Dienstag, 05.02.2019, 20:45

deutschland

BV Borussia Dortmund vs SV Werder Bremen 5:7 n.E.

Westfalenstadion, 81.365 Zuschauer, DFB-Pokal Achtelfinale

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Als Anfang November die Auslosung des DFB-Pokal-Achtelfinale diese Partie ergab, wurde kurz der Firmenkalender gecheckt, festgestellt, dass Cheffe Anfang Februar im Urlaub weilt und umgehend die Firmen-Dauerkarten eingesackt. Günstiger bekomm ich die Jugendliebe von der Weser nicht zu sehen. Da ich im Teenie-Alter auch meine Mama mit dem grün-weißen Virus infiziert haben, war diese auch mit im Boot, ebenso wie zwei Mitarbeiter eines logistischen Partners meines Arbeitgebers, mit denen ich mich blendend verstehe. Kein Wunder, da die beiden einen ähnlichen Nagel im Kopp haben, wie ich. Der übliche Weg mit dem Shuttle vom Uni-Parkplatz, der sonst reibungslos funktioniert, kam heute verkehrsbedingt gewaltig ins Stocken, so dass wir erst kurz vor dem Anpfiff auf unseren Plätzen im Eck neben der Südtribüne saßen. Da hab ich ja nun schon wenigstens ein Dutzend Male als ziemlich neutraler Beobachter gehockt. War heute anders und da dort zum einen schon recht eingefleischtes BVB-Volk sitzt, ich aber meine Sympathien nur schwer verheimlichen konnte, war den Umsitzenden recht schnell klar, für wen mein Herz heute schlug. Das führte zumindest beim zwischenzeitlichen Ausgleich zu entsprechenden Äußerungen in meine Richtung, blieb aber im vertretbaren Rahmen und wer um kurz vor halb zwölf die bessere Laune hatte, zeigt ja das Resultat. Ich finde es immer wieder beeindruckend, welch große Anzahl Anhänger der wunderschöne SVW bei Auswärtsspielen im Westen mobilisiert bekommt. Sieben- bis achttausend Grün-Weiße dürften es auf der Nordtribüne locker gewesen sein. Die Bremer Ultra-Fraktion zündelt ja gern in Dortmund. Warum also mit Traditionen brechen und so erhellten gut 20 Fackeln zum Einlauf der Teams den nachtdunklen Gästeblock. Die Südtribüne kam an diesem Abend eher schwach rüber – das hab ich schon lauter erlebt. Der Gästeseite kann ich dagegen einen sehr guten Auftritt attestieren. Das klappt ja auswärts im Gegensatz zu den Heimspielen auch oft ganz gut. Bremen scorte früh und überließ den Gastgebern danach (zwangsweise) das Feld und die Spielanteile. Denen fiel aber nichts Besonderes ein, die Bremer Abwehr stand ausnahmsweise mal sicher und so brauchte es einen Standard zum Ausgleich. Über die zweite Hälfte decken wir mal insgesamt den Mantel des Schweigens und erst in der Nachspielzeit wurde es auf beiden Seiten brenzlig. Die Verlängerung nahm dann richtig Fahrt auf. Führung für den BVB, Ausgleich durch Alterspräsident Pizzaro. Erneute Führung für den BVB nach einem nicht geahndeten Handspiel in der Deckung der Gastgeber. Damit war ich ziemlich bedient, ob der scheinbar liegen gelassenen Möglichkeit, einfallslose Dortmunder im eigenen Stadion zu bezwingen und stattdessen durch eine Fehlentscheidung aus dem Cup entfernt zu werden. Doch dem wunderschönen SVW gelang tatsächlich noch der Ausgleich in der Schlussminute und in der Elfer-Lotterie reklamierte Schnappmann Pavlenka die Rolle des Helden für sich. Ende, Aus, Micky Maus – der SV Werder zog ins Viertelfinale ein. Da hat es sich gelohnt am nächsten Morgen todmüde am Arbeitsplatz zu erscheinen.

Sonntag, 03.02.2019, 20:00

portugal

Vitoria SC Guimaraes vs FC Porto 0:0

Estádio Dom Afonso Henrique, 25.110 Zuschauer, Primeira Liga

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Das sportliche Highlight des Wochenendes. Für Guimaraes zwar nicht das nominelle Derby – dieses findet gegen Braga statt – aber ein heißes Prestige-Duell. Wohlgesonnen sind sich die Anhänger des Vitoria Sport Clube und Futebol Clube do Porto jedenfalls nicht. Ursprünglich war der Plan, über den Kontakt eines in Luxemburg lebenden Mitglieds des ‚Colectivo 1995‘ mit dessen Leuten das Spiel aus dem Away-Sektor zu verfolgen. Da sich aber die Anfahrt dieser verzögerte und ich mich ja um meinen alten Herrn kümmern musste, der nicht mehr ganz so flott unterwegs ist, musste dieser Plan spontan aufgegeben werden und wir fanden uns im Eckblock neben dem Gästebereich ein. 30tsd Plätze bietet das ‚Dom Afonso Henrique‘, über 25tsd davon wurde heute belegt. Mit leicht geschwungenen Tribünen vermittelt das Estádio eine sanfte Optik. Nur die Südtribüne, Standort der Vitoria-Gruppen ‚White Angels‘ und Co, weicht von der Bauart deutlich ab. Die ‚White Angels‘  hatten über die unteren Ränge der Heim-Tribünen eine Choreo aus Blockfahnen vorbereitet, die auf die Mentalität der Ultras hinwies und übersetzt ungefähr „Als ich klein war, hatte ich es schon im Blut“ hieß. Die Heim-Seite legte dann auch einen sehr guten Auftritt mit Dauer-Gesängen hin. Im Gästeblock werden sich gut 4tsd Porto-Fans um ‚Colectivo‘ und die ‚Super Dragoes‘ eingefunden haben. Sah optisch mit vielen großen Schwenkern sehr lebhaft aus. Schönes Kurvenbild und im ersten Durchgang, vor allem in den zwanzig Minuten vor der Pause wurde es so richtig schweinelaut. Was auch mit beleidigenden Gesängen der Porto-Kurve gegen die Gastgeber zu tun hatte. Da die Portugiesische zur Spanischen Sprache einige Ähnlichkeiten aufweist, reichten meine zarten Spanisch-Kenntnisse um zu verstehen, dass die Gäste den Müttern der Vitoria-Anhänger unterstellten, ihr Einkommen im horizontalen Gewerbe zu verdienen. Das machte die Gastgeber mal richtig sauer, so dass selbst die 70jährige Oma neben uns den Mittelfinger in den Abendhimmel reckte. Im Unterrang und als Reaktion dann auch im Away-Sektor schien man handfesteren Meinungsäußeren nicht abgeneigt und die eine oder andere Sitzschale wurde auf ihre Flugfähigkeit geprüft. Akustischen Beiklang lieferten ein paar Böller, die aus dem blau-weißen Sektor aufs Spielfeld segelten. Von mir natürlich mit Interesse und innerer Freude beobachtet und als ‚ganz normales‘ Brisanz-Spiel in Südeuropa eingeordnet, war mein ordnungsliebender und selten beim Fußball weilender Vater schon drauf und dran in Eigenregie einen Abbruch der Partie wegen Randale zu beantragen. So unterschiedlich können die Empfindungen von Blutsverwandten sein. Beinahe unnötig, darauf hinzuweisen, dass sich Spieler und Unparteiische nicht in einer Sekunde für den kleinen Tumult interessierten. In Deutschland wäre die Partie mit Sicherheit lang unterbrochen worden, der Referee mit den Spielern in den Katakomben verschwunden und Medien und Offizielle hätten mal wieder gebetsmühlenartig die Mär von den ach so unmöglichen Ultras bemüht. In Portugal sind solch kleine Scharmützel dagegen wohl maximal eine Randnotiz. Mit dem Pausenpfiff beruhigte sich die Lage dann aber auch wieder. Trotz überlegenen Spiels ihres Teams konnte die Porto-Kurve im zweiten Durchgang unerklärlicherweise nicht an die Sanges-Leistung der ersten Hälfte anknüpfen. Das schaffte dagegen die Heim-Seite, die ihr Team lautstark im Kampf um den einen Punkt antrieben. Am Ende erfolgreich, da der Tabellenführer am überragenden Vitoria-Schnapper verzweifelte und die Kirsche einfach nicht in die Maschen bekam.

Sonntag, 03.02.2019, 15:00

portugal

FC Felgueiras 1932 vs AD Fafe 2:3

Estádio Dr. Machado de Matos, 1.200 Zuschauer, Campeonato de Portugal Grupo A

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Am Sonntag Nachmittag hat man in Portugal ja die Qual der Wahl, denn dann finden haufenweise Spiele der unterklassigen Ligen statt. Aufgrund der Nähe zum abendlichen Ziel und der sportlichen Ausgangslage entschied ich mich für den Drittliga-Kick in Felgueiras. Das Stadion sah auf Bildern auch annehmbar aus und eine kleine Szene sollte auch vorhanden sein. Dass es sich letztlich nicht nur um das Verfolger-Duell um die Tabellenspitze, sondern auch um ein Derby handelte, was mir aber nicht klar. Fafe liegt gerade mal 10 Kilometer von Felgueiras entfernt, so dass sich über 300 Leute im Gäste-Bereich einfanden. Diese haben eine aktive Szene, die während der gesamten Spielzeit ihre Gesänge ins Stadion trug. Die betagte Bude verfügt über einen angemessenen Bröckel-Zustand und Tribünen auf den Geraden, die Hintertor-Seiten sind unbebaut. Die Sangeswilligen auf Gastgeber-Seite standen den Gästen nicht nach und gaben über 93 Minuten Gas. Die Aktiven fachten das Feuer aber auch ordentlich an und boten eine ordentliche und spannende Partie mit wechselnder Führung. Das bessere Ende hatten die Gäste dann nicht ganz unverdient für sich.

Freitag, 01.02.2019, 20:30

portugal

Rio Ave FC vs CD Tondela 2:2

Estádio dos Arcos, 1.159 Zuschauer, Primeira Liga

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Mit meinem geschätzten Vater stand ein langes Wochenende in Portugal an. Dieses sollte zwar nicht nur im Zeichen des Fußballs stehen, aber ganz ohne das runde Leder ging es natürlich auch nicht – schließlich wurde das betreffende Wochenende ja sorgsam ausgesucht. Den Anfang machte am Ankunftstag, das ‚Estadio dos Arcos‘ des Rio Ave FC, das seit einiger Zeit nur noch nach dem Verein benannt ist. Dieses befindet sich in Vila do Conde, etwa 30 Kilometer nördlich von Porto gelegen. Der frühere Name trifft es besser, denn unmittelbar am Stadion vorbei zieht sich ein gut erhaltenes Aquädukt aus römischer Zeit. Fast 13tsd Leute passen rein in den Ground, der lediglich auf den Längsseiten über Tribünen verfügt, die natürlich entsprechend mächtig daher kommen. Das Fassungsvermögen dürfte selten bis nie ausgereizt werden, erst recht nicht, wenn es nicht gegen die großen Clubs des Landes geht, sondern gegen eine graue Maus der Liga. Aus dem 150 Kilometer entfernten Tondela hatte sich ein Dutzend schweigende Leute auf den Weg gemacht, die sich später über einen eher gewonnenen Punkt freuen konnte, da ihr Team die letzte halbe Stunde in Unterzahl verbrachte. Auf Heim-Seite versuchte sich ein kleines Häuflein am Support – kann man machen, kann man auch lassen. Zumindest vier Tore hellten die Szenerie etwas auf.