Sonntag, 22.12.2019, 14:30

italien

AC Mestre vs AC Belluno 1905 0:1

Stadio Francesco Baracca, 500 Zuschauer, Serie D Girone C

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Vicenza sollte es heute sein, im Heimspiel gegen Modena, das war auch der eigentliche Grund für diesen Trip. Anfang dieser Woche entschied der Liga-Verband allerdings diesen Spieltag zu bestreiken und auszusetzen. Grund für diese Maßnahme ist, dass die Liga von der Regierung eine Entlastung bei den Sozialausgaben fordert. Unter den aktuellen Gegebenheiten ist die Serie C für viele Clubs nur äußerst schwer zu finanzieren. In den letzten Jahren ergab sich das Starterfeld beinahe ausschließlich durch Pleiten und Verzichte statt durch Auf- und Abstiege. Mit dem Streik versucht die Liga nun also Druck auszuüben. Damit war diesem Tag ziemlich das Fundament entzogen, denn was sich in Serie A und B bot, hatte ich entweder schon besucht oder erforderte unverhältnismäßigen Aufwand. So fiel die Entscheidung auf das Spiel der Serie D in Mestre. Mestre gehört zur Stadt Venedig und ist der Einwohnerstärkste und flächenmäßig größte Teil der Stadt. Venedig wird ja gern auf die historische Inselstadt in der Lagune reduziert, was aber falsch ist, denn Mestre und weitere Ortsteile fallen in die Verwaltungszone der Città Metropolitana di Venezia. Der AC Mestre steht klar im Schatten des Venezia FC, der seine Heimat in der Lagune hat. Der Mestriner Verein hat beinahe Italien-typisch eine Geschichte aus Insolvenz, Fusion und Lizenzübernahme eines anderen Clubs hinter sich. Das Stadio Francesco Baracca liegt mitten im Wohngebiet. Leider ist das kleine Stadion ziemlich verstahlrohrt, dennoch verleihen vor allem die Lage, aber auch die alte kleine Haupttribüne und die überdachte Gegenseite absolut Charme. Der Verein darf sich über die Unterstützung einer kleinen etwa vierzigköpfigen Ultra-Szene freuen, die ihr Team 93 Minuten ohne Pause unterstützte. Erfolglos allerdings, denn der bereits nach wenigen gespielten Sekunden mit dem ersten Angriff erzielte Treffer brachte dem Gäste-Team und seinen 13 Anhängern einen nicht unbedingt zu erwartenden Sieg.

Samstag, 21.12.2019, 18:00

italien

FC Internazionale Milano vs Genoa CFC 4:0

Stadio Guiseppe Meazza, 57.490 Zuschauer, Serie A

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Zum Zeitpunkt der Flugbuchung waren die Spieltage in Italien noch nicht fix terminiert und ich hatte mir eine andere Lösung erhofft. So entschied ich mich für die bequemste Variante und damit lief es auf einen erneuten Besuch des Stadio Guiseppe Meazza hinaus. Ganz sicher keine Notlösung, denn San Siro geht immer – eines der beeindruckendsten und legendärsten Stadien unseres Kontinents, wenn nicht sogar der gesamten Erdkugel. Das Meazza hat zudem nur noch begrenzte Haltbarkeit, da unlängst durch die nutzenden Vereine ein Neubau beschlossen wurde, der allerdings erst in einigen Jahren begonnen werden soll. Grund für diesen Beschluss ist, dass das Stadion nicht mehr zeitgemäß und nicht zu renovieren ist. Schwer nachvollziehbar. Sicherlich fehlt es an Business-Logen, die ja heute leider unverzichtbar scheinen, aber ansonsten wirkt die Hütte nach wie vor gut in Schuss und bis auf abblätternde Farbe, ausgeblichene Sitze und etwas betagte Sanitärräume sind mir oberflächlich keine Mängel aufgefallen. Dass dieser Fußballtempel in die höchste UEFA-Kategorie eingestuft ist, spricht da ja auch für sich. Untersuchungen haben aber ergeben, dass die Statik des Gesamt-Bauwerks im Laufe der Jahre stark gelitten hat. Nun gut, Panik ist sicher nicht angebracht, denn der Baubeginn wird noch einige Jahre auf sich warten lassen. Stadt und Vereine sind sich darüber noch uneins. So oder so ist aber wohl unausweichlich, dass bald ein weiterer Stadion-Dino einer Hochglanz-Arena weichen muss – der Lauf der Dinge halt. Denkwürdige Ereignisse hat dieses Stadion schon gesehen. Rijkaards Lama-Attacke gegen Rudis Löwenmähne, Bayerns Champions League-Finalsieg gegen Valencia. Und den UEFA Cup-Gewinn des FC Meineid aus der unaussprechlichen Stadt – vielleicht der einzige Makel dieser traumhaften Spielstätte. Heute stellte sich der Genoa Cricket and Footballclub vor, dessen Fähigkeiten ich erst zwei Wochen zuvor in Süditalien begutachten durfte. Gastgeber Inter hat dieses Jahr ernsthafte Titelchancen und tritt in diese Saison ähnlich souverän auf wie Serienmeister Juventus, der die letzten Spielzeiten beherrschte. Insgesamt ist der Titelkampf der Serie A in den letzten Jahren genauso ein Langweiler wie in der Bundesliga. Die letzten acht Titel holte die alte Dame, die fünf Titel davor gingen an Inter. Auch in dieser Saison wird es wohl auf einen der beiden Clubs hinauslaufen. Auch heute gegen den Abstiegskandidaten aus Ligurien hatte Internazionale leichtes Spiel und fuhr einen deutlichen, in keiner Sekunde des Spiels gefährdeten, Sieg ein. Die Curva Nord war gut aufgelegt und sicherlich nicht leise. Nachteil an diesem Riesenkessel ist es dann aber eben, dass auch lautstarke Gesänge ziemlich verhallen. Aus Genua waren etwa 400 Tifosi angereist, die ihr Team ohne Unterlass unterstützten, sich aber natürlich nur selten Gehör verschaffen konnten.

Sonntag, 15.12.2019, 14:15

deutschland

SV 09/35 Wermelskirchen vs FC Remscheid 2:0

Eifgen-Stadion, 250 Zuschauer, Landesliga Niederrhein Gruppe 1

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Vor gut 250 Zuschauern trafen sich der der SV Wermelskirchen und der FC Remscheid zu einem kleinen Derby im Bergischen. Der FCR trat mit Trauerflor an – eine Reminiszenz an den kürzlich verstorbenen Detlef Pirsig, den man vorrangig mit dem MSV Duisburg in Verbindung bringt, der aber auch mit dem FC Remscheid, bzw mit dessen Vorgänger-Club BV Lüttringhausen Erfolge feiern konnte und den Verein bis in die Zweite Liga führte. Die Gegenwart sieht anders aus. Seit Jahren dümpelt der Verein meistens auf Landesliga-Ebene herum und tritt trotz höherer Ambitionen auf der Stelle. Vor vier Jahren wurde Ex-Bundesliga-Profi Thorsten Legat als Trainer installiert, was dem Verein noch einmal Deutschland-weite Aufmerksamkeit bescherte, aber eher als Posse in die Vereinsgeschichte eingehen wird. Legat war dann auch schnell wieder weg vom Fenster. Das Wermelskirchener Eifgen-Stadion wurde im Sommer mit einem Kunstrasen ausgestattet und damit auch bei schwierigen Witterungsverhältnissen bespielbar gemacht. Auf einer Seite befindet sich erhöht eine kleine kombinierte Sitz- und Stehtribüne, die Gegenseite ist aktuell nicht begehbar. Der FCR verfügt noch immer über eine kleine Fan-Szene, die aber heute nicht akustisch in Erscheinung trat, optisch aber anhand szenetypischer Kleidung dennoch identifiziert werden konnte. Der Spielverlauf motivierte sicherlich auch wenig zum Support. Bei tapfer kämpfenden Aufsteigern in Wermelskirchen, die mitten im Abstiegskampf stecken, tat sich der FCR schwer und musste am Ende eine zwar vermeidbare, aber nicht gänzlich unverdiente Niederlage hinnehmen, was den Verein mal wieder im grauen Mittelmaß der Liga verschwinden lässt.

Freitag, 13.12.2019, 19:30

deutschland

Rot-Weiss Essen vs VfB Homberg 0:2

Stadion Essen, 8.495 Zuschauer, Regionalliga West

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Mit dem VfB Homberg stellte sich ein Gegner an der Hafenstraße vor, der eigentlich nur die Punkte abzuliefern hatte. So einfach wie die Ausgangslage schien, so kompliziert war sie auch. Zu erwarten war ein tief stehender Gegner, dessen Defensiv-Riegel erst einmal geknackt werden wollte. Ich erwartete dennoch einen ungefährdeten Sieg, unkte vor dem Spiel aber vorsichtshalber erst einmal einen Gegentreffer in der 17. Minute herbei. Ich liege mit meinen Prognosen ja grundsätzlich daneben, daher schlug schon in der 16. Minute ein Sonntagsschuss im Kreuzeck des rot-weissen Tores ein – übrigens das erste Mal, dass die Gäste am Essener Sechzehner auftauchten. Bis dahin gab es zwei oder drei halbherzige Gelegenheiten für die Roten. Das änderte sich auch in der Folgezeit nicht. Der RWE drückte die Gäste in Ihre Hälfte, Angriff auf Angriff rollte auf das Homberger Tor, aber richtig zwingend wurde es selten. Immer wieder war ein Abwehrbein dazwischen oder die Flanken fanden ihre Abnehmer nicht. Kurz vor der Hälfte fiel der zweite Gäste-Treffer nach einer desaströs verteidigten Freistoß-Flanke und der VfB hatte bei seinem erst zweiten Vorstoß vor das RWE-Tor sein zweites Erfolgserlebnis. Ich hätte erwartet, dass sich nach dem Seitenwechsel etwas ändert, das Spielsystem variabler gestaltet wird, aber dem war nicht so. Ein Stück weit fühlte ich mich an das Heimspiel gegen Fortuna Köln erinnert, als der RWE nach dem Rückstand ebenfalls nicht in der Lage war, die Defensivordnung des Gegners durcheinander zu bringen. So blieb es bei bestimmt 75 oder 80% Ballbesitz ohne die nun ernsthaft drohende Heimniederlage abwenden zu können. So wurde spätestens ab der 70. oder 75. Minute auch dem letzten Stadionbesucher klar, dass hier und heute keine Wende mehr zu erwarten war. Absurderweise hätten sich die Roten kurz vor dem Ende durch die erst dritte Torchance der Gäste beinahe noch einen weiteren Treffer gefangen. Aber auch so durfte sich der Duisburger Stadtteil-Verein über einen unerwarteten Sieg freuen. Damit ist der RWE gegenüber den Mitkonkurrenten um Platz eins erst einmal leidlich deutlich ins Hintertreffen geraten. Aber was heißt das? Zwar zeigen sich die Dorf-Clubs aus Westfalen erstaunlich konstant und konnten eine dauerhafte Schwächephase bisher vermeiden, aber dennoch besteht überhaupt kein Grund zu Unruhe, denn die Saison ist noch lang. Und sollte es am Ende nicht reichen, muss man eben anerkennen, dass andere besser unterwegs waren. Womit ich leben könnte, wenn an der Hafenstraße weiterhin eine klare Handschrift und ein überlegter aber erkennbarer Aufbau eines Teams vollzogen wird. Handlungsbedarf sehe ich allerdings in der Flexibilität. Es scheint eine gewisse Ratlosigkeit zu herrschen, wenn sich der Gegner auf die rot-weisse Spielidee gut eingestellt zeigt. Daran muss gearbeitet werden, sonst kann das am Ende der ausschlaggebende Aspekt sein, der den Unterschied zum Platz an der Sonne ausmacht. Also Krone richten, weiter machen, niemals aufgeben! Auch wenn man nun mit dem Negativ-Erlebnis in die Spielpause geht. Ende Januar folgen direkt vorentscheidende Spiele gegen starke Gegner und Mitbewerber. Danach wissen wir mehr.

 

Sonntag, 08.12.2019, 17:30

italien

SS Calcio Bari vs Potenza Calcio 2:1

Stadio San Nicola, 13.316 Zuschauer, Serie C Girone C

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Heute gab es noch ein Bonus-Spiel, der Spielplangestalter machte es möglich. Im Szene-Deutsch war es ein Re-Visit, denn vor sechs oder sieben Jahren war ich schon mal im Nikolaus-Stadion. Die Curva Nord Bari hatte ich von damals in sehr guter Erinnerung, also musste ich mich zu diesem Wiederholungs-Besuch wahrlich nicht überreden. Dazu dieses beeindruckende Rund mit seinem aus einzelnen Segmenten bestehenden Oberrang. Schon bei meinem ersten Auftritt sah die Überdachung bereits arg gerupft aus, mittlerweile sind die Block-bedeckenden Tuchbahnen komplett entfernt worden. Das Unkraut sprießt aus den Ritzen und die Monier-Eisen kämpfen sich aus dem Beton ins Freie. Forza Italia – kein Land im West-Europas schafft es, seine Stadien in relativ kurzer Zeitspanne so sehr verfallen zu lassen, denn die Schüssel erst 30 Jahre alt und wurde erbaut für die WM 1990. Unabhängig vom Zustand, oder vielleicht auch genau deswegen, versprüht das Teil immer noch wahnsinnigen Charme. In den letzten zehn Jahre erlebte der Bareser Club die turbulenteste Phase seiner Geschichte und trägt nach zwei Insolvenzen mittlerweile den Namen SSC Bari. Mit dem Spiel des Fünften gen den Vierten fand heute ein echtes Spitzenspiel statt, welches die Gastgeber verdient gewannen. Nach einer schnellen Zwei-Tore-Führung kam durch den schnellen Anschlusstreffer zwar noch einmal Spannung auf, aber auch in der zweiten Hälfte hatte der SSC alles weitestgehend im Griff. Potenza war mit kompletter Kapelle angereist. 1300 Gäste, gut ein Zehntel der anwesenden Besucher, waren aus der 130 km entfernten Hauptstadt der Basilikata angereist. Eine echte Chance, sich in Szene zu setzen, hatten sie gegen die Curva Nord aber nicht, denn diese lieferte eine Top-Vorstellung ab. Die Hauptgruppen Bulldog, Seguaci und Re-David zogen mit lange getragenen Gesängen immer wieder die ganze Kurve mit. Einige Melodien waren dabei, die ich vorher noch nie gehört hatte. Die Mitmachquote war dauerhaft am oberen Anschlag und es war immer gute Bewegung in der Menge. Bleibt zu hoffen, dass endlich Ruhe in den Club kommt und die positive Tendenz fortgesetzt wird. Eine volle Curva Nord würde sicherlich zu den besten Kurven Italiens gehören und sollte es der Verein wieder in höhere Gefilde schaffen, wäre mir das auf jeden Fall eine dritte Anreise wert.

Sonntag, 08.12.2019, 12:30

italien

Unione Sportiva Lecce vs Genoa CFC 2:2

Stadio Ettore Giardiniero di Via del Mare, 21.740 Zuschauer, Serie A

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Lecce liegt weit südlich im Salento, dem Stiefelabsatz des italienischen Festlandes. Die Sportvereinigung Lecce ist nach mehreren Jahren in die Serie A zurückgekehrt. Aufgrund der Beteiligung an Spielmanipulationen wurde der Verein vor einigen Jahren in die Serie C strafversetzt. Nach dem Aufstieg in die Serie B im vergangenen Jahr rauschte der Club durch dieselbe und meldete sich nun wieder im Oberhaus zurück. Auf Lecce hatte ich schon in den vergangenen Jahren immer mal ein Auge geworfen, nun sollte ein Besuch also endlich verwirklicht werden. Stadio Ettore Giardiniero di Via del Mare heißt der Heimspielort von US Lecce mit vollem Namen. Ein ansehnliches, schon etwas ergrautes Mehrzweck-Rund mit einem aktuellen Fassungsvermögen von knapp 32.000. Wenn man sich die nagelneuen Sitzschalen, die der weitläufigen Spielstätte ein frisches Aussehen verleihen, wegdenkt, könnte man diese so auch auf dem afrikanischen Kontinent vermuten. Der Verein genießt breiten Rückhalt im ganzen Salento, wie einige Banner verrieten. Die Curva Nord gab mit einem Fahnenmeer in Rot und Gelb ein gutes Bild ab. Auch akustisch hat es mir gut gefallen. Hohe Mitmachquote und gute Lautstärke, was unter Berücksichtigung eines fehlenden Daches höher zu bewerten ist. Ist ja nicht so einfach, einen guten Sound zu entwickeln, wenn kein Dach für den Widerhall vorhanden ist. Aus Ligurien waren knapp 200 Genovesi angereist. Hut ab, über 1.000 Kilometer liegen beide Städte auseinander. Die Genoa-Tifosi hatten drei Schwenker im Gepäck und supporteten ihr Team nach Kräften. Die Gäste zeigten sich in den ersten 20 Minuten bärenstark, so dass man sich fragen musste, warum das Team auf einem Abstiegsrang steht. Lecce, das bis dato ordentliche Saison spielt und sich beharrlich über dem Strich hält, kam gar nicht zur Entfaltung und hatte viele Fehlpässe und einfache Ballverluste zu beklagen. So kam das Führungstor auch nicht sehr überraschend. Was für ein irrer Treffer – der Schlussmann der Leccesi musste den Strafraum verlassen, um einen Konter in höchster Not zu klären. Der Befreiungsschlag geriet aber viel zu kurz und ein Gästespieler beförderte die Kirsche aus über 40 Metern volley ins Netz. Die Gastgeber konnten sich danach befreien, aber mit dem Halbzeitpfiff fiel das zweite Tor für die Ligurier durch einen wohl zweifelhaften Foulelfmeter. Komfortable Halbzeit-Führung, das sah nicht gut aus für die Giallo-Rossi, die auch nach dem Seitenwechsel ihren Rhythmus nicht fanden. Es bedurfte einer Initialzündung und die kam auch in Form des unerwarteten Anschlusstreffers aus dem Nichts nach einer guten Stunde Spielzeit. Zehn Minuten danach wurde ein Genovesi mit der Ampelkarte des Feldes verwiesen und der Mann war noch nicht in der Kabine angekommen, als auch schon der Ausgleich fiel. Zehn vor dem regulären Ende gab es einen weiteren Platzverweis gegen einen Gäste-Akteur und das war das endgültige Signal zur Schlussoffensive. Die Unione Sportiva schnürte das Gäste-Team nun in deren Hälfte ein. In den Schlussminuten gab es gefühlte dreißig Ecken für die Heim-Mannschaft, aber ein Treffer wollte nicht mehr fallen. Das wäre des Guten auch zu viel gewesen, denn der Genoa Cricket and Footballclub, ältester noch existierender italienischer Fußballclub, von englischen Zuwanderern gegründet, verdiente sich den Punkt mit einer insgesamt couragierten Leistung. Sechs Remis hat US Lecce nun in dieser Saison bisher gespielt, davon vier mal ein 2:2 – scheint sich zum bevorzugten Resultat zu entwickeln. Mir ist der Club recht sympathisch und ich wünsche ihm den Klassenerhalt in einer Region, die wirtschaftlich und sportlich sonst nicht sehr verwöhnt wird.

Samstag, 07.12.2019, 14:30

italien

Taranto FC 1927 vs ASD Nocerina 1910 0:1

Stadio Erasmo Iacovone, 1.200 Zuschauer, Serie D Girone H

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Quer durch die wunderschöne Basilikata strebten wir Richtung Golfo die Taranto. Eigentlich war ich für heute von einem Off-Day ausgegangen, hatte am Mittwoch noch die Ansetzungen ab Serie D abwärts geprüft. Zu früh, wie sich in einer Message-Kommunikation mit RWE-Kumpel Marco herausstellte, der mich auf die entsprechende Verlegung des Spiels in Taranto hinwies. Noch mal heißen Dank dafür. Die Dankbarkeit der Dame hielt sich dagegen in Grenzen, da der Trip aber klar als Fußball-Tour deklariert war, fügte sie sich wohlwollend. In Taranto steht mit dem Stadio Erasmo Iacovone ein recht imposanter Ground. Benannt ist die Spielstätte nach einem ehemaligen Spieler, der in den 70ern bei einem Autounfall verstarb. Über 27.000 Leute passen hinein – ein schönes Brett, das Ding. Der Taranto FC 1927 hat eine bewegte Geschichte mit Insolvenzen und mehreren Umbenennungen hinter sich. Typisch italienischer Club-Werdegang möchte man sagen. Die letzten Jahre verbrachte man überwiegend in der Serie D. Nach drei zweiten Plätzen und Ausscheiden in den Aufstieg-Playoffs in Folge, wurde der Club vor drei Jahren aber dennoch in die Serie C versetzt, da die Liga aufgrund Lizenzverweigerungen aufgefüllt wurde. Taranto stieg jedoch sang- und klanglos wieder ab und schied in den folgenden beiden Saisons erneut in den Aufstieg-Playoffs wieder aus. Aktuell ist die Situation etwas eskaliert, da die wenigen verbliebenen Fans auf Konfrontationskurs gegen Präsidium und Mannschaft auf die Barrikaden gegangen sind. Nach ordentlichem Saisonstart droht der Absturz ins Mittelmaß. Die Situation erinnerte mich etwas an den RWE der letzten Jahre. Ein Spruchband, welches im Oberrang hing, tat deutlich die Meinung der Ultras kund. Nocerina ist ein Club aus Nocera Inferiore, nahe Salerno in Kampanien. Gute 75 Tifosi hatten den Weg auf sich genommen und lieferten eine ganz ordentliche Vorstellung ab. Und sie wurden für ihre Mühe belohnt, denn ihr Team, das dringend Punkte gegen den Abstieg benötigt, fügte den Gastgebern die dritte Niederlage in Folge zu. Das brachte die Taranto-Tifosi noch mehr auf die Barrikaden, die ihr Team nach dem Abpfiff übelst bepöbelten.

 

Freitag, 06.12.2019, 21:00

italien

Benevento Calcio vs Trapani Calcio 5:0

Stadio Ciro Vigorito, 9.155 Zuschauer, Serie B

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Als im Anflug auf Bari der Sinkflug unterbrochen wurde und wir beinahe im Gleitflug zwischen zwei Wolkenschichten umher schwebten, wurde der geschätzten Gattin und mir schon klar, dass bald darauf Improvisation gefragt war. In Bari zeigte sich die Lage nämlich zu nebulös für einen Landeversuch. Man mag vermuten, dass die Wetterlage an den relativ nahe zu Bari liegenden Flughäfen Brindisi und Taranto nicht besser war, anders ist die Entscheidung, den über 300 Kilometer von Bari entfernten Flughafen in Pescara anzusteuern, nicht nachzuvollziehen. Absurderweise waren wir dadurch näher an unser Tagesziel heran gerückt, zumindest die reine Entfernung betreffend. Die Mietwagenbuchung in Bari war natürlich hin, die Option auf die von der Airline angekündigten Busse zu warten, verbot sich aber – das Chaos brauchten wir nun wirklich nicht. Die Neubuchung schlug eine ordentliche Kerbe ins Budget, aber davon wollten wir uns das lange Wochenende auf dem Stiefel nicht versauen lassen. Durch die südlichen Ausläufer des Apennin, dem Gebirge, das quasi die Wirbelsäule Italiens darstellt, steuerten wir Benevento an. Das Stadio Ciro Vigorito ist ein reines rundherum geschlossenes Fußballstadion mit kleinem Unter- und größerem, überhängenden Oberrang. Italien-like verfügt lediglich die Tribuna Centrale über ein Dach. Auch in Benevento war es meteorologisch eine ziemlich trübe Angelegenheit, zeitweise war die Gegenseite kaum noch zu erkennen. Das Stadion liegt liegt direkt am Flüsschen Sabato und der Nebel zog von dort in dicken Schwaden ins Stadion. In der Serie B empfing der souveräne Tabellenführer die sizilianischen Gäste aus Trapani, die erst im Sommer den Aufstieg feierten, nun aber akute Abstiegssorgen haben. Erwartungsgemäß hatten die Gastgeber dann auch alles im Griff. Die Curva Sud trällerte solide vor sich hin, hatte auch ein paar gute Phasen, das ließ sich schon ganz gut anhören. Aufgrund der hervorragenden sportlichen Situation, hatte ich aber hinsichtlich Support und Zuschauerzuspruch doch noch etwas mehr erwartet. Die 17 Anhänger der Gäste hatten natürlich trotzdem einen schweren Stand. Mein Respekt gebührte ihnen trotzdem. Zwar sind  es nur 400 Kilometer Luftlinie, aber die Anreise vom westlichen Zipfel Siziliens ist sicherlich mit hohem Aufwand verbunden. Trainer in Benevento ist übrigens kein geringerer als Filippo Inzaghi, der ja früher für Juve und Milan ordentlich die Netze gebeult hat. Mit Oliver Kragl stand bei den Gastgebern auch ein Deutscher im Team, von dem ich vorher noch nie gehört hatte.