Sonntag, 28.06.2020, 14:00

deutschland

SGS Essen vs FC Bayern München 0:3

Stadion Essen, 20 Zuschauer, Bundesliga
Manchmal dauert es lange bis zu seinem ersten Mal und man soll nie „Nie“ sagen. Die weiterhin besondere Situation führte dazu, dass ich mir tatsächlich zum ersten Mal ein Damen-Fußballspiel angesehen habe. Ich habe aber ein paar Ausreden parat… es war eine gute Chance das eigene ‚Wohnzimmer‘ mal wieder von innen zusehen, denn wer weiß, wann der RWE mal wieder vor Publikum antreten darf. Außerdem wohne ich in dem Stadtteil, in dem die SGS beheimatet ist, und ich habe immer gesagt, dass ich auf jeden Fall mal ein Spiel des Bundesligisten aus meinem Stadtteil besuchen muss. Und zuletzt hatte sich RWE-Kollege Marco auch für dieses Spiel angesagt, so dass man einen Gesprächspartner hatte. Ich kann mit der weiblichen Variante des geliebten Sports grundsätzlich nicht viel anfangen, was sich auch bestätigte. Klar können auch die Mädels mit dem Ball umgehen, teilweise treten da individuell sogar recht starke Fähigkeiten zu Tage. Aber das Spiel ist deutlich langsamer und von einer gänzlich unterschiedlichen Athletik geprägt, als bei den Herren der Zunft. Dass in manchen aussichtsreichen Situationen, sei es beim Spielaufbau oder auch vor dem Tor, teils klägliche Abspiele oder Abschlüsse zu sehen waren – geschenkt, das passiert auch in der männlichen Sparte oft genug. Aber nach meinem Erachten fehlt dem Damen- im Vergleich zum Herren-Fußball irgendwie der richtige ‚Kick‘. Im doppelten Sinne halt. Oder, wie es ein nicht unbekannter Anhänger unserer Bewegung mal ausdrückte – Damen-Fußball ist eine komplett andere Sportart! Der FC Bayern wurde als Tabellenzweiter seiner Favoritenrolle gerecht. Dabei stand die SGS auf dem vierten Tabellenplatz nicht weit dahinter, aber das Gefälle zwischen den zwei, drei Top-Teams und dem Rest der Liga ist bei den Damen einfach riesengroß. Es kann zumindest für dieses Spiel auch der Mythos bedient werden, dass der FCB im Zweifelsfalle von den Unparteiischen eher begünstigt wird. Wurde der SGS nach einer kritischen Aktion im Sechzehner ein Strafstoß verweigert, bekamen die Bayern-Mädels in einer vergleichbaren Situation einen Elfer zugesprochen. Letztlich siegte der FCB aber aufgrund einer starken ersten Hälfte verdient, vielleicht ein Tor zu hoch. Die SGS hat nun noch das Pokalfinale vor der Brust. Oder vor den Brüsten. Gegner ist dann der alles überstrahlende Branchen-Primus VfL Wolfsburg. Alles andere als eine Niederlagen mit drei oder vier Toren Unterschied käme dann einem Wunder gleich. Überhaupt wird es die SGS mittel- bis kurzfristig schwer haben. Der Trend im Damen-Fußball geht dahin, dass sich immer mehr Clubs dem männlichen Branchenführer der Stadt anschließen, um von der besseren Infrastruktur und einem besseren Marketing, sowie stärkerer Wahrnehmung in der Öffentlichkeit zu profitieren. Dass sich die SGS dann an den RWE hängt, sehe ich nicht. Eine sicherlich sehr gute Nachwuchsarbeit wird aber nicht ausreichen, um langfristig auf höchster Ebene mitzuhalten. Mein Fazit nach dem Erstbesuch: sollen sie ruhig kicken, sollen sich diejenigen das ansehen, die Gefallen daran finden. Mich hat dieses Erlebnis aber dem Damen-Fußball bestimmt nicht näher gebracht – das erste Spiel wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auch das letzte sein.