Jeddah – Fr., 26.11.2021, 19:40

Al-Ahli Saudi FC vs Al Nassr FC 1:2

Prince Abdullah Al-Faisal Stadium, 18.419 Zuschauer, Prince Mohammed bin Salman Professional League
Der folgende Tag begann für mich erst wieder nach 10:00 Uhr. Warum auch immer konnte ich in diesem Hotelbett richtig gut schlafen, das klappt ja in den eigenen Federn daheim oft genug nicht so. Mit dem obligatorischen Kaffee versuchten wir einen Fahrer für einen Ausflug in die Wüste zum ‚Edge of the World‘ zu finden, einer markanten Landkarte in der Wüste etwa 100 Kilometer außerhalb von Riyadh gelegen. Da die letzten 22 Kilometer der Strecke unbefestigt sind, war ein Offroad-Fahrzeug zwingend erwünscht und genau das stellte sich als schwierig, respektive zu kostspielig heraus. Die einzige Option ergab sich für 1000 Rial, deutlich mehr als 230 Euro, wovon wir erst einmal Abstand nahmen. Daher blieb die Akquise – wie am Vortag auch schon – ergebnislos. So um 13:00 starteten wir dann mal eine kleine Sightseeing-Tour. Die Sehenswürdigkeiten der Metropole halten sich in Grenzen. So groß die Stadt auch ist, so wenig Interessantes gibt es zu sehen. Erstes Ziel war die Große Moschee nahe den Resten des historischen Viertels, von dem nur noch ein paar wenige Gassen übrig sind. In unmittelbarer Nähe liegt das Fort Masmak, eines der letzten verbliebenen historischen Gebäude, in dem eine Ausstellung zur Gründung des Königreiches Saudi-Arabien kostenlos besucht werden kann. Kann mal machen, aber haut jetzt auch nicht vom Stuhl. Zu Fuß latschten wir dann die 2,5 Kilometer bis zum Nationalmuseum, wo wir aber spät genug eintrafen, um dieses nicht mehr betreten zu können, da sonst der nächste Punkt auf der Tagesordnung gefährdet worden wäre. Gut so, meine Museums-Motivation hält sich ja meistens eher in Grenzen. Mit einem Careem fuhren wir zum Kingdom Center, dem zweithöchsten Gebäude der Stadt, welches aussieht wie ein überdimensionaler Flaschenöffner. Von der Skybridge in knapp 300 Metern Höhe über dem Erdboden hat man einen phantastischen Blick über die Stadt und bekommt einen guten Eindruck von den Dimensionen Riyadhs. Vor Sonnenuntergang fuhren wir hoch und schauten von oben, wie die Nacht hereinbrach. Vom Kindom Centre liefen wir letztlich eigentlich ungeplant die ganzen knapp sieben Kilometer zum Hotel zurück, unterbrochen von einem ordentlichen Abendmahl in einem türkischen Restaurant. Zwei Frucht-Fake-Biere gaben mir dann in unserem Hotel-Apartment die nötige Bettschwere. Kerl, war ich blau.
Der Donnerstag begann wie die Tage zuvor mit einem gepflegten arabischen Kaffee aus diesen kleinen stylischen Kännchen, die aussehen, als ob gleich der wunscherfüllende Geist daraus hervorsteigt. Einen dringenden Wunsch hatten wir auch und zwar einen geeigneten Transfer zum ‚Edge‘ zu finden. Daniel stieg noch einmal intensiv in die Bemühung ein und tatsächlich fand er den Mutigen, der sich bereiterklärte, die Tour für 550 Rial, knapp unter 130 EUR, auf sich zu nehmen, allerdings mit seinem normalen Pkw. Angeblich wüsste er, wo sich das Ziel befindet und er wäre auch schon in der Wüste gewesen und das sei auch kein Problem. Mashallah. Da aber Selbstüberschätzung und Opportunismus typische orientalische Eigenschaften sind, befassten wir uns lieber noch mal selbst mit dieser Herausforderung. Ein Youtube-Video zeigte dann eine halbwegs befahrbare Piste, weshalb wir dem Rassler dann einigermaßen optimistisch gestimmt den Zuschlag gaben. Allerdings blieb ein großes Stück Ungewissheit, denn es gibt eine offizielle Route, die etwas einfacher zu befahren scheint, jedoch nur freitags und samstags geöffnet und die Zufahrt sonst durch ein Tor verschlossen ist. Und dann gibt es die inoffizielle Route, welche unsere Option darstellte. Welche das Video nun zeigte, war final nicht klar. Eine Stunde vor Sonnenuntergang wollten wir gegen 16:00 Uhr am Ziel sein, daher wählten wir 13:30 Uhr als Abfahrtszeit, was sich letztlich als grundlegende Fehleinschätzung erweisen sollte, aber wir sind halt Großstadt-Kinder und keine Beduinen. Über gute asphaltierte Straßen lief ja auch erst alles wie am Schnürchen, aber schon kurz nachdem wir diese verließen, wurde uns recht schnell klar, dass eine sportive Aufgabe bevorstünde. Es waren nicht einmal richtige Fahrwege, eher Fahrspuren, denen gefolgt werden musste und nach nicht mal einem Drittel der Offroad-Strecke endete die Tour an einem trockenen Flussbett, welches mit einem normalen Fahrzeug nicht zu passieren war.
Während wir dort ratlos standen, sandte uns Allah aus dem Nichts die Lösung dieses Problems und es hielt ein Pickup mit zwei sehr jungen Arabern neben uns. Mihad und Ali hatten dasselbe Ziel, erklärten sich nach kurzem Gespräch bereit, uns mitzunehmen und das kleine Abenteuer nahm seinen Lauf. Ohne Allradantrieb und Bodenfreiheit hatte man auf dieser Route definitiv keine Chance, das wurde schon nach wenigen hundert Metern deutlich. Mihad („I am twenty-one but I am looking like thirteen“) beherrschte das Fahrzeug annähernd perfekt und bewältigte jede noch so schwierige Stelle äußerst konzentriert, bis wir schließlich vor einem offensichtlich von einem Bulldozer zusammengeschobenen Erdwall stoppen mussten. Der unerfahrene Touri wäre hier nun wohl konsterniert umgekehrt, aber unsere beiden Beduinen checkten das umliegende Terrain ab und fanden die Lösung zur durchaus anspruchsvollen Umfahrung des Hindernisses. Weiter ging es also, bis uns nach wenigen Kilometern der nächste Erdwall stoppte. Dieser unterschied sich vom ersten dadurch, dass wir nun nicht mehr die einzigen Erdlinge in dieser Mondlandschaft waren. Ein weiterer Pickup, von zwei Deutschen gesteuert, stand bereits davor und auf der Krone des Walls befand sich ein festgefahrener Jeep, optimistisch von einem Inder (was können die eigentlich?) gesteuert und festgefahren. Während sich unsere beiden Gönner bereit erklärten zu helfen, entfernten wir uns unerlaubt von der Truppe und machten uns schnellen Schrittes die letzten zwei Kilometer auf zum Ziel. Da es am nächsten Tag weitergehen sollte Richtung Jeddah war das heute unsere einzige Chance. Die Sonne stand schon tief über dem Horizont als wir am ‚Edge of the World‘ ankamen. Der Blick, der sich uns dann am Ziel bot, war einzigartig. 300 Meter fällt das Land steil ab und es eröffnet sich eine unglaubliche Weite. Absolut atemberaubend.
Zurück bei den Fahrzeugen war es mittlerweile beinahe stockdunkel und der Jeep stand noch am selben Fleck. Mit fetten Taschenlampen und den Scheinwerfern der anderen Fahrzeuge wurde die Szenerie ausgeleuchtet und der Wagen dann letztlich herausgezogen. Liest sich einfacher, als es für die Beteiligten war. Wir traten mit unseren Chauffeuren den Rückweg an, die uns dann fragten, ob es okay wäre, wenn wie noch gemeinsam Pause machen und zusammen essen. Sie suchten ein windgeschütztes Plätzchen in einem trockenen Flussbett, Decken wurden ausgebreitet, frischer arabischer Kaffee zubereitet, es gab frische und getrocknete Datteln, Joghurt mit frischen Granatapfelkernen und als Hauptspeise wurde eine frische Kabsah zubereitet, ein Reisgericht mit Hühnchen, Gemüse und Gewürzen. Man kann diese unglaubliche Freundlichkeit und Gastfreundschaft, die wir von den beiden erfuhren, gar nicht in Worte fassen, diese spiegeln das Erlebte nicht mal im Ansatz wieder. Nach dem Essen schossen wir mit der Air-Gun von den Beiden noch ein paar Pappbecher kurz und klein, bevor wir wieder der Zivilisation zugeführt wurden und unseren Fahrer kontaktierten, damit er uns entgegenkam und abholte. Deutlich nach Mitternacht waren wir wieder im Hotel und der Tag war verlaufen, wie wir es uns mittags noch nicht ausgemalt hatten. Kann man nicht planen sowas.
Dementsprechend zerstört fühlten wir uns nach nicht mal fünf Stunden Schlaf, als uns um halb sieben der Wecker aus süßen Träumen von Tausendundeinernacht riss. Mit einem Careem-Fahrer ging es zum Flughafen – dass der 9:20-Flyadeal-Flieger nach Jeddah fast vier Stunden Verspätung haben würde, konnte ja niemand ahnen. Daher war am Zielort auch nicht mehr drin, als in Ruhe zum Hotel zu fahren dort einzuchecken und noch eine halbe Stunde die Füße hochzulegen. Dann war wieder Careem angesagt. Das gewählte Hotel liegt im Norden von Jeddah, das ‚Prince Abdullah Al-Faisal Stadium‘ liegt weit im Süden der am Roten Meer liegenden 4 Mio-Metropole, was mal wieder eine längere Anreise bedeutete. Vor 18:00 Uhr trafen wir ein und stellten uns dem Ticketproblem. Es gab zwar einen Online-Sale und wir konnten auch beobachten, wie die Verkaufszahlen stiegen, allerdings ließ sich die Plattform von unseren Smartphones warum auch immer nicht bedienen. Letztlich fanden wir aber Zutritt zum Stadion, dessen Modernisierung und Ausbau erst kürzlich abgeschlossen wurde. Al-Ahli spielt erst seit wenigen Wochen wieder in diesem nun durchaus ansehnlichen Stadion. Während die Haupttribüne lediglich durch die neue Dachkonstruktion Renovierung erfuhr, wurde der Rest des Runds imposant aufgemöbelt. Wirkt dadurch größer als es ist, denn es bietet ‚nur‘ Plätze für 27.000 Besucher, von denen heute zwei Drittel genutzt wurden. Zu Gast war mit Al-Nassr ein populärer Club aus Riyadh.
Etwa 1.500 Zuschauer werden wohl für die Gäste gewesen sein, allerdings kamen wohl die wenigsten davon aus der 1.000 Kilometer entfernten Hauptstadt. Die Heimseite spannte im lateinamerikanischen Stil Bänder in der Kurve, die allerdings nur zum Intro dienten und nach dem Kick-off sofort wieder eingeholt wurden. Außerdem wurden kleine Fähnchen für das Intro verteilt. Stimmung war dann auch fast ohne Pause im Heim und Gästebereich, allerdings deutlich gebremster als noch beim Champions League-Finale. Den Unterschied zwischen den Teams machte heute der Basilianer Talisca. Dieser steht in Diensten von Al-Nassr und stellte die Weichen mit zwei blitzsauberen Toren auf Auswärtssieg. Die Frage der Rückfahrt zum Hotel nach dem Spiel löste Daniel, der einen abfahrenden Zuschauer um den Lift Richtung Hotel bat. Hilfsbereites Volk die Saudis, das wurde ein ums andere Mal bestätigt. Beim Libanesen wollten wir dann zu Abend speisen, aber da im Gastraum die Air Condition ballerte wie noch was und der Raum auf gefühlte minus drei Grad herunter gekühlt war, stellten wir auf Take Away um und speisten im Hotel.

Riyadh – Di., 23.11.2021, 19:00

Al-Hilal Saudi Club vs Pohang Steelers 2:0

King Fahd International Stadium, 51.071 Zuschauer, AFC Champions League Finale
Als ich mich Ende Oktober mal wieder mit Daniel kurzschloss und er das Finale der AFC-Champions League in den Ring warf, sprang das Reise-Modul an. Nach zweieinhalb Jahren endlich mal wieder raus aus Europa. Mit Michael kam ein weiterer Mitreisender hinzu und nach weiteren zwei Wochen Austausch wurde dann der ‚Buchen‘-Button gedrückt und die Formalitäten nach und nach erledigt. War Saudi-Arabien für Touristen bis vor zwei Jahren noch annähernd unerreichbar, kommt man nun denkbar einfach an ein Visum. Online erhält man es nach Beantragung und Zahlung innerhalb weniger Minuten. Die Kosten von über 100 Euro sind allerdings eine Frechheit, zumal aktuell zusätzlich noch eine Covid-Versicherung bei einem saudischen Anbieter abgeschlossen werden muss. Fast 125 Euro kostete der Spaß letztlich. In der Woche vor der Anreise war dann noch die Einreiseanmeldung online auszufüllen. Das Routing Frankfurt-Amman-Riyadh brachte uns mit Royal Jordanian dann auf die Arabische Halbinsel mit Ankunft um kurz vor zwei Uhr in der Nacht zum Montag. Nach erfolgreicher Passage der Immigration stand dann aber noch der letzte Verwaltungsakt an, nämlich die Installation der Tawakkalna-App, Pendant zum europäischen CovPass. Diese funktioniert nur mit einer saudischen SIM-Karte, was dementsprechend den Erwerb einer solchen erforderte. Nach dem Abfragen der drei großen am Flughafen vertretenen Anbieter bekam Mobily mit 35 Rial für 4 GB Datenvolumen den Zuschlag. Ein Euro entspricht ungefähr 4,3 Rial. Die SIM-Registrierung ein wenig Zeit in Anspruch bis es endlich ‚Welcome tot he Kingdom of Sausi-Arabia‘ hieß. Bis kurz vor 5 Uhr dauerte es letzlich bis wir nach Bewältigung der 50 km per Uber vom weit außerhalb liegenden King Khalid International Airport im Hotel eincheckten.
Um halb zehn war die kurze Nacht dann auch schon vorbei und nach einem arabischen Kaffee in einem der kleinen arabischen Rassler-Cafés in der Nähe des Hotels stand die Erledigung der Tagesaufgabe an. Ticketbeschaffung hieß diese. Im Vorfeld war es nicht gelungen herauszufinden, wie der Verkauf der Final-Tickets abläuft. Am Samstag hatte dann der Online-Verkauf begonnen, was wir leider erst feststellten, als dieser nach nicht mal zwei Stunden schon wieder geschlossen und das Spiel (rückblickend muss man sagen ‚angeblich‘) ausverkauft war. Daher sprachen wir mal am Club-Gelände des Final-Gastgebers Al-Hilal vor. Beim Pförtner war aber erst einmal Endstation, auch wenn dieser versprach unsere Telefonnummer weiterzugeben und sich dann jemand melden würde. Inshallah. Damit hatten wir mit dieser Option auch schon abgeschlossen, denn im Orient wird ja auf höfliche Art sehr gern viel versprochen, meist allerdings mit bescheidenem Resultat. Wir waren aber noch keine hundert Meter die Straße runter gelatscht, als der gute Mann schon hinter uns herrief und das uns wohl gesonnene Schicksal seinen Lauf nahm. Letztlich erfuhren wir eine unfassbare Gastfreundschaft, wurden über die Anlage geführt, zum Essen eingeladen und hielten schließlich neben einem vollen Beutel mit Fanartikeln drei persönlich vom Vizepräsidenten des Vereins übermittelte Tickets in den Händen. Shukran! Ein erster Vorgeschmack auf die unglaubliche Freundlichkeit der Menschen, die wir in den kommenden Tagen noch erfahren sollten.
Den Tagesabschluss bildete ein Besuch des ‚Boulevard Riyadh City‘, Teil des Projektes ‚Riyadh Season‘, einem Mammut-Kultur- und Unterhaltungsprogramms an vielen verschiedenen Standorten in der 8-Mio-Einwohner-Metropole. Der Boulevard ist eine Kombination aus Shopping, Restaurants und Entertainment. Ziemlich überlaufen und am Ende auch nicht der Kracher. Für den Zutritt wird ein Eintrittsgeld erhoben. Man muss also erst einmal dafür bezahlen, dass man weiteres Geld ausgeben darf. Tickets sind limitiert und waren für diesen Abend auch ausverkauft, wie wir erfuhren, nachdem wir das Gelände eher zufällig kostenneutral betreten hatten. Ein Besuch im Shawarma-Schmiergrill nahe unserem Hotel beschloss den Abend. Nicht ganz, denn es gibt ja noch das Thema Alkohol, das heißt, das gibt es natürlich nicht. Gesoffen wird natürlich auch im Kingdom, denn nichts ist scheinheiliger als der Muslim, der stolz auf seine Enthaltsamkeit verweist. Dem Ottonormal-Touri-Otto bleiben die Quellen natürlich verborgen, aber bleifreies Bier in allen möglichen Fruchtgeschmacksrichtungen wird reichlich angeboten und während sich Daniel dem zugegeben nicht gerade erbauenden Gesöff komplett verweigerte, experimentierten Micha und ich damit herum.
Der Dienstag lief dann erstmal gechillt ab. Nach dem Kaffee-Genuss gammelten wir im Hotel rum, nur unterbrochen von einem kleinen Rundgang durchs Viertel, das erwartungsgemäß wenig Spektakuläres bot. Gegen halb vier kümmerten wir uns dann um den Transfer zum Stadion. Caarem heißt eine der Apps, die im Kingdom analog zu Uber funktionieren. Riyadh heißt in lateinischer Transliteration vollständig ar-Riyad, was übersetzt ‚die Gärten‘ bedeutet. Davon ist die Realität weit entfernt und die Stadt präsentiert sich überwiegend im Einheits-Sandstein-Farbton, auch wenn dieser von vielen modernen Gebäuden gebrochen wird. Riyadh hat eine immense Ausdehnung von circa 50 km Nord-Süd und 40 km Ost-West, was bedeutet, dass man zu annährend jedem Ziel eine weite Strecke zurücklegen muss. Zum ‚King Fahd International Stadium‘, Austragungsort des Finals, waren es vom Hotel mehr als 25 km. Das Stadion ist ein weites Rund mit einem Zeltdach, nur die Gegengerade verfügt über einen zweiten Rang. In deren Unterrang ist die ultra-orientierte Anhängerschaft des Al-Hilal Saudi Club beheimatet. Die Show vor dem Spiel war unerträglich, ohrenbetäubend laute Musik, ein Moderator der selbst Aale-Dieter vom Hamburger Fischmarkt niedergeschrien hätte und ein Snoop Dogg-Verschnitt, der sich unter das Publikum mischte und sich zum kompletten Idioten machte. Da war die arabische DJane am Mischpult noch die angenehmste Person. Als der ganze Zirkus endlich vorbei war, präsentierten die Hilal-Fans zum Spielbeginn ihre zweiteilige Choreo. Blue Power nennen sie sich und das stand auch in fetten weißen Buchstaben über die gesamte Breite der Tribüne zu lesen. Der zweite Teil der Choreo zeigte die Silhouette jubelnder Fans.
Der Anstoß der Araber mit einem langen Hub – diese Variante werde ich wohl nie verstehen – wurde von den kleinen Koreanern abgefangen, der Ball aber von Verteidiger Al-Dawsari sofort zurückerobert, der sich aus 25 Metern ein Herz fasste und die Kugel nach 15 gespielten Sekunden im linken oberen Torgiebel versenkte. Was für eine Fackel! Die Fans im Freudentaumel, alles purzelte jubelnd durcheinander, welch für ein Auftakt. Nach etwas mehr als zehn Minuten ergab sich die beste Möglichkeit für die Gäste, die von knapp 60-70 kleinen Neckermann-Koreanern begleitet wurden, als der Ball so gerade eben vom Schnapper noch an den Querbalken gelenkt wurde und dieser den Nachschuss dann auch noch parierte. Viel mehr sollte dann nicht mehr kommen von den Stahlkochern. Spannend wurde es eigentlich nie und spätestens mit dem zweiten Treffer durch Marega, vom FC Porto gekommen, war die Messe gelesen, die Wiese gemäht, die Palme gestutzt, der Turban gebunden, was auch immer. Pohang fand eigentlich nie wirklich statt und Al-Hilal wurde verdienter Sieger in diesem Duell der Rekord-Sieger mit bis dato je drei Cup-Gewinnen. Damit setzt sich Hilal nun mit vier Titeln allein die Krone auf. Die Sieger-Show nach dem Spiel war dermaßen pompös und auf Hilal zugeschnitten, dass man sich ernsthaft fragen musste, ob das Ergebnis nicht schon vorher feststand. Kann mir kaum vorstellen, dass die kleinen Koreaner in ähnlichem Umfang gefeiert worden wären.
Stellte sich die Frage der Rückfahrt. Einen Uber, Careem oder meinetwegen auch Taxi zu erwischen ist nach so einer Veranstaltung natürlich schwierig. 51.000 Zuschauer waren anwesend bei einem Fassungsvermögen von 68.000. War da nicht was mit ausverkauft? Nach meiner Meinung dürfte die Wahrheit zwar eher zwischen den genannten Zahlen liegen, aber dann hätten immer noch um die 8.000 Tickets vakant sein dürfen. Volle Auslastung war im Vorfeld gewährt worden, warum die Bude dann am Ende nicht sold-out war, wird sich nie klären lassen. Daniel quatschte einen jungen Einheimischen an, der den Platz neben uns belegt hatte und dieser erklärte sich bereit uns ein weites Stück in Richtung Hotel mitzunehmen. Der Abend lief dann beim Shawarma-Manne und Fruchtbierverschnitt aus.

Langen/Hessen – Sa., 20.11.2021, 17:15

1. FC Langen vs SG Bruchköbel 1:4

Waldstadion im Sportpark Oberlinden, 125 Zuschauer, Gruppenliga Frankfurt Ost
Das zweite Spiel des Tages führte die Reisegruppe für die kommende Woche dann zusammen. Kurz nach Anpfiff trafen Daniel und Michael beim Kick im südhessischen Langen ein. Das dortige Waldstadion trägt seinen Namen absolut zurecht und ist eine sehr schöne Anlage im Grüngürtel am südlichen Ortsrand, die in der Dunkelheit ihren Reiz leider nicht vollends entfalten konnte. Zugegebenermaßen sahen wir vom Spiel nicht allzu viel, da die Unterhaltung untereinander im Vordergrund stand. Einer torlosen ersten folgte eine ereignisreiche zweite Hälfte, in der die Sportgemeinschaft aus Bruchköbel deutlich erfolgreicher war als die Gastgeber. Danach ging es weiter nach Mörfelden, wo wir nicht nur unser Nachtlager aufschlugen sondern auch noch gutbürgerlich speisten und ein paar letzte Gerstensäfte vor der abstinenten Woche konsumierten.

Bad Kreuznach – Sa., 20.11.2021, 14:30

SG Eintracht Bad Kreuznach vs SG Rieschweiler 4:0

Friedrich-Moebus-Stadion, 130 Zuschauer, Verbadliga Südwest Gruppe 1
Der Auftakt in eine Tour war prinzipiell der gestrige RWE-Kick in Wegberg. Nach Übernachtung beim besten Freund nahe Köln war das erste Ziel am heutigen Tage das Friedrich-Moebus-Stadion in Bad Kreuznach. Der Namensgeber war ausnahmsweise mal kein Politiker oder eine abgehalfterte lokale Sportgröße, sondern ein Architekt, welcher der Stadt sein Vermögen mit der Auflage hinterließ, Sportstätten davon zu errichten. Guter Mann! Das Stadion fasst offiziell bis zu 10.000 Leute, was aufgrund der begrünten Kurven nicht mehr ganz der Realität entsprechen dürfte. Ein Dach sucht man hier vergebens. Die Eintracht aus Bad Kreuznach kann sogar ein Jahr Zweitliga-Teilnahme in den 70ern vorweisen. Danach war man überwiegend auf höherem Amateur-Niveau unterwegs und hat sich nun nach kleiner Talfahrt in der Verbandsliga etabliert. Im Kellerduell gegen die Gäste aus der Südwestpfalz könnte ein deutlicher und wichtiger Dreier eingefahren werden.