Exkurs: Meine Sympathie für den Celtic FC

Meine Sympathie für den Celtic Football Club

Dem regelmäßigen Besucher meines Blogs wird nicht verborgen geblieben sein, dass ich mich für den Celtic FC aus der schottischen Metropole Glasgow begeistere. Woher kommt eigentlich meine Sympathie für den Club, den irische Einwanderer im Jahr 1887 gründeten? Ich habe schon früh begonnen, mich für den europäischen Fußball zu interessieren. Im Teenie-Alter habe ich im Kicker die Tabellen der europäischen Ligen studiert. Und ebenfalls im Kicker inserierten Sportartikel-Anbieter die Trikots großer europäische Clubs. Das Trikot des Celtic FC mit den grün-weißen Querstreifen hatte es mir sofort angetan und so brachte mir das Weihnachtsfest 1988 das Jubiläumstrikot zum 100jährigen Bestehen des Celtic Footballclub. Während eines Rucksack-Urlaubes mit meinem Vater kaufte ich mir in Dublin ein weiteres Trikot, das damalige Away-Shirt im grün-gelben, etwas gewagten, typischen hübsch-hässlichen Design der frühen 90er Jahre. Im Laufe der Jahre kamen noch weitere Heim- und Auswärts-Jersey dazu und weil ich ziemlich dämlich war, habe ich irgendwann einen Großteil davon verscheuert, weil mir das Zeug zu viel Platz im Schrank nahm. Das gleiche habe ich übrigens mit meinem Equipment des SV Werder gemacht und es darf geraten werden, ob ich mich heute wohl über die damalige Kurzsichtigkeit ärgere oder nicht.
Im September 1992 wurde Celtic im UEFA-Cup gegen den 1.FC Köln gelost und das war die Chance, den Club endlich mal live und in Farbe zu sehen. Mit meiner Mutter fuhr ich in die Domstadt und sah die Kelten im alten Müngersdorfer Stadion 2:0 verlieren. An zwei Details kann ich mich erinnern. Auf dem Weg vom Parkplatz zum Stadion – ich hatte mich natürlich in ein Celtic-Trikot geschmissen und trug einen Celtic-Schal um den Hals –  sprach ich mich ein junger FC-Fan in unfassbar schlechtem Englisch an, ob ich meinen Schal mit ihm tauschen möchte. Und im Stadion – wir hatten uns in den Gästeblock begeben, der Ticketkauf war an der Tageskasse möglich und der Kick bei weitem nicht ausverkauft – wurde eine Gruppe Schotten auf meine Mum und mich aufmerksam. Sie sprachen uns an und mit einem tauschte ich die Adressen und wir schrieben uns ein paar Male hin und her, was dann aber recht schnell wieder einschlief. An seinen Namen kann ich mich leider nicht erinnern.
Im Rückspiel konnte Celtic die Böcke übrigens mit 3:0 besiegen und aus dem Wettbewerb entsorgen. In der nächsten Runde wurde den Schotten dann der BVB zugelost, was natürlich bedeutete, dass ich direkt den nächsten Auftritt der ‚Hoops‘ geboten bekam. Mit meinem Kumpel Caddy absolvierte ich die kurze Anreise über den Ruhrschnellweg zum Westfalenstadion. Mein neuer Brieffreund konnte leider nicht anreisen, da er arbeiten musste. Auch hier gab es Tickets an der Tageskasse und das Spiel war letztlich auch nicht ausverkauft, aber ich meine mich zu erinnern, dass ich vorsichtshalber ein paar Tage vor dem Spiel den kurzen Weg in die Bierstadt auf mich genommen hatte, um Tix im Vorverkauf zu erwerben. Das Westfalenstadion befand sich damals noch im Ursprungszustand. Ein Stadion ohne Schnörkel, vier einrangige Tribünen um das Spielfeld herum. Wie auch das Spiel in Köln betreffend, kann ich mich nicht erinnern, wie viele Celtic-Fans sich eingefunden hatten.
Anders im darauffolgenden Jahr, als ich Celtic zum ersten Mal außerhalb der deutschen Landesgrenze sah. Über eine Freundin meiner Schwester hatte ich Kontakt zu deren Ehemann bekommen, Fan der älteren Borussia, der mit einigen anderen Gladbach-Fans bereits Kontakte zu einem Celtic Supporters Club aus Glasgow hatte. Mit ihnen fuhr ich nach Bern und sah die Kelten im alten Wankdorfstadion gegen die Young Boys spielen. Vor gerade einmal 7.000 Zuschauern, davon mehr als die Hälfte aus Schottland, in diesem für die Deutsche Geschichte – nicht nur die Fußballgeschichte – so wichtigen, traditionsreichen und beeindruckenden Stadion sah ich ein trost- wie torloses Remis. Ein besonderer Aspekt war für mich, dass es der Ort war, an dem ‚Boss‘ Helmut Rahn, damals in Diensten des glorreichen RWE, Deutschland zum Titel geschossen hatte.
Tragisch wurde es im Jahr 1997. Mit meinem Mannschaftskollegen Lars reiste ich für eine Woche Urlaub nach Schottland. Während unseres Aufenthaltes sollte das Old Firm im Celtic Park, der sich damals im Umbau befand, stattfinden und über den besagten Kontakt hatten wir bereits Tickets sicher. In der Nacht vor dem Spiel verunglückte Lady Diana in Paris tödlich. Als Konsequenz wurde das Derby als Zeichen der Trauer und des Respekts verlegt. Wer auch immer der Verursacher dieses mysteriösen Autounfalls war, bei dem die Prinzessin von Wales ums Leben kam – wohl niemand verachtet dieses Menschen mehr als ich! Absurder Weise sahen die Engländer das wohl nicht so eng, denn während des abendlichen Frustsaufens im Pub, konnten wir das Premier League-Spiel in Bolton über die Bildschirme verfolgen.
Da mein Interesse am Fußball ja für einige Zeit abnahm, vergingen dann noch mehr als zehn Jahre bis ich ein Heimspiel der Kelten sehen sollte. Bis heute sah ich dann immer wieder mal Ligaspiele in Schottland und Auswärtsspiele im Europapokal, inklusive des UEFA-Cup-Finales in Sevilla, zu dem ich ja HIER schon die Geschichte aufgeschrieben habe. Auch ein Old Firm war dabei, allerdings in Ibrox. Im Celtic Park gilt es dieses noch dringend nachzuholen. Auch wenn der Celtic Park heute sicher nicht mehr den Charme des alten ‚Paradise‘ hat, ist es für mich ein besonderer Ort, der auch durch seine Größe beeindruckt. Und wenn man das richtige Spiel erwischt, kann man dort auch noch eine intensive Stimmung erleben. Ich habe mir vorgenommen von Zeit zu Zeit, alle paar Jahre, immer wieder mal nach Parkhead, in Glasgows East End reisen, um dort ein Spiel zu sehen. Mal schauen wann die Situation das wieder einmal zulässt.

Exkurs: Graffiti RWE

Die Rot-Weisse Graffiti-Landschaft

Über das Essener Stadtgebiet verteilt – natürlich überwiegend im Norden und Westen – findet man eine große Anzahl RWE-Graffiti. Einige sind etwas aufwändiger, andere etwas einfacher. Die meisten sind durch die größeren Gruppen der Kurve entstanden, die ihre Namen zum Teil auch an den Mauern, Trafo- und Verteilerkästen, Lärmschutzwänden usw verewigten.

Jahresrückblick

2020 – ein Rückblick

Das Jahr 2020 hat es sich auf unrühmliche Weise verdient, darauf zurückzublicken. Wer hätte Anfang 2020 gedacht, welche Entwicklung sich nur zwei Monate später abzeichnen sollte. Nach ein paar Tagesausflügen nach Belgien und in die Niederlande, wurden ansprechende Wochenenden auf Gran Canaria mit dem ‚Derbi Canario‘, in Maribor beim slowenischen Clasico mit dem 30jährigem Jubiläum der ‚Viole Maribor‘ und eine Woche später tiefer auf dem Balkan beim Topspiel der bosnisch-herzegowinischen Liga zwischen Banja Luka und FK Sarajevo und dem ‚Veciti Derbi‘, dem ‚Ewigen Derby‘, bei Cvezda in der serbischen Hauptstadt, verbracht. Dieses war auch das erste Belgrad-Derby für die Frau Gemahlin, die ja Pyro-Exzessen nicht abgeneigt ist. Danach kam der Bruch. Da sich das inzwischen allesbeherrschende Virus in Italien eingenistet hatte, wurde der Flug zum ‚Derby del Tirreno‘ zwischen Pisa und Livorno nicht angetreten. Ebenso wenig wie die kurzfristig als Ersatz aus dem Boden gestampfte Tour in den schlesischen Kohlenpott. Da war allerdings eher fehlende Motivation am Morgen des Abfluges der Grund – ein Phänomen, welches immer mal wieder auftritt. Stattdessen besuchte ich die eher fade Vorstellung des geliebten RWE in der ehemaligen Bundeshauptstadt. Und danach fiel der Vorhang. SARS-CoV-2 hatte Europa fest im Griff und die Fußbälle verschwanden im Materialraum. Die geplante Westafrika-Tour über Ostern fiel ebenso aus, wie vorgesehene Wochenend-Reisen.
Ich empfand die folgenden Wochen dennoch als wenig belastend. Vermutlich auch, weil mein Arbeitsplatz von der Entwicklung nicht betroffen war und mein Leben bis auf den Stillstand des Hobbys in normalen Bahnen verlief. Einige Wanderungen mit der Herzdame und Fahrradtouren mit dem rot-weissen Gefährten Marco boten Ausgleich. Erste Länder in Südost-Europa nahmen dann den Liga-Betrieb wieder auf und Anfang Juni traf ich nach kurzer Risiko-Abwägung die Entscheidung, mit dem Auto über Budapest zu den Halbfinalspielen des serbischen Pokals zu reisen. Highlight war das erneut besuchte ‚Ewige Derby‘, dieses Mal mit Partizan als Gastgeber. Schon außergewöhnlich innerhalb von fünf besuchten Spielen zwei Mal den Belgrad-Clasico zu sehen, aber diese Paarung lohnt ja auch immer. Nach Antritt der Heimreise nach dem letzten Spiel des Road-Trips im ungarischen Zalaegerszeg hätte die Tour beinahe ein unrühmliches Ende genommen, als am späten Abend auf irgendeiner gottverlassenen, grenznahen Landstraße in West-Ungarn plötzlich ein ausgewachsener Hirsch die Fahrbahn betrat und diese in aller Ruhe querte. Warum auch immer hatte ich diese Stelle aber in einer weisen Eingebung äußerst vorsichtig passiert – eine Eigenschaft, die bei mir nicht allzu oft zu Tage tritt, wenn ich ein Lenkrad in der Hand habe.
Der Juli ergab einen wunderbaren Ausflug nach Masuren und Litauen, der nicht nur dem Fußball galt, sondern auch der Kultur und der Ahnen-Forschung, denn die Mutter der Gattin stammt aus Marienwerder, heute Kwidzyn, in Westpreußen. Eher unspektakulär ging es dann durch den Sommer. Zunächst mit prinzipiell eher ungeliebtem Testspiel-Terror, aber nachdem im Heimatland auch wieder vor den Ball getreten wurde, war das vorherrschende Motto ja zunächst „Nehmen, was kommt!“. Einige Male führte es mich nach Ostdeutschland und auch Tschechien wurde bereist. Auch während des Sommerurlaubes auf einer Rundreise über Sachsen, Tschechien, Österreich ins Allgäu, in dessen Verlauf ein paar Spiele in kultigen, abgeranzten aber auch idyllischen Grounds besucht wurden. Größere Reisen waren mir aufgrund eines engen privaten Terminkalenders nicht möglich, weshalb ich die dafür günstigste Phase im Spätsommer ungenutzt lassen musste.
Tja und Anfang November war es dann wieder vorbei. Es ergab sich noch die Möglichkeit, ein paar Spiele des glorreichen RWE zu sehen, aber das machte unter Ausschluss der Öffentlichkeit auch nicht wirklich viel Freude. Irgendwie sowieso völlig absurd, wenn nicht gar tragisch, dass die Roten derzeit im absoluten Aufwind sind und dieses keiner live im Stadion sehen darf. Und dass nun, während die Mannschaft bisher eine überragende Saison spielt, ungeschlagen an der Tabellenspitze überwintert und im DFB-Pokal nach Siegen über Bundesligist Bielefeld und Zweitligist Düsseldorf im Achtelfinale steht, diejenigen, die den ganzen Mist der letzten Jahre mitgemacht und dem Verein die Treue gehalten haben, außen vor sind, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Hinter vorgehaltener Hand wird schon gemunkelt, dass genau dieses, das Erfolgsgeheimnis ist, da die Rot-Weissen nun druckbefreit vor leeren Rängen antreten. Jedenfalls wurde mit Christian Neidhardt offenbar der richtige Mann für die Mission Aufstieg verpflichtet und vorne regelt Top-Torjäger Simon Engelmann.
Klar dürfte sein, dass es noch Monate und vermutlich sogar deutlich länger dauern wird, bis wieder ein Stück Normalität in die Fußballstadien zurückkehrt. Es bleibt die Hoffnung, dass es noch im kommenden Jahr irgendwann so weit sein wird, nur der Glaube daran fehlt mir. Aber nach schlechtesten Zeiten folgten auch immer wieder gute, das wird auch künftig so sein und daher gilt es wohl, Geduld und die Fassung zu bewahren.