Fath Union Sport de Rabat vs RC Athletic Zemamra 1:1
Stade Prince Moulay Abdallah, 500 Zuschauer, Botola Pro
Nun hatten wir etwas Zeit, um zurück nach Rabat zu fahren, wo um 19:00 Uhr das zweite Spiel des Tages über die Bühne gehen sollte. Wir setzten uns auf einen Kaffee in eine Bar und dann checkte ich noch einmal die Ansetzungen auf der Seite des marokkanischen Fußballverbands. Und da leuchtete mir doch nun tatsächlich das Stade Prince Moulay Abdallah als Spielort entgegen, statt dem eigenen kleinen Stade de FUS. Das Spiel ging also im großen 50.000er über die Bühne, in dem der deutlich besser supportete Stadtrivale FAR seine Heimspiele austrägt. Völliger Unsinn, da die FUS-Spiele meist nur von einigen hundert Leuten besucht werden. Und absurderweise war es ärgerlich obendrein. Eigentlich ja skurril. Da wird ein Spiel statt in einem schlichten kleinen Ground in einer richtig sehenswerten Hütte angesetzt und man ärgert sich drüber. Normal wär es ja anders herum, aber das Stade Prince Moulay Abdallah sollte irgendwann mal mit einer vernünftigen Partie fallen. Nun gut – spricht ja nix dagegen auch ein zweites Mal dort aufzuschlagen. So richtig endglücklich waren wir mit dem heutigen Tag eh nicht, aber mit der Prämisse, möglichst wenig Aufwand zu betreiben, war das die optimale Lösung. Die Alternative wäre ein Zweitliga-Kick weit im Norden des Landes gewesen. Dieser zwar mit knapp 3.000 Zuschauern und mehr oder weniger überzeugendem Heim- wie Gäste-Support, aber dafür sieben Stunden Fahrt oder mehr für die einfache Strecke? War es uns nicht wert. Jedenfalls hatten wir nun noch mehr Zeit, da die Bude nur wenige Kilometer von unserem Standort entfernt lag. Ich nutzte den gewonnenen Freiraum erst einmal um zum Barber gegenüber zu schlurfen und mir die Gräten aus dem Gesicht schneiden zu lassen. Das mache ich in den arabischen Ländern ja immer ganz gern und finde es immer wieder faszinierend, wie die Klingenkünstler mir mit scharfer Schneide die gewünschte Struktur in die Stoppeln schnibbeln, ohne mir dabei das halbe Gesicht aufzuschneiden. Ein Taxi war nun gefragt, leider durfte uns der Blechritter unseres Vertrauens nicht direkt zum Stadion fahren. In Marokko werden die Taxi-Dienstleistungen in Petit-Taxi und Grand-Taxi unterschieden. Die kleinen Taxi-Jünger dürfen die Grenzen ihrer Kommune nicht verlassen, während die großen Jungs nur überregional on Tour gehen. Damit sich kein Petit-Taxi unerlaubtes Terrain zu eigen macht, hat jede Stadt zwecks Unterscheidung ihre eigene Taxi-Farbe. So war trotz lediglich sieben Kilometern Entfernung ein Umstieg erforderlich.
An der am großen Stadion vorbei laufenden Schnellstraße wurden wir entsorgt. Den offiziellen Ticketverkauf haben wir wohl übersehen, da dieser aufgrund des großen Andrangs im Arabian Style abseits der Ticketschalter lief und Tickets aus der Plastiktüte heraus verkauf wurden. Am Haupteingang angekommen wurden wir dann halt für lau ins Rund gebeten. Da ich aber für eine bessere Foto-Perspektive unbedingt in die Kurve wollte, war plötzlich ein kleines Bestechungsgeld für einen Ordner fällig, der sich einfach nicht abschütteln ließ. Habe ich dann reumütig für uns beide übernommen. Wahrscheinlich hätte man den Typen auch einfach dumm stehen lassen können – hab ich versaut die Nummer. Das wirft einen Schatten auf die Karriere. Aber was soll’s?! Wenn ich irgendwann tatsächlich mal Privat-Insolvenz anmelden muss, wird es nicht an diesen paar Dirham gelegen haben. Erwartungsgemäß war die Hölle los – etwa 500 Leute verloren sich im weiten schönen Rund. Stadionauslastung also ein Prozent, das macht Sinn! Die Bude ist dafür ein absolutes Brett! Warum mich das Ding so anmacht, ist schwer zu sagen, denn es ist einfach nur ein riesiger, aus einem Rang bestehender Kessel mit einer überdachten Haupttribüne. Hingucker ist natürlich das monströse Stahlgerüst, welches sich über die komplette Gegenseite ausbreitet und einen Teil der Beleuchtung trägt. Das Stadion fungiert auch als Nationalstadion des Landes. In die Schalensitze der Gegentribüne ist daher das grüne Pentagramm aus der Nationalflagge farblich eingebettet. Zum Spiel kann ich gar nicht viel sagen, da ich ein wenig umher lief und mich mehr am Stadion als am Gekicke erfreute. Irgendwann gingen die Hausherren in Führung und die Gäste egalisierten kurz vor dem Ende. Möglicherweise war es verdient, vielleicht auch unverdient, was weiß ich, interessiert mich auch nicht wirklich. Hier gehörte dem Stadion die Aufmerksamkeit. FUS wurde von zwei oder drei Dutzend Leuten ab und an supportet, viel war da nicht zu hören. Erst recht nicht von der Hand voll Gästefans aus dem 270 Kilometer entfernten Zemamra.
Zurück in der Stadt futterten wir uns noch durch einen Hähnchen-Grill und dann schlich jeder in seine Unterkunft. Der Abreisetag bot noch ausreichend Zeit, sich Rabat anzusehen. Eigentlich eine ganz angenehme Stadt, denn auf der Touri-Skala steht diese nicht so weit oben und ist nicht überlaufen. Es ist die Hauptstadt Marokkos und Sitz der Regierung und des Königs. Zunächst latschten wir zum Hassan-Turm, einem Wahrzeichen der Stadt. Dabei handelt es sich um das unvollendete Minarett einer Moschee aus dem 12. Jahrhundert. Auf dem sich anschließenden Freigelände stehen mehrere hundert Säulenstümpfe. Erst auf den zweiten Blick erschließt sich, dass es sich um die tragenden Säulen der bei einem Erdbeben eingestürzten Moschee handelt. Unmittelbar daneben befindet sich das prunkvolle Mausoleum in dem Mohammed V, der Großvater des aktuellen Königs Mohammed VI, bestattet wurde. Östlich der Medina liefen wir am Fluss Bou-Regreg, der Rabat von der Nachbarstadt Salé trennt, entlang zur Kasbah des Oudaias, einem weitläufigen an der Flussmündung gelegenen Festungsbaus. Der Besuch der Andalusischen Gärten scheiterte daran, dass sich uns ein Guide aufzwingen wollte. Wird man manchmal echt nicht los, die Mokel, also Rückzug. Vom großen Platz der Kasbah hat man einen schönen Blick auf den Atlantik. Zeit, sich noch mal zu trennen. Nobbi nahm wieder Kurs auf die Medina und ich nahm mir das direkt an der Küstenlinie gelegene Fort Rottembourg zum Ziel, wo ich aber wegen ausgiebiger Trödelei nie ankam.
Also abgebogen Richtung Medina, um noch einen Mittagssnack zu nehmen und dann mussten die Brocken aus der Unterkunft geholt werden. Kurze Schreckminute als ich den Laden dunkel, verriegelt und verrammelt vorfand. Als ich die Telefon-Nummer auf der Bestätigung ins Handy zimmern wollte, fiel mir auf, dass eine Schweizer Vorwahl angegeben war. Aufkommende Ratlosigkeit wischte eine junge Dame weg, die aus einer benachbarten Tür trat. Ihr trug ich mein Problem vor und sie klopfte zielstrebig an eine weitere Tür aus der ein Typ trat, den ich noch nie vorher gesehen hatte, der aber ohne weitere Nachfrage genau wusste, was zu tun war. Dann schnell ab zum Bahnhof, dem vereinbarten Treffpunkt, von wo der Airport-Bus fahren sollte, der aber zur recherchierten Zeit eben nicht fuhr. Blieb nur die Taxi-Mafia. Überpünktlich ging es dann nach Weeze, so dass wir sogar noch den letzten Linienbus bekamen und um ein weiteres Taxi herum kamen. Marokko hat mir gut gefallen, da gibt es noch einiges zu entdecken. Für einen kleinen Urlaub mit der Dame taugt das sicherlich auch, daher komme ich bestimmt wieder. Inshallah!