfällig. Die Fortuna gab sich im Verbandspokal beim Landesligisten an der Bundesgrenze direkt neben der NATO-Airbase keine Blöße. Prinzipiell lief die Partie ab, wie diese Verbandspokal-Spiele eben meistens ablaufen.
Der Underdog kämpfte im Spiel des Jahres um jeden Grashalm und der Favorit tat sich erstmal schwer. Spätestens mit dem ersten Tor nahm die Nummer dann den erwartbaren Verlauf. Gefreut hat mich, dass ich nach langer Zeit mal wieder Sjoerd aus den Niederlanden traf, mit dem die erste Halbzeit verquasselt wurde. Ein kleiner Fehler war mir bei der Kleidungsauswahl unterlaufen. Zum Schutz vor der Kälte trug ich Handschuhe mit einem RWE-Emblem auf dem Handrücken. Das blieb einem vermutlichen Aachener nicht verborgen, der dieses zum Anlass nahm mir Auge in Auge seine Meinung über meinen Verein mitzuteilen. Es blieb beim Wortwechsel, aber das war mal wieder ein Weckruf. Es macht durchaus Sinn, die ungeschriebene Regel zu beachten, beim Hoppen keine Vereinsklamotten zu tragen. Außerdem hatte ich gar nicht in Erwägung gezogen, dass der Kreis Geilenkirchen zum Alemannia-Einzugsgebiet gehört, da hätte ein Blick auf die Landkarte geholfen. Eigener Leichtsinn also und kein Vorwurf an den Kontrahenten – wenn sich ein Dödel in den falschen Klamotten in der feindlichen Hood zeigt, darf man diesen durchaus mal zurechtweisen.

Sprockhövel – Do., 13.01.2022, 19:30

TSG Sprockhövel vs Rot-Weiss Essen 1:4

Stadion Im Baumhof, 220 Zuschauer, Testspiel
In dieser etwas tristen Fußballphase gilt es, Kompromisse einzugehen. Wie bereits oft genug erwähnt, kann ich mich für den Besuch von Testspielen oft nur mühsam motivieren. Etwas leichter fällt es, wenn der eigene Verein beteiligt ist. Nach kurzfristiger Absage des Türkei-Trainingslagers wurde ein Test beim Oberligisten in Sprockhövel angesetzt. Bei ähnlich tristem abendlichem Winterwetter hatte ich das kleine, für Zuschauer nur einseitig nutzbare Stadion Im Baumhof einst erstmalig besucht. Trist war auch die Vorstellung des Herzensclubs. Die Defensivleistung gab Anlass zur Sorge hinsichtlich des anspruchsvollen Liga-Re-start gegen die Konkurrenten aus dem Tal der fliegenden Messer und der Domstadt. Bleibt zu hoffen, dass der Grund für die magere Leistung, im Sinn dieser Veranstaltung zu suchen ist, nämlich zu testen.

Dortmund – So., 09.01.2022, 14:00

Dorstfelder SC 09 vs SuS Grün-Weiß Barkenberg 3:1

Sportplatz Am Bummelberg, 10 Zuschauer, Testspiel
Auch das zweite Spiel des Jahres fand auf Dortmunder Boden statt. Eher gequält raffte ich mich zu diesem Leckerbissen auf, aber stattdessen den ganzen Tag auf der Couch abzuhängen, war auch keine echte Perspektive.  Der Sportplatz an der Straße mit dem drolligen Namen Bummelberg hat seinen Charme. Anhand vieler Details kann man einen funktionierenden und gelebten Verein erkennen. Prunkstück ist die Traverse mit Überdachung und einigen Sitzschalen. Warum man das Dach aber eben nicht über diesen erbaut oder die Sitze unter dem Dach installiert hat – je nachdem was zuerst existierte – erschließt sich nicht so recht. Der Test-Kick zwischen einem A- und einem B-Ligisten war dann gar nicht so schlecht anzusehen und hatte erstaunlich viel Tempo. Nur die Temperaturen wärmten das Fußballherz nicht, so dass ich nach dem Abpfiff dankbar in den Sitz des durch Standheizung vorgewärmten Fahrzeugs fiel.

Dortmund – Sa., 08.01.2022, 14:00

TuS Bövinghausen vs Wuppertaler SV 2:5

Sportplatz am Wasserturm, 300 Zuschauer, Testspiel
Das Virus macht es dem Hobby weiterhin schwer und torpediert es, wo es nur kann. Der geplante Ausflug in den nördlichsten Zipfel Frankreichs war nach 14 Corona-Fällen im Team des USL Dunkerque jedenfalls kurzfristig dahin. Die Nummer wird uns auch in den nächsten Wochen sicher noch auf Trab halten, das ist mehr als gewiss. Daher begann das Fußballjahr mit dem Besuch eines Testspiels. Mit diesen Veranstaltungen tue ich mich ja einigermaßen schwer, es fehlt mir einfach der Wettbewerbs-Charakter. Die Paarung zwischen dem ambitionierten Westfalen-Ligisten aus dem äußersten Dortmunder Westen und dem in dieser Saison bisher so überraschend stark aufspielenden Sportverein aus dem Tal der fliegenden Messer war natürlich sportlich attraktiv. Allerdings ist die Anlage des Verbandsliga-Tabellenführers an Gesichtslosigkeit kaum zu überbieten und hat bis auf ein kleines Sitzschalen-Gestell nur ebenerdige Stehplätze am Stankett zu bieten. Da es an diesem Tage auch nicht viele Alternativen gab, traf ich einige Bekannte der Bewegung an. Zu sehen bekamen die Zuschauer bei unangenehmen Temperaturen einen dominanten WSV, der eine frühe Führung herausschoss und das Ergebnis dann sukzessive hochschraubte. Die Gastgeber um die Ex-Profis Großkreutz und David Odonkor kamen über die gesamte Spielzeit nicht zur Entfaltung und erzielten beide Treffer zur Ergebniskosmetik erst kurz vor Ende.

Mechelen – Mi., 22.12.2021, 20:00

KV Mechelen vs KAS Eupen 1:3

Stadion Achter der Kazerne, 8.049 Zuschauer, Beker van Belgie Achtelfinale
Unter der Woche 200 Kilometer und zurück abzureißen, wenn ich am nächsten Tag arbeiten muss, habe ich schon lange nicht mehr gemacht und eigentlich fühle ich mich dafür mittlerweile auch zu alt. Dass der Mitfahrer aus persönlichen Gründen kurzfristig abspringen musste, machte mir die Entscheidung, auch nicht gerade leichter. Da aber abzusehen war, dass es mit den Spielbesuchen in den nächsten Wochen mager werden würde, sammelte ich die Kräfte und eibelte los. Das Stadion ‘Achter der Kazerne’ hatte ich vor einem Jahrzehnt schon einmal besucht, ist inzwischen aber völlig umgebaut worden. Von der alten Bausubstanz ist nicht mehr viel übrig, das Tribünenbild wurde grundlegend verändert und das Stadion hat seinen ganz eigenen Stil, der auch durch den traditionellen Standort im Stadtgebiet und die damit beengte Lage begünstigt wird. Die geschwungenen Tribünendächer verleihen zusätzlich eine eigene Note. Zudem dürfte es das einzige Erstligastadion weltweit sein, dass über nur einen Flutlichtmast verfügt. Dieses deshalb, weil die Lichtanlage mit dem Umbau in die Stadionbedachung integriert wurde, bedingt durch den Straßenverlauf aber eine Baulücke besteht und der Erhalt eines der alten Masten erforderlich war. 
Gästeverbot und Maskenpflicht bestand. Ersteres schmälerte etwas die Attraktivität der Partie, Letzteres war akzeptabel aber natürlich maximal nervig. Temperaturen um den Gefrierpunkt bildeten auch nicht das bevorzugte Klima ab, aber bekanntermaßen gibt es ja kein falsches Wetter, sondern nur falsche Kleidung… Das Stadion war knapp halb gefüllt, die Stimmung gemessen an den Umständen eigentlich ganz okay. Die Gastgeber begannen zielstrebig und dominant und gingen durch einen schönen Treffer des aus der Bundesliga bekannten Igor de Camargo in Führung. Auch in Hälfte zwei machte Mechelen zunächst das Spiel, aber ziemlich aus dem Nichts fiel plötzlich der Ausgleich. Damit kippten die Verhältnisse und das Team aus der deutschsprachigen Region Belgiens, mit dem deutschen Ex-Nationalspieler Andreas Beck als Kapitän, tat mehr für das Spiel. Als die Gastgeber in der Vorwärtsbewegung unnötig den Ball verloren, schaltete Eupen schnell um und erzielte nach schöner Kombination kurz vor dem Ende die Führung. Mechelen fiel nichts mehr ein und nach schlampigem Abspiel des Torwarts, trafen die Gäste mit einer schönen Bogenlampe aus vielleicht 35 oder 40 Metern zur Entscheidung. Bevor die Fettschmieden des Landes schlossen, reichte es dann noch zum Frituur-Besuch, der mal wieder die Frage aufwarf, warum eigentlich gefühlt 90% der Frituuren von Vietnamesen geführt werden.