Herzlich willkommen auf meinem Foto-Blog, liebe Freunde und Bekannte und all jene, die zufällig hierher gefunden haben. Dieses ist die Fortsetzung meiner Homepage https://groundfever.de.tl/, die ich leider nicht mehr in dem Umfang weiter bedienen kann, wie es meinem Anspruch gerecht würde. Die genannte Seite bleibt zwar weiterhin abrufbar, wird aber nicht mehr aktualisiert. Stattdessen geht es nun hier in angepasster Form weiter, mit etwas weniger Text, aber dafür deutlich mehr Bildern von den besuchten Spielen.
Man sagt ja, als Fan sucht man sich seinen Verein nicht aus, sondern der Verein sucht sich den Fan aus. Das meint nichts anderes, als dass man sich gegen seine Vereinsliebe nicht wehren kann. Irgendwann – es kann beim ersten Spielbesuch des Lebens passieren, aber auch jederzeit später – macht es ‚Klick‘ und man verschenkt sein unschuldiges Fußballherz an einen Fußballverein, ohne dass man wirklich nachvollziehen kann, warum es so ist. Mein Herz gehört Rot-Weiss Essen, das mich oft genug in die sportliche Verzweiflung treibt und mir nur selten Momente des Glücks beschert. Und trotzdem ist und bleibt es mein Herzens-Club, der Verein meiner Heimatstadt, dem für immer mein Fußballherz gehört, unabhängig davon, ob ich mal häufiger oder weniger häufig die Spiele dieses für mich persönlich wertvollsten Vereins besuche.
Mein Interesse für den internationalen Fußball wurde ungefähr im Alter von 13 oder 14 Jahren geweckt, als ich begann, im ‚Kicker‘ die Tabellen der europäischen Ligen zu durchforsten und in meinem Jugend-Zimmer mit einem Softball die Europapokal-Partien der großen europäischen Clubs nachspielte. Der Schreibtisch fungierte als Tor, der Stuhl als Torwart. Dieser war meist recht einfach zu überwinden, denn er hatte nicht die besten Reflexe. Im Oktober des Jahres 1989, im Alter von 16 Jahren, weilte ich mit meinen Eltern und meiner Schwester eine Woche in Rom. In diesen Tagen empfing die AS Roma die SSC Napoli, mit Rudi Völler auf der einen und Diego Maradona auf der anderen Seite. Der Portier unseres Hotels ließ uns wissen, dass diese Partie ausverkauft sei. Das Spiel fand im recht kleinen ‚Stadio Flaminio‘ statt, da das ‚Olimpico‘ für die WM 1990 modernisiert wurde. Mein Vater ließ sich von der Info des Portiers nicht abschrecken, fuhr mit mir zum Stadion und kaufte in der Metro-Station ohne zu zögern zwei für damalige Verhältnisse ziemlich teure Tickets für die Kurve. Ich kann mich nicht wirklich an das Spiel erinnern – lediglich, dass Völler einigermaßen gar nicht und Maradona nur beim Elfer, der nach der Führung für die Roma den Ausgleich bedeutete, in Erscheinung traten. Ich hatte ganz einfach viel mehr Interesse am Geschehen auf den Rängen und ich betrachte dieses Spiel rückblickend als Auslöser für meine Leidenschaft. Die Infektion mit dem GROUNDFEVER war geschehen!
Der Groundfever-Virus ist ursächlich für den Ausbruch von ‚Groundhopping‘ – so nennt man dieses Hobby unter den Infizierten. ‚Ground‘ ist im Englischen die umgangssprachliche Bezeichnung für Stadion. ‚Hopping‘ bedeutet Hüpfen. Von Stadion zu Stadion hüpfen meint Groundhopping also. Der Witz daran ist – diese Wortfindung existiert im englischen Sprachgebrauch nicht, dort bezeichnet man sich eher als ‚football tourist‘. Eine wirklich fixe Definition für diese Leidenschaft gibt es nicht. Es gibt einige ungeschriebene Regeln, aber prinzipiell legt jeder Infizierte andere Maßstäbe fest. Viele Angehörige der Groundhopping-Szene gehen ihrem Hobby mehr oder weniger systematisch nach, indem sie versuchen, in möglichst vielen Ländern sämtliche Stadien der jeweiligen Ligen zu besuchen. Ein besonderes Status-Symbol stellt für viele die Anzahl der besuchten Länder dar. Für jedes Land, in dem man ein Spiel gesehen hat, gibt es einen ‚Länderpunkt‘. Für andere ist all dieses eher nebensächlich. Zu dieser Gruppe zähle ich mich. Zwar freue ich mich über jedes neu besuchte Land und über jedes besuchte Stadion, aber die Destinationen werden beinahe immer nach Lust und Laune ausgesucht. Den Anreiz irgendwelche Ligen ‚vollzubekommen‘, verspüre ich nicht mal im Ansatz.
Ich mag das Wort ‚Groundhopper‘ auch nicht sehr, denn es klingt mir zu pathetisch. Ich halte mich da lieber an die auf der Insel gebräuchliche Benennung und bezeichne mich daher gern als ‚Fußball-Tourist‘. Schon allein, weil mein Hobby ein ebensolches bleiben soll, fern von irgendwelchen Zwängen und Wettbewerbsgedanken. Ich schaue zwar annähernd jede Woche ein Spiel oder auch mehrere, bin aber keineswegs an 52 Wochenenden im Jahr kreuz und quer durch Europa unterwegs. Mich treibt auch nicht die Sammelleidenschaft in die weite Fußballwelt. Ich lege eher Wert auf eine von meinen Vorlieben bestimmte Qualität und persönliches Interesse an bestimmten Spielorten. Außerdem bin ich nicht auf den Spielbesuch beschränkt, auch wenn dieser natürlich der wichtigste Bestandteil ist. Ich ordne auf längeren Touren aber nicht alles dem Fußball unter und versuche immer, mir die ausgewählten Zielorte und Länder ein wenig anzusehen, also klassisch ‚Land und Leute‘ kennenzulernen. Ich besuche auch manche Stadien gern ein zweites oder drittes Mal, wenn es mir in den Städten und Regionen gut gefallen hat oder dort ein reizvolles Spiel stattfindet. So wird mir vielleicht der eine oder andere eigentlich einfach zu erreichende Ground auf ewig verwehrt (oder erspart?) bleiben, da ich individuelle Prioritäten setze. Groundhopping ist nunmal absolut subjektiv. Die Kriterien, die ein Groundhopper zur Auswahl der besuchten Spielorte heranzieht, gilt es nach meiner Ansicht zu respektieren, auch wenn sich deren Sinn anderen wiederum nicht erschließt. Dem entsprechend bemühe ich mich auch, Respekt vor jedem anderen Gleichgesinnten zu haben, egal welcher Intention er folgt.
Nachdem ich in der ersten Hälfte der 90er-Jahre den ersten intensiven Ausbruch des Groundfever überstanden hatte, beruhigte sich diese Begeisterung für viele Jahre. Spielbesuche im Ausland beschränkten sich auf zufällig während Urlaubs-Reisen oder Wochenend-Trips stattfindende Spiele und auch auf nationaler Ebene sah ich nicht allzu viel Gebolze. Es gab sogar zwei oder drei Spielzeiten, in denen ich selbst die besuchten Spiele des geliebten RWE an einer Hand abzählen konnte. Im Verlaufe der ersten Dekade des neuen Jahrtausends brach die Infektion dann erneut aus. Der Virus erwachte intensiver als zuvor und das hat bis heute Bestand. Ein Ende kann ich auch nicht absehen – es gibt noch viel zu entdecken und heilbar ist diese Krankheit sowieso nicht.