Sonntag, 03.02.2019, 20:00

portugal

Vitoria SC Guimaraes vs FC Porto 0:0

Estádio Dom Afonso Henrique, 25.110 Zuschauer, Primeira Liga

190203vitoria-porto

Das sportliche Highlight des Wochenendes. Für Guimaraes zwar nicht das nominelle Derby – dieses findet gegen Braga statt – aber ein heißes Prestige-Duell. Wohlgesonnen sind sich die Anhänger des Vitoria Sport Clube und Futebol Clube do Porto jedenfalls nicht. Ursprünglich war der Plan, über den Kontakt eines in Luxemburg lebenden Mitglieds des ‚Colectivo 1995‘ mit dessen Leuten das Spiel aus dem Away-Sektor zu verfolgen. Da sich aber die Anfahrt dieser verzögerte und ich mich ja um meinen alten Herrn kümmern musste, der nicht mehr ganz so flott unterwegs ist, musste dieser Plan spontan aufgegeben werden und wir fanden uns im Eckblock neben dem Gästebereich ein. 30tsd Plätze bietet das ‚Dom Afonso Henrique‘, über 25tsd davon wurde heute belegt. Mit leicht geschwungenen Tribünen vermittelt das Estádio eine sanfte Optik. Nur die Südtribüne, Standort der Vitoria-Gruppen ‚White Angels‘ und Co, weicht von der Bauart deutlich ab. Die ‚White Angels‘  hatten über die unteren Ränge der Heim-Tribünen eine Choreo aus Blockfahnen vorbereitet, die auf die Mentalität der Ultras hinwies und übersetzt ungefähr „Als ich klein war, hatte ich es schon im Blut“ hieß. Die Heim-Seite legte dann auch einen sehr guten Auftritt mit Dauer-Gesängen hin. Im Gästeblock werden sich gut 4tsd Porto-Fans um ‚Colectivo‘ und die ‚Super Dragoes‘ eingefunden haben. Sah optisch mit vielen großen Schwenkern sehr lebhaft aus. Schönes Kurvenbild und im ersten Durchgang, vor allem in den zwanzig Minuten vor der Pause wurde es so richtig schweinelaut. Was auch mit beleidigenden Gesängen der Porto-Kurve gegen die Gastgeber zu tun hatte. Da die Portugiesische zur Spanischen Sprache einige Ähnlichkeiten aufweist, reichten meine zarten Spanisch-Kenntnisse um zu verstehen, dass die Gäste den Müttern der Vitoria-Anhänger unterstellten, ihr Einkommen im horizontalen Gewerbe zu verdienen. Das machte die Gastgeber mal richtig sauer, so dass selbst die 70jährige Oma neben uns den Mittelfinger in den Abendhimmel reckte. Im Unterrang und als Reaktion dann auch im Away-Sektor schien man handfesteren Meinungsäußeren nicht abgeneigt und die eine oder andere Sitzschale wurde auf ihre Flugfähigkeit geprüft. Akustischen Beiklang lieferten ein paar Böller, die aus dem blau-weißen Sektor aufs Spielfeld segelten. Von mir natürlich mit Interesse und innerer Freude beobachtet und als ‚ganz normales‘ Brisanz-Spiel in Südeuropa eingeordnet, war mein ordnungsliebender und selten beim Fußball weilender Vater schon drauf und dran in Eigenregie einen Abbruch der Partie wegen Randale zu beantragen. So unterschiedlich können die Empfindungen von Blutsverwandten sein. Beinahe unnötig, darauf hinzuweisen, dass sich Spieler und Unparteiische nicht in einer Sekunde für den kleinen Tumult interessierten. In Deutschland wäre die Partie mit Sicherheit lang unterbrochen worden, der Referee mit den Spielern in den Katakomben verschwunden und Medien und Offizielle hätten mal wieder gebetsmühlenartig die Mär von den ach so unmöglichen Ultras bemüht. In Portugal sind solch kleine Scharmützel dagegen wohl maximal eine Randnotiz. Mit dem Pausenpfiff beruhigte sich die Lage dann aber auch wieder. Trotz überlegenen Spiels ihres Teams konnte die Porto-Kurve im zweiten Durchgang unerklärlicherweise nicht an die Sanges-Leistung der ersten Hälfte anknüpfen. Das schaffte dagegen die Heim-Seite, die ihr Team lautstark im Kampf um den einen Punkt antrieben. Am Ende erfolgreich, da der Tabellenführer am überragenden Vitoria-Schnapper verzweifelte und die Kirsche einfach nicht in die Maschen bekam.