Stadion am Höhenberg, 32 Zuschauer, Bezirksliga Niederrhein Gruppe 1
Vor der Existenz des Werksclubs aus Leverkusen und der Vergangenheit des Pendants aus Krefeld-Uerdingen, wird der kleine Bruder aus Dormagen immer vergessen. Aber auch hier gibt es eine große Betriebssport-Abteilung, die allerdings eher in Randsportarten auf sich aufmerksam macht. Die Dormagener Kicker pendeln aktuell zwischen Bezirks- und Landesliga, aktuell in erstgenannter. Die Sportanlage ist nix Besonderes, kann man aber mal machen, und so groß war das Angebot am heutigen Tage auch nicht, wenn man die Lust auf ein Fußballspiel mit relativ kurzer Anreise verbinden wollte. Arschkalt war es, so dass ich die Halbzeit nutzte, um mich in der benachbarten Sporthalle, in der auch die Zweitliga-Handballer Bälle werfen, einem internationalen Jugend-Fechtturnier beizuwohnen. Fand ich gar nicht so schlecht und es wurden noch deutlich mehr Treffer gesetzt als auf dem grünen Rasen.
DJK Blau-Weiss Mintard vs DJK Adler-Union Frintrop 3:0
Sportplatz In der Aue, 140 Zuschauer, Bezirksliga Niederrhein Gruppe 6
Als ich vor einigen Wochen ein Heimspiel meines alten Vereins besuchte, stand dieser mit 33 Punkten und 47 erzielten Toren aus 13 Spielen an der Spitze der Tabelle. Ich sah damals die erste Saison-Niederlage – ein kleiner Ausrutscher, wie man meinen sollte. In den folgenen drei Spielen konnte auch nichts Zählbares verbucht werden, so dass ich überlegte, ob ich der Mannschaft mit meinem Besuch womöglich ein schlechtes Karma auferlegt hatte und sah mich in der Pflicht, den Exorzismus zu versuchen. Daher führte mich der Weg in die Mülheimer Ruhrauen, nahe der Ruhrtalbrücke. Der Plan ging aber leider nicht auf, denn auch das fünfte Spiel in Folge wurde verloren und das Team musste sich aus der Spitzengruppe der Liga erst einmal verabschieden. Fußballerischer Erfolg wird halt zu einem bedeutenden Teil durch Psychologie bestimmt, das wird am Bespiel der Adler deutlich bewiesen.
Sportpark Marsdijk, 210 Zuschauer, Hoofdklasse Zondag A
Wärmer war es auch in der Stadt mit der Motorrad-Rennstrecke nicht, dafür aber deutlich feuchter, denn zusätzlich zu den frostnahen Temperaturen begann es hier pünktlich zum Kick-off ordentlich zu regnen. Das Stadion mit einer ansehnlichen Haupttribüne und mehrstufigen Traversen auf den übrigen Seiten ist für den Club deutlich überdimensioniert. Denn zu Profi-Ehren kam Achilles nie und auch die erfolgreicheren Zeiten in den Amateurklassen sind lange vorbei. Es ist manchmal schon interessant zu sehen, über welch gut ausgebaute Anlagen manche Amateurvereine in den Niederlanden verfügen. Bei unseren Nachbarn steckt definitiv deutlich mehr Geld im unterklassigen Fußball als bei uns. Spielerisch war das im Vergleich zur Nachmittags-Partie nicht gut anzusehen. Die Gäste hatten auf regennassem Geläuf das glücklichere Ende für sich und nahmen die Punkte mit.
Sportpark De Vormt, 350 Zuschauer, Hoofdklasse Zaterdag B
Prinzipiell kann man ja die berechtigte Frage stellen, warum es einen immer wieder in den holländischen Amateur-Fußball treibt, denn die meisten Anlagen sehen sich sehr ähnlich. Aber eben nicht alle. So gibt es noch ein paar nette Schätzchen zu besuchen und der unumgängliche Genuss der frittierten Gemeinheiten rundet die Ausflüge ja immer gelungen ab. In Urk am Ijsselmeer steht ein schickes Giebeldach-Tribünchen, in dessen Schatten gar nicht mal so schlecht gekickt wurde. Trotzdem half das nicht, um die empfindlich kalten Temperaturen aus den Knochen zu schütteln und so wurde der Weg ziemlich durchgefroren fortgesetzt.
Stadion am Zoo, 4.558 Zuschauer, Regionalliga West
Der gute alte West-Klassiker beim WSV stand auf der Agenda. Die Ultras aus dem Tal der Tränen hatten zur Revanche für die fette 5:1-Packung aus dem Hinrunden-Spiel an der Hafenstraße ausgerufen. Das war auch den … nun ja … Spielern(?) in Rot und Weiss nicht entgangen und so wurde in den Vorberichten beteuert, dass man vorbereitet und heiß auf die Partie sei. Was dann folgte war aber mal wieder ein Offenbarungseid. Kein erkennbarer Siegeswille, keine Anzeichen, sich für das Wappen des geilsten Clubs der Welt zerreißen zu wollen. Stattdessen fast keine Gegenwehr und unfassbares Alibi-Zweikampfverhalten. Das zeigte auch mal wieder den wahren Zustand des Teams und wenn sich auf den Schlüsselpositionen nichts ändert, wird der RWE noch bis zur nächsten Jahrtausendwende in der Regionalliga herumdümpeln. Derbys sind nicht ganz zum Schluss auch eine Charakterfrage. Und davon schien die Elf in Rot und Blau deutlich mehr auf der hohen Kante zu haben und fuhr einen verdienten wie deutlichen Sieg ein. Hatte der WSV auf eine stattliche Kulisse gehofft, geriet jedoch auch dieses beinahe zur Farce und es wurde eine ziemlich traurige Veranstaltung für ein Derby. Die Ultra-Szene der Gastgeber hatte die Einstellung des organisierten Supports bis auf Widerruf verkündet, da im Zuge von Vorkommnissen beim Spiel in Oberhausen Stadionverbote auf blosse Verdächtigungen erteilt wurden. Und der Away-Sektor zeigte sich ausgedünnt um Teile der rot-weissen Szene, welche für die glorreiche Idee, den Zugang des Heimbereiches zu stürmen, mit Festsetzung durch die Ordnungsmacht und anschließender Heimreise belohnt wurden. Der verbliebene Teil der Szene verzichtete danach auf optische und akustische Unterstützung, so dass die Atmosphäre eines Derbys nicht würdig war. Selten passte das Szene-Verhalten auf den Rängen so zur Leistung der eigenen Spieler wie heute. Over and out. Danke für nichts an alle.
Stadion Georgi Asparuhov, 3.100 Zuschauer, Parva profesionalna liga
Und für das letzte Spiel des Trips fand ich mich im ‚Stadion Georgi Asparuhov‘ ein. Re-Visit, wie es so schon im Hopper-Neudeutsch heißt. Im ‚Asparuhov‘ war ich vor einigen Jahren bereits einmal. Damals existierte die neue Haupttribüne allerdings noch nicht. In deren Stil soll das ganze Stadion mal umgebaut werden und eine komplette Überdachung soll dann auch noch entstehen. Da die bulgarischen Clubs aber finanziell chronisch klamm sind, steht eine Verwirklichung in den Sternen. Gut so, denn momentan bewahrt die alte Schüssel noch den Charme vergangener Tage. Levski spielt eine recht starke Saison, und hat nach langen Jahren mal wieder Titelchancen. Heute war es aber ein gebrauchter Tag, denn beste Chancen blieben ungenutzt, während die Gäste ihre wenigen Möglichkeiten geschickt und eiskalt nutzten und Zählbares dabei verbuchen durften. So verlor Levski dieses Spiel überraschend gegen defensiv- und konterstarke Gäste. Der Anhang der Gastgeber ließ sich davon nicht irritieren und gab über die ganze Spielzeit alles, inklusive einer schönen Pyro-Einlage nach dem Wiederanpfiff. Star des Spiels war trotz allem dieses sozialistisch-traditionelle Oval, das in seiner Schlichtheit einfach begeistert. An diesem Charme kann auch der Tribünen-Neubau nicht rütteln. Leider musste ich Sofia am nächsten Morgen wieder verlassen. Ich mag diese Stadt.
Stadion Ivailo, 730 Zuschauer, Parva profesionalna liga
Recht früh klingelte der Wecke, denn über 200 Kilometer galt es überweigend auf Landstraßen zu absolvieren. Veliko Tarnovo liegt in den nördlichen Ausläufern des Balkan-Gebirge, dass sich zentral durch das serbische Binnenland zieht. Der Fluß Jantra zieht sich spektakulär in mehreren Schleifen tief in einer Schlucht liegend durch die Stadt. Nach ein wenig Sightseeing wurde es Zeit, zum Stadion zu latschen. Seit der vergangenen Saison wird hier nach langer Durststrecke wieder Erstliga-Fußball geboten. Manager des Clubs ist kein geringerer als die Denkzentrale des legendären ‚Magischen Dreieck‘ des VfB Stuttgart, Krassimir Balakow. Das Stadion macht mit seinen violetten Sitzschalen, der Farbe des Vereins einen recht frischen Eindruck. Eine aktive Gruppe gibt es auch, die mit einer kleinen gemalten Choreo und ein paar Rauchtöpfen die Partie eröffnete. Aus Plovdiv hatten sich etwa 120 Personen her bemüht, die das Unheil aber schweigend beobachteten, denn ohne große Gegenwehr ergab sich ihr Team in die knappste aller Niederlagen. Unmittelbar mit dem Abpfiff musste ich zügig zum Auto, denn es wartete noch der Schluss-Akt der kleinen Tour.