Sonntag, 11.08.2019, 15:30

deutschland

SV Waldhof Mannheim 07 vs SG Eintracht Frankfurt 3:5

Carl-Benz-Stadion, 24.302 Zuschauer, DFB-Pokal 1.Runde

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Die Frankfurter Eintracht, ein Verein, der sich ohne allzu großes Getöse ein wenig an die Spitzenvereine des deutschen Fußballs heran gearbeitet hat, gehört in die Kategorie der Hand voll Clubs in der nationalen Fußballlandschaft, deren Entwicklung ich mit Interesse verfolge und denen ich Sympathie entgegen bringe. Dazu gehört aber auch der SV Waldhof, der mir noch ein Spur näher zu sein scheint, da ich ein Stück weit Parallelen zum glorreichen RWE finden kann. Der Waldhof ist so auch ein Arbeiter-Club mit Tradition, der die Entwicklung im Fußball ein wenig verschlafen hat und nun versucht mühsam und Steinchen für Steinchen verlorenen Boden wieder gut zu machen. Nach drei Fehlversuchen in Folge, bei denen man jedes Mal in der Relegation das Nachsehen hatte, gelang Dank direktem Aufstiegsrecht nach der letzten Saison endlich der Sprung in die Dritte Liga. Zwar waren auch die Spiele in der Regionalliga vergleichsweise gut besucht, aber welches Potential hinter dem Waldhof steckt, zeigte dieses Spiel gegen die Adlerträger. Volle Bude konnte vermeldet werden, allerdings war beinahe ein Drittel des Publikums den Gästen zuzuordnen. Da sich die Anhänger der Clubs freundschaftlich gegenüber stehen, war auch ein teilweise zu beobachtende Durchmischung im Publikum kein Problem. Man mag es anrüchig finden, aber mir ist eine gesunde Rivalität ja deutlich lieber, als dieses Best-Friends-Gedusel. Wenn der Gegner ein Tor erzielt, dann will ich dessen Fans nun mal nicht bewundernd auf die Schulter klopfen, sondern am liebsten ein paar Backpfeifen verteilen. Während es UF in der Gästekurve ordentlich qualmen ließ, zauberte der Waldhof-Anhang mittels kleiner Schwenkfähnchen ein blau-schwarzes Ganzkörper-Karo über die verbliebenen Tribünen. Genau das richtige Mittel halt, wenn viele Leute im Stadion sind, die in der Ausführung von Choreos nicht allzu bewandert sind. Sah dann auch ganz gut aus. Die Waldhof-Buwe legten dann los wie die Feuerwehr. Nach gut zehn Minuten führte der SVW nicht mit einem, sondern gar mit zwei Treffern. Das war schon eine ordentliche Hypothek für die Eintracht und wenn nach 25 Minuten nach einem satten Schuss der dritte Treffer gefallen wäre, hätte das Problem schon ziemlich unlösbar werden können. Stattdessen erzielten die Gäste im Gegenzug ziemlich aus dem Nichts den Anschluss und stellten noch vor dem Seitenwechsel recht unverdient auf Remis. Im zweiten Durchgang passierte lange nicht viel, was sich auch auf den Rängen bemerkbar machte. In der ersten Hälfte waren beide Kurven auf höchstem Niveau unterwegs, auf Heimseite wurde es vor allem bei dem älteren Gassenhauern und eingängigen Sprechchören brachial laut. Nach der Pause war die Intensität deutlich gebremster. Mitte der zweiten Hälfte erhöhte die Eintracht den Druck und just in dieser Phase ging der Waldhof mit einem Traumtor aus 25 Metern erneut in Führung. Möglicherweise hätten die Blau-Schwarzen den Treffer besser gar nicht erzielt, denn nun reagierte die SGE wie ein verletztes Raubtier und gab richtig Gas. Ante Rebic stellte seine individuelle Klasse unter Beweis, machte aus der Schlussphase eine One-Man-Show, und drehte die Partie mit einem Zwölf-Minuten-Hattrick zugunsten seines Arbeitgebers. Mit dem Schlusspfiff erhob sich das ganze Stadion und spendete den Waldhof-Buben respektvoll verdienten Applaus. Gewonnen hatte am Ende wieder nicht das bessere, sondern das am Ende konzentriertere, fokussierte Team. Für den neutralen Beobachter war das ein absolut geiler Pokal-Fight. Da weiß man am Ende wieder, warum einen dieses Hobby so gefangen nimmt.