
RSC Anderlecht vs Club Brugge KV 0:1
Constant Vanden Stock Stadion, 18.000 Zuschauer, Pro League

Alleine ging es weiter in die Capitale des Landes. Anderlecht gehört allerdings nicht zur Stadt, sondern zur Region Brüssel, denn ähnlich wie im Großraum Paris ist das ‚echte‘ Brüsseler Stadtgebiet selbst nur ein kleiner Teil der millionenschweren Agglomeration. Das ‚Constant Vanden Stock Stadion‘ liegt mitten im Wohngebiet. Genau wie am Mittag in Sclessin, waren auch hier die Straßen um das Stadion voll mit Fans, die sich um die Bars, Cafés und Fressstände drängten. Absolut geniale Atmosphäre, erinnerte an die Szenerie um das ‚Hafenstübchen‘ in Essen, nur dass in Liège und Anderlecht ein Vielfaches an Menschen auf den Straßen unterwegs war. Weltklasse jedenfalls, das ist einfach authentisch und an den Standorten neuer Arenen vor den Toren der Städte, wie in Deutschland zum Beispiel in Mönchengladbach, Mainz oder an der Münchener Arroganz-Arena, niemals zu erreichen. Nach einem genialen Mexicano-Baguette mit geschmorten Zwiebeln und Sauce Andalouse ging es rein ins Stadion. Irgendwie ja gar nicht so spektakulär mit seinem rundherum laufendem Doppelrang, der nur in einer Ecke zugunsten eines Logen-Baus unterbrochen wird, aber es gefällt mir dennoch sehr gut und auch hier ist der Abstand zum Spielfeld knapp bemessen. Ausverkauft hieß es gegen Club Brugge, was heute nur 18.000 Zuschauer bedeutete. Über 1.000 Gäste waren aus der Hauptstadt Westflanderns mitgereist, Bus um Bus rollte auf den Parkplatz hinter dem Gäste-Sektor, in dem sich dann ein schöner Fußball-Pöbel breitmachte.
Leider war von diesem nicht viel zu hören, was weniger am eigenen Willen lag, als an der erstaunlich guten Stimmung, die vom Anhang der Gastgeber ausging. Leider ist die Situation hier noch etwas komplizierter als bei Standard, denn hier sind gleich drei verschiedene Blöcke am Mischpult. Das ist wohl irgendwie von den Nachbarn im Süden über die Grenze geschwappt, dort wird ja im Stadion auch nicht an einem Strang gezogen. Hinter dem einen Tor ist die älteste aktive Gruppe um die ‚Mauves Army‘ im Einsatz und hinter dem anderen befinden sich die ‚South Leaders‘. Außerdem hampelt schräg über den ‚Leaders‘ im Oberrang noch eine weitere Gruppe mit einem Megafon rum, das allerdings deutlich schwächer und inkonstanter als die beiden größeren Gruppierungen. Das Gesamtpaket hat mir dennoch gefallen, weil es eigentlich durchgehend laut war und einige Lieder auch gemeinsam getragen wurde. Die Gäste traten favorisiert an, um den RSC ist es nach erfolgreichen Jahrzehnten mit vielen Meister-Titeln – der Verein ist mit Abstand belgischer Rekordmeister – deutlich ruhiger geworden, was auch an reduzierten finanziellen Möglichkeiten liegt. Das hemmte aber die Mannschaft nicht, der RSC machte ein klasse Spiel, schaffte es aber nicht, das Spielgerät in die Maschen zu befördern. So schlug die im Fußball liegende Gemeinheit mal wieder zu und die Blau-Schwarzen konnten ihre eigentlich einzige brauchbare Möglichkeit zum Treffer des Tages nutzen, der allerdings wirklich stark herausgespielt wurde. So blieb für die Violetten nur der Trost des Publikums, das ein starkes aber ertragloses Spiel zurecht anerkannte und Applaus spendete.

















