Nach dem ersten VfL-Heimspiel der Saison 2018/19 war ich nun auch beim letzten Heimspiel der Spielzeit dabei. Ein guter Bekannter mit VfL-Dauerkarte war mir beim Erwerb der Zutrittsberechtigung behilflich, denn um zu verhindern, dass sich viele Berliner mit Tickets für den Heimbereich versorgten, beschränkte der VfL den Verkauf der Karten. In Bochum schaue ich recht gern Fußball, den VfL sehe ich mit einem gewissen Maß an Sympathie. Ein Verein, der sich immer mit den Ellenbogen dagegen wehren muss, nicht von den Kommerz-Größen aus Dortmund und der verbotenen Stadt erdrückt zu werden. Unrealistische Ziele werden nicht ausgerufen, man ist sich seiner Rolle bewusst und hält sich mit vergleichsweise kleinen Mitteln und ohne große Skandale als dritte Kraft im Ruhrpott. Dazu bietet das Ruhrstadion ein ehrliches Ambiente ohne großen Schnickschnack. So muss Fußball im Pott sein. Im Fernduell mit der grauen Maus aus Paderborn kämpften die Eisernen aus Köpenick um den Direktaufstieg in die Beletage der deutschen Fußball-Pyramide. Gut 6-7000 Unioner waren angereist und tauchten die Westtribüne des Ruhrstadions in die Farbe Rot. Aber weder die VfL-Szene noch die Mannschaft waren bereit, sich hier kampflos zu ergeben und so entwickelte sich für den nicht ganz neutralen Beobachter eine interessante Partie auf und abseits des Rasens. Heute hielt ich allerdings eher zu den Gästen. Union ist in meinen Augen ein sympathischer und authentischer Verein, dem ich den Aufstieg durchaus gönnen würde. So war die Sympathie also eher pro Union als contra VfL gekippt. Außerdem konnte man dem Konkurrenten im Fernduell, dem SC Paderborn, ja den Erfolg nun wirklich nicht gönnen, schon allein weil der Verein vor zwei Jahren eigentlich mausetot war und nur durch den finanziellen Rückzug der Sechz’ger den Absturz in die Regionalliga vermeiden konnte. Auf der anderen Seite stecke ich in einem Zwiespalt, da ich ja der Meinung bin, das Kommerz-Theater Bundesliga soll mal ruhig die Vereine bekommen, die es verdient hat. Wenn ich mich dann aber in die Perspektive der Zweit-Liebe SV Werder begebe, dann soll ein namenloser Gegner wie Paderborn doch bitte bleiben, wo der Pfeffer wächst. Halbzeit eins offenbarte bemühte Unioner aber ebenso engagierte Bochumer. So ein bisschen schien es, als ob der FCU vor der Aufgabe verkrampfte. Der VfL konnte dagegen frei aufspielen und erzielte nach einem cleveren Konter die Führung. Union-Spieler und -Anhang kamen motiviert aus der Pause. Erstere gaben auf dem Rasen Gas, Letztere auf den Rängen, denn diese zündelten ordentlich mit Rauch- und Bengalfackeln. Und genau in diesem Nebel schluckten die Berliner nach einem Elfer Marke oberdämlich den zweiten Treffer. Nun sollte es schwer werden, denn ein Sieg war zwingend erforderlich. Die Gäste verschärften danach den Druck und spielten mit höherem Risik – klar warum nicht, schließlich konnte man vom dritten Platz nicht mehr verdrängt werden. Die meisten Schussversuche verfehlten aber entweder das Tor oder blieben in der vielbeinigen Bochumer Abwehr hängen. Und das, was durch kam, wurde Beute des guten VfL-Schnappmanns. So zeichnete sich dann ab, dass es mit dem direkten Aufstieg für Union nichts werden sollte. Das wurde dann wohl auch dem Referee zu langweilig und so schickte er einen Bochumer mit einer zweifelhaften gelben Karte unter die Dusche, gleichzeitig Startsignal für die Schlussoffensive der Unioner. Zäh blieb es, der VfL wehrte sich nach Kräften, und es brauchte für den Anschlusstreffer schon einen Sonntagsschuss in den Giebel. Aber es war ja auch Sonntag. Und drei Minuten später fiel dann sogar der Ausgleich. Es wurde dann noch mal richtig hektisch und Union bekam tatsächlich noch die Riesenchance zum Siegtreffer, aber der VfL-Schnapper war wieder zur Stelle. So sackten die Berliner dann enttäuscht auf den Rasen. Half aber nix, der VfL war ein starker Gegner, das Remis ging schon in Ordnung. Union hat nun gegen den VfB Stuttgart noch die Chance, das große Ziel im Nachsitzen zu erreichen.