Samstag, 20.04.2019, 17:30

singapur

Hougang United FC vs Geylang International FC 4:1

Jalan Besar Stadium, 400 Zuschauer, Singapore Premier League

190420hou-gey

Südostasien sollte es also werden. Wie es dazu kam ist wieder eine etwas merkwürdige Geschichte. Der Plan, dieses Ziel in Angriff zu nehmen, stammt eigentlich noch aus dem letzten Jahr. Irgendwann klopfte aber der als Partner für Fernreisen erprobte Daniel an, ob wir was zusammen machen. In Südostasien hat er aber schon alles angetischt, so dass der Fokus schnell auf Afrika lag. Durch betriebliche Veränderungen ergab sich für ihn dann aber eine etwas undurchsichtige Situation am Arbeitsplatz, so dass die Planung nur zäh voran schritt. Und an dem Tag an dem wir den auserkorenen Gabelflug dann endlich buchen wollten, waren die Preise dafür in utopische Höhen geschnellt. Da macht man erst einmal ein langes Gesicht. Zwar war noch eine Alternative möglich, aber die Zeit war fortgeschritten und die Kommunikation geriet etwas ins Stocken. Da ich aber die Osterzeit unbedingt für eine Reise nutzen wollte, um möglichst wenig Urlaubstage aufwenden zu müssen, entschied ich mich, den Asien-Plan wieder aus der Schublade hervor zu kramen, denn dorthin bekommt man ja oft auch recht kurzfristig noch halbwegs günstige Flüge. Lieferte mir dann zwar nicht ganz die erhoffte Verbindung, aber für 600 Eusen konnte der Return ab Frankfurt via Abu Dhabi nach Singapur mit Etihad über Flugladen.de geschossen werden. Nicht grad der Ultra-Schnapper auf dieser Destination, aber neun Tage vor dem Abflug sicher okay. Die verbleibenden Tage wurden genutzt, um den Reiseverlauf festzulegen und Unterkünfte zu buchen. Auch die erforderlichen Kurzstrecken-Flüge wurden gebucht, die sind ja in Asien glücklicherweise auf beinahe jeder Verbindung günstig zu bekommen, wenn man nur mit Handgepäck unterwegs ist. Ich hab es mir ja abgewöhnt mit großem Gepäck zu reisen. Die Hälfte der Brocken bringt man eh ungenutzt zurück und davon ab kann man beinahe überall in der Welt seine Sachen günstig waschen lassen. Ein paar Infos las ich mir auch noch an, aber insgesamt startete ich so unvorbereitet in den Trip wie nie zuvor.
Am Morgen konnte ich es entspannt angehen lassen, denn der Dreamliner von Etihad hob erst um viertel nach elf planmäßig mit mir ab. Um knapp sechs Stunden später in Abu Dhabi zu laden. Beide Flüge waren komplett voll, das machte vor allem den Nachtflug ja nicht grad angenehm, aber zumindest blieb ich von schreienden Kindern verschont. Pünktlich um 9 Uhr Ortszeit setzten wir auf dem Changi-Airport in der 6 Mio-Metropole Singapur auf. Die Einreise dauerte etwa 20 Minuten, dann ließ ich mir alle Zeit und machte mich mit der MRT, Mass Rapid Transit, so ist das teilweise fahrerlose Metro-System bezeichnet, ins Zentrum auf. Im Stadtteil Bencoolen lag mein Hotel. Die Metro ist zwar relativ günstig, insgesamt ist Singapur aber ein teures Pflaster. Vor allem gescheit wohnen geht ins Geld. Ich bin aber mittlerweile nur noch selten in der Lage bei der Wahl der Unterkunft Kompromisse einzugehen. Ich muss einfach halbwegs vernünftig wohnen, aus dem Dorm-Alter bin ich eh lange raus und auch einfache Einzelzimmer kann ich nur noch für kurze Nächte vertragen. Ich entschied mich für das Hotel-G für 142 Singapur-Dollar, mit gut 90 Euro damit auch schon die mit Abstand teuerste Unterkunft der Tour. Das Zimmer war um kurz vor elf noch nicht bereit, daher gab ich mein Gepäck ab, machte mich auf und lief eine große Runde mit Ziel Chinatown. Singapur hat schon gut gefallen. Besonders das berühmte Marina Bay Sands-Hotel mit seiner Pooldeck-Brücke macht ordentlich Eindruck. Von der Skybridge des Pinnacle@Duxton gönnte ich mir auch den Blick von oben, ist schon ein ziemliches Häusermeer, dieser Stadtstaat von knapp sechs Millionen Einwohnern. In einem Foodmarkt nahm ich den ersten Kontakt zum lokalen Essen auf. Das Chili-Hühnchen mit Nudeln war schon mal nicht schlecht. Und brannte später auch ein zweites Mal. Der einsetzende Regen trieb mich zum Hotel. Das extrem feuchte Klima bei über 30 Grad hüllt den Westeuropäer in eine schön klamme Hülle, daher nahm ich direkt eine Dusche. Bringen tut das nur kurzzeitig etwas, da man sofort wieder matschig ist, wenn man die klimatisierten Gebäude verlässt. Dabei ist es gar nicht unbedingt der eigene Schweiß, der einem zu schaffen macht. Viel mehr legt sich die feuchte Luft auf die Haut, als befände man sich in einem Dampfbad.
Dann mal langsam los in Richtung Jalan Besar Stadium, fußläufig vom Hotel in 20 Minuten erreichbar. Die Massen zwängten sich nicht gerade in das recht nette Stadion, aber das war auch nicht zu erwarten. Mit 400 Zuschauern wurden meine Erwartungen sogar noch übertroffen. Eine doppelstöckige Haupttribüne, mit einem langen gewölbten Dach versehen und eine ungedeckte Gegentribüne gibt es. Hinter den Toren wurde kein Ausbau errichtet. Hougang gegen Geylang – hört sich ja auch etwas kuschelig an, diese Begegnung. Besser konnte man diesen Länderpunkt wohl kaum machen, als mit solch einer brühwarmen Spielpaarung. Es wurde munter drauf los gekickt, mal sah es okay aus, mal war es eher Kreisklasse. Beide Teams konnten sich sogar über Unterstützung freuen, denn jeweils knapp 15 bis 20 Leute gaben alles für das eigene Team. Während das bei Geylang eher im Family-Style ablief, bestand der Hougang-Mob aus etwas rustikaleren Klienten. Die Gesänge waren am englischen Support-Stil angelehnt und die Hougang-Ultras waren sich auch nicht zu blöd den Schönwetter-Fans aus Geylang ein „You’re shit and you know you are“ und „Wankers“-Rufe entgegen zu schleudern. In der Halbzeit latschte ich mal zum Chinesen gegenüber, um ein Tiger-Bier zu schlürfen, worauf der Himmel sintflutartig die Schleusen öffnete. Abartig was dann in kurzer Zeit herunter kam und es war vollkommen aussichtlos, die 100 Meter zum Stadion-Eingang ohne Schwimmweste zurückzulegen. Daher verpasste ich die ersten zehn Minuten von Durchgang zwei, was die durchaus anwesende Groundhopping-Polizei aber zum Glück nicht bemerkte. Schwein gehabt. Der Kunstrasen hatte an den Wassermassen auch schwer zu schlucken und die Drainage verweigerte fortan die Mitarbeit. Weshalb sich einige witzige Situationen ergaben, wenn die Murmel mal wieder abrupt in einer Wasserlache hängen blieb. Irgendwie ging es aber zu Ende und Hougang fuhr einen verdienten wie deutlichen Sieg ein.
Den Rückweg wählte ich durch Little India. Das einzige was da indisch wirkt, waren aber die ganzen schwatten Köppe und die teilweise extremen Gerüche. Ansonsten sieht das Viertel eher aus, wie ein pakistanisch oder indisch geprägter Stadtteil Londons. Mit der MRT fuhr ich wieder nach Chinatown, da ich dort am Nachmittag aufgrund des Regens nicht viel gesehen hatte. Einmal quer durch geschlurft, stand ich plötzlich wieder vor dem Food Market. Ich hatte zwar in Little India schon gegessen, aber die Sate-Spieße beim Chinesen meines Vertrauens waren mir beim Erstbesuch schon positiv aufgefallen, deshalb wurden die direkt mal getestet. Dann ging es in einem weiten Bogen an der Marina Bay vorbei zurück zum Hotel. An der Bay gibt es abends immer eine Lichtshow, davon nahm ich noch die letzten Minuten mit. Dann ging es endgültig ab in die Federn. Der Akku war leer.