Keine vierzig Minuten nach Spielschluss in Ungarn parkte Dominik den Wagen in einer Seitenstraße des ‚Tehelné Pole‘ in Bratislava. Vor fast zehn Jahren, Ende 2009, verließ der SK Slovan sein Heimstadion, das alte ‚Tehelné Pole‘, das auch als Nationalstadion fungierte. Auch das Nationalteam zog sich von dort zurück und bis 2013 gammelte das schöne alte Stadion vor sich hin, dann wurde es abgerissen. Slovan spielte nun stattdessen im nur wenige hundert Meter entfernten ‚Stadion Pasienky‘, das bis zu dessen Insolvenz von Inter Bratislava bespielt wurde, dem ärgsten Lokalrivalen. Den ‚Ultras Slovan Pressburg‘ passte das nicht so richtig und so entschieden diese, den Heimspielen ihres Clubs künftig fern zu bleiben, was sie bis zum heutigen Tage durchzogen. Nach vier Jahren Bauzeit wurde nun zu Beginn diesen Jahres das neue ‚Tehelné Pole‘ – übersetzt bedeutet das ‚Ziegelfeld‘ – fertiggestellt. Für die Ultras war das der ersehnte Zeitpunkt, die Rückkehr zu den Heimspielen zu proklamieren und für die offizielle Eröffnung wurde das Prestige-Duell gegen den alten Rivalen Spartak Trnava ausgewählt. Ein ausverkauftes Haus war selbstverständlich, aber nun traten die Gäste-Ultras auf den Plan. Da der Away-Sektor angeblich noch nicht vollständig hergestellt war, wurden Spartak nur 500 Tickets statt der zustehenden 5% des Fassungsvermögens von 22.500 zugeteilt. Das löste massive Verärgerung bei den Gästen inklusive Boykott-Drohung aus. Sogar der Spartak-Vorstand schaltete sich ein und vertrat die Interessen seiner Anhänger bis zur Androhung des Nichtantritts. Dieser wäre natürlich dem Super-GAU gleich gekommen, so dass Slovan zerknirscht nachgab, die Vollendung der Arbeiten am Gästeblock und die Übersendung von 1100 Tickets zusagte. Doch das Kind war nun in den Brunnen gefallen. ‚Ultras Spartak‘ waren beleidigt und befohlen der eigenen Szene den Boykott. Herrliche Ultra-Scheiße also. Slovan machte dann Nägel mit Köppen und verkaufte die Tix für den Away-Sektor noch an die eigenen Leute. Von außen erinnert die neue Bude ein wenig an eine Kopie des Münchener Versicherungs-Schlauchbootes, aus dem man die Hälfte der Luft raus gelassen hat. Auch innen sieht das Stadion nicht spektakulär aus, lediglich die etwas niedriger gebaute westliche Hintertor-Seite verleiht etwas individuellen Charakter. Aber ich habe schon unansehnlichere Stadien gesehen. Die Hütte war also ausverkauft und die Heimkurve ordentlich beflaggt und – wie man so schön sagt – mit Supportwilligen gut bevölkert. Auch befreundete Szenen aus Brno und von der Wiener Austria waren mit Abordnungen zugegen. Vor dem Spiel gab es dann die offizielle Eröffnungszeremonie. Verpackt in eine Laser-Show wurde mit einigem Trara die Geschichte das alten ‚Tehelné Pole‘ erzählt. So laufen Stadion-Eröffnungen wohl heutzutage ab – ich brauche sowas ja nicht. Die Slovan-Kurve ließ dann untermalt von einer Fähnchenchoreo über sämtliche Blöcke und einer Blockfahne im Oberrang der Kurve stattliche Rauchsäulen in den Vereinsfarben in den Nachthimmel steigen und drehte danach support-technisch ordentlich frei. Das war jetzt nicht megabrachial, aber gerade für slowakische Verhältnisse mehr als überdurchschnittlich. Die Mannschaft tanzte nicht aus der Reihe und fuhr einen verdienten Sieg ein. Zu überlegen waren die Gastgeber, da der amtierende Meister Spartak aufgrund finanzieller Schwierigkeiten aktuell sportlich kleine Brötchen backen muss. Nach dem Seitenwechsel zeigte die Kurve erst eine Blockfahne in Form eines riesigen Trikots, mit dem sich ‚Ultras Slovan‘ selbst feierten und dann wurden hinter einem transparenten Banner mit der Aussage „Willkommen in der Hölle“ in der ganzen Kurve eine große Zahl Fackeln gezündet. Brutales Bild. Ein ausverkaufter Block voll Spartak-Ultras hätte der Nummer die Sahnehaube aufgesetzt aber auch so war es eine gelungene Veranstaltung.