Essen – Fr., 02.09.2022, 19:00

Rot-Weiss Essen vs FC Erzgebirge Aue 2:1

Stadion an der Hafenstraße, 16.070 Zuschauer, 3.Liga
Da isser endlich, der erste Sieg! Zum Kellerduell trafen sich der glorreiche RWE und die Schachtler aus dem Erzgebirge. Der Zweitliga-Absteiger hat sich den Saisonstart sicherlich auch anders vorgestellt, denn der Wiederaufstieg ist (war?) das erklärte Ziel und mit Blick darauf wurde die Mannschaft auch zusammengestellt. De facto war die Bilanz mit drei Remis und drei Niederlagen aber identisch wie die der Roten. Etwa 300 Anhänger hatten aus Sachsen rüber gemacht. Für über 500 Kilometer auf einem Freitag geht das in Ordnung. Zu sehen bekamen sie in der Anfangsphase eine Mannschaft, die erst einmal abwartete, was der Gegner anstellt. Als dann nach einigen Minuten klar war, dass die Gastgeber ähnlich zurückhaltend auftraten, wurden die Lila-Weißen mutiger und übernahmen die Regie. Der RWE spielte mit einer extrem defensiven Einstellung auf. Gut, wir haben gelernt, dass diese Liga nur über die Defensive funktioniert, aber über weite Phasen stand die Truppe für meinen Geschmack zu tief und hatte es nur der Harmlosigkeit des Gäste-Sturms zu verdanken, dass nichts passierte. Mitte der ersten Halbzeit konnte der RWE dann nach einer brauchbaren Freistoß-Variante in Führung gehen, als ‘Engel’ per Kopf auf Bastians ablegte, der ebenfalls die Rübe hinhielt. So ging es in die Kabinen.
Nach dem Wechsel gab es kein anderes Bild zu sehen als davor. Aue bemühte sich um die Spielkontrolle und die Roten rührten Beton an. Es flogen zwar haufenweise Bälle in den Sechzehner, aber den Gästen fehlten einfach die Ideen. Es blieb harmlos und erst als dann nach einem Einwurf doch mal ein wenig Spielwitz aufblitzte klingelte es auch direkt im rot-weissen Gehäuse. Damit war die Mannschaft angezählt und wenn Fußball logisch funktionieren würde, wäre die Partie nun gekippt. Tut er aber nicht und nach wenigen Minuten ging der RWE erneut in Führung und die Hafenstraße bebte. Die Unterstützung war eh wieder sehr gut und die Gäste-Fans kamen kaum zur Geltung. Die Führung wurde mühsam ins Ziel gerettet und der erste Dreier war unter Dach und Fach. Der Anhang der Erzgebirgler hatte nun Redebedarf am Zaun und der rot-weisse Anhang wollte mit seinen Helden feiern. Diese verschwanden aber zur Verwunderung der meisten Zuschauer in die Kabine.
Nach dem Spiel in Bayreuth gab es innerhalb der Kurve Machtkämpfe zwischen zwei Gruppen. Die eine griff dann die andere während der Heimfahrt auf einem Rastplatz an, der Teambus war zufällig mit der Mannschaft auch gerade dort und die Spieler wurden Zeugen des Vorfalls. Um nun klare Kante gegen Gewalt zu zeigen, hatte der Verein unter der Woche schon ein Statement veröffentlicht und das Team wollte nun noch ein Zeichen setzen. Das finde ich auch prinzipiell okay, aber der Zeitpunkt und die Maßnahme waren schlecht gewählt und vor allem mangelte es an Kommunikation. Es hätte einfach vorab mitgeteilt werden müssen, dass die Mannschaft nach dem Schlusspfiff nicht an den Zaun kommen wird. Zudem halte ich es für schwierig, dass für das Verhalten von vielleicht 50 Leuten eine ganze Kurve in Sippenhaft genommen wird. Der größte Teil der Zuschauer konnte die Nummer überhaupt nicht einordnen und die Stimmung kippte völlig. Nach einigen Minuten kamen die Spieler dann doch noch raus, aber da war das Kind schon in den Brunnen gefallen und es wurden nur Ablehnung, Wut und Unverständnis geerntet. Letztlich wurde dann doch noch miteinander geredet, inwiefern man sich aussprach oder nicht, kann ich nicht beurteilen. Am kommenden Wochenende wird sich zeigen, ob der Riss gekittet wurde.