Düsseldorfer TSV Fortuna 1895 vs SV Werder Bremen 0:1
Arena Düsseldorf, 46.000 Zuschauer, Bundesliga
Es wurde mal wieder Zeit, die Jugendliebe SV Werder zu unterstützen. War ja bitter nötig, da der Verein mal wieder mit dem Rücken zu Wand steht. Deshalb nahm ich auch extra meine Mama mit, die ich ja seinerzeit auch mit der Werder-Leidenschaft angesteckt habe und die in der jüngeren Vergangenheit als Talisman exzellente Arbeit leistete und eine stattliche persönliche Sieges-Serie vorzuweisen hat. Auch heute hat das ja wieder hervorragend funktioniert. Wäre sie Allesfahrerin stünde dem fünften Meistertitel wohl nichts im Wege. Der im Gedächtnis abrufbare stadionnahe, kostenlose Parkplatz konnte immer noch genutzt werden. Einige Jahre her, dass ich in dieser schmucklosen Arena zu Gast war. Und ich hatte beinahe verdrängt, wie gesichtslos sich dieser funktionale Mehrzweck-Bau offenbart. Mehr Nicht-Identifikation mit der Fortuna ist ja kaum noch möglich. Man findet kaum ein Indiz, das auf den Hauptnutzer hinweist, das ist nach wie vor schwach. Aber nicht mein Problem und auch nicht das des SVW, der sich hier mit ganz anderen Sorgen auseinander zu setzen hatte. Werder hatte stark fünf, sechs Anfangsminuten, dann waren aber auch die Gastgeber im Spiel und erarbeiteten sich ein kleines Übergewicht und ein paar mehr oder weniger gute Möglichkeiten. Auch die Grün-Weißen hatten ein paar Situationen vor dem Tor unter anderem ein ganzes dickes Ding in einer 1:1-Situation, das ungenutzt blieb. Torlos ging es in die Pause und das wurde dem Spiel auch gerecht, denn wirklich Bundesliga-würdig war das von beiden Seiten nicht. Das änderte sich nach dem Wechsel, denn plötzlich waren die Gäste von der Weser wach und drückten auf den Führungstreffer, der aber ausblieb. Als diese Druckphase zu Ende ging gelang dann doch die viel umjubelte Führung, wobei der Fortuna-Schnapper als Bande herhalten musste. Nun hatte ich eine richtig wütende Fortuna erwartet. Die war es vielleicht auch, aber sie fand kein wirkliches Mittel, um die Partie umzubiegen. Hektisch wurde es noch in der Nachspielzeit, die mit einer Gehirnerschütterung des Neu-Bremers Vogt und der Ampelkarte für Torschütze Moisander für die Bremer wenig Erfreuliches mit sich brachte. Unter dem Strich ein wahnsinnig wichtiger Dreier gegen einen Tabellen-Nachbarn und vor dem Hintergrund, dass andere Konkurrenten punkten konnten. Die Fortuna-Kurve fand ich regelrecht enttäuschend. Ich kann mich von früher noch an brachiale Schlachtrufe erinnern und auch wenn ich den Verein nicht sonderlich mag, hatte die Kurve doch meinen Respekt. Die heutige Performance war aber wirklich mager – auch wenn ich aufgrund der Nähe zum Away-Sektor natürlich zwangsläufig hauptsächlich den Bremer Anhang wahrnahm – und auch der Umfang der aktiven Masse kam mir klein vor. Dass motivierende Spruchband zum Intro enthielt dazu nach meinem Erachten noch einen grammatikalischen Fehler – ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass die Rechtschreibreform da Spielraum lässt. Schien aber keinem groß aufzufallen, sonst wäre Ultra-Deutschland wohl darüber hergefallen. Auch den Werder-Anhang hatte ich schon stärker erlebt, auch zahlenmäßig, denn gerade im Westen ist der SVW ja immer well-supported. Zwar waren die benachbarten Bereiche zum Gästeblock gut in Grün und Weiß durchtränkt, aber dennoch blieb das hinter anderen Spielen zurück. Wie auch der Support, der nicht wirklich schlecht war, aber das Potential wurde halt nicht voll abgerufen. Zu große Anspannung? Wer weiß es schon und ist am Ende auch nachrangig. Meine Mutter behielt ihre weiße Weste der letzten Jahre, da hat der SVW derzeit einen echten Joker in der Hinterhand.