Essen – Di., 14.03.2023, 19:00

Rot-Weiss Essen vs VfL Osnabrück 1:1

Stadion an der Hafenstraße, 17.617 Zuschauer, 3.Liga
Flutlicht und Hafenstraße sind bekanntermaßen eine besondere Mischung. Schwer zu erklären woher diese Magie, diese Mentalitätssteigerung im Vergleich zu den Nachmittagsterminen kommt, aber seit ich zum RWE gehe, und das ist seit 37 Jahren der Fall, kann ich diese Mystik unter Flutlicht spüren. Der VfL war nicht nur mit 2.500 Anhängern angereist, sondern auch mit der Empfehlung von zehn Siegen aus den letzten elf Meisterschaftsspielen. Da wartete also ein verdammt schwer zu bohrendes Brett auf den glorreichen RWE. Die Hütte war wieder gut gefüllt und die Roten stiegen gut ein in die Partie. Im ersten Durchgang sah ich weitestgehend ein Duell auf Augenhöhe, allerdings entwickelten die Roten etwas mehr Zug zum Tor als die Gäste, konnten aber keine hochbrisanten Situationen erzwingen. Entweder war das, was auf das VfL-Gehäuse kam, zu drucklos oder aber die Gäste-Abwehr bekam ein Körperteil zum Block dazwischen. Ziemlich unerwartet gingen die Niedersachsen mit ihrer ersten guten Chance nach einer Ecke in Führung. Wenn man nen Lauf hat, geschehen manche Dinge eben einfacher, für diese selektiven Erfolgserlebnisse müssen die Rot-Weissen in jedem Spiel harte Arbeit verrichten. Dennoch – ich mag diese Liga, denn die Leistungsunterschiede der Mannschaften bewegen sich in einem Rahmen, der jeder Mannschaft in jedem Spiel die Chance eröffnet, etwas Zählbares zu erreichen, leicht zu erkennen an den in der Regel recht engen Resultaten. Siege mit mehr als zwei Toren Unterschied gibt es selten an den einzelnen Spieltagen. Das macht Bock.
RWE kam mit verändertem System und der Einwechselung von Ennali aus der Kabine. Vorne drückt ja der Schuh und die Offensiv-Strategen Young, mit seinen inflationären und dabei überschaubar erfolgreichen Dribblings, und Berlinski, den man einfach kaum einen Ball in den Fuß spielen kann, der immer lang geschickt werden will und bei hohem Aufwand kaum Ertrag erzielt, waren am heutigen Abend auch die einzigen aus der rot-weissen Elf, die mich wieder mal verzweifeln ließen. Ennali kam zur zweiten Halbzeit und hatte mir zuletzt nach seinen Einwechslungen gut gefallen. Auch heute war er gut drauf, leider ist dieser junge Mann aber auch kein Torjäger und dennoch durfte er sich beim Ausgleichstreffer feiern lassen, den er nach überlegtem Abschluss erzielte. Vorausgegangen war ein langer Einwurf von Wiegel, der nach zwei Verlängerungen Ennali fand. Bereits wenige Minuten zuvor lag der Ball im Gäste-Netz, dieses wurde allerdings aufgrund eines Foulspiels oder einer Abseitsstellung von Bastians, der auf den vermeintlichen Torschützen ‚Herze‘ verlängert hatte, aberkannt, wofür man schon ein wenig Phantasie mitbringen musste. Kurz nach dem regelgerechten Ausgleich ergab sich direkt die Chance zur Führung, aber der Kopfball nach einer Ecke wurde von der Linie gekratzt. Die Roten blieben mit Leidenschaft dran und machten Druck, die ganz dicken Chancen blieben aber in der Folge aus. Die Gäste hatten bei zwei schnellen Angriffen dann noch die Option, die Partie auf den Kopf zu stellen, da zeigte der VfL wie gefährlich er in der Offensive agieren kann. Golz, Bastians und ein wenig Glück verhinderten das aber und die Partie ging mit diesem Remis zu Ende, womit die Gäste wohl einen Tick besser leben können.
Die Gäste-Anhänger zündelten ganz ordentlich rum. Leider wurden die mitgebrachten Fackeln nicht konzertiert in einer Aktion abgebrannt, sondern in mehreren Aktionen. Sah dennoch gut aus. Mit Beginn von Hälfte zwei gab es dann eine schöne Choreo zu sehen. Im oberen Bereich des Blocks wurde das Vereinswappen als Blockfahne gezeigt und weiter unten über die gesamte Breite des Stehplatz-Sektors ein lichtdurchlässiges Banner aufgezogen. Die freien Bereiche wurden mit lila und weißen Pappen ausgeschmückt. Hinter dem Banner wurden dann weiße Fackeln gezündet, so dass der der Stadtname mitsamt einem Symbol aus dem Stadtwappen in den Vereinsfarben durchschimmerte. Abgeschlossen wurde die Show mit einem guten Dutzend Blink-Bengalos. Schöne Aktion, sauber ausgeführt, keine Fackel verließ den Block, so muss das sein. Über manche Phasen des Spiels hatten die Gäste auch die Stimmungshoheit, was ich allerdings immer nur schwer beurteilen kann, da die Position meines Platzes deutlich näher am Gästeblock als zur Westkurve liegt. Aber die Lila-Weißen waren definitiv gut unterwegs mit ihrem Support. Das war ein richtig geiles Fußballspiel, stimmungsvoll und leidenschaftlich. Nur für meine Nerven ist das alles nix.