
CE Europa vs UE Sant Andreu 3:0
Estadi Nou Sardenya, 3.350 Zuschauer, Tercera Federacion Grupo 5

Neben den beiden Platzhirschen der Stadt gibt es in Barcelona noch ein paar kleinere Vereine und Stadien, bei denen ein Besuch durchaus lohnt, und der Spielplangestalter spülte mir das kleine Derby der Stadt zwischen CE Europa und UE Sant Andreu ins Programm. Das kleine Stadion von CE Europa hatte ich eh für irgendwann mal auf dem Zettel, befindet sich dieses doch in enger Lage mitten in der Stadt. Vor allem das circa zwanzig Stockwerke hohe Gebäude direkt hinter der Gegengeraden erschlägt den Ground fast. Fantastische Szenerie. Dass es sich bei dem Spiel um die Partie des Ersten gegen den Zweiten handelte, zeigte mir die Tabelle auf. Dass beide Clubs über aktive Szenen verfügen und dieses Spiel bedingt durch die räumliche Nähe – die beiden Vereine trennen gerade einmal vier Kilometer Luftlinie – hohe Brisanz genießt und zudem großer Rivalität unterliegt, war aber neu für mich. Das waren natürlich traumhafte Voraussetzungen für diesem Partie, welche bei sonnigem Wetter knapp unter der 20-Grad-Marke viel Spaß bringen sollte. Einen ersten Vorgeschmack gab es schon beim Verlassen der Metro, denn zufällig war die Ultra-Horde der Gäste ebenfalls im Zug und ließ einige Gesänge durch Katakomben schallern. So durften wir dann auch noch den von gelbem Rauch begleiteten Corteo zum Stadion beobachten.
Deutlich über 3.000 Zuschauer fanden sich zu diesem Spiel ein. Die Gastgeber gehörten übrigens in den 20er Jahren zu den Gründungsmitgliedern des spanischen Fußball-Oberhauses. Die meisten Spielzeiten der letzten Jahrzehnte verbrachte der Verein aber in der viertklassigen ‚Tercera Division‘. Aus dieser stieg der Club nach der vorletzten Saison auf, blieb absurderweise aber dennoch vierklassig, da oberhalb der vierten Ebene eine weitere Spielklasse installiert wurde. Nach nur einer Saison war das Abenteuer wieder vorbei und der Rückweg in die nun nur noch fünftklassige ‚Tercera‘ musste angetreten werden, aus der es nun aber erneut wieder nach oben gehen soll. Die Gäste waren sind seit einigen Jahren durchgehend Teilnehmer der ‚Tercera‘, duften aber davor einige Spielzeiten drittklassige Luft schnuppern. Beide Kurven waren gut aufgelegt – die Szenen sind deutlich dem Antifa-Spektrum zuzuordnen – und hatten ein Intro zu bieten. Während die Gäste eine große Blockfahne mit einer grimmigen Comic-Figur und einem Banner mit dem Hinweis „Euer Albtraum ist zurück“ präsentierten, beschworen die Gastgeber die ewige Liebe zum Verein und ließen blaue Rauchwolken aufsteigen. Sah beides gut aus. Beim Studium der Zaunfahnen in der Heim-Kurve sorgte eine kleine Zaunfahne der Spielvereinigung Landshut für Erstaunen. Sachen gibt’s…
Danach erlebte ich über die gesamte Spielzeit die beste Stimmung, die ich bei den bisher paar Dutzend besuchten Kicks in Spanien zu hören bekam. Da muss man erst in die fünfte Liga hinunter, um bei Don Quichottes Nachfahren ein stimmungs- und emotionsgeladenes Spiel zu sehen. Aber der spanische Fußballkonsument ist halt in der Regel dem Opernbesucher näher als dem Kurven-Asi. Im ersten Durchgang fehlte es der Partie noch an Torchancen. Der Club Esportiu war das etwas aktivere Team und konnte auch einen Treffer erzielen, der aber mit fragwürdiger Abseitsentscheidung zurückgenommen wurde. In der zweiten Hälfte traten die Gastgeber aber dann deutlich druckvoller und zielstrebiger auf. Waren zuerst noch deutliche Zweifel berechtigt, dass auf dem engen, kleinen Kunstrasen überhaupt ein Tor fallen würde, waren es am Ende deren drei, die von der Heim-Kurve ausgiebig gefeiert wurden, wobei sich auch der eine oder andere Anhänger zum Jubeln kurzzeitig auf dem Spielfeld wiederfand. Europa baute mit dem Erfolg den Vorsprung an der Spitze aus. Klasse Erlebnis, hat Spaß gemacht und ich gewann daraus die Erkenntnis, das Derby auch mal mit Sant Andreu als Gastgeber zu besuchen, liegt das Stadion dieses Vereins doch in ähnlich charmanter Umgebung.























