Jahresrückblick

2020 – ein Rückblick

Das Jahr 2020 hat es sich auf unrühmliche Weise verdient, darauf zurückzublicken. Wer hätte Anfang 2020 gedacht, welche Entwicklung sich nur zwei Monate später abzeichnen sollte. Nach ein paar Tagesausflügen nach Belgien und in die Niederlande, wurden ansprechende Wochenenden auf Gran Canaria mit dem ‚Derbi Canario‘, in Maribor beim slowenischen Clasico mit dem 30jährigem Jubiläum der ‚Viole Maribor‘ und eine Woche später tiefer auf dem Balkan beim Topspiel der bosnisch-herzegowinischen Liga zwischen Banja Luka und FK Sarajevo und dem ‚Veciti Derbi‘, dem ‚Ewigen Derby‘, bei Cvezda in der serbischen Hauptstadt, verbracht. Dieses war auch das erste Belgrad-Derby für die Frau Gemahlin, die ja Pyro-Exzessen nicht abgeneigt ist. Danach kam der Bruch. Da sich das inzwischen allesbeherrschende Virus in Italien eingenistet hatte, wurde der Flug zum ‚Derby del Tirreno‘ zwischen Pisa und Livorno nicht angetreten. Ebenso wenig wie die kurzfristig als Ersatz aus dem Boden gestampfte Tour in den schlesischen Kohlenpott. Da war allerdings eher fehlende Motivation am Morgen des Abfluges der Grund – ein Phänomen, welches immer mal wieder auftritt. Stattdessen besuchte ich die eher fade Vorstellung des geliebten RWE in der ehemaligen Bundeshauptstadt. Und danach fiel der Vorhang. SARS-CoV-2 hatte Europa fest im Griff und die Fußbälle verschwanden im Materialraum. Die geplante Westafrika-Tour über Ostern fiel ebenso aus, wie vorgesehene Wochenend-Reisen.
Ich empfand die folgenden Wochen dennoch als wenig belastend. Vermutlich auch, weil mein Arbeitsplatz von der Entwicklung nicht betroffen war und mein Leben bis auf den Stillstand des Hobbys in normalen Bahnen verlief. Einige Wanderungen mit der Herzdame und Fahrradtouren mit dem rot-weissen Gefährten Marco boten Ausgleich. Erste Länder in Südost-Europa nahmen dann den Liga-Betrieb wieder auf und Anfang Juni traf ich nach kurzer Risiko-Abwägung die Entscheidung, mit dem Auto über Budapest zu den Halbfinalspielen des serbischen Pokals zu reisen. Highlight war das erneut besuchte ‚Ewige Derby‘, dieses Mal mit Partizan als Gastgeber. Schon außergewöhnlich innerhalb von fünf besuchten Spielen zwei Mal den Belgrad-Clasico zu sehen, aber diese Paarung lohnt ja auch immer. Nach Antritt der Heimreise nach dem letzten Spiel des Road-Trips im ungarischen Zalaegerszeg hätte die Tour beinahe ein unrühmliches Ende genommen, als am späten Abend auf irgendeiner gottverlassenen, grenznahen Landstraße in West-Ungarn plötzlich ein ausgewachsener Hirsch die Fahrbahn betrat und diese in aller Ruhe querte. Warum auch immer hatte ich diese Stelle aber in einer weisen Eingebung äußerst vorsichtig passiert – eine Eigenschaft, die bei mir nicht allzu oft zu Tage tritt, wenn ich ein Lenkrad in der Hand habe.
Der Juli ergab einen wunderbaren Ausflug nach Masuren und Litauen, der nicht nur dem Fußball galt, sondern auch der Kultur und der Ahnen-Forschung, denn die Mutter der Gattin stammt aus Marienwerder, heute Kwidzyn, in Westpreußen. Eher unspektakulär ging es dann durch den Sommer. Zunächst mit prinzipiell eher ungeliebtem Testspiel-Terror, aber nachdem im Heimatland auch wieder vor den Ball getreten wurde, war das vorherrschende Motto ja zunächst „Nehmen, was kommt!“. Einige Male führte es mich nach Ostdeutschland und auch Tschechien wurde bereist. Auch während des Sommerurlaubes auf einer Rundreise über Sachsen, Tschechien, Österreich ins Allgäu, in dessen Verlauf ein paar Spiele in kultigen, abgeranzten aber auch idyllischen Grounds besucht wurden. Größere Reisen waren mir aufgrund eines engen privaten Terminkalenders nicht möglich, weshalb ich die dafür günstigste Phase im Spätsommer ungenutzt lassen musste.
Tja und Anfang November war es dann wieder vorbei. Es ergab sich noch die Möglichkeit, ein paar Spiele des glorreichen RWE zu sehen, aber das machte unter Ausschluss der Öffentlichkeit auch nicht wirklich viel Freude. Irgendwie sowieso völlig absurd, wenn nicht gar tragisch, dass die Roten derzeit im absoluten Aufwind sind und dieses keiner live im Stadion sehen darf. Und dass nun, während die Mannschaft bisher eine überragende Saison spielt, ungeschlagen an der Tabellenspitze überwintert und im DFB-Pokal nach Siegen über Bundesligist Bielefeld und Zweitligist Düsseldorf im Achtelfinale steht, diejenigen, die den ganzen Mist der letzten Jahre mitgemacht und dem Verein die Treue gehalten haben, außen vor sind, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Hinter vorgehaltener Hand wird schon gemunkelt, dass genau dieses, das Erfolgsgeheimnis ist, da die Rot-Weissen nun druckbefreit vor leeren Rängen antreten. Jedenfalls wurde mit Christian Neidhardt offenbar der richtige Mann für die Mission Aufstieg verpflichtet und vorne regelt Top-Torjäger Simon Engelmann.
Klar dürfte sein, dass es noch Monate und vermutlich sogar deutlich länger dauern wird, bis wieder ein Stück Normalität in die Fußballstadien zurückkehrt. Es bleibt die Hoffnung, dass es noch im kommenden Jahr irgendwann so weit sein wird, nur der Glaube daran fehlt mir. Aber nach schlechtesten Zeiten folgten auch immer wieder gute, das wird auch künftig so sein und daher gilt es wohl, Geduld und die Fassung zu bewahren.