Zum Zeitpunkt der Flugbuchung waren die Spieltage in Italien noch nicht fix terminiert und ich hatte mir eine andere Lösung erhofft. So entschied ich mich für die bequemste Variante und damit lief es auf einen erneuten Besuch des Stadio Guiseppe Meazza hinaus. Ganz sicher keine Notlösung, denn San Siro geht immer – eines der beeindruckendsten und legendärsten Stadien unseres Kontinents, wenn nicht sogar der gesamten Erdkugel. Das Meazza hat zudem nur noch begrenzte Haltbarkeit, da unlängst durch die nutzenden Vereine ein Neubau beschlossen wurde, der allerdings erst in einigen Jahren begonnen werden soll. Grund für diesen Beschluss ist, dass das Stadion nicht mehr zeitgemäß und nicht zu renovieren ist. Schwer nachvollziehbar. Sicherlich fehlt es an Business-Logen, die ja heute leider unverzichtbar scheinen, aber ansonsten wirkt die Hütte nach wie vor gut in Schuss und bis auf abblätternde Farbe, ausgeblichene Sitze und etwas betagte Sanitärräume sind mir oberflächlich keine Mängel aufgefallen. Dass dieser Fußballtempel in die höchste UEFA-Kategorie eingestuft ist, spricht da ja auch für sich. Untersuchungen haben aber ergeben, dass die Statik des Gesamt-Bauwerks im Laufe der Jahre stark gelitten hat. Nun gut, Panik ist sicher nicht angebracht, denn der Baubeginn wird noch einige Jahre auf sich warten lassen. Stadt und Vereine sind sich darüber noch uneins. So oder so ist aber wohl unausweichlich, dass bald ein weiterer Stadion-Dino einer Hochglanz-Arena weichen muss – der Lauf der Dinge halt. Denkwürdige Ereignisse hat dieses Stadion schon gesehen. Rijkaards Lama-Attacke gegen Rudis Löwenmähne, Bayerns Champions League-Finalsieg gegen Valencia. Und den UEFA Cup-Gewinn des FC Meineid aus der unaussprechlichen Stadt – vielleicht der einzige Makel dieser traumhaften Spielstätte. Heute stellte sich der Genoa Cricket and Footballclub vor, dessen Fähigkeiten ich erst zwei Wochen zuvor in Süditalien begutachten durfte. Gastgeber Inter hat dieses Jahr ernsthafte Titelchancen und tritt in diese Saison ähnlich souverän auf wie Serienmeister Juventus, der die letzten Spielzeiten beherrschte. Insgesamt ist der Titelkampf der Serie A in den letzten Jahren genauso ein Langweiler wie in der Bundesliga. Die letzten acht Titel holte die alte Dame, die fünf Titel davor gingen an Inter. Auch in dieser Saison wird es wohl auf einen der beiden Clubs hinauslaufen. Auch heute gegen den Abstiegskandidaten aus Ligurien hatte Internazionale leichtes Spiel und fuhr einen deutlichen, in keiner Sekunde des Spiels gefährdeten, Sieg ein. Die Curva Nord war gut aufgelegt und sicherlich nicht leise. Nachteil an diesem Riesenkessel ist es dann aber eben, dass auch lautstarke Gesänge ziemlich verhallen. Aus Genua waren etwa 400 Tifosi angereist, die ihr Team ohne Unterlass unterstützten, sich aber natürlich nur selten Gehör verschaffen konnten.