Das Frühstück am nächsten Morgen war wenig berauschend, aber umso faszinierender war dafür der Arbeitsstil der Servicekräfte. Allahu akbar – was für eine Chaos-Crew. Gegen halb elf bestiegen wir den Zug nach Rabat. Für die letzte Nacht hatten wir getrennte Unterkünfte gebucht. Der Wunsch nach etwas Privatsphäre trieb uns auseinander und da in keiner Unterkunft im Zentrum Rabats zwei Einzelzimmer zu haben waren, buchten wir getrennte Etablissements. Ich landete in einem Riad am Rande der Medina. Sehr schön orientalisch eingerichtet, sehr freundliche Gastgeber, zufrieden war ich dennoch nicht. Der Raum verfügte nicht über Glasfenster zum Lichthof, sondern lediglich über Fensterläden mit offenen Lamellen und über der Tür waren stylische Zier-Löcher im Mauerwerk, daher kam die gewünschte Privatsphäre etwas zu kurz. War alles etwas hellhörig und man konnte jedes Wort, dass im öffentlichen Bereich gesprochen wurde, bestens verstehen. Nobbi traf es noch härter. Seine gebuchte Unterkunft existierte mal einfach gar nicht mehr, so dass er improvisieren musste und sich zielsicher ein Etablissement der Kategorie Absteige aussuchte. Gegen 13:00 Uhr trafen wir uns am Bahnhof und wir fuhren ins benachbarte Temara. 45 Minuten ging es dann per pedes quer durch die Stadt und ein Viertelstündchen vor dem Kick-off trudelten wir am Stade Yacoub El Mansour ein, wo Widad Temara die Gäste von Racing Casablanca empfing. Etwa 200 Leute hatten sich schon im kleinen Ground versammelt, bis zur Mitte der ersten Spielhälfte verdoppelte sich die Zuschauerzahl immerhin noch. Mit Racing reiste der aktuelle Tabellenführer an, während Widad auf dem vorletzten Tabellenplatz rumkrebste und ganz andere Sorgen hatte. Ein spielerischer Unterschied zwischen den Teams war aber kaum zu erkennen – es war einfach nur mies. Kaum mehr als zwei Pässe in Folge fanden die Mitspieler. Torchancen gab es wenige und diese wurden meist kläglich versemmelt. Der einzige Treffer des Spiels fiel nach einer guten halben Stunde durch einen direkt verwandelten Freistoß aus eigentlich unmöglicher Position. Bezeichnend für das Dargebotene.