Essen – So., 25.09.2022, 15:00

DJK Adler-Union Frintrop vs 1.FC Wülfrath 4:0

Bezirkssportanlage am Wasserturm, 380 Zuschauer, Landesliga Niederrhein Gruppe 3
Da die Rückreise aus Albanien aufgrund eines durch die Airline annullierten Fluges kurzfristig umgestrickt werden musste, war das eigentlich geplante Spiel nicht mehr machbar. Das eröffnete die Möglichkeit, den Frintroper Adlern mal wieder einen Besuch abzustatten, dem Verein, bei dem ich selber länger als eine Dekade aktiv war und den gegnerischen Torhütern das Fürchten gelehrt habe… MUAHAHAHA! Die Zeit nach der Rückkehr reichte soeben, um den Koffer in die Ecke zu schmeißen, die Klamotten zu wechseln und direkt loszueibeln, um dann doch eine Minute zu spät am legendären Wasserturm anzutischen. Blieb folgenlos, da sich der Anstoß um satte zwanzig Minuten verzögerte. Die Adler waren nach einer atemberaubenden Saison, in welcher 26 Siege und 2 Remis in 28 Spielen bei einem Torverhältnis von plus 93 und pro Spiel mehr als vier erzielten Tore im Schnitt erreicht wurden, in die Landesliga aufgestiegen. Dass diese Mannschaft auch für die höhere Liga eine gute Qualität haben würde, war klar. Dass aber nach vier Spieltagen einer natürlich noch jungen Spielzeit der Tore-Schnitt erneut über vier liegt und die Mannschaft mit drei Siegen wiederum oben dabei ist, war kaum abzusehen.
Die guten Leistungen locken nun auch deutlich mehr Zuschauer an. Beinahe 400 Augenpaare verfolgten die Partie gegen die Wülfrather, die in den frühen 90ern als Oberligist sogar drittklassig gespielt haben. Die aktuelle Lage ist eine andere, denn der Club ist punktlos mit vielen Gegentoren das Schlusslicht der Liga. Es war früh abzusehen, dass sich auch heute nicht viel daran ändern sollte, denn zu überlegen spielten die Gastgeber auf. Es macht wirklich Spaß zuzusehen, die Mannschaft bietet wirklich einen sehenswerten Offensiv-Fußball und darf dabei auf eine souveräne Defensiv-Reihe vertrauen. Bis die Nuss mit dem ersten Treffer geknackt war, dauerte es zwar beinahe bis zum Halbzeitpfiff, aber es war halt nur eine Frage der Zeit. Im zweiten Durchgang wurde die Partie dann früh entschieden, spannend war es natürlich nie. Der Hexenkessel am Wasserturm wurde in den letzten Jahren zu einem wahren Schmuckkästchen ausgebaut. Ausbau in Form von Traversen oder Tribünen sucht man zwar am Hauptplatz vergebens, aber dieser hat ja dennoch Charme und ich habe dort selbst auch immer gern gekickt. Der alte Container-Kabinentrakt ist einem schicken zweigeschossigen Sozialbau gewichen und die alte Turnhalle mitsamt den Katakomben wurde aufgehübscht. Der Hauptplatz hat im vergangenen Jahr eine neue Plastikwiese erhalten, nachdem der alte Belag kaputtgelaufen war und der ehemalige Ascheplatz ist ebenfalls einem Kunstrasen gewichen. Auch der kleine Jugendplatz hat einen Kunstrasen erhalten. Es ist nun sicherlich eine der schönsten Anlagen auf Essener Boden.

Lushnje – Sa., 17.09.2022, 16:00

KS Lushnja vs KS Beselidhja Lezha 3:2

Stadiumi Roza Haxhiu, 550 Zuschauer, Kategoria e pare
Samstags ist die Spiele-Auswahl in Albanien am größten. In der ersten Liga war aber nichts für mich dabei, daher mal eine Etage tiefer umgeschaut und die wunderschöne Ranzbude in Lushnja, etwas mehr als eine Stunde Fahrt ab Tirana gen Süden, bekam den Zuschlag. Die Haupttribüne ist noch gut in Schuss und die Gegenseite wurde zumindest ‘bewohnbar’ gemacht. Die für Zuschauer nicht zugänglichen Kurven ergeben sich aber in ihr Alterungsschicksal und zeigen sich schief, krumm und zerschossen. Traumhaft! Die Partie war besser besucht als erwartet, die überdachte Tribüne beinahe überfüllt und auf der Gegenseite tummelten sich auch einige Gestalten. ‘Besser besucht’ heißt aber letztlich auch nur eine Zahl von etwas über 500 Leuten. Im Gegensatz zu den anderen beiden gesehenen Partien, fiel hier auf, dass Fußball in Lushnja offensichtlich eine Männer-Domäne ist. Bis auf zwei Teenie-Mädels war außer meiner Dame kein weibliches Geschöpf auszumachen. Sogar aktiven Support gab es, damit hatte ich am wenigstens gerechnet, auch wenn ich irgendwo gelesen hatte, dass es eine Fan-Gruppierung mit Namen ‚Delegatet‘, also ‚Delegation‘, geben sollte. Etwa 30 Leute versammelten sich hinter ein paar grün-gelben Fetzen und trieben das eigene Team an, welches sich davon auch inspirieren ließ und auf schwierigem Boden ein flotte und ganz ordentlich anzuschauendes Spiel aufzog. Die Belohnung war eine schnelle 2:0-Führung, die man aber kurz vor dem Wechsel innerhalb von zwei Minuten wieder hergab. Der Support stockte mit Beginn des zweiten Durchgangs hitzebedingt, denn die Sonne kämpfte sich durch den bis dato bewölkten Tag und knallte wieder erbarmungslos vom Himmel. Die Jungs auf den Rängen rafften sich dann aber nochmal auf, was der Kapitän zehn Minuten vor dem Ende mit dem wunderschönen Siegtreffer per Freistoß in den Torgiebel belohnte.

Tirana – Fr., 16.09.2022, 16:00

KF Tirana vs KS Teuta Durres 4:0

Stadiumi Selman Stermasi, 600 Zuschauer, Kategoria Superiore
Dass der Anstoß – vermutlich um Strom zu sparen und das Flutlicht nicht einschalten zu müssen – bereits um 16.00 Uhr war, dürfte nicht der Grund gewesen sein, dass nur etwa 600 Zuschauer dieser Partie beiwohnten, obwohl die Gastgeber das beliebteste Team des Landes sein dürften. Die einzige Spielpaarung, welche die Leute ins Stadion zieht, ist nun mal das Stadt-Derby gegen den Erzrivalen Partizani. Die Spiele gegen die normalen Gegner erreichen nur selten höhere Zuschauerzahlen und generell bewegen sich diese bei allen Spielen jeglicher Teams oft nur im unteren dreistelligen Bereich. Eine weitere Paarung, die eine herausragende Bedeutung hat, ist übrigens die des KF Tirana  gegen Vllaznia Shkodra, deren Rivalität als die älteste des Landes gilt. Die Zuschauerzahlen in diesem Spiel kommen aber an die des Hauptstadt-Derbys nicht heran. Die Gastgeber sind als amtierender Meister schleppend in die Saison gestartet und belegen nur einen Mittelfeld-Platz. Daher war ein Sieg gegen das noch sieglose Teuta aus der nahen Hafenstadt Durres, immerhin Meister des Vorjahres, Pflicht. Seit der erstmaligen Austragung der albanischen Meisterschaft im Jahre 1930 kennt die Liga übrigens nur neun verschiedene Titelträger. Die Gäste starteten jedoch deutlich besser in die Partie und hatten die Möglichkeit zur Führung, aber der KF Tirana, im Volksmund nur Tirona genannt, kam nach zwanzig Minuten besser ins Spiel und ging bis zum Wechsel mit zwei Toren in Front. Auch im zweiten Durchgang änderte sich nichts mehr am Kräfteverhältnis und das Heim-Team baute die Führung zu einem deutlichen Sieg aus.
Es gab aktiven Support von insgesamt etwa 50 Personen. Das ist natürlich nicht überragend und dann teilten sich diese auch noch in zwei Gruppen. Im einen Eck der Gegentribüne waren das die Tirona Fanatics, die 2006 aus den Ultras Tirona hervorgingen und heute etwa 30 Leute stellten, und in der anderen Ecke die deutlich jüngere Capital Crew mit etwa 20 Mann. Letztere gefielen mir akustisch etwas besser, hatten aber optisch nichts im Angebot, während die Fanatics mit vier Schwenkern am Start waren und es nach dem ersten Tor etwas qualmen ließen. Die Capital Crew wirkte irgendwie etwas isoliert und auch die Mannschaft verabschiedete sich nur von den Fanatics, was ich aber auch nicht wirklich zu bewerten vermag. Das ‘Selman Stermani’ wurde vor einigen Jahren renoviert und dabei wurden leider die Kurven geopfert. Die mangelhafte Bausubstanz können diese kleineren Maßnahmen allerdings nicht verbergen und schon seit längerem stehen Pläne für einen radikalen Um- bzw Neubau im Raum. Wann dieses geschehen kann, steht natürlich in den Sternen.

Rückblick: DFB-Pokal 2.Runde, 13.09.1992

Rot-Weiss Essen vs FC Meineid 04 2:0

Georg-Melches-Stadion, 19.300 Zuschauer, DFB-Pokal 2.Runde
Für den exakten Jahrestag zwar ein paar Sonnenaufgänge zu spät, aber dennoch eine lohnende Erinnerung…
Beinahe auf den Tag genau vor 30 Jahren standen sich letztmalig die ersten Mannschaften vom glorreichen RWE und dem FC Meineid 04 gegenüber. Unfassbar wie lang das her ist. Und es sollte bedeutsam werden, ein unvergessenes Spiel. Es war ein Spiel der zweiten Runde des DFB-Pokal und der RWE empfing als Oberligist, damals drittklassiges Niveau, den Bundesligisten aus der schäbigen Nachbarstadt. Keine zwei Jahre zuvor standen sich beide Vereine noch in der zweiten Liga gegenüber, aus der sich die Roten mit einem denkwürdigen Lizenzentzug herauszauberten, während der verhasste Kontrahent im richtigen Moment, als das Fußballgeschäft richtig Fahrt aufnahm, die Schritte für eine leidlich erfolgreiche Zukunft einleitete. Es war die Phase als die Wege zweier Rivalen auseinandergingen, die sich über Jahrzehnte oft auf Augenhöhe begegnet waren. Die Vorzeichen waren also klar, der RWE trat als deutlicher Außenseiter gegen einen stark besetzten FC Meineid unter der Leitung von Udo Lattek an. Das altehrwürdige Georg-Melches-Stadion war natürlich ausverkauft, allerdings durften nur knapp über 19.000 Zuschauer dem Spektakel beiwohnen. Die alte Westkurve stand damals zwar noch, war auf Kriegsschutt erbaut nun aber inzwischen baufällig und bereits dem Abriss geweiht. Vorverkauf hieß damals übrigens noch ewig langes Anstehen an irgendwelchen Tabak- oder Lotterie-Läden.
Die Erinnerungen sind zugegebenermaßen mittlerweile blass, aber sie sind noch da. Die Roten begannen die Partie jedenfalls sehr stark und schienen die Blauen damit zu überraschen. Nach Ballgewinn wurde schnell umgeschaltet und damit hatten die ungeliebten Gäste ihre liebe Mühe. Nachdem die ersten Möglichkeiten noch vergeben wurden, war es dann Mitte der ersten Hälfte soweit. Nach einem schnellen Konter bekam der Kroate Pedrag Crnogaj die Kirsche in halbrechter Position, nahm diese mit rechts an und nagelte die Murmel mit links unter die Latte. Abfahrt! Tollhaus! Alles purzelte herum, man fand sich plötzlich ein paar Stufen weiter unten wieder und unsere alte, bezaubernde Wellblechbude flog förmlich auseinander. Das Bild änderte sich auch erst im zweiten Durchgang, als beim RWE die Kräfte etwas schwanden und die Truppe aus Arbeitslosenkirchen zu einigen Chancen kam, die Kult-Schnapper Frankie ‚Curtis‘ Kurth aber stark entschärfte. Nach einer Ecke für Blau, kam dann der große Auftritt des Jörg Lipinski. Der hereinsegelnde Ball wurde per Kopf geklärt und dann mit einem langen Schlag aus dem Sechzehner befördert. Kurz hinter der Mittellinie fiel das Ding steil aus dem Himmel und ein gewisser Jens Lehmann wollte das Teil annehmen. Der Ball sprang aber meterweit vom Fuß, der hinterher spurtende Lipinski erreichte diesen deutlich vor Jensemann und lief mit dem Spielgerät im Vollsprint in Richtung des verwaisten Tores.
Lehmann versuchte erst noch Lipinski zu erreichen, erkannte aber bald die Ausweglosigkeit dieses Vorhabens, gab auf und schlurfte in Höhe der Strafraumgrenze nur noch langsam Richtung Tor. Und Lipinski? Während alle Roten im Stadion komplett durchdrehten, war der mit dem Ball einen Meter vor der Torlinie stehen geblieben, hatte sich jubelnd umgedreht und genoss den Triumph. Die Hintertor-Perspektive der Fernseh-Bilder ist absolut genial anzusehen. Während Lipinski dort steht, kommen die Mitspieler an Lehmann vorbei auf ihn zu gerannt. Warum auch immer befinden sich Leute in zivil rechts und links des Tores und rasten völlig aus. Einer betritt sogar das Spielfeld, obwohl der Ball noch gar nicht im Netz liegt. Nach endlos langen fünf Sekunden schiebt Lipinski die Kugel endlich ins Netz. Ein Tor für die Ewigkeit! Ich kann mich erinnern, dass ich noch Sorge hatte, dass der Schiedsrichter das Tor aufgrund von unsportlichem Verhalten aberkennt. Lipinski sagte nachher im Interview locker, dass er nur die taktische Anweisung von Trainer Röber umgesetzt hatte, Zeit von der Uhr zu nehmen, wenn sie in Führung liegen. Damit war die Partie natürlich durch und Udo Latteks blauer Pullover hatte seine vermeintliche Strahlkraft verloren.
Hier ist der Link zum verpixelten Video des Tores: https://www.youtube.com/watch?v=CrM4ivLWPAM
Ich hatte vor gut 15 oder 16 Jahren das zweifelhafte Vergnügen mit der Dritten von Adler Frintrop gegen Lipinski zu spielen. Er war damals sportlicher Leiter der SG Schönebeck, die ja durch die Damen-Bundesliga-Mannschaft Bekanntheit erlangt hatte. Die SGS wollte damals seine zweite Senioren-Mannschaft in der Kreisliga halten und daher wurde diese kurz vor Saisonende mit Talenten aus der guten A-Jugend ergänzt. Außerdem schnürte Lipinski in der Abwehr-Reihe die Schuhe. Für uns ging es um nichts mehr, unser Trainer hatte mich als einzigen Stürmer aufgestellt, eine Taktik, die ich eh immer gehasst habe. Und ich habe in 90 Minuten eigentlich keinen Ball gegen Lipinski gesehen, obwohl er schon über 40 Jahre alt gewesen sein muss. Aber gegen Ex-Profis macht man als begrenzt talentierter Fußballer einfach keinen Stich, die Jungs wissen halt was sie mit wenig Aufwand zu tun haben. So blieb mir nur, ihm nach dem Spiel persönlich zu danken, dass er mir einen der größten Momente in meiner rot-weissen Fan-Karriere verschafft hatte.

Laç – So., 11.09.2022, 15:00

KF Laçi vs KS Bylis Ballsh 0:1

Stadium Laç, 400 Zuschauer, Kategorie Superiore
Der Urlaub mit der Herzdame führte nach Albanien und natürlich dürfte der Fußball nicht fehlen. Heute wurde eine ältere Wunde geschlossen. Zugegebenermaßen eine, die nicht besonders weh tat. Vor über einem Jahrzehnt sprang ich auf einer ausgedehnten Balkan-Tour vom Kosovo kommend auf der damals noch ziemlich desolaten A1 zwischen Shkodra und Tirana Höhe Lac aus dem Minibus und latschte die drei Kilometer zur besagten Kleinstadt. Das heißt, ich wurde ein Stück von einem leicht beschwipsten Bauern auf seinem altersschwachen Traktor aus russischer Herstellung mitgenommen, aber das ist eine andere Geschichte. Am kleinen Stadion angekommen, war dann aber zwanzig Minuten vor dem Anstoss mal gar nix los und auch wenn der Zuschauerzuspruch damals nicht besser war als heute war ziemlich eindeutig, dass dort kein Spiel stattfinden würde. Nachdem ich mit Händen und Füßen mit Hilfe der Besitzerin des benachbarten Mini-Marktes, die kurzerhand ein Vorstandsmitglied des Clubs anrief, herausgefunden hatte, dass aufgrund Ausschreitungen in Shkodra gespielt werden musste, war es das erst einmal. Vor dem Mini-Markt lernte ich dann einen ebenso ratlosen Landsmann kennen, einigen als ‘Fump’ bekannt, welcher den Balkan grundsätzlich mit dem eigenen Fahrzeug bereist. Ihm schloss ich mich dann kurzerhand an, fuhr mit zum Abendspiel nach Tirana, welches eh das Ziel war. Ich saß übrigens in dem legendären Corsa B, mit dem er bis nach Wladiwostock reiste. Wir erlebten einen lustigen wie geselligen Abend und halten noch heute Kontakt.
Meine Dame und ich entschieden uns für die überdachte Haupttribüne, da der Lorenz erbarmungslos vom Shkipetaren-Himmel brannte. Zur Regulierung des Flüssigkeithaushaltes nahmen wir auch noch je eine Flasche Wasser mit, dieses labbrige Zeug in den Halbliter-PET-Flaschen. Die Verschlüsse mussten wir am Eingang abdrehen. Da hatten die zahnlosen Dorfbullen mal gut aufgepasst, denn natürlich hatten wir nichts anderes vor, als die Pullen auf den Platz zu feuern. Dass wir die einzigen Tribünenbesucher waren, denen die Flaschenkorken abgenommen wurden, muss wohl an unseren hasserfüllten Blicken gelegen haben. Das Spiel bot ungefähr das, was die Erwartungshaltung vorgab. Der albanische Fußball ist halt schwach und ich bin mir nicht mal sicher, ob ich deutsches Regionalliga-Niveau als Maßstab anlegen darf. Unfassbar viele Ungenauigkeiten und Fehlpässe zeichneten die Partie. Der Aufsteiger aus dem Süden des Landes war das etwas bessere und letztlich glücklichere Team und gewann nicht unverdient. Sehr zum Verdruss des Publikums, welches im Trainer, der auch als Kosta Kordalis-Double durchgeht, den Schuldigen für den mäßigen Saisonstart gefunden hat

Essen – Fr., 02.09.2022, 19:00

Rot-Weiss Essen vs FC Erzgebirge Aue 2:1

Stadion an der Hafenstraße, 16.070 Zuschauer, 3.Liga
Da isser endlich, der erste Sieg! Zum Kellerduell trafen sich der glorreiche RWE und die Schachtler aus dem Erzgebirge. Der Zweitliga-Absteiger hat sich den Saisonstart sicherlich auch anders vorgestellt, denn der Wiederaufstieg ist (war?) das erklärte Ziel und mit Blick darauf wurde die Mannschaft auch zusammengestellt. De facto war die Bilanz mit drei Remis und drei Niederlagen aber identisch wie die der Roten. Etwa 300 Anhänger hatten aus Sachsen rüber gemacht. Für über 500 Kilometer auf einem Freitag geht das in Ordnung. Zu sehen bekamen sie in der Anfangsphase eine Mannschaft, die erst einmal abwartete, was der Gegner anstellt. Als dann nach einigen Minuten klar war, dass die Gastgeber ähnlich zurückhaltend auftraten, wurden die Lila-Weißen mutiger und übernahmen die Regie. Der RWE spielte mit einer extrem defensiven Einstellung auf. Gut, wir haben gelernt, dass diese Liga nur über die Defensive funktioniert, aber über weite Phasen stand die Truppe für meinen Geschmack zu tief und hatte es nur der Harmlosigkeit des Gäste-Sturms zu verdanken, dass nichts passierte. Mitte der ersten Halbzeit konnte der RWE dann nach einer brauchbaren Freistoß-Variante in Führung gehen, als ‘Engel’ per Kopf auf Bastians ablegte, der ebenfalls die Rübe hinhielt. So ging es in die Kabinen.
Nach dem Wechsel gab es kein anderes Bild zu sehen als davor. Aue bemühte sich um die Spielkontrolle und die Roten rührten Beton an. Es flogen zwar haufenweise Bälle in den Sechzehner, aber den Gästen fehlten einfach die Ideen. Es blieb harmlos und erst als dann nach einem Einwurf doch mal ein wenig Spielwitz aufblitzte klingelte es auch direkt im rot-weissen Gehäuse. Damit war die Mannschaft angezählt und wenn Fußball logisch funktionieren würde, wäre die Partie nun gekippt. Tut er aber nicht und nach wenigen Minuten ging der RWE erneut in Führung und die Hafenstraße bebte. Die Unterstützung war eh wieder sehr gut und die Gäste-Fans kamen kaum zur Geltung. Die Führung wurde mühsam ins Ziel gerettet und der erste Dreier war unter Dach und Fach. Der Anhang der Erzgebirgler hatte nun Redebedarf am Zaun und der rot-weisse Anhang wollte mit seinen Helden feiern. Diese verschwanden aber zur Verwunderung der meisten Zuschauer in die Kabine.
Nach dem Spiel in Bayreuth gab es innerhalb der Kurve Machtkämpfe zwischen zwei Gruppen. Die eine griff dann die andere während der Heimfahrt auf einem Rastplatz an, der Teambus war zufällig mit der Mannschaft auch gerade dort und die Spieler wurden Zeugen des Vorfalls. Um nun klare Kante gegen Gewalt zu zeigen, hatte der Verein unter der Woche schon ein Statement veröffentlicht und das Team wollte nun noch ein Zeichen setzen. Das finde ich auch prinzipiell okay, aber der Zeitpunkt und die Maßnahme waren schlecht gewählt und vor allem mangelte es an Kommunikation. Es hätte einfach vorab mitgeteilt werden müssen, dass die Mannschaft nach dem Schlusspfiff nicht an den Zaun kommen wird. Zudem halte ich es für schwierig, dass für das Verhalten von vielleicht 50 Leuten eine ganze Kurve in Sippenhaft genommen wird. Der größte Teil der Zuschauer konnte die Nummer überhaupt nicht einordnen und die Stimmung kippte völlig. Nach einigen Minuten kamen die Spieler dann doch noch raus, aber da war das Kind schon in den Brunnen gefallen und es wurden nur Ablehnung, Wut und Unverständnis geerntet. Letztlich wurde dann doch noch miteinander geredet, inwiefern man sich aussprach oder nicht, kann ich nicht beurteilen. Am kommenden Wochenende wird sich zeigen, ob der Riss gekittet wurde.

Oer-Erkenschwick – Mi., 31.08.2022, 18:15

SpVgg Erkenschwick vs Rot-Weiss Ahlen 5:3 n.E.

Stimberg-Stadion, 500 Zuschauer, Westfalenpokal 2.Runde
Das Stimberg-Stadion in Oer-Erkenschwick ist immer mal wieder einen Besuch wert. Dieses wundervolle angestaubte Stadion ist in der Zeit stehen geblieben und gehört damit zu einer langsam aber sicher aussterbenden Art. Eben dadurch ist es auch besonders und nicht durch seine typische Bauart der 60er und 70er Jahre. Denn das war der Zeitpunkt der letzten größeren Renovierung und damals erhielt das ungedeckte, weite Rund die überdachte Tribüne. Die Anlage ist zwar etwas angegammelt, aber dennoch großenteils gepflegt. Ich habe jedenfalls schon Stehstufen-Anlagen in diesem Alter gesehen, denen es deutlich schlechter ging. Der Eingangsbereich ist mit schönen Vereins-Graffiti versehen. Der letzte Besuch liegt über zehn Jahre zurück und fand damals mit dem RWE in der NW-Liga-Saison statt. Dieses Pokalspiel gegen den Regionalligisten kam mir nun gelegen, mal wieder am Stimberg vorbeizuschauen. Außerdem erhoffte ich mir ein wenig Stimmung, da ja beide Vereine über aktive Szenen verfügen. Auf Gästeseite erschienen aber nur etwa drei Dutzend Schönwetter-Anhänger – die Ultras verzichteten auf den Besuch. Möglich, dass die dem fehlenden Flutlicht geschuldeten frühen Anstoßzeit der Grund war. Allerdings zeigt sich die Ahlener Szene bei den Pokalspielen im Ruhrpott gegen unterklassige Vereine eh nicht so gern. Zwar hat die Gruppe keine natürlichen Feinde im Pott, bietet aber dennoch genug Angriffsfläche, um von den entsprechenden größeren Gruppen im Ruhrgebiet angegangen zu werden. Da gab es in der Vergangenheit schon einige Male ordentlich Backenfutter, da hätte ich an deren Stelle auch wenig Bock drauf.
Obwohl die Spielvereinigung seit einigen Jahren nur noch auf Verbandsliga-Niveau unterwegs ist, ist die kleine Szene nicht kaputt zu bekommen. Für den Großteil der 30-40 Aktiven dürfte der ESV aber auch nur der Zweitverein sein. Ist nämlich schon ganz ordentlich blau-weiß versifft die Szene. Da das eigene Team auf dem holprigen Rasen aber eine kämpferische und recht ordentliche Vorstellung gegen den Favoriten ablieferte, zeigten sich die Jungs gut aufgelegt und legten beinahe durchgehenden Support hin. Etwas mehr Abwechslung wäre nicht schlecht gewesen, denn das Portfolio beschränkte sich auf drei oder vier Lieder und Schlachtrufe. Am meisten begeistert hat mich aber der Song „ESV aus dem Kohlenpott“ aus den Stadionboxen. Genialer Text 🙂 . Wie sagt man oft so schön bei Pokalspielen zwischen Vereine aus unterschiedlichen Ligen: „Ein Klassenunterschied war nicht zu erkennen“. Auch heute nicht, ganz im Gegenteil, denn der ESV bekam gegen die Wersestädter zeitweise Oberwasser und war dem Führungstreffer deutlich näher als der klassenhöhere Kontrahent. Ein Tor sollte dennoch nicht fallen und da im Westfalenpokal auf eine Verlängerung verzichtet wird, ging es direkt ins Elfer-Kicken. Hier scheiterte ein Ahlener am Pfosten und da die Gastgeber alle Kirschen versenkten, war die Sensation perfekt. ESV-Urgestein und Torjäger vom Dienst Stefan Oerterer war es mit dem letzten Schuss vorbehalten die Fans in den Freudentaumel zu schießen.

Dieburg – 28.08.2022, 15:15

SC Hassia Dieburg vs 1.FC Rimhorn 2:0

Stadion am Wolfgangshäuschen, 110 Zuschauer, Kreisoberliga Dieburg-Odenwald
Unter Missachtung einiger Verkehrsregeln gelang es dann auch rechtzeitig zum Anpfiff im heimeligen Stadion am Wolfgangshäuschen einzutreffen. Da hat der Wolfgang mal eine ordentliche Tribüne für einen Verein gebaut, der nie höher gespielt hat, als in der aktuellen Liga. Hinter einem Tor und auf der Gegenseite findet man drei kuschelige, weil grasbewachsene Stufen. Wirklich ganz nett dort. Hassia konnte auch das erste Meisterschaftsspiel der Saison zur Freude der über 100 Zuschauer verdient gewinnen. Die beiden Mädels an der Fritteuse schienen aber schwer verliebt zu sein, denn die Pommes deckten den Salzbedarf eines ganzen Monats. Oder aber sie wollten den Getränkeumsatz ankurbeln, denn der Kauf von Flüssigkeit war die zwangsläufige Folge des Pommes-Konsums.