Als Anfang November die Auslosung des DFB-Pokal-Achtelfinale diese Partie ergab, wurde kurz der Firmenkalender gecheckt, festgestellt, dass Cheffe Anfang Februar im Urlaub weilt und umgehend die Firmen-Dauerkarten eingesackt. Günstiger bekomm ich die Jugendliebe von der Weser nicht zu sehen. Da ich im Teenie-Alter auch meine Mama mit dem grün-weißen Virus infiziert haben, war diese auch mit im Boot, ebenso wie zwei Mitarbeiter eines logistischen Partners meines Arbeitgebers, mit denen ich mich blendend verstehe. Kein Wunder, da die beiden einen ähnlichen Nagel im Kopp haben, wie ich. Der übliche Weg mit dem Shuttle vom Uni-Parkplatz, der sonst reibungslos funktioniert, kam heute verkehrsbedingt gewaltig ins Stocken, so dass wir erst kurz vor dem Anpfiff auf unseren Plätzen im Eck neben der Südtribüne saßen. Da hab ich ja nun schon wenigstens ein Dutzend Male als ziemlich neutraler Beobachter gehockt. War heute anders und da dort zum einen schon recht eingefleischtes BVB-Volk sitzt, ich aber meine Sympathien nur schwer verheimlichen konnte, war den Umsitzenden recht schnell klar, für wen mein Herz heute schlug. Das führte zumindest beim zwischenzeitlichen Ausgleich zu entsprechenden Äußerungen in meine Richtung, blieb aber im vertretbaren Rahmen und wer um kurz vor halb zwölf die bessere Laune hatte, zeigt ja das Resultat. Ich finde es immer wieder beeindruckend, welch große Anzahl Anhänger der wunderschöne SVW bei Auswärtsspielen im Westen mobilisiert bekommt. Sieben- bis achttausend Grün-Weiße dürften es auf der Nordtribüne locker gewesen sein. Die Bremer Ultra-Fraktion zündelt ja gern in Dortmund. Warum also mit Traditionen brechen und so erhellten gut 20 Fackeln zum Einlauf der Teams den nachtdunklen Gästeblock. Die Südtribüne kam an diesem Abend eher schwach rüber – das hab ich schon lauter erlebt. Der Gästeseite kann ich dagegen einen sehr guten Auftritt attestieren. Das klappt ja auswärts im Gegensatz zu den Heimspielen auch oft ganz gut. Bremen scorte früh und überließ den Gastgebern danach (zwangsweise) das Feld und die Spielanteile. Denen fiel aber nichts Besonderes ein, die Bremer Abwehr stand ausnahmsweise mal sicher und so brauchte es einen Standard zum Ausgleich. Über die zweite Hälfte decken wir mal insgesamt den Mantel des Schweigens und erst in der Nachspielzeit wurde es auf beiden Seiten brenzlig. Die Verlängerung nahm dann richtig Fahrt auf. Führung für den BVB, Ausgleich durch Alterspräsident Pizzaro. Erneute Führung für den BVB nach einem nicht geahndeten Handspiel in der Deckung der Gastgeber. Damit war ich ziemlich bedient, ob der scheinbar liegen gelassenen Möglichkeit, einfallslose Dortmunder im eigenen Stadion zu bezwingen und stattdessen durch eine Fehlentscheidung aus dem Cup entfernt zu werden. Doch dem wunderschönen SVW gelang tatsächlich noch der Ausgleich in der Schlussminute und in der Elfer-Lotterie reklamierte Schnappmann Pavlenka die Rolle des Helden für sich. Ende, Aus, Micky Maus – der SV Werder zog ins Viertelfinale ein. Da hat es sich gelohnt am nächsten Morgen todmüde am Arbeitsplatz zu erscheinen.