Wegberg – Freitag, 19.11.2021, 19:30

FC Wegberg-Beeck vs Rot-Weiss Essen 1:1

Waldstadion, 1.450 Zuschauer, Regionalliga West
Der rot-weisse Tross begab sich in die Niederrheinische Grenzregion um einen Pflichtsieg einzufahren, aber mit diesen ist das ja so eine Sache. Knapp 800 Gäste wurden dann Zeuge von einer durchwachsenen Essener Vorstellung in Hälfte eins. Der RWE war zwar klar überlegen, aber zu einfallslos und mehr als ein Abseitstreffer von Engelmann sprang nicht heraus. In der Defensive reichte dann ein Ballverlust aus, um sich einen Gegentreffer zu fangen. Unhaltbar schlug ein 20-Meter-Strahl im Giebel ein. Nicht das erste Mal, dass der Versuch, sich spielerisch aus der Bedrängnis zu befreien, in einem Gegentor mündet. Nach dem Seitenwechsel zeigten sich die Roten zielstrebiger aber irgendwie trotzdem zu umständlich. Für den Ausgleich reichte es zwar, aber das ist im Titelkampf beim Siebzehnten der Tabelle zu wenig, zumal die Konkurrenten momentan stabil punkten. Engelmann ließ den Tausendprozenter zum Sieg kurz vor Ende liegen und dann war die Partie mit einem eher unerwarteten Remis zu Ende, was die etwa zwanzigköpfige Gruppe hinter dem Tor, die ich größtenteils dem Gladbach-Lager zuordnete, zu Hohn und Häme animierte. Dumm, wenn sich dann das Verbindungstor plötzlich öffnet und man sich von ein paar heranstürmenden Rot-Weissen ein paar ordentliche Backpfeifen fängt. Manchmal hält man einfach besser mal den Schnabel.

Oberhausen – Sonntag, 14.11.2021, 15:00

FC Sterkrade 72 vs SC Buschhausen 3:0

Sportanlage Erlenstraße, 380 Zuschauer, Kreisliga A Oberhausen/Bottrop
Nach dem Spiel am Wasserturm nahm ich es bewusst in Kauf, beim nächsten Spiel einige Minuten später aufzuschlagen. Ein verspäteter Anpfiff aufgrund des hohen Andrangs kam mir zwar zu Hilfe, aber die Parkplatz-Suche fraß den gewonnenen Puffer wieder auf. Daher verpasste ich den Kick-off um fünf Minuten. Die Groundhopping-Polizei kann mich mal und ist ja gegenüber einem Fußballtouristen auch eh nicht befugt! Topspiel der Kreisliga A zwischen dem Zweiten und dem Ersten, die nach dem klaren und verdienten Heimsieg die Plätze tauschten. Da auf Kreisebene die anderen Ligen des Kreises Oberhausen-Bottrop pausierten, hatte ich mit einer ordentlichen Zuschauerzahl gerechnet. Beinahe 400 Leute sind aber für ein Kreisliga A-Spiel dennoch absolut herausragend. Eben deswegen und in der Hoffnung auf ein gutes Spiel hatte ich mich auch herbemüht, denn die Anlage hat nicht viel zu bieten. Sportlich war das dann durchaus gut anzusehen, was den Besuch damit auch rechtfertigte.

Essen – So., 14.11.2021, 13:00

DJK Adler-Union Frintrop vs SC Ayyildiz Remscheid 6:1

Sportanlage am Wasserturm, 300 Zuschauer, Bezirksliga Niederrhein Gruppe 3
Die Erste der DKJ zieht an der Spitze der Gruppe 3 der Bezirksliga am Niederrhein einsam ihre Kreise. Grund genug, an diesem trüben November-Morgen mal wieder am legendären Wasserturm vorbei zu schauen, nachdem ich dem Sensationssieg gegen den Oberligisten Baumberg vor ein paar Wochen beiwohnte. Zudem ergab sich die Möglichkeit mal ‚offiziell‘ ein vernünftiges Spiel auf dem oberen Platz am Turm zu sehen, auf dem sonst nur die Reserven und Jugend-Teams bolzen. Da der Kunstrasen des unteren Platzes aber nach 20 Jahren endgültig abgefressen ist und erneuert wird, kann aktuell nur oben gespielt werden. Zwar habe ich den Platz während meiner aktiven Zeit bestimmt an die hundert Male selbst bespielt und auch genügend Spiele ohne eigen Beteiligung gesehen. Aber in meiner Passion als Fußballtourist war ich tatsächlich noch nicht zugegen. Der Platz wurde erst im letzten Jahr vollkommen überholt und mit Kunstrasen versehen. Mit der Laufbahn ist der eigentlich viel zu weitläufig aber eben dafür gar nicht so schlecht. Was hab ich das früher gehasst, eine Viertelstunde hinter dem Ball her zu latschen, wenn man die Kirsche im Training ‚ausnahmsweise‘ mal am Tor vorbei gedroschen hatte. In den 70ern hat auf diesem Platz übrigens Union Frintrop, einer der beiden Fusionsclubs, ein WFV-Pokalspiel gegen den BVB vor 6.000 Zuschauern bestritten und ein 0:0 erkämpft. Im Wiederholungsspiel gab es dann eine deutliche Niederlage. Der heutige Adler-Union-Gegner geriet zwar früh in Rückstand, machte die Sache danach aber nicht schlecht und stand hinten sicher ohne allerdings selber nach vorne Akzente setzen zu können. Mit dem zweiter Adler-Treffer zehn Minuten vor der Halbzeit, war die Nummer aber dann auch schon durch. Zu dominant und sicher zeigten sich die Hausherren. Überhaupt ist es beängstigend wie stark sich die Mannschaft präsentiert, da muss ich mich doch mal wieder öfter zeigen, wenn es die Zeit zulässt. Macht Laune, dem jungen Team zuzuschauen. Vier weitere Treffer folgten in Hälfte zwei und der tapfer kämpfende Gegner wurde etwas zu hoch besiegt. Einfach zu effektiv, die Adler-Truppe. Mit Thomas und dem Captain traf ich auch noch auf zwei Gleichgesinnte.

Essen – Sa., 13.11.2021, 14:00

Rot-Weiss Essen vs VfL Sportfreunde Lotte 3:1

Stadion Essen, 10.027 Zuschauer, Regionalliga West
Die Jungs vom Autobahnkreuz waren zu Gast, welche in keiner Verfassung sind, die das fürchten lehren musste. Allerdings hat sich bei den Roten ja zuletzt das Lazarett etwas gefüllt. und zudem musste der in den letzten Partien stark aufspielende und torgefährliche Erolind Krasniqi für das U21-Nationalteam des Kosovo abgestellt werden. Übrigens eine nette Ungleichbehandlung durch den DFB. Während Mannschaften, welche Spieler für eine deutsche Auswahl abgestellt müssen, berechtigt sind das Spiel zu verlegen, gilt diese Regelung nicht, wenn Spieler für eine ausländische Nationalmannschaft im Einsatz sind. Wer sich so einen Paragraphen ausgedacht hat, kann eigentlich nur völlig zugedröhnt gewesen sein, aber dass beim DFB vermutlich eh alle an der Nadel hängen, kann man ja am Verhalten der Verbandsführung durchaus erahnen. Für die in starker Abstiegsgefahr schwebenden Sportfreunde sollte aber auch das einsatzbereite Spielermaterial mehr als ausreichen und der RWE bestimmte die Partie dementsprechend. 9:0 Ecken für den Deutschen Meister von 1955 und nicht eine Torchance für die Gast-Elf in Durchgang eins sprechen eine deutliche Sprache. Ein Doppelschlag durch Maschine Engelmann brachte die Zwei-Tore-Führung, die allerdings eine halbe Stunde auf sich warten ließ, auch weil ein berechtigter Foulelfmeter mal wieder obligatorisch verschossen wurde. Ich hoffe, dass in der laufenden Verbandspokalrunde nicht mal ein Elferschießen ansteht, das könnte man dann nämlich getrost abschenken. Beide Treffer wurden traumhaft herausgespielt. Mit dem dritten Torerfolg unmittelbar nach der Pause war die Messe dann gelesen. Daran änderte auch das Tor für die Sportfreunde zwanzig Minuten vor dem Ende nichts, das vor allem den schleifenden Zügeln der Roten geschuldet war. Letztlich war es ein unaufgeregter wie ungefährdeter Heimsieg und die Busladung Anhänger aus Lotte, die ihr Team beinahe ununterbrochen tapfer unterstützte, durfte ohne Zählbares die Heimreise antreten.

Walsrode – So., 07.11.2021, 14:00

SGW Germania Walsrode vs SC Vorwerk Celle 2:1

Grünenthal-Stadion, 95 Zuschauer, Bezirksliga Lüneburg Staffel 2 Gruppe 1
Einmal im Jahr verbringe ich mit meinen Eltern und meiner in Hamburg lebenden Schwester in Ruhe ein Wochenende irgendwo in Niedersachsen. Im besten Falle bildet den Abschluss dieses Wochenendes ein gemeinsamer Spielbesuch, sofern sich etwas Sinnvolles anbietet. Da das diesjährige Ziel Walsrode hieß, bot es sich an bei der örtlichen Germania vorbeizuschauen, die auf Bezirksliga-Ebene der Fußlümmelei nachgeht. Das Grünenthal-Stadion ist eine schöne Anlage mit vielen schrulligen Details. Hingucker ist sicher der Sprecherturm mit integrierter Grillbude. Der Gastverein hat natürlich nichts mit den Staubsaugervertretern zu tun, denn Vorwerk ist einfach nur ein Ortsteil von Celle. Die Germanen benötigten dringend einen Sieg, um die Chance auf den Klassenerhalt zu wahren. Dieser gelang auch mit großem Kampf, so dass mit den Gästen der Tabellenplatz getauscht werden konnte.

Ostrava – So., 31.10.2021, 15:00

FC Banik Ostrava vs AC Sparta Praha 2:2

Mestsky stadion v Ostrave-Vitkovicich, 14.273 Zuschauer, 1. Ceska fotbalova liga
Eigentlich sollte dieses Spiel der Auftakt für eine kleine Tour über die Ukraine nach Budapest sein. Leider war dieser Plan ein paar Tage vorher bereits gescheitert, als bekannt wurde, dass die im Urlaub weilende Arbeitskollegin erkrankt war. Zumindest diesen Honza-Kracher im östlichen Mähren wollte ich aber mitnehmen und konnte zum natürlich bereits gebuchten Hinflug kurzfristig einen noch erstaunlich günstigen Rückflug ab Katowice buchen. Da nach dem Rot-Weiss-Spiel am Vortag abends beim Kumpel noch die Playsi-Controller glühten und ich dann dort auf der Couch genächtigt hatte, war es nicht ganz so einfach sich um halb sieben ins Auto gen Dortmund Airport zu schmeißen. Eine positive Folge der Pandemie war in diesem Fall, dass am Security Check rein gar nichts los war, da hat man in Dortmund ja auch schon wertvolle Lebenszeit verschwenden müssen. Der Rainer war gewohnt pünktlich, daher bekam ich eine frühere als die gebuchte Transfer-Minibus-Kutsche. Das erhöhte den Zeitpuffer am Hauptbahnhof in Katowice und entspannte den Ticketkauf was aber letztlich auch egal war, denn der Intercity von Warsawa nach Budapest startete um 11:49 mit plus 13 Minuten. Im Gegensatz zum Deutschen Pendant war die Verspätung aber schnell wieder aufgeholt. Der Trick, das Alkoholverbot in polnischen Zügen zu umgehen, ist übrigens, die Fahrzeit im Speisewagen zu verbringen. Damit ist man dann auch von der zwar sinnvollen, aber ja doch lästigen Maskenpflicht befreit. Mit Umstieg in Bohumin kurz hinter der Grenze traf und pünktlich um 13:34 in Ostrava ein.
Vor dem Bahnhof stand kein einziges Taxi. Da Bahnhof und Stadion – Banik muss ja seit dem Auszug aus dem ‚Bazaly‘ im Montan-Stadtteil Vitkovice antreten – weit auseinander liegen, war die Bahnfahrt keine erwünschte Option. Also hirschelte ich mal los. Wo steht eigentlich geschrieben, dass Bahnhofs-Gegenden meistens eher zweifelhaft daherkommen? Ziemliche schmierige Gestalten lungerten in Hauseingängen und Toreinfahrten herum. Ein Taxi weiter Fehlanzeige und als ich schon die Uber-App offen hatte, hielt vor mir eine uralte Passat-Ranzbeule mit Taxi-Schild auf dem Dach. Kurz die Lebensgefahr abgewogen und rein in den Haufen. Was in den nächsten 15 Minuten folgte, war ein Schauspiel für sich. Der Taxameter war eine komplette Ruine. Der Versuch einen Fahrpreis herauszufinden war ein Ding der Unmöglichkeit, geschweige denn dass es möglich war, diesen zu Verhandeln. Eine gemeinsame sprachliche Basis fanden wir nicht. In allen möglichen Sprachen kramte ich die nötigen Worte raus, aber ich schaute nur in ein ratloses Gesicht. Sämtliche bisher eigentlich weltweit erfolgreich angewandten Gesten liefen ins Leere. Das war der verpeilteste und zudem zwielichtigste Taxi-Mokel, an den ich je geraten bin. Selten war ich so überzeugt, nach Erreichen des Zieles völlig abgezogen zu werden. Und dann grinst mich der Mann am Ende schüchtern an und zeigt zwei Finger. 200 Kronen, ein besserer Preis, als es Uber angezeigt hatte. Kann man nicht erfinden.
Eine gute Dreiviertelstunde vor dem Spiel am Stadion einzutreffen, reichte noch für ne Klobasa, zwei Cigaro und ein Bier. Sparta begann in einem phasenweisen echt guten Spiel mit hohem Tempo stark und beschäftigte die Gastgeber ausreichend, so dass diese kaum zu eigenen Offensivbemühungen kamen. Die verdiente Folge war die Führung für die Gäste, die auch zur Pause Bestand hatte. Aus dieser kam Banik wütend heraus und zehn Minuten waren in Hälfte zwei gespielt, als der Ausgleich fiel. Kurz darauf gab es Foulelfmeter für die Gäste, aber der Keeper hielt den gut geschossenen Penalty mit einer phänomenalen Parade. Kurz darauf entschied der Referee auf Ecke für Sparta. Der Spieler legte sich den Ball zurecht, die Abwehr formierte sich, alles wartete auf die Hereingabe, als der Referee das Spiel plötzlich unterbrach und zum VAR -Monitor rannte. Bestimmt zwei Minuten schaute der in der Glotze und gab wieder Elfer. Eine ähnliche Scheiße wie ich sie in der Vorwoche in Kopenhagen erlebt hatte. Das ist doch totaler Mist so, das macht echt keinen Spaß. Dieses Mal war die Kirsche dann drin und der Hass des Banik-Anhangs kochte hoch. Zwei Minuten vor Schluss zeigte der Schiri dann aber auch für die Gastgeber auf den Punkt. Der Ball lag schon für den Schützen bereit, der Torwart konzentrierte sich und wieder kam die Meldung aus dem Prager VAR-Keller. Unglaublich! Die Entscheidung hielt der Prüfung aber stand und mit Karacho landete der Ball zum umjubelten Remis im Netz. Banik und GKS Katowice begingen mit diesem Spiel das 25jährige Jubiläum ihrer Freundschaft. Nachdem Banik am Vortag schon mit einer guten Abordnung beim Gieksa-Kick in Jastrzebie aufgeschlagen war, waren gut 400-500 Leute aus dem schlesischen Kohlenpott in die Stahlkocher-Region gereist. Der Lärmpegel wurde über die ganze Spieldauer ganz gut gehalten, der Support kam natürlich ziemlich polnisch daher. Zu Beginn der Halbzeiten gab es je eine Choreo über die ganze Gegengerade und als sich eine Viertelstunde vor Schluss drei Dutzend Gestalten unter eine Plastikplane verzogen, war klar was kurz darauf geschehen würd und zwar genau im Moment des Ausgleichs. Erst qualmte es in den Farben von Banik und Gieksa, dass man kurz darauf die Hand kaum noch vor Augen sah, und wenig später erstrahlte die Kurve dann in Rot. Ein schönes Bild und die Kibice und Fanousci hatten auch schlauerweise bis zum Einbruch der Dunkelheit gewartet.
Der Gästeblock war zunächst enttäuschend spärlich gefüllt. Der Zug mit den Spartanern war unterwegs hängen geblieben war und so trafen die Ultras erst zwanzig Minuten vor Ende ein. Banik hatte in der Nachspielzeit noch die Riesenchance zum Sieg, aber mit dem späten Remis kann man sicher auch leben. Nach dem Spiel machte ich mich mit zwei Wegbier bewaffnet in Ruhe auf den einstündigen Marsch zum Busbahnhof. Der Flixer bracht mich in weniger als einer Stunde nach Katowice und fuhr dann weiter bis nach Odessa. Kurz habe ich überlegt…! Mit dem Linienbus eibelte ich dann noch mal eine Stunde durch die Gegend bis zum Flughafen, wo ich ein günstiges Zimmer für die Nacht in einer bewährten Unterkunft gebucht hatte. Am nächsten Morgen brachte mich Wizzair nach viel zu kurzer Nacht früh zurück nach Dortmund und um kurz nach 9:00 Uhr trat ich mit ner Tüte Brötchen durch die heimische Wohnungstür. Schöner Umweg, um ein paar Brödels fürs Frühstück zu holen. Was letztlich für ein Aufwand für den Besuch eines einzigen Spieles betrieben habe, ist eigentlich völlig absurd, auch wenn es echt eine kurzweilige Geschichte und ja auch anders geplant war. Auch der ökologische Fußabdruck wird sich sicherlich noch übergeben haben, aber klimaschädlich ist dieses Hobby ja leider sowieso. Gesundheitsschädlich ja eigentlich auch.

Essen – Sa., 30.10.2021, 14:00

Rot-Weiss Essen vs Aachener TSV Alemannia 2:1

Stadion Essen, 11.250 Zuschauer, Regionalliga West
Es läuft die fünfte Minute der Nachspielzeit, obwohl es nur drei geben sollte. Die vierte Ecke in Folge fliegt scharf getreten herein. Irgendwie bekommt Linksverteidiger Felix ‚Herze‘ Herzenbruch am Fünfer den Kopf an den Ball und dieser schlägt unten im langen Eck ein. In den nächsten Sekunden finde ich mich drei Sitzreihen weiter unten und vier weiter oben wieder und habe das Bedürfnis meine Freude mit jedem der um mich herum sitzenden Kumpel und Bekannten zu teilen. Lange nicht mehr solche Emotionen bei einem Tor verspürt, die einfach mal raus mussten. Selbst der späte Siegtreffer in Münster, der nun wirklich nicht übel gefeiert wurde, hat keine solche Eskalation geweckt. Dabei ist ja noch gar nichts gewonnen, aber momentan macht es einfach Bock, den RWE zu sehen. Viel zu oft im letzten Jahrzehnt wurden Siege und Niederlagen regungslos hingenommen, Tore hinten wie vorne nur oberfächlich registriert. Das vierte Remis in Folge drohte, womit der kleine Vorsprung, den die Roten erarbeitet hatten, endgültig aufgebraucht gewesen wäre. Der Deutsche Meister von 1955 startete gut in die Partie und ging früh durch Janjic in Führung. Auch danach ging es meist in Richtung des Aachener Tores. Aber die Alemannia war bemüht und checkte früh vor, womit die Roten sichtlich einige Probleme hatten. Mit dem Halbzeitpfiff glich der ATSV aus. Irgendwie unverdient und irgendwie doch verdient, weil die Aachener ihre bescheidenen Mittel mit Herzblut in die Waagschale schmissen.
Das Bild änderte sich nicht im zweiten Durchgang. Warum auch immer stellten die Gäste aber zehn Minuten vor Ende das eigentlich erfolgreiche Vorchecking, mit dem der rot-weisse Spielfluss immer wieder unterbrochen wurde, ein und verlegte sich auf das Halten des Remis. Ein Fehler. Damit begann eine druckvolle Schlussoffensive und das Ende ist bekannt. Auch psychologisch ist dieser Sieg, so wie er entstanden ist, absolut Gold wert und sollte Selbstvertrauen geben. Überhaupt ist eines in dieser Saison ganz anders – man darf den RWE nie abschreiben. Bis zur letzten Sekunde ist einfach alles möglich. Der Away-Bereich war mit gut 800 Gästen gut gefüllt, trotz der bescheidenen sportlichen Performance der Allemannia, die aber vor dem Spiel den Trainer ausgetauscht hatte und den altbekannten Fuat Kilic ein zweites Mal einstellte, der wiederum seine Mannschaft recht gut einstellte. Die Ultra-Szene der Schwarz-Gelben hatte es nicht ins Stadion geschafft. Die Gruppe war schon morgens von der Schmiere im Essener Stadtgebiet gestoppt und nach Personalienfeststellung nach Aachen zurückgeschickt worden. Sicher werden die Jungs nicht zum Sightseeing so früh angereist sein, aber eine derartige Behandlung, die ja kein Einzelfall ist, sondern quer durch jede Szene schon mal erlebt worden sein wird, stellt für mich den Rechtsstaat schwer in Frage. Die Unschuldsvermutung gilt definitiv nicht für Fußball-Fans. Einige der im Stadion anwesenden hatten am späten Gegentreffer schwer zu knabbern und schafften es, ein Fluchttor zum Spielfeld zu öffnen. Wenige Ordner und herbeieilende, etwas unvorbereitet wirkende Polizeikräfte unterbanden den halbherzig gestarteten Sturm in den Innenraum. In jeder Hinsicht war das ein Spiel, dass noch eine Weile in Erinnerung bleiben wird.

Düsseldorf – Mi., 27.10.2021, 19:30

Fortuna Düsseldorf U23 vs Rot-Weiss Essen 3:3

Paul-Janes-Stadion, 1.695 Zuschauer, Regionalliga West
Nach 17 gespielten Minuten zeigte die Ergebnistafel drei Treffer für den Fortuna-Nachwuchs an und null für den glorreichen RWE. Was war geschehen? Die Roten waren direkt druckvoll in die Partie gestartet, aber die ersten drei oder vier vielversprechenden Vorstöße endeten in ungenauen Zuspielen in die Spitze. Mit der ersten Offensivbemühung der Gastgeber erzielten diese dann direkt den ersten Treffer, bei dem Schnapper Davari nicht allzu gut aussah. Gefühlt schlägt von dem, was auf das eigene Tor kommt, momentan eh zu viel ein. Aus dem Bauch raus bin ich der Meinung, in der letzten Saison war der Mann erfolgreicher in seinen Torverhinderungsbemühungen, muss aber so nicht stimmen. Allerdings schien auch der zweite Gegentreffer durch eine Kopfball-Bogenlampe vermeidbar. Bei Treffer Nummer drei durch einen sehr gut gespielten Konter war ‚Diva‘ aber definitiv machtlos. Unfassbar, was die rot-weisse Hintermannschaft in der Anfangsphase ablieferte. Damit war die Partie eigentlich auch entschieden, aber die Zeiten, in denen man die Truppe bei einem Drei-Tore-Rückstand abschreiben kann, sind nun mal vorbei.
Der erste RWE-Treffer durch Maschine Engelmann vor dem Seitenwechsel nährte die Hoffnung. In der zweiten Hälfte machte dann lange Zeit nichts den Anschein, als ob noch was Zählbares mit nach Essen fahren würde, obwohl es einige Torgelegenheiten gab. Aber auch die Gastgeber blieben gefährlich, bemühten sich aber mit fortwährender Spieldauer immer mehr, die Partie lediglich zu kontrollieren. Zwanzig Minuten vor Ende erzielte der eingewechselte Janjic den Anschluss und nur wenige Zeigerumdrehungen später nagelte der ebenfalls eingewechselte Krasniqi die Kirsche aus gut zwanzig Metern in das obere rechte Toreck und sorgte für hängende Fortunen-Köpfe. Obwohl das psychologische Momentum nun klar bei den Roten lag, kamen aber wieder die Gastgeber zunächst auf. In der Schlussphase gab es dann noch gute Chancen, welche beiden Teams den Sieg ermöglichten, aber es blieb beim letztlich wohl gerechten Remis. Die Stimmung war überschaubar. Die Ultra-Gruppierungen auf Essener Seite treten weiterhin nicht organisiert auf, sorgten aber dennoch für Support, wenn auch nicht durchgehend und nicht für die bleibende Erinnerung gedacht. Nach der frühen, hohen Fortuna-Führung wurde es erst einmal ruhig hinter dem Tor. Wer kann es ihnen verdenken, aber zum Ultra-Pathos passte das ja nun eigentlich nicht. Ich meide Auswärtsspiele bei den Profi-Reserven ja weitestgehend, bei den Spielen im Paul-Janes-Stadion bin ich dennoch relativ oft zu Gast, wenn es die Zeit zulässt, da der Weg kurz ist. Dennoch war mir nach diesem Spiel wieder klar, warum ich eher zum Verzicht auf diese Veranstaltungen neige.