Sonntag, 19.05.2019, 15:30

deutschland

VfL Bochum vs 1.FC Union Berlin 2:2

Ruhrstadion, 24.500 Zuschauer, 2.Bundesliga

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Nach dem ersten VfL-Heimspiel der Saison 2018/19 war ich nun auch beim letzten Heimspiel der Spielzeit dabei. Ein guter Bekannter mit VfL-Dauerkarte war mir beim Erwerb der Zutrittsberechtigung behilflich, denn um zu verhindern, dass sich viele Berliner mit Tickets für den Heimbereich versorgten, beschränkte der VfL den Verkauf der Karten. In Bochum schaue ich recht gern Fußball, den VfL sehe ich mit einem gewissen Maß an Sympathie. Ein Verein, der sich immer mit den Ellenbogen dagegen wehren muss, nicht von den Kommerz-Größen aus Dortmund und der verbotenen Stadt erdrückt zu werden. Unrealistische Ziele werden nicht ausgerufen, man ist sich seiner Rolle bewusst und hält sich mit vergleichsweise kleinen Mitteln und ohne große Skandale als dritte Kraft im Ruhrpott. Dazu bietet das Ruhrstadion ein ehrliches Ambiente ohne großen Schnickschnack. So muss Fußball im Pott sein. Im Fernduell mit der grauen Maus aus Paderborn kämpften die Eisernen aus Köpenick um den Direktaufstieg in die Beletage der deutschen Fußball-Pyramide. Gut 6-7000 Unioner waren angereist und tauchten die Westtribüne des Ruhrstadions in die Farbe Rot. Aber weder die VfL-Szene noch die Mannschaft waren bereit, sich hier kampflos zu ergeben und so entwickelte sich für den nicht ganz neutralen Beobachter eine interessante Partie auf und abseits des Rasens. Heute hielt ich allerdings eher zu den Gästen. Union ist in meinen Augen ein sympathischer und authentischer Verein, dem ich den Aufstieg durchaus gönnen würde. So war die Sympathie also eher pro Union als contra VfL gekippt. Außerdem konnte man dem Konkurrenten im Fernduell, dem SC Paderborn, ja den Erfolg nun wirklich nicht gönnen, schon allein weil der Verein vor zwei Jahren eigentlich mausetot war und nur durch den finanziellen Rückzug der Sechz’ger den Absturz in die Regionalliga vermeiden konnte. Auf der anderen Seite stecke ich in einem Zwiespalt, da ich ja der Meinung bin, das Kommerz-Theater Bundesliga soll mal ruhig die Vereine bekommen, die es verdient hat. Wenn ich mich dann aber in die Perspektive der Zweit-Liebe SV Werder begebe, dann soll ein namenloser Gegner wie Paderborn doch bitte bleiben, wo der Pfeffer wächst. Halbzeit eins offenbarte bemühte Unioner aber ebenso engagierte Bochumer. So ein bisschen schien es, als ob der FCU vor der Aufgabe verkrampfte. Der VfL konnte dagegen frei aufspielen und erzielte nach einem cleveren Konter die Führung. Union-Spieler und -Anhang kamen motiviert aus der Pause. Erstere gaben auf dem Rasen Gas, Letztere auf den Rängen, denn diese zündelten ordentlich mit Rauch- und Bengalfackeln. Und genau in diesem Nebel schluckten die Berliner nach einem Elfer Marke oberdämlich den zweiten Treffer. Nun sollte es schwer werden, denn ein Sieg war zwingend erforderlich. Die Gäste verschärften danach den Druck und spielten mit höherem Risik – klar warum nicht, schließlich konnte man vom dritten Platz nicht mehr verdrängt werden. Die meisten Schussversuche verfehlten aber entweder das Tor oder blieben in der vielbeinigen Bochumer Abwehr hängen. Und das, was durch kam, wurde Beute des guten VfL-Schnappmanns. So zeichnete sich dann ab, dass es mit dem direkten Aufstieg für Union nichts werden sollte. Das wurde dann wohl auch dem Referee zu langweilig und so schickte er einen Bochumer mit einer zweifelhaften gelben Karte unter die Dusche, gleichzeitig Startsignal für die Schlussoffensive der Unioner. Zäh blieb es, der VfL wehrte sich nach Kräften, und es brauchte für den Anschlusstreffer schon einen Sonntagsschuss in den Giebel. Aber es war ja auch Sonntag. Und drei Minuten später fiel dann sogar der Ausgleich. Es wurde dann noch mal richtig hektisch und Union bekam tatsächlich noch die Riesenchance zum Siegtreffer, aber der VfL-Schnapper war wieder zur Stelle. So sackten die Berliner dann enttäuscht auf den Rasen. Half aber nix, der VfL war ein starker Gegner, das Remis ging schon in Ordnung. Union hat nun gegen den VfB Stuttgart noch die Chance, das große Ziel im Nachsitzen zu erreichen.

Samstag, 18.05.2019, 15:00

niederlande

SV DZC ’68 vs Nijkerker SC 2:1

Sportpark Zuid, 320 Zuschauer, 1e Klasse Zaterdag D
Im gelderländischen Doetinchem fand dieses Spiel auf sechstklassiger Ebene statt. Sollte der Mitkonkurrent zeitgleich verlieren, konnten die Gäste bei eigenem Sieg am vorletzten Spieltag bereits den Aufstieg in die ‚Hoofdklasse‘ sichern. Die Gastgeber benötigten dagegen einen Erfolg um die Minimalchance auf den Klassenerhalt zu wahren. Ein Klassenunterschied war nie zu erkennen und der NSC trat auch nicht wie ein Tabellenführer auf. Und der Unparteiische brachte mit seinem Konzept, keine klare Linie zu verfolgen, schöne Unruhe uns Spiel. Der Außenseiter konnte den Kick für sich entscheiden, wird aber wohl dennoch absteigen, da die Konkurrenz ebenfalls gewann. Möglicherweise öffnet sich noch ein Relegations-Hintertürchen. Und die Gäste kamen mit einem blauen Auge davon, da der Verfolger auch nicht siegen konnte. Entscheidung vertagt.

Mittwoch, 15.05.2019, 19:30

deutschland

FC Brünninghausen vs FC Westfalia Herne 1:2

Sportplatz Am Hombruchsfeld, 250 Zuschauer, Oberliga Westfalen

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Einen Punkt benötigte die Herner Westfalia noch, um drei Spieltage vor Schluss den Klassenerhalt perfekt zu machen. Was durchaus eine Leistung ist, denn nach 14 Spieltagen standen die Herner mit sechs mageren Zählern hoffnungslos am Tabellenende. Die Dortmunder Gastgeber, selber in großer Abstiegsgefahr, sind jetzt nicht gerade der beliebteste Club der Region, da sie für diverse Unternehmen aus dem Billig-Konsortium um Tedi und Woolworth werben. Da dessen Gründer und Inhaber ist ein ehemaliger Spieler des Vereins. In der ersten Hälfte war es eine ausgeglichene und umkämpfte, aber torlose Partie. Als dann der FCB nach dem Wechsel langsam Oberwasser bekam, schlug die Westfalia unerwartet zu. Aber Brünninghausen arbeitete weiter und wurde zehn Minuten vor dem Ende dafür belohnt. Als der Siegtreffer für die Gastgeber dann eine Frage der Zeit schien, nutzten die Gäste einen Defensiv-Fehler der Brünninghausener und setzten mit der letzten Aktion den entscheidenden Stich. Darauf pfiff der Referee auch umgehend ab und die Herner Spieler feierten mit ihren mitgereisten Fans um eine Hand voll ‚Ultras Herne‘ den Liga-Verbleib.

Sonntag, 12.05.2019, 18:00

spanien

CD Atlético Baleares vs Club Lleida Esportiu 2:1

Campo de Son Malferit, 1.800 Zuschauer, Segunda División B Grupo 3

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Atlético Baleares ist die zweite Kraft Mallorcas und arbeitet derzeit daran, zum ersten Mal seit über 50 Jahren wieder in die zweite Division aufzusteigen. Ein wichtiger Schritt konnte heute gegen die Gäste aus dem katalanischen Lleida heute gemacht werden. 2013 musste Atlético sein altes, direkt an der Autopista gelegenes ‚Estadio Balear‘ wegen Verschleiß der Bausubstanz verlassen. Nach einer Saison in Magaluf landete man auf dem ‚Campo Son Malferit‘ in Rufweite des alten ‚Balear‘. Die neue Spielstätte ist eine schmucklose Zweckanlage mit einer überdachten und ein paar kleinen ungedeckten Tribünen, gelegen auf dem Gelände des mallorquinischen Fußballverbandes. Aber es gibt Hoffnung. Vor zwei Jahren konnten sich Verein und Stadt endlich auf einen Plan für die Sanierung des alten Stadions einigen und dort sind die Arbeiten an einer etwas abgespeckten Version auch im Gange. Der aktuelle Zustand ist auf dem letzten Foto zu sehen. In Son Malferit finden 2000 Leute Platz und da die Meisterschaft heute am vorletzten Spieltag der regulären Saison eingefahren werden konnte, platzte das kleine Stadion aus allen Nähten, wobei allerdings nur 1800 Zuschauer zugelassen waren. Als ich zwanzig Minuten vor dem Anpfiff mein hinterlegtes Ticket eingesammelt hatte und mich dem Eingangstor näherte, versperrten fünf Polizisten in Kampfanzügen den Zugang und eine aufgeregte Menschentraube diskutierte hin und her. Kurz darauf trat ein Offizieller vor das Tor und erklärte etwas auf Spanisch, von dem ich nur einzelne Worte verstand. Auf Nachfrage erklärte er mir in brüchigem Englisch, dass die Polizei der Meinung ist, dass die Auslastung erreicht sei und niemand mehr hinein dürfe. Aber er wolle das klären und in fünf Minuten ginge es weiter. Sprach er und verschwand im Inneren, worauf das Tor dann geschlossen wurde. Für mich war klar, dass sich dieses Tor vor Spielende definitiv nicht mehr öffnen wird. Und natürlich passierte auch nach mehr als fünf Minuten nichts. Während sich Fans mit gültigen Tickets stocksauer, Arenal-Touristen, die vom Spiel Wind bekommen hatten, gleichgültig bis belustigt, und Familien mit vor Enttäuschung weinenden Kindern den Heimweg machten, sah der deutsche Groundhopping-Otto natürlich keinen Grund aufzugeben. Am anderen Ende öffnete sich eine Auto-Zufahrt für einen Nachzügler, also schnell dorthin, den dort postierten Wichtigtuer im Vereins-Sacko am Arm gezupft und mit dem Ticket und der magischen Plastik-Karte mit Nachdruck darauf hin gewiesen, dass ich der Meinung bin, hinein zu dürfen. Sah er dann aber auch schnell ein und feddich war die Laube. Voll war es dann auch aber von überfüllt war die Bude noch weit entfernt. War mir aber nun auch egal. Auf der Hauptseite gab es eine kleine Choreo und ein paar Schwenkfahnen und hinter dem Tor befand sich eine Gruppe von 30 Leuten, die ganz Spanien-untypisch das ganze Spiel über Stimmung machte. Die Katalanen erwiesen sich als zäher Gegner, der erbitterte Gegenwehr leistete, aber nach einem Doppelschlag zur 2:0-Führung nach einer halben Stunde schien der Weg frei für Atlético. Jedoch nur zwei Minuten lang, denn der umgehende Anschlusstreffer machte die Partie direkt wieder spannend. Drei Tore in vier Minuten und ein weiterer Treffer wollte nicht mehr fallen, auch wenn Lleida trotz Unterzahl am Ende noch einmal richtig Druck machte. Schlusspfiff, Platzsturm. Um den Aufstieg zu realisieren muss aber in der Relegation noch ein Spiel erfolgreich bestritten werden. Sollte dieses gelingen, steht in der kommenden Saison das Derby gegen den RCD Mallorca an, sofern dieser nicht selber noch seine kleine Aufstieg-Chance in die Primera Division wahrnimmt.

Samstag, 11.05.2019, 18:00

spanien

UD Poblense vs CD Santanyi 3:0

Estadio Municipal de Sa Pobla, 140 Zuschauer, Tercera División Grupo 11

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Der Kurzurlaub mit Mutter und Schwester wurde natürlich auch für den Fußball-Konsum genutzt und überraschender Weise schlossen sich die Damen heute sogar an. In San Pobla, im Nordwesten des 17.Bundeslandes steht eines der sehenswertesten Stadien der Insel. Warum man für diesen kleinen Verein vor 40 Jahren ein Stadion mit einem 8000er Fassungsvermögen gebaut hat, weiß vermutlich keiner, denn ein paar Saisons in der Drittklassigkeit stellten bis dato den größten Vereinserfolg dar. Großer Andrang war auch zum Spiel gegen Santanyi aus Mallorcas Süden nicht zu erwarten und so verloren sich 160 Zuschauer im angestaubten Ground, die aber in Hälfte eins bestens unterhalten wurden. Poblense schoss schnell einen Drei-Tore-Vorsprung heraus und wenn Aluminium und Überheblichkeit nicht im zweiten Durchgang Schlimmeres verhindert hätten, wäre das ein ganz bitterer Tag für die Gäste geworden. Poblense wahrte mit diesem Sieg die Chance auf die Teilnahme an der Aufstiegs-Relegation.

Sonntag, 05.05.2019, 15:00

deutschland

SV 1919 Sonsbeck vs Sportfreunde Niederwenigern 2:2

Willy-Lemkens-Sportbeck, 435 Zuschauer, Landesliga Niederrhein Gruppe 2

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Nachdem ich hundert Mal hin und her überlegt hatte, wohin es gehen soll, fiel mein Blick in letzter Sekunde noch auf diese Spielpaarung. Der SVS spielt aber meistens auf seinem schmucklosen Kunstrasenplatz – die heutige Partie war aber auf Rasen angesetzt, was ja prinzipiell auch nichts heißen muss. Volles Risiko, hin da, und passte dann auch, gespielt wurde auf dem idyllisch von Bäumen gesäumten Rasenplatz mit kleiner Tribüne. Dieses Spiel zwischen den beiden Verfolgern des designierten Aufsteigers FC Kray, war vorentscheidend. Denn auch der zweite Platz in der Landesliga berechtigt zum direkten Aufstieg in die Oberliga. Daher war der Andrang groß und die Sonsbecker hatten wohl nicht so wirklich damit gerechnet. Es waren nämlich nicht genügend Eintrittskarten gedruckt worden, so dass die zuletzt kommenden Zuschauer Tickets von einem bereits stattgefunden Testspiel gegen Fortuna Düsseldorf ausgehändigt bekamen. Die Gäste aus Hattingen wurden von einem 20köpfigen Tross mit etwas Tifo-Material begleitet, der das eigene Team aber in keiner Sekunde unterstützte und sich stattdessen nur damit beschäftigte, gegen den Referee und den Gegner zu pöbeln. Ziemlich erbärmlicher Auftritt. Die Sportfreunde waren in der ersten Hälfte das bessere Team und führten zur Pause verdient. Die Gastgeber wendeten das Blatt aber, glichen aus und gingen in der Schlussminute per Elfmeter in Führung. Spiele enden aber selten nach 90 Minuten sondern bekommen in den meisten Fällen eine Nachspielzeit angehängt. Und mit der allerletzten Aktionin dieser gelang den Gästen mit einer unglaublichen Fackel aus halblinker Position in den rechten oberen Giebel der Ausgleich.

Sonntag, 28.04.2019, 21:00

malaysia

Pahang FC vs Johor Darul Ta’zim FC 1:1

Darul Makmur Stadium, 25.000 Zuschauer, Liga Super Malaysia

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Wirklich eilig hatte ich es nicht, wurde aber von allein schon vor neun Uhr wach. Gegen halb elf rief ich dann mal ein Grab mit Ziel Terminal Bersepadu Selatan oder kurz TBS, dem riesigen Bus-Terminal von KL. Die Ticketschalter waren gut besucht, was aber auch egal war. In die großen Städte des Landes fahren eh mehrere Busse stündlich, so dass ich nicht lange warten musste. Als ich dann so durch die Halle Richtung Gate schlenderte, merkte ich eine Fremd-Berührung am Rucksack, drehte mich schlagartig um und schaute direkt hinter mir einem zwielichtigen Typen ins Gesicht, der betont harmlos zur Seite schaute. Den Rucksack runter genommen und festgestellt, dass das Hauptfach etwas geöffnet war. Da überlegt man dann, ob man dem Affen nicht ne ordentliche Schelle geben soll, aber was bringt das am Ende außer unnötiger Aufmerksamkeit. Letztlich hatte er eh nur in verschwitzten Shirts und stinkenden Socken gewühlt, denn Wertsachen trage ich entweder direkt am Körper oder vorne, aber nie leicht zugänglich im Rucksack. Es folgte eine anstrengende Fahrt nach Kuantan. Der Fahrzeugführer hing auf der kurvenreichen Strecke schwer am Gas, da konnte ich mich kaum auf den Film konzentrieren, den ich auf dem Tablet schaute. Was auch nicht schlimm war. Gegengerade – niemand siegt am Millerntor …. grottenschlechter Episoden-Streifen. Pauli sucks, auch auf der Leinwand. So wurden aus dreieinhalb Stunden Fahrzeit dann weniger als drei. Schweineheiß war es am Ziel. Und dann Grab, Grab, Grab, immer wieder Grab. Das will ich in Deutschland auch, aber bitte zu identischen Konditionen. Classic-Hotel hieß die für die kommende Nacht erwählte Bude und ganz klassisch lief mir im Zimmer auch erst einmal eine riesige Schabe über den Weg. Stören mich prinzipiell auch herzlich wenig, die Viecher. Die haben in hiesigen Regionen zwar eine stattliche Größe, aber eben sicherlich auch deutlich mehr Schiss vor mir als umgekehrt. Nur im Zimmer brauche ich die nicht, da werden sie freundlich hinaus gebeten. An der großen Moschee vorbei – der einzigen Sehenswürdigkeit Kuantans – war das Stadion das Ziel meines folgenden Spaziergangs.
Dort war schon gut was los. Fressbuden, Fans in Vereinsutensilien, Fanartikelstände – es ließ sich nicht verbergen, dass gute dreieinhalb Stunden später das Topspiel der Liga angepfiffen würde. Die Hütte wurde von außen abgeknipst, ein Ticket für den Main Stand erworben und dann ging es den kurzen Weg zurück zum Hotel, noch eine halbe Stunde die Füße hoch legen, bevor der Magen beim benachbarten Chinesen gefüllt wurde. Eine gute Stunde vor dem Spiel war ich dann wieder am Ground. Und wieder ein richtig feines Stadion. Überdachte, doppelstöckige Haupttribüne. Überdachte Gegentribüne und zwei ordentliche Kurven. 35tsd sollen reinpassen, dann waren heute locker 25tsd oder mehr drin. Zweiter gegen Erster hieß es und beide waren nach zehn Spieltagen noch ohne Niederlage, Pahang hatte lediglich ein Remis mehr auf der Payroll. Auch eine Tausender-Abordnung von den Southern Tigers aus Johor hatte sich eingefunden. Aus dem Gästeblock kamen die schon gehörten Klänge. Von der heimischen Elephant Army hatte ich etwas mehr erwartet. Aber wenn sich das ganze Stadion anstecken ließ, war das schon nicht schlecht laut. Johor ging schon nach fünf Minuten in Führung, Pahang war der Respekt deutlich anzumerken, allerdings fingen sie sich schnell und hielten dagegen. Niveau ungefähr der deutschen Dritten Liga entsprechend. Allerdings auf eine andere Art. Hier ist halt das Abspiel nicht immer zwingend gefragt. Wer sich gut fühlt, der geht allein, bis er gestoppt wird oder durch ist. Ausgleich nach gut 35 Minuten und dann gelb-rot gegen Johor kurz vor der Halbzeit. Das Stadion war in diesen Minuten ein absolutes Tollhaus. Nun hatte ich einen druckvollen Gastgeber-Auftritt in Durchgang zwei erwartet. Aber nix war. Die Überzahl fiel überhaupt nicht auf. Im Gegenteil – Johor blieb gefährlich und hatte zwei fette Chancen, eine davon ein Volley-Kracher ans Aluminium. Ich vermute die Querlatte vibriert immer noch. Fünf Minuten vor Schluss dann die 1000prozentige Chance für Pahang. Aber ab in die Wolken mit dem Ding. Den Ball suchen sie jetzt noch. Liegt vermutlich genau neben dem Ei, das der Hoeneß-Uli 1976 beim Elferschießen in Belgrad aus dem Stadion geschossen hat. Die restlichen Minuten waren Gäste-Zeitspiel in Reinkultur. Widerlich. Aber das schmälerte nicht den sehr ordentlichen Fussi-Abschluss der Reise.
Als es auf dem Rückweg zu tröppeln begann, erregte laute Musik aus einem Schuppen mit verdunkelten Türen meine Aufmerksamkeit. Mal schauen was da los ist, also rein da – aha, eine Karaoke-Bar voller Chinesen. Dann der klassische Fehler: Bier bestellt, ohne den Preis zu checken. Die ganzen Minus-Kurse und der bisherige Mangel an Versuchen, mich zu bescheißen, hatten mich offenbar mal wieder ausreichend eingelullt. Die große Flasche Tiger wurde dann mit satten 35 Ringgit berechnet, 7,50 Euro!! Aber mein Fehler, der Laden wirkte eh nicht ganz koscher, das hätte mir von Anfang an verdächtig sein sollen. Man muss dazu sagen, dass der Stoff in Malaysia generell nicht billig ist, so wie es halt in muslimisch geprägten Staaten eigentlich generell der Fall ist. Auch im Supermarkt werden für eine 0,33er Dose Tiger bis zu zwei Euro fällig, aber das hier war natürlich Verarsche eines Gutgläubigen. Also die Scheine auf die Theke geschabbelt, umgedreht und raus da. Meine Meinung über das chinesische Volk dürfte dem Stamm-Leser ja bekannt sein und die Aktion hier hat es mal wieder bestätigt. Gut dass im Zimmer-Kühlschrank noch zwei gut gekühlte Dosen warteten.
Gegen 11 Uhr quälte ich mich mal aus dem Bett. Stressfreier Tag. Wie überhaupt die letzten Tage nur zum Chillen gedacht waren. Mit etwas Reise-Aufwand hätte ich am Dienstag noch ein Pokal-Viertelfinale schauen können. Aber das Potential der Partie hielt sich in Grenzen, daher hieß das Ziel für die verbleibenden zwei Tage: Strand! Und zwar in Cherating, nördlich von Kuantan. Grab wäre natürlich einfach und auch preislich noch überschaubar gewesen, aber ich bin ja immer aufgeschlossen, mich dem öffentlichen Nahverkehr zu stellen. Ganz ohne Grab ging es dann doch nicht. Denn schweineheiß war es wieder und deshalb hatte ich wenig Bock mit dem – wenn auch kleinen und knapp acht Kilogramm leichten – Rucksack zum 1,5 Kilometer entfernten Local Bus Terminal zu latschen. Also investierte ich die 5 Ringgit und der Tünnes war dann echt zu dämlich, das Dingen direkt anzufahren. Einkreisen war die Devise, bis man endlich davor stand. Dort die Verbindung erfragt. Nonstop war nicht möglich, ein Umstieg in Balok Makmur war erforderlich. 4 Ringgit, nicht einmal einen Euro verlangte der Busfahrer der Linie 602 von mir und ich blieb für die gesamte Strecken von 45 Minuten der einzige Fahrgast. Das hat sich ja mal gelohnt. Halb zwei war es nun und wann es weiter gehen sollte, wusste niemand. Immerhin hatte mir die Kopftuch-Tussi in Kuantan aufgeschrieben, dass ich Linie 604 nehmen musste. Eine Hand voll Schulkinder und zwei ältere Damen warteten am kleinen Busbahnhof. Dann fuhr mal Bus 600 vor, nix für mich, aber für alle anderen und ich verblieb als einziger am Haltepunkt. Um Viertel nach zwei schaukelte dann die Linie 604 auf den Hof. Der Fahrer hatte nun aber erst Pause und auf Nachfrage bedeuteten mir drei erhobene Finger die Abfahrtszeit. Immerhin sieben Passagiere fanden sich zur Abfahrt ein, darunter noch ein Travelleraffen-Pärchen aus Frankreich. Doppelt schlechte Konstellation! Traveller und Franzosen – zwei Gruppen, die die Welt nicht braucht! Mit diesen war ich bald allein im Fahrzeug und sie stiegen auch wenig überraschend an meinem Zielort mit aus. Noch zehn Minuten Fußweg und dann erreichte ich mein Ziel, die Villa de Fedelia, in der ich mir für die letzten beiden Nächte ein Chalet direkt am Strand gönnte. Dreieinhalb Stunden um mit dem ÖPNV 45 Kilometer zu bewältigen. Gesamtkosten von 11 Ringgit standen dafür zu Buche. Für 50 Ringgit wäre es mit dem Grab in 45 Minuten gegangen. 2,30 Euro zu 12 Euro. Entscheidet selbst. Ich wollte mich jedenfalls mal dem Nahverkehrssystem stellen. Hatte ja auch keine Eile, denn es war eh nur noch Faulenzen angesagt. Viel passierte dann auch nicht mehr. Ein wenig am Strand entlang spaziert, günstig zu Abend gegessen und dann teure Biere in der benachbarten Bar getrunken. Früh ging es zu Bett.
Die Vogelwelt weckte mich um 9 Uhr. Ein wenig auf der kleinen Terrasse gechillt und ungeduscht nahm mich der Besitzer der Anlage mit zum Frühstück. Dieses war im Preis inbegriffen, ich war auch nicht der einzige Gast, aber warum auch immer, wurde im Haus kein Frühstück angeboten. Also nahm mich der Besitzer, Haiyum mit Namen, der sich als echt feiner Kerl herausstellte, mit in die nächste Stadt und lud mich zum indischen Frühstück ein. Ein sehr leckeres aufgeplustertes Fladenbrot mit einem Curry-Dipp und ein fürchterlich süßer Milchkaffee wurden auf seine Empfehlung serviert. Zurück in Cherating ging ich bei bestem Wetter erst einmal ausgiebig im Meer baden. Zehn Tage war ich nun Sonnenbrand-frei durch Südostasien gereist und am vorletzten Tag verbrannte ich mir ordentlich den Pelz trotz Prävention unter Zuhilfenahme kosmetischer Produkte. Albinos wie ich haben unter der Äquator-Sonne einfach keine Chance. Daher verbrachte ich den weiteren Tag weitestgehend lesend im Schatten und nahm auf Empfehlung meines Gastgebers nach Sonnenuntergang an der Firefly-Tour auf dem Fluss teil. Würde mir ja eigentlich nicht in den Sinn kommen, war dann aber ganz nett und hunderte in stockfinsterer Nacht um einen herumschwirrende Glühwürmchen hätten auch mystische Momente bedeuten können, wenn nicht eine Gruppe Chinesen mit im Boot gewesen wäre! Den letzten Abend ließ ich dann nach einem guten Essen mit ein paar Dosen Guinness bewaffnet im Hängekorbsessel einer Strandbar baumelnd ausklingen.
Ich saß in einer AirAsia-Maschine auf der rechten Seite am Fenster. Wir hoben ab und ich dachte noch, dass der Steigflug aber verdammt steil nach oben geht. Dazu flogen wir haarscharf am Tower vorbei, so dass ich dem Lotsen ins Gesicht schauen konnte. Als wir die Reisehöhe erreichten, lehnte ich mich entspannt zurück. Aber plötzlich waren Wolkenkratzer auf Augenhöhe, die Maschine kippte nach rechts weg, das Bild wurde schwarz und… ich wachte auf. Leck mich am Arsch, ich habe ja Respekt vor der Fliegerei, bin aber weit entfernt von Flugangst. Aber eins kann ich Euch sagen, so einen Traum braucht man nicht am Tag des Rückfluges! Um neun musste ich mal aus den Federn, der Lakai meines Gastgebers zauberte ein paar French Toast und einen Tee auf den Tisch und dann hieß es Abschied nehmen. Cheffe Haiyum war schon in Ordnung und die Verabschiedung beinah herzlich. Von einem Grab ließ ich mich zum Airport nach Kuantan chauffieren. 59 Ringgit für 55 Kilometer, keine 13 Euro, man kann nicht verstehen, wo da ein Gewinn bleibt. Scoot war heute wieder an der Reihe und nach diesem Traum war ich zugegebenermaßen froh, keinen AirAsia-Flieger boarden zu müssen. Trotzdem stieg ich so unruhig in ein Flugzeug, wie wohl nie zuvor, aber wenig überraschend verlief der 35 Minuten-Hüpfer nach Singapur völlig entspannt. 160 Euro zahlte ich für die vier Kurzstreckenflüge zusammen, da kann man nix sagen, obwohl es noch um einiges günstiger möglich gewesen wäre, wenn ich weniger bequeme Flugzeiten gewählt hätte. Die Anzahl an Lowcost-Angeboten ist in Asien aber auch noch deutlich höher als in Europa. Nun hatte ich noch sechs Stunden bis zum Etihad-Flug.
Am Flughafen rumpimmeln war keine echte Alternative, daher lagerte ich das Gepäck für 10 S-Dollar teuer ein und fuhr noch einmal nach mit der MRT nach Chinatown. Im Food Market hatte der Koch meines Vertrauens leider geschlossen, aber es gibt ja reichlich Auswahl. Lecker war es, daher gab es noch einen zweite Portion hinterher. Für die Dame des Herzens wurde auch noch ein Mitbringsel gefunden. Um kurz nach acht Uhr am Abend hoben die Araber mit mir zum Zwischenziel Abu Dhabi ab. Im Vergleich ist Emirates aus dem Nachbar-Emirat Dubai den Kollegen von Etihad nach meinem Erachten deutlich überlegen. Aber ich bin auch schon schlechter geflogen. Zwei Stunden Transit und ab nach Frankfurt wo wir um Ortszeit kurz vor sieben morgens aufsetzten. Es folgte die größte Überraschung der Reise, denn mein Bolide stand noch unversehrt an dem Ort, wo ich ihn exakt zwei Wochen vorher in Niederrad abgestellt hatte. Ich hätte mir jedenfalls nen Spiegel abgetreten, wenn in einem Stadtteil mit Parkraum-Knappheit eine der wenigen Stellflächen, die nicht der Anwohner-Parkregelung unterliegen, so lange von einem Fahrzeug mit fremdem Kennzeichen blockiert worden wäre. Gute zweieinhalb Stunden Minuten später stand ich in Essen unter der Dusche und um halb eins saß ich nach der Mittagspause geschniegelt und gestriegelt an meinem Arbeitsplatz.

Samstag, 27.04.2019, 21:00

malaysia

PKNS FC vs Kuala Lumpur FC 3:2

Shah Alam Stadium, 180 Zuschauer, Liga Super Malaysia

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Und immer wieder Grab. Dieses Mal zur Station Putra, einem Haltepunkt des Commuter Train. Mit Umstieg am KL-Sentral fuhr ich raus nach Shah Alam, westlich von Kuala Lumpur liegend. In Shah Alam steht das gleichnamige Stadion, mit einem Fassungsvermögen von 70tsd Zuschauern das zweitgrößte Malaysias nach dem Nationalstadion in der Hauptstadt. Sage und schreibe 180 Zuschauer verloren sich in diesem riesigen Kessel und damit gerade mal 40 mehr als zuvor beim Spiel der dritten Liga. Allerdings war ich darauf vorbereitet und der Anreiz zu diesem Besuch war natürlich dieses Wahnsinns-Stadion. Eigentlicher Heimverein in diesem beeindruckenden Rund ist Selangor FA, das zumindest einige tausend Leute anzieht. PKNS ist nur Mitnutzer und nicht sonderlich beliebt. Warum man aber diese Mega-Schüssel für ein paar Hanseln aufschließt, bleibt ein Rätsel. Mit den zwei großen Dachbögen erinnert das Stadion an das Stadion Poljud in Split. Alle Bereiche waren zugänglich, so dass ich auf Entdeckungstour ging. Schon ganz schön runtergekommen der Bau, obwohl gerade einmal 25 Jahre alt. Vor allem der Zwischenrang der Gegentribüne wirkt schon beinahe wie ein Lost Place, so wüst sah es dort aus. Perbadanan Kemajuan Negeri Selangor Football Club, so heißt der Verein in voller Länge und er ist ein privat geführter Club, der eine Partnerschaft mit dem Fußballverband des Bundesstaates Selangor eingegangen ist. So ganz einfach zu durchschauen ist das Geflecht der Clubs hier nicht. Es scheint aber Auflage zu sein, dass sich die Profi-Vereine irgendwie an die Verbände hängen müssen, um eine Lizenz zu erhalten. Einige Clubs sind auch reine Verbands-Teams. Zwei Dutzend Jugendliche versammelten sich in einem Kurvenblock, trommelten und sangen vor sich hin und durften bereits mit dem ersten Angriff ihres Teams die Führung bejubeln. Es entwickelte sich eine abwechslungsreiche Partie mit dem besseren Ende für die Gastgeber. Auf der Tribüne hatte ich ein anderes Bleichgesicht entdeckt, das ich nach dem Abpfiff mal ansprach. Denn um 23 Uhr fahren keine Züge mehr nach KL und es stellte sich die Frage der Rückfahrt. Joshua aus Fürth war es und wie erhofft hatten wir mit dem Zentrum von Kuala Lumpur dasselbe Ziel. So konnten wir uns ein Grab teilen, das aber auch mit noch weniger Ringgit zu Buche schlug, als ich es erwartet hatte. Ein Hüngerchen meldete sich dann noch, ich suchte den benachbarten KFC auf und bekam ein paar fettriefende Hühner-Teile serviert. Dass danach zum einzigen Mal auf der Tour das Gedärm wirklich rebellierte, war bezeichnend. Da vertraue ich doch jeder Gar-Küche mehr als diesen Schmierschuppen.