Bydgoszcz – Sa., 19.06.2021, 17:00

SP Zawisza Bydgoszsz vs KS Pogon Mogilno 2:2

Stadion im. Zdzislawa Krzyszkowiaka, 999 Zuschauer, IV liga Kujawsko-Pomorska
Weiter ging es zum sogenannten ‚Zielspiel‘ der Tour. Zawisza Bydgoszcz wurde nach einer bewegten und nicht immer glücklichen Geschichte vor fünf Jahren von den eigenen Anhängern in einer Neugründung aus der Taufe gehoben. Natürlich musste der Verein ganz unten in der B-Klasa anfangen. In den ersten drei Jahren gelang jeweils der Aufstieg in die nächste Spielklasse, lediglich in der fünften Liga reichte es im letzten Jahr nur zu einem Mittelfeldplatz. In dieser Saison wurde ein neuer Angriff in Richtung Liga 4 gestartet und in diesem heutigen, letzten Saisonspiel sollte der finale Schritt gemacht werden. Die Heimspiele trägt der Verein seit dieser Saison wieder im großen Stadion aus. Obwohl es sich um ein Mehrzweckstadion handelt, gefällt mir das große Rund sehr gut. Die Blöcke der Kurven sind in der oberen Hälfte baulich voneinander getrennt, so dass die Bude durchaus einen eigenen Charakter hat. Die Liga war nach einer Einfachrunde geteilt worden und die ersten sieben Teams spielten danach den Aufsteiger unter sich aus. Zawisza spielte eine starke Runde und war mit gerade einmal zwei Niederlagen aus 29 Spielen Tabellenführer. Der Tabellenzweite Wloclawia Wloclawek machte das aber nicht viel schlechter und lag mit dem besseren Torverhältnis zwei Punkte hinter Zawisza. Beide Clubs absolvierten heute zeitgleich die letzten Partien der Saison, beide daheim. Zawisza hatte den Letzten der Gruppe zu Gast und so war es eigentlich nur noch Formsache, den Aufstieg unter Dach und Fach zu bringen. Aber mit diesen Pflichtsiegen ist das ja so eine Sache – wer kann das besser nachempfinden als ein RWE-Anhänger. Zawisza zeigte sich spielbestimmend, aber dennoch nicht gut aufgelegt. Die Truppe wirkte im Wunsch nach dem Erfolg irgendwie verkrampft, was viele Fehlpässe zur Folge hatte, da half auch die starke Unterstützung der eigenen Kibice nichts. Der Club kann ja noch immer auf eine starke Fanszene zählen. Gut 250 Mann gaben trotz großer Hitze Vollgas und auch der Zaun war unfassbar stabil beflaggt. Das alles konnte aber den Führungstreffer der Gäste nach zwanzig Minuten nicht verhindern, gleichzeitig der Pausenstand. Nach dem Wiederanpfiff nahm Zawisza sofort wieder das Heft in die Hand aber schon nach wenigen Minuten erzielten erneut die Gäste-Akteure den nächsten Treffer. Das war nun natürlich ein Brett, aber es sickerte durch, dass der Verfolger, der mit einem eigenen Sieg vorbeigezogen wäre, ebenfalls daheim zurück lag. Die Gastgeber gaben auch nicht auf, sondern versuchten es weiter und schafften den Anschluss. Nun war natürlich Feuer in der Hütte und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn die Zawisza-Szene brachte eine schöne, ausgedehnte Pyro-Aktion. Fünf Minuten vor Schluss schafften die Gastgeber dann auch noch den absolut verdienten Ausgleich und da das Ergebnis in Wloclawek bis zum Schluss Bestand hatte, konnte die Party nun starten.

Kalisz – Sa., 19.06.2021, 11:45

KKS 1925 Kalisz vs KS Skra Czestochowa 0:3

Stadion OSiR w Kalisz, 2.028 Zuschauer, Baraze o udzial w I lidze
11:45 Uhr am Samstag – eine ungewöhnliche Anstoßzeit, aber mir war’s recht. Nach einer Pleite zu Beginn der 90er Jahre und einem sportlichen Rückzug in den frühen Jahren des neuen Jahrtausends wurde der Kaliski Klub Sportowy vor 15 Jahren neu gegründet und begann in der untersten Liga von vorn. Alle paar Jahre ging es dann eine Etage höher und nachdem der Verein erst im letzten Jahr drittklassiges Niveau erreicht hatte, klopfte er nun bereits wieder eine Liga höher an. Möglich wurde das trotz eines lediglich fünften Platzes durch die Relegation, in der die Teams auf den Plätzen drei bis sechs einen dritten Aufsteiger ausspielen. Die Ungerechtigkeit solcher Playoff-Konstellationen zeigte sich darin, dass nun der Fünfte gegen den Sechsten der Abschlusstabelle um einen Platz in der zweiten Liga spielte. Da der in der Liga-Tabelle jeweils besser platzierte Club Heimrecht genoss, fand dieses finale Spiel in Kalisz statt. Der KKS hate eine gut aufgestellte Fanszene, die autonom agiert, also keinen Fanclub-Status bei einem größeren Verein erfährt. Bei guten Spielen wie heute kommen gut 100 aktive Leute zusammen. Anders sieht das beim heutigen Gegner Skra aus, der in Czestochowa klar im Schatten des Lokalrivalen Rakow steht und über gar keine Szene verfügt. Der Gäste-Käfig wurde für die paar angereisten Gestalten, bestehend aus zwei nervtötend kreischenden Olgas und einer Hand voll Schönwetter-Fans, nicht mal aufgeschlossen. Unwissend, wie viel Zuschauer im recht großen und ansehnlichen Stadion zugelassen waren, war die Kulisse mit mehr 2.000 Zuschauern recht beachtlich und hinsichtlich der Bedeutung des Spieles doch enttäuschend. Optisch wurde vom KKS-Block unter dem Tribünendach im Oberrang leider nichts geboten, aber das Team wurde bis zum Abpfiff dauerhaft supportet. KKS legte los wie die Feuerwehr und hatte früh die Riesen-Chance zur Führung. Wie man den Kopfball freistehend aus drei Metern Entfernung nicht versenken konnte, wird das Geheimnis des Schützen bleiben. Kurz danach fiel nach einem Eckball aus dem Getümmel das unglückliche Eigentor zur schon zu diesem Zeitpunkt schmeichelhaften Gäste-Führung. Die Gastgeber ließen sich nicht beeindrucken und drückten weiter, aber beste Chancen blieben ungenutzt. Kein anderes Bild nach dem Wechsel. Skar war nur auf Konter aus oder konnte gar nicht anders und ein ebensolcher stellte das Spiel nach etwas mehr als einer Stunde endgültig auf den Kopf. Dennoch blieb KKS dominant aber ein weiterer Konter bedeutete zehn Minuten vor Schluss den endgültigen K.O. für die Gastgeber. Skra, der Club, den in der zweiten Liga niemand braucht, ging als Tabellensechster(!) hoch. Relegation abschaffen! Absurderweise endeten alle drei Spiele der kurzen Runde mit Auswärtssiegen. Grund, die Köpfe hängen zu lassen, hatte das Gastgeber-Team als Aufsteiger nach dieser tollen Saison aber sicher nicht.

Starogard Gdanski – Fr., 18.06.2021, 18:00

KP Starogard Gdanski vs OKS Swit Skolwin Szczein 0:2

Stadion Miejski im. Kazimierza Deyny, 90 Zuschauer, III liga grupa II
Es ging noch mal nach Polen rüber, dieses Mal durch die Luft gen Gdansk. Die Flüge wurden erst kurzfristig am Montag für einen noch erstaunlich moderaten Preis gebucht. Hätte ich allerdings geahnt, dass sich in der Relegation zum Aufstieg in Liga 2 die wenig wahrscheinliche Konstellation ergab, dass Kalisz im Finale ein Heimspiel haben würde, hätte ich wohl das Auto gewählt. Denn auch trotz der Flüge wurde es noch genug Fahrerei mit dem Miet-Vehiculum. Den Auftakt machte aber erst einmal dieser Viertliga-Kick in Starogard Gdanski, oder Preußisch Stargard, wie es früher hieß. Mit diesem Spiel war sicherlich kein Reißer zu erwarten, aber es passte einfach in den Zeitplan und lag am Weg. Knapp wurde es aufgrund des verspäteten Abfluges dennoch – den Anstoß konnte ich nicht sehen, aber nach dem Aussteigen aus dem Fahrzeug zumindest hören. Nicht einmal hundert Zuschauer – unter denen sich natürlich noch ein bekanntes Gesicht fand – hatten sich her bequemt, obwohl Starograd eine ganz passable Saison spielte. Zu einigen Spielen werden die Gastgeber auch mal von einer etwa zwanzigköpfigen Gruppe unterstützt. Heute waren von diesen nur drei Teenager zugegen, die nach zwanzig Minuten ihre kleine Fahne vom Zaun nahmen und von dannen zogen. Konnte ihnen niemand verübeln, denn die Gäste aus Szczecin hatten trotz eines zweiten Tabellenplatzes keine Chance mehr auf den Aufstieg und so gab es einen glanzlosen Sommer-Kick zu sehen. Im Stadion ist alles auf den Namensgeber Kazimierz Deyny ausgerichtet, den vielleicht berühmtesten Sohn dieser Stadt. Der äußerst torgefährliche Mittelfeldspieler, der 97 mal für die Nationalmannschaft und in den 60ern und 70ern mehr als eine Dekade für Legia spielte, auf dem Höhepunkt seiner Karriere das Trikot von Manchester City trug und zum Ende seiner Karriere in den Vereinigten Staaten kickte, verlor mit gerade mal 42 Jahren sein Leben bei einem Verkehrsunfall in seiner Wahlheimat. Das Andenken an diesen außergewöhnlichen Fußballer, der sogar Tag und Nacht im Stadion sitzt, wird hier jedenfalls ehrenvoll bewahrt.

Alzenau – Sa., 12.03.2021, 14:00

FC Bayern Alzenau vs SV 07 Elversberg 0:3

Stadion im Sportzentrum am Prischoss, 250 Zuschauer, Regionalliga Südwest
Mit den RWE-Gesellen Krösus und Marco steuerte ich das unterfränkische Alzenau an. Obwohl Alzenau, unmittelbar an der Grenze zu Hessen liegend, dem Freistaat Bayern angehört, nimmt der FC Bayern des Nordens am Spielbetrieb der Regionalliga Südwest teil. Beziehungsweise nahm, denn der Abstieg war auch schon vor diesem letzten Saisonspiel gegen die Saarländer besiegelt. Allerdings wird der Club auf Oberliga-Ebene der Hessenliga zugeteilt werden. Keine Ahnung, warum das so ist. Die Gäste aus Elversberg wurden der Favoritenrolle erwartungsgemäß gerecht und siegten begleitet von etwa zwei Dutzend Anhängern standesgemäß und verdient. 250 Zuschauer waren zugelassen un das Spiel war natürlich fürchterlich mit Angehörigen der Bewegung überladen, aber wie heißt es dann immer so schön – man ist ja selber Teil davon. Bayern Alzenau verfügt über zwei unmittelbar nebeneinander liegende Spielstätten. Das kleine reine Fußballstadion ist sicherlich die schönere der beiden Anlagen und reicht für den Anspruch des Vereins mehr als aus.

Opole – So., 06.06.2021, 12:40

OKS Odra Opole vs GKS Tychy 1:5

Stadion Miejski w Opole, 980 Zuschauer, I liga
Eigentlich hatten wir reichlich Zeit und genau dieses sichere Gefühl hatte zur Folge, dass es am Ende knapper wurde, als nötig. Etwa 20 Minuten vor Spielbeginn standen wir vor dem Stadion, um dann feststellen zu dürfen, dass der Ticketverkauf nur online stattgefunden hatte. Corona-Vorsichtsmaßnahmen! Kontaktreduzierung! In Polen! Als wir noch rätselten, wie wir reinkommen, ging plötzlich ein Tor auf und da die kleine Ordnerin, die das Tor geöffnet hatte, völlig neben der Spur war, konnten wir unbehelligt einmarschieren… ähm sorry… rein marschieren… kleiner Scherz. Man muss auch mal Glück haben. Auf dem engen Platz hinter der Haupttribüne wurden dann munter ohne Abstand und Masken Getränke und Kielbasa verkauft. Soviel zu den Vorsichtsmaßnahmen. Nicht ganz 1.000 Zuschauer hatten sich eingefunden. Odra hatte noch eine kleine Chance auf einen Platz in der Aufstiegsrelegation. Die Gäste aus Tychy schmiedeten das heißere Eisen und waren fett im Geschäft um einen direkten Aufstiegsplatz. Eine Busladung Gäste-Kibice durfte auch anreisen und sich dann einfach im Heimbereich mit Getränken eindecken, um dann den Weg an das andere Ende der Tribüne anzutreten. Der Sektor Goscie blieb verschlossen. Auch wenn es keine Feindschaft zwischen Odra und Tychy gibt, so gibt es eben auch keine Freundschaft. Dennoch ließ die Odra-Szene dies alles ohne Widerstand gestehen. Das ist doch nicht Polen. Also man muss sich mal eine vergleichbare Situation in Deutschland vorstellen. Wenn z.B. in Kaiserslautern eine Busladung Regensburger durch den Heimbereich zu ihrem Platz latschen würde, gäb es auch ohne große Rivalität ordentlich Senge und das ohne Wenn und Aber. Der Odra-Capo konnte knapp 100 Leute um sich versammeln. Mehr als den zwischenzeitlichen Ausgleich konnten diese aber nicht herbeisupporten. Zu stark zeigten sich die Gäste, die am Ende aber zu hoch gewannen. Das Stadion wurde in den 30er Jahren für 25.000 Zuschauer erbaut. Wie die Haupttribüne sollte auch die Gegenseite mit einer neuen Tribüne versehen werden. Mittlerweile hat die Stadt aber beschlossen, komplett neu zu bauen. 2024 soll das neue Stadion fertig sein, aber man muss kein Prophet sein, um das für unwahrscheinlich zu halten.

Rybnik – Sa., 05.06.2021, 17:00

KS ROW 1964 Rybnik vs Zaglebie Lubin II 0:4

Stadion MOSiR Rybnik, 300 Zuschauer, III liga grupa III
Es galt nun keine Zeit zu verlieren. Eine gute Stunde Fahrt war es nach Rybnik, wo wir schnell im Hotel eincheckten und dann zum Stadion liefen. Der Wunsch, unerlaubter Weise ein, zwei Bierchen im Stadion schlürfen zu können, gipfelte in der skurrilen Entscheidung Bier in leere Apfelsaft-Flaschen umzufüllen, um den Ordnungsdienst in die Irre zu führen. Wo der Durst ist, gibt es immer einen Weg. Die guten Zeiten von ROW Rybnik sind lange vorbei. In den 70ern spielte der Verein erstklassig und nahm sogar drei Mal am Intertoto-Cup teil. Eine etwas tragikomische Anekdote ist, dass die zweite Mannschaft des Vereins 1975 das Pokalfinale erreichte. Statt dem Underdog den sich selbst erarbeiteten Erfolg zu gönnen, entschied die Vereinsführung, die Erste im Finale antreten zu lassen – welche das Spiel natürlich prompt verlor! Mit dem Verein ging es nach den Jahren in der Ekstraklasa stetig bergab, bis er aufgrund Zahlungsunfähigkeit abgewickelt wurde. Erst seit 2015 gibt es ROW wieder. Der Verein Energetyk Rybnik wurde umbenannt und das neue ROW beruft sich (etwas unverständlich) auf die Historie des alten Vereins. Heute ging es mal wieder um alles, denn das Abstiegsgespenst hatte ROW ordentlich zugesetzt. Ein Sieg musste her, aber die Spieler brachten wenig Glanzvolles auf den Rasen und verloren sang- und klanglos 0:4, womit der Abgang in die fünfte Liga besiegelt war. Die etwa 60 Mann im Fanblock, die zwar geflaggt und die Trommel in Position gebracht hatten, aber nicht eine Sekunde supporteten, nahmen ihr Schicksal regungslos hin. Das weitläufige Stadion, dem eine Kurve fehlt, daher ein ‚U‘ bildet, war nur spärlich gefüllt. Anders siehts das aus, wenn die Speedway-Combo von ROW – nicht verwandt oder verschwägert mit dem Fußball-ROW – hier auf erstklassiger Ebene die Sandbahn umgräbt. Von der höchsten Liga trennen die Fußballer nun einmal mehr Welten.

Bedzin – Sa., 05.06.2021, 13:00

BKS Samrcjka Bedzin vs GKS Szombierki Bytom 2:1

Stadion OSiR w Bedzinie, 160 Zuschauer, IV liga Slaska I
Und so war dann die Reisegruppe um viertel nach zehn wieder vereint. Die beiden Kölner sammelten mich planmäßig am Autobahnzubringer ein, wo ich mich per Taxi hinbegeben hatte. Etwas mehr als zwei Stunden später kamen wir in Bedzin an, etwas nordöstlich von Katowice gelegen. Nicht unerwartet trafen wir dort auf weitere bekannte wie auch unbekannte Gesichter der Bewegung. Kein Wunder, Spiele um die Mittagszeit gab es nicht viele und diese Ground-Perle zog die Leute magisch an, obwohl ihr die Gegenseite amputiert wurde. Anstatt einer betagten und von den Jahrzehnten gezeichneten Tribüne steht dort nun eine Halle, die welchem Zweck auch immer dient. Aber auch so lässt dieses Stadion die Herzen höherschlagen. Absoluter Hingucker ist der alte Sprecher-Turm, ein Relikt aus einer vergangenen Fußball-Epoche. Dabei hat das Stadion gerade einmal etwas mehr als 50 Jahre auf dem Buckel, wirkt aber doppelt so alt, zumal die Natur an einigen Stellen begonnen hat, sich verlorenes Terrain zurückzuholen. Kleiner Fun-Fact am Rande – zur Eröffnung des Stadions trat der SV Werder gegen Polonia Bytom an. Samarcja schaffte es im letzten Jahrhundert nie höher als einige Jahre auf drittklassiges Niveau. Dass dieser Kawenzmann von Stadion seinerzeit errichtet wurde, ist nicht dem Fußball geschuldet, sondern der multiplen Nutzung, welche das weite Rund erfahren sollte. Aktuell spielt Samarcja fünftklassig und wird diese Liga aller Voraussicht nach am Ende dieser Saison verlassen. Allerdings nach unten. Mit einem Sieg gegen Szombierki wurde der Funke Hoffnung aber noch am Leben gehalten. Den Sieg im letzten Heimspiel der Saison feierten die wenigen Kibice mit ein wenig Pyro.