
Standard de Liége vs Royal Antwerp FC 3:0
Stade Maurice Dufrasne, 21.607 Zuschauer, Pro League

Über zehn Jahre liegt der letzte Besuch im ‚Stade Maurice Dufrasne‘ in Sclessin zurück. Die Bude gehört in die Kategorie der Stadien, die man aufgrund Architektur und Atmosphäre sicherlich immer mal wieder aufsuchen kann. Zudem gehört Der Royal Standard Club zu denjenigen Vereinen, denen meine Sympathie gehört und auch die Farben könnten nicht besser sein. Das Spiel gegen den aktuellen Tabellenführer Royal Antwerp schien mir ein angemessener Anlass für einen erneuten Besuch, nur ist das mit der Ticketbeschaffung in Belgien oft nicht ganz so einfach. Eine Registrierung für den Ticket-Erwerb ist bei den Vereinen West- und Mitteleuropas ja mittlerweile beinahe obligatorisch – in Belgien muss man aber meist noch seine Identität nachweisen. Standard akzeptiert diese Verifizierung aber nur bei persönlicher Vorsprache. Zwar ist das auch Spieltag selber möglich, das schien mir aber zu knapp, denn ich hatte ein ausverkauftes Spiel erwartet, was letztlich aber nicht eintrat. Dennoch gut, dass man einigermaßen ordentlich vernetzt ist, auch wenn es letztlich eher Zufall war, dass der Kontakt zustande kam. Über jemanden (Danke, Sven), der jemanden kennt (Danke, Carsten), der jemanden mit Standard-Mitgliedschaft kennt (Danke, Marc) wurde diese Hürde letztlich ziemlich easy genommen. Mit Carsten, den ich in Kaarst einsammelte, wurde die Anreise nach Sclessin mit ordentlichem Zeitpuffer absolviert, um einen günstigen Parkplatz zu ergattern, denn die Parkplatzsituation an der Maas (oder Meuse) ist ja ähnlich beschissen wie an der guten, alten, einzig wahren Hafenstraße in der Stadt des Deutschen Meisters von 1955 und ich hatte ja noch einen Anschlusstermin. Relativ knapp vor dem Spiel trafen wir mit Marc zusammen, der uns die Tix übergab. Für mehr als ein paar Minuten Smalltalk war leider keine Zeit mehr, aber das ergibt sich bestimmt mal wieder, denn ich denke, dass es bis zu meinem nächsten Besuch in diesem wunderbaren Stadion nicht wieder so lange dauern wird.
Also rein in diese enge Hütte mit den unfassbar steilen, nah am Spielfeldrand liegenden Tribünen. Da unsere Plätze auf der Hintertor-Tribüne lagen, auf der sich auch der Away-Sektor befindet, war dieser schlecht einzusehen. Ich schätze, dass etwa 1000 Jungs und Mädels aus der Hafenstadt angereist waren. Diese hätten wir eigentlich gut hören müssen, aber dem war nicht so, was ich einigermaßen enttäuschend fand. Dabei entfachten die Gastgeber nicht einmal den heiße Atmosphäre, den ich mir erhofft hatte. Zwar wurde es einige Male gut laut, was zeigte, wie schnell hier ein Hexenkessel entstehen kann, aber insgesamt fehlte der Partie die Brisanz, welche in den Spielen gegen den Erzrivalen aus Anderlecht oder den wallonischen Kontrahenten aus Charleroi besteht. Hinter beiden Toren haben Ultra-Gruppen ihren Platz. Im Norden sind das ‚Ultras Inferno 96‘ und ‚Hell Side 81‘, welche beide sicherlich die führende Rolle in der Szene einnehmen, und auf der Maas-Tribüne im Süden ist es ‚Publik Hysteric Kaos 04‘. Letztere boten eine kleine Choreo mit Stangen-Ballons in den Vereinsfarben und ein Banner, welches ungefähr lautete „Der Club, der uns seit vielen Jahren stolz macht“. Über dem Banner von ‚Ultras Inferno‘ hingen ein paar kleine Lappen des ‚Gate 9‘ von Omonia Nikosia. Es gibt doch immer wieder Ultra-Freundschaften, die einem Rätsel aufgeben. Leider hatte die Nordtribüne außer einer dünnen Rauchsäule im Oberrang optisch nichts anzubieten.
Die Mannschaft hatte dafür aber um so mehr anzubieten, denn nach gerade einmal zwei Zeigerumdrehungen fiel schon der Führungstreffer nach miserabler Verteidigung der Gäste-Abwehr. Und Standard, übrigens seit 100 Jahren ununterbrochen Mitglied der höchsten Spielklasse, spielte den Favoriten weiter schwindelig, was blitzschnell zu den Treffern zwei und drei führte, so dass nach nicht einmal zehn gespielten Minuten eine 3:0-Führung an der Anzeigetafel leuchtete. So einen furiosen Start habe ich einem Erstliga-Spiel lange nicht oder noch gar nicht live erlebt. So irre und schön das für den Standard-Anhang auch war, war es für das Spiel natürlich Gift, denn die Gastgeber nahmen bewusst oder unbewusst den Fuß vom Gas. Der RAFC kam besser in die Partie, wurde aber nie gefährlich, geschweige denn, dass man das Gefühl hatte, die Partie könnte irgendwann noch einmal spannend werden oder sogar kippen. Die frühe 3:0-Führung war auch das Endresultat und die fehlende Anspannung auf den Rängen zog dann auch dem Support den Zahn, der nur noch von den führenden Gruppen ausging. So wird mir die Veranstaltung als durchschnittlich in Erinnerung bleiben, was aber nichts an meiner guten Meinung von der Standard-Szene und erst recht nichts an meiner Begeisterung für dieses Stadion ändert. Erneuter Besuch ist garantiert.



















