Salmtal – Mo., 18.04.2022, 15:30

FSV Salmrohr vs FC Speyer 2:0

Salmtalstadion, 250 Zuschauer, Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar Platzierungsrunde
Nach 25 Jahren mal wieder zu Gast im Salmtal. Nicht weil ich es unbedingt wollte, aber so konnte ich Daniel ein Stück mitnehmen, der am Abend von Luxemburg gen Spanien flog und es passte zum Heimweg. Und schließlich ist es ja ein sehenswertes kleines Stadion auf dem Dorf. Fünfmal so viele Einwohner wie der kleine Ort hat, passen in das Rund hinein. Seine beste Phase hatte der Verein Mitte der 80er Jahre, als der Club es sogar für ein Jahr in die zweite Liga schaffte. Das war auch der Grund, warum die überdachte Haupttribüne errichtet wurde. Dumm nur, dass kurz nach Fertigstellung der direkte Wiederabstieg folgte und der FSV nie wieder so hochklassig spielen sollte. Bis zur Jahrtausendwende hielt sich der Verein auf drittklassigem Niveau, danach ging es weiter abwärts, heute wird immerhin noch in der fünftklassigen Oberliga gespielt. Dass es dazu kam, war auch der Vernunft geschuldet, denn in den 90ern setzte man sich mit der Trierer Eintracht zwecks Kooperation an einen Tisch, da diese strukturschwache Region nur einen höherklassigen Verein vertragen konnte und wohl auch heute noch kann. Natürlich konnte der Standort für gebündelte Kräfte nur Trier lauten und der FSV Salmrohr geriet ab da zur zweiten Kraft in der Moselregion. Das erkennt auch die ausgebaute der beiden Kurven neidlos an und gibt sich nach und nach wieder der Natur frei. In der Platzierungsrunde mussten dringend Punkte gegen den Abstieg gesammelt werden, was mit einem verdienten 2:0-Sieg gegen den FC Speyer auch gelang. Eine Handvoll biertrinkende Leute versammelte sich hinter einer großen Fahne mit einer Kuh und genoss den Erfolg schweigend. Ein besseres Symbolbild hätte hier auch nicht gewählt werden können.

Kaiserslautern – So., 17.04.2022, 14:00

1.FC Kaiserslautern vs 1.FC Saarbrücken 3:1

Fritz-Walter-Stadion, 46.895 Zuschauer, 3.Liga
Den Betzenberg habe ich ja schon einige Male besucht, aber wenige Stadien begeistern mich bei Rückkehr so sehr wie das Stadion vom Walter-Fritz. Schon die Lage macht unglaublich was her, wie der Tempel hoch über der Stadt thront und diese bewacht wie eine Burg im Mittelalter. Kann was, absolut. Der Aufstieg von der Stadt hoch zum Stadion ist für die Fans der Roten Teufel unabdingbar mit dem Spielbesuch verbunden, das wirkt schon beinahe rituell. Kaiserslautern gegen Saarbrücken, dieses Duell war eben nicht nur ein Derby, sondern zieht seinen Reiz, seine brutale Brisanz daraus, dass es dieses Spiel auf dem Betze seit beinahe 30 Jahren nicht gab, vom Geisterspiel in der letzten Saison mal abgesehen. Die Saarbrücker Szene reiste mit mit mehreren Regelzügen und einem Entlastungszug an. 5000 Karten hatte der FCS erhalten, die natürlich sämtlich weggingen. Auch von der befreundeten AS Nancy war eine Abordnung angereist. Beim FCK war der Andrang ebenfalls riesig und auch hier waren mit einer Gruppe von Hellas Verona Freunde angereist. Letztlich wurde ausverkauft gemeldet – ein starkes Zeichen für die Dritte Liga, aber natürlich dem unglaublichen Lauf der Pfälzer geschuldet, die im ersten Viertel der Saison noch tief in der Abstiegsregion gefangen waren. In den letzten 20 Spielen gab es aber nur noch eine Niederlage, was den Club auf einen direkten Aufstiegsplatz führte. Auch die Gäste waren lange in Reichweite zu der Aufstiegsregion, zuletzt ging aber etwas die Luft aus.
Vor dem Spiel traf ich noch mit dem alten FCK-Gefährten Seb, der mir auch bei der Ticketbeschaffung behilflich war – dafür noch einmal Danke! Am Bahnhofsplatz schnasselten wir noch ein Bier bevor es hoch ging auf den Berg. Kaiserslautern hatte um das Stadion einen Alk-freien Ring gezogen – völlig sinnlos, wenn sich die Meute dafür in der Stadt die Hucke vollsaufen kann. Aber Behörden-Maßnahmen stellen ja oft die Sinnfrage. Im Stadion stolperte ich dann direkt über andere Bekannte, so ein Spiel zieht die Schaulustigen halt an. Der Blick in den Kasten ist ja auch immer wieder beeindruckend. Der Betze hat seinen absolut eigenen Charakter und die Tribünen ragen so steil in den Himmel, wie es die Verordnung erlaubt. Die Westkurve des FCK eröffnete mit einer Choreo für einen Ex-Capo, der Tage zuvor den Freitod gewählt hatte. Die Kurve wurde mittels farbigen Ponchos in Rot und Weiß getaucht und das Konterfei des Verstorbenen unter das Dach gezogen. Der FCS hatte den Block gut beflaggt und sogar das riesige ‚Virage Est Saarbrücken‘-Banner mitgebracht, das normal im heimischen Ludwigspark unter dem Kurven-Dach hängt und die ganze Breite des Gästeblocks beanspruchte. Zum Einlauf der Teams landete aus dem FCS-Block abgesendete Leuchtspur auf dem Platz, da konnte man schon ahnen, wo die Reise in den nächsten 90 Spielminuten hingeht. Das wiederholte sich mehrfach, auch die Lauterer Westkurve konnte das übrigens ganz gut. Anschließend qualmte und leuchtete es etwas im FCS-Block, sah aber im Sonnenlicht natürlich nicht ganz so prall aus. Aus dem Away-Sektor flogen im Spielverlauf immer wieder teils fette Böller, bestimmt zwei oder drei Dutzend. Halte ich ja nix von, macht nur Lärm und ist gefährlich, ich wurde ja jüngst in Essen daran erinnert, was daraus entstehen kann. Zum durch den Referee mehrfach angedrohten Spielabbruch kam es natürlich nicht.
Nach nur einer Viertelstunde gingen die Roten Teufel durch einen dummen aber dennoch eher zweifelhaften Elfer in Führung und das auch erst glücklich im Nachschuss. Bis zur Halbzeit war es dann eine relativ offene Nummer, die aber für den FCK noch einen Negativ-Höhepunkt bereithielt. Kurz vor dem Pausenpfiff gab es nämlich glatt Rot für einen FCK-Spieler nach einer sicherlich unbeabsichtigten aber ungestümen üblen Aktion. Kurz nach dem Seitenwechsel fiel dann der Ausgleich und der FCS hatte das Momentum nun auf seiner Seite, nutzte es aber nicht. Der FCK schüttelte sich, zeigte wahnsinnige Moral, Mentalität und Willen und kaufte dem in Überzahl agierenden Kontrahenten damit den Schneid ab. Beim FCS war überhaupt keine Körpersprache mehr zu sehen und die Gastgeber trafen binnen zehn Minuten zwei Mal und stellten damit auf Sieg. Ein wichtiger Erfolg für den FCK, der damit den Aufstiegsplatz behauptet.

Ansbach – Sa., 16.04.2022, 14:00

SpVgg Ansbach 09 vs SV Seligenporten 5:1

Sportpark Ansbach, 380 Zuschauer, Bayernliga Nord
Das Saarland sollte mich in den kommenden zwei Nächten beherbergen und als ein passendes Zwischenziel bot sich Ansbach an. Oberliga wird dort gespielt und die gastgebende Spielvereinigung hat eine durchaus realistische Aufstiegschance an einer verdammt engen Tabellenspitze. Die Gäste aus Seligenporten konnten die Ambitionen der Ansbacher auch nicht bremsen. Der SVS, jahrelang gestandener Regionalligist, wird am Ende der Spielzeit sang- und klanglos in die Landesliga absteigen, das steht bereits fest. Zumindest ein wenig ärgern konnten die Gäste den Favoriten, denn zwischenzeitlich schafften sie den unerwarteten Ausgleich und hatte auch noch weitere Einschussmöglichkeiten. Im zweiten Durchgang nahm das Spiel aber seinen erwarteten Verlauf. Die Spielvereinigung kann auf eine kleine Anhängerschaft von einem guten Dutzend Köpfen zählen, die das Team über die gesamte Spielzeit ununterbrochen unterstützte.

Humpolec – Fr., 16.04.2022, 16:00

AFC Humpolec vs FK Hodonín 0:3

Sportovní areál Okruzní, 240 Zuschauer, Moravskoslezská divize D
Nach einem feinen böhmischen Mittagessen wurde der zweite Kick des Tages in Humpolec angepfiffen, das ungefähr auf der Mitte zwischen Praha und Brno liegt. Auch hier war der Star des Spiels natürlich das nette, kleine Stadion, das sich an den angrenzenden Hang schmiegt. Krumme, Moosbewachsene Stufen gibt es auch dort, allerdings hat der Untergrund derart nachgegeben, dass diese zum Teil sogar für die Zuschauer gesperrt sind. Hinter einem Tor wurde das Spiel gar aus Liegestühlen verfolgt, dabei hatte sich das Wetter etwas abgekühlt. Die Gäste aus der Grenzregion zur Slowakei verfolgen offenbar einen Plan und führen die Tabelle klar an. Auch heute wurden die Kräfteverhältnisse klargestellt und ein deutlicher Auswärtssieg eingefahren. Der weitere Weg führte noch ins Nachtquartier in Plzen, wo der Stadtname natürlich einigermaßen verpflichtend für die Abendgestaltung war.

Benesov – Fr., 15.04.2022, 10:15

SK Benesov vs SK Rakovník 3:1

Mestský stadion, 250 Zuschauer, Ceská fotbalóva liga A
Viel zu früh schellte der Wecker. Das heißt, eigentlich schellte der gar nicht früh, aber gemessen am Bier-Konsum am Vortag eben doch. Mit Daniel, der am Vorabend zu mir gestoßen war, ging die Reise ins etwas südlich von Praha liegende Benesov. Für den heutigen Tag galt wieder „der Ground ist das Ziel“, denn der sportliche Reiz der beiden Spiele war dann doch überschaubar. Ein Stau kostete den pünktlichen Anstoß, so dass wir die ersten vier oder fünf Minuten verpassten. Die Groundhopping-Polizei interessierte sich aber nicht dafür, bis heute habe ich jedenfalls keine Anzeige erhalten. Das Stadion in Benesov hat die typischen tschechischen Attribute zu bieten. Es verfügt über eine recht stattliche überdachte Sitztribüne und windschiefe Stehtraversen, die großenteils von einem samtweichen Moos-Teppich überzogen sind. Abgerundet wird der Gammel durch eine nur teilweise nutzbare Stahlrohrtribüne auf der Gegenseite. Völlig überdimensioniert sollte man meinen, aber der Vorgängerverein hatte es Mitte der 90er Jahre tatsächlich mal in die höchste Spielklasse geschafft. Damit übernahm sich der Club aber auch, stieg sofort wieder ab und wurde nur ein Jahr danach wegen finanzieller Probleme aufgelöst. Es dauerte dann ganze vier Jahre ehe der heutige Verein an den Start ging und seitdem in diesem beschaulichen Stadion auf Amateurebene vor sich hin bolzt. Bei einem kühlen Hellen und einer Wurst vom dampfenden Grill wurde die Partie entspannt rumgebracht.

Praha – Do., 14.04.2022, 21:00

SK Slavia Praha vs Feyenoord Rotterdam 1:3

Eden Aréna, 19.370 Zuschauer, UEFA Europa Conference League Viertelfinale
In Prag habe ich eigentlich schon jeden brauchbaren Platz gesehen, da ich über zehn Jahre mit ein paar Kumpels eine jährliche Tour in die Goldene Stadt gemacht habe. Im ‚Eden‘ war ich aber eben noch nicht und dieses sollte auf jeden Fall mal mit nem vernünftigen Spiel fallen, was ja nur Prag-Clasico oder Europapokal heißen konnte. Das Rückspiel im Viertelfinale der Conference League gegen Feyenoord schien mir angemessen für den Besuch. Das Stadion war offiziell ausverkauft, aber es waren noch einige freie Plätze zu sehen. Der größte Schock ereilte mich vor Spielbeginn. 80 Kronen wurde für die Nationalwurst aufgerufen, deutlich über drei Euro! Das ist nicht mehr mein Tschechien, aber gegessen werden musste der Prügel ja trotzdem. Immerhin war das ein feiner Riemen, schön würzig, nicht zu fettig. Aus Rotterdam war ein schöner Hafen-Pöbel angereist – gut 1500 Mann waren aus dem Land der Tulpen, Grachten, Spargelstangen nach Tschechien gekommen.
Die Slavia Kurve grüßte zu Spielbeginn mit einer Tuch-Choreo und fackelte in den Club-Farben. Die Gäste wedelten mit ein paar Fähnchen und hatten ein Banner am Zaun mit dem Slogan „Let’s finish this dish“, welches auf das Hinspiel aufbaute, als ein Banner „We’re having an old friend for dinner“ in der Kurve im ‚De Kuip‘ prangte. Diese Nummer wiederum stand im Zusammenhang damit, dass sich beide Teams bereits in der Gruppenphase begegnet waren. Nach etwa zwanzig Spielminuten kam von der Heimseite noch eine Pappen-Choreo über drei Tribünen. „Sweet revenge“ stand dort zu lesen, aus meiner Perspektive allerdings nur „Sweet“, denn um die Choreo komplett sehen zu können, hatte ich den falschen Platz. Ich war sozusagen Teil der Choreo ohne Teil davon zu sein. Zu diesem Zeitpunkt stand es schon 1:1. Den frühen Rückstand nach einem Abwehrfehler glichen die Gastgeber nach einem Abwehrfehler wieder aus. Nicht genug der Blackouts. Mit einem katastrophalen Fehlpass ermöglichte der Slavia-Schnapper den Niederländern nach einer Stunde Spielzeit die erneute Führung. Die Heimmannschaft bleib trotz Ballkontrolle im zweiten Durchgang ohne echte Torchance und Feyenoord machte dann irgendwann den Deckel drauf. Beide Teams wurden danach von ihren Kurven gefeiert. Für den neutralen Betrachter, war es jedenfalls eine kurzweilige Sache.

Brno – Mi., 13.04.2022, 19:00

FC Zbrojovka Brno vs FK Ústí nad Labem 2:1

Mestsky fotbálovy stadion Srbska, 2.523 Zuschauer, Fotbálovy národní liga
Mit einem Parkplatz unmittelbar vor dem Stadion in Drnovice und dem gebuchten Sporthotel direkt neben dem Stadion Brno und der damit wiederum verbundenen Möglichkeit, das Auto auch kurz vor Spielbeginn unmittelbar am Stadion parken zu können, wurde diese Partie unter etwas großzügigerer Auslegung der Verkehrsregeln pünktlich erreicht. Zbrojovka hat sich in den letzten Jahren zu einer Fahrstuhlmannschaft entwickelt und ist mit großem Vorsprung in der Tabelle auf bestem Wege, den Abstieg nach der letzten Saison wieder auszumerzen und in die tschechische Oberklasse zurückzukehren. Die eigentliche Heim-Spielstätte des Vereins ist das beeindruckende Stadion ‚Za Luzankami‘, dass der Club aber schon kurz nach der Jahrtausendwende verließ und welches seitdem vor sich hin gammelt. Zwar wurden ab und an Konzerte durchgeführt und auch für das Abschiedsspiel eines verdienten Spielers wurde das Stadion wieder hergerichtet, aber dennoch bleibt dieses phantastische Rund ein ‚lost ground‘. Es gibt auch einen Beschluss des Stadtrates, das Stadion wieder bespielbar zu machen, passiert ist bis heute aber nichts. Mit der aktuellen Spielstätte ist das Publikum nicht sehr glücklich. Immerhin 2.500 Zuschauer kamen dennoch zu diesem Spiel. Die aktive Szene des Vereins ist überschaubar und besteht aus vielleicht 30 Personen. Unnötig knapp wurde der Abstiegskandidat von der Elbe besiegt und ein weiterer Schritt Richtung Wiederaufstieg gemacht.

Drnovice – Mi., 13.04.2022, 16:30

MFK Vyskov vs 1.FK Pribram 0:1

Sportovní areál Drnovice, 511 Zuschauer, Fotbálova národní liga
Im mitten in Mähren gelegenen kleinen Ort Drnovice, der gerade mal etwas mehr als zweitausend Einwohner hat, steht ein beachtliches Fußballstadion. Eigentlich ist es das Stadion des 1.FK Drnovice, der Ende des letzten Jahrtausends mit viel Geld gepuscht einige Jahre in der ersten tschechischen Liga verbracht hat und sogar bis in den Europapokal gespült wurde. Wie so oft bei solchen Geschichten, ist das aber eben nicht nachhaltig und wenn das Geld ausgeht, bedeutet das für die meisten Vereine mit derartiger Vita dann das Aus. So auch hier, zwar wurde der Club mit einigen dubiosen Übergaben noch ein paar Saisons künstlich am Leben gehalten, aber dann war es irgendwann endgültig vorbei. Der heutige Nachfolgeverein spielt auf Kreis-Ebene. Übrig geblieben ist dieses wunderbare Stadion, dass auf den zweiten Blick allerdings schon etwas zerschossen wirkt, vor allem die Gegentribüne ist stark sanierungsbedürftig. Zudem wurde die angestaubte Hütte vor zwei Jahren seiner Flutlichtmasten beraubt. Oft habe ich schon versucht dieses Stadion in meine Tour-Pläne einzubauen, nie hat es gepasst. Als der MFK aus der benachbarten Stadt Vyskov im letzten Sommer den Aufstieg in die zweite Liga schaffte, fehlte eine geeignete Spielstätte, so dass nun in Drnovice gespielt wird. Zwar spielt nach meinem Wissen auch der eigentliche Heimverein in diesem Stadion, aber ein Zweitliga-Spiel ist dann doch der bessere Grund für die Anreise.