Monat: Februar 2019
Sonntag, 24.02.2019, 14:30
SV Blerick vs RKSV Liessel 3:2
Sportpark ´t Saorbrook, 110 Zuschauer, 3e Klasse Zuid 2 Zondag C
Das war wieder eine dieser Tage, an denen ich fürchterlich unentschlossen war, welches Ziel ich denn nun ansteuern sollte. Klar war nur, dass ich auf große Fahrerei keine Lust hatte. Im Ruhrpott sagte mir aber nichts besonders zu, also wurde mal auf den Spielpläne im Nachbarland geschielt und der SV Blerick gecheckt, der über eine Anlage mit einem kleinen pittoresken Tribünchen verfügt, das ich mir schon immer mal ansehen wollte. Und so entschied ich mich spät dafür, die A40 in Richtung Grenze und knapp darüber entlang zu rollen. Der sportliche Reiz liegt bei einer Zugehörigkeit zur ‚Derde Klasse‘ natürlich hart an der Schmerzgrenze. War dann aber gar nicht so schlimm, sogar recht spannend mit einem Last-Minute-Sieg der Gastgeber. Nach früher Führung schaffte es der SVB diese 60 Minuten lang zu verteidigen, ohne auch nur im Ansatz zu vermitteln, noch irgendwelche spielerischen Akzente setzen zu wollen. Ging natürlich schief, aber mit dem Ausgleich nahm die Partie dann richtig Fahrt auf. Mit einem ‚Broodje Frikandel‘ auf der Faust bei frühlingshaftem Sonnenwetter war das ne ganz entspannte Nummer.
Sonntag, 17.02.2019, 13:30
Berliner AK ’07 vs Berliner FC Dynamo 1:0
Poststadion, 874 Zuschauer, Regionalliga Nordost
Das ‚Poststadion‘ ist nach dem ‚Olympiastadion‘ die wohl legendärste Spielstätte der Hauptstadt. Nachdem es zu verfallen begann, wurden zu Beginn des Jahrtausends Sanierungsarbeiten durchgeführt, die Haupttribüne steht unter Denkmalschutz. Seinen Namen hat der Ground von seinem Erstbesitzer, dem Post SV, für den es erbaut wurde. Vor dem Krieg fanden im ‚Poststadion‘ zwei Endspiele um die Deutsche Meisterschaft statt. Hertha nutzte den Ground für Heimspiele zu Ober- und Zweitliga-Zeiten in den 80ern und seit einigen Jahren ist das das Stadion die Heimat des Berliner Athletik-Club. Der BAK ist ein recht alter Verein, den man aber kaum als solchen wahr nimmt. Denn Mitte der vergangenen Dekade wurde der Club umbenannt in Berlin Ankaraspor Külübu, da eine Kooperation mit Ankaraspor aus der türkischen ‚Süperlig‘ aufgenommen wurde, weshalb man auch gleich die Vereinsfarben wechselte. Die Zusammenarbeit beendete der türkische Club aber bereits nach kurzer Zeit, doch es dauerte noch bis 2011 bis die Namensänderung rückgängig gemacht und die alten Farben wieder angenommen wurden. Seitdem spielt der BAK auch in der Regionalliga und das mittlerweile erfolgreich, denn in den letzten Jahren war man immer oben dabei. Zum BFC Dynamo braucht man ja nicht viel erläutern. Der DDR-Rekordmeister und Lieblings-Club von Stasi-Chef Mielke, dessen zehn Meisterschaften in Folge auch durch zweifelhafte Schiedsrichter-Entscheidungen begünstigt wurden, genießt aufgrund seiner Fan-Szene einen zweifelhaften Ruf. Etwa 400 BFCer hatten sich auf den kurzen Weg vom Prenzlauer Berg nach Moabit gemacht. Es sieht aktuell nicht gut aus für die Ost-Berliner, denn aktuell steht man auf einem möglichen Abstiegsplatz. Der BAK grüßt dagegen von Platz zwei. Davon war auf dem Rasen nichts zu sehen. Der BFC legt gut los und hätte unbedingt in Führung gehen müssen. Und dann passiert es ja so oft – ein schneller Gegenangriff und der Favorit führte. Auch im zweiten Durchgang spielte Dynamo gut mit, brachte das Ding aber nicht in die Maschen. Bleibt zu hoffen, dass der BFC die Kurve noch kriegt, denn ein Verein mit – wenn auch zweifelhafter – Tradition ist dann doch besser in der Regionalliga aufgehoben als der BAK, dessen Liga-Heimspiele üblicherweise vor nicht einmal 300 Leuten über die Bühne gehen. Nach dem Spiel schlug ich mich noch ein paar Meter ins Dickicht, denn die Westkurve des ‚Poststadion‘ wurde der Natur zurückgegeben, so dass es dort ein wenig aussieht wie in einer versunkenen Stadt im Dschungel Mittelamerikas.
Sonntag, 17.02.2019, 10:45
Spandauer SC Teutonia 99 vs Nordberliner SC 3:2
Stadion Hakenfelde, 80 Zuschauer, Landesliga Berlin Staffel 2
Der erste Weg des neuen Tages führte nach Spandau ins ‚Stadion Hakenfelde‘. 1921 wurde die heimelige Anlage erbaut. An den Scheitelpunkten der Kurven zieren reetgedeckte Holz-Häuschen, wohl ausgediente Sanitäranlagen und Lagerräume für Sportausrüstung, das weite Oval. Der Weg in den Innenhof des auf der Hauptseite befindlichen, ebenfalls hölzernen Funktionsgebäudes führt durch ein kleines Tor über dem ein Uhrenturm thront, und welcher eine irgendwo zwischen Strandbad und Straflager angesiedelte Atmosphäre provoziert. Die sich zum Funktionsgebäude ziehenden Kurven bieten ein wenig Ausbau in Form von gut 250 Klappsitzen auf sechs grasbewachsenen Stufen, die aber zum Bereich auf der Geraden auslaufen. Landesliga wird hier gespielt. Und vor wenigen Jahren trug eine pikante Personalie das Trikot der Teutonen. Skandal-Schiedsrichter Robert Hoyzer, durch Spiel-Manipulation im Auftrag von Wettbetrügern berühmt geworden, schnürte nach der Begnadigung durch den DFB, die es ihm ermöglichte auf Verbandsebene Fußball zu spielen, nicht aber Spiele zu leiten, die Schuhe für den SSC. Aktuell darf sich der Verein berechtigte Hoffnungen auf den Aufstieg in die Oberliga machen. Als Dritter ist man auf Tuchfühlung zu den Aufstiegsrängen. Die Gäste aus Nordberlin waren auf dem Weg dorthin zwar ein unangenehmer und unbequem agierender Gegner, aber am Ende reichte es für die Gastgeber zu verdienten drei Punkten. Ich mag ja dieses familiäre Flair eines offensichtlich gut funktionierenden Vereinslebens. Spielerfrauen und Vereinsangehörige sorgten mit Grill-Gut, selbst gebackenem Kuchen und verschiedenen Getränken für das passende Catering, das mir mein Frühstück ermöglichte.
Samstag, 16.02.2019, 18:30
Hertha BSC vs SV Werder Bremen 1:1
Olympiastadion, 49.627 Zuschauer, Bundesliga
Am 14. Mai des Jahres 1994 war mein letzter Besuch im Berliner Olympiastadion. An diesem Tage bestritt der Verein meines Herzens das Finale im DFB-Pokal gegen den SV Werder und unterlag nach großem Kampf unglücklich mit 1:3. Der aufmerksame Leser weiß, dass auch dem Verein von der Weser meine Sympathie gehört, so gesehen war es für mich damals ein Traum-Finale. Letztlich ist mir der glorreiche RWE aber dann doch deutlich näher. Trotzdem wird dieser Tag inklusive der gemeinsamen Feier mit den Grün-Weißen auf dem Ku-Damm nach dem Spiel, als sich die Enttäuschung gelegt hatte, sicherlich auf ewig in der Erinnerung bleiben. Nach beinahe 25 Jahren, war ein Besuch in diesem legendären Rund also legitim. Grundlegend baulich verändert hat sich im Vergleich zu damals nur die Überdachung, die ja seit dem Umbau für die Weltmeisterschaft 2006 das gesamte Rund überdeckt. Der SVW war mal wieder well-supported. Ich kann mich da nur wiederholen – ich finde es absolut beeindruckend wie viele Fans den Verein bei Auswärtsspielen unterstützen. Klar sind da auch immer viele Umland-Fans dabei, aber vor dem Hintergrund, dass der Club ja in den letzten Jahren auf sportlicher Ebene nicht unbedingt für attraktiven und erst recht nicht erfolgreichen Fußball stand, ist das schon bemerkenswert. Annähernd 10tsd Grün-Weiße werden es dann gewesen sein, also gut ein Fünftel der Zuschauer. Das wurde spätestens beim Ausgleichstreffer deutlich. Für den Away-Sektor hatte ich nix mehr bekommen und mich daher gegenüber auf der anderen Seite des Marathon-Plateaus mit der Feuerschale einquartiert. Um mich herum befand sich auch überwiegend Grün und Weiß, denn kaum jemand hielt es bei Pizarros Last-Second-Treffer auf den Stühlen. Werder gehörten auch die ersten Minuten der Partie, bis die Hertha die Initiative ergriff und das Spiel bis zur Halbzeit bestimmte Neben zwei Alu-Treffern bugsierte man die Kugel auch ein Mal ins Netz und ging mit einer verdienten Führung in die Pause. Nach dem Seitenwechsel spielte aber fast nur noch Werder, ohne allerdings auch nur eine zwingende Torchance zu erarbeiten. So musste also ein direkter Freistoß herhalten, der den Weg durch Freund und Feind hindurch, noch etwas abgefälscht, in die Maschen fand. Verdient war es definitiv. Die Ostkurve zeigte als Intro eine Choreo zu Ehren des ‚Hertha-Echo‘, des Hertha-Fanradio, das vor exakt 30 Jahren zum ersten Mal über den Äther ging und heute zum letzten Mal sendete. Im Away-Bereich blieb es beim zahlreichen Fahneneinsatz, nachdem ja zuletzt in Nürnberg und Dortmund massiv gezündelt wurde. Zum Stadion muss ja nicht viel gesagt werden, dieses ist nun mal eine absolute ‚Respektperson‘ und ganz einfach beeindruckend. Stimmung wirkt in einem so weiten Rund ja immer etwas verdünnt, da die Atmosphäre einfach nicht dicht genug ist. Aber mit dem Schluss-Akt explodierte zumindest das westliche Ende des legendären Ovals dann ja doch noch.