Mittwoch, 24.04.2019, 20:45

malaysia

Johor Darul Ta’zim FC vs Shandong Luneng Taishan FC 0:1

Tan Sri Dato‘ Haji Hassan Yunos Stadium, 13.960 Zuschauer, AFC Champions League

190424johor-luneng

Und zwar um viertel vor sechs. Kurzes Frühstück, Moped-Maxe zum Gambir und Damri-Bus brachte mich wieder zuverlässig zum Airport, wo ich dann zwei Stunden vor Abflug eintraf. Scoot sollte heute mein Carrier sein, die Lowcost-Sparte der Singapore Airlines. Die kleine verhüllte Scoot-Puppe bot mir freiwillig den Platz am Notausgang an, nimmt man ja gern. Um viertel vor zehn Ortszeit ging es los und Indonesien war schon wieder vorbei ohne dass ich Indonesien wirklich besucht habe, denn ein 40 Stunden-Aufenthalt in Jakarta steht wohl kaum stellvertretend dafür. Ist ja bekanntermaßen auch nicht meine Philosophie vom Groundhopping, zumindest nicht, sobald es aus unserem Kontinent hinaus geht. Die Länderpunkt-Fetischisten mögen das anders sehen, bei denen steht halt im Fokus irgendwann hinter die gesamte Welt einen Haken machen zu können. Natürlich freue auch ich mich über jedes Land, dass ich in meiner Statistik führen darf, aber das genießt halt keine Priorität und die Welt komplett mache ich eh nicht, dafür gibt es auch zu viele Ziele, die mich einfach überhaupt nicht interessieren. Der Persija-Kick passte aber perfekt in die Tour und da Jakarta von Malaysia aus stressfrei zu erreichen ist, war dieser Ausflug beinahe zwangsläufig. Mit Indonesien bin ich auch sicher noch nicht fertig, das stand eh schon vor der Tour-Planung fest. Dieses riesige Land hat für mich noch einiges zu bieten und auch an Stadien und Szenen gibt es da noch genügend Potential, daher werde ich mich irgendwann eh noch einmal her begeben und deutlich mehr Zeit investieren. Auf dieser Reise lag der Fokus aber eben auf Malaysia und zwei Stunden später setzten wir pünktlich um 12:45 Uhr Ortszeit auf dem Changi-Airport in Singapur auf. Die Einreise dauerte zähe und nervige 45 Minuten und dann wieder MRT. Mit dreimaligem Umstieg ging es wieder zur Kranji-Station. Dann wieder Bus, das schon bekannte Spiel. Auch dieses Mal war wieder nix los, macht natürlich Sinn außerhalb der Stoßzeiten den Übertritt anzustrengen. Am Larkin-Terminal endete dann die Reise, denn mein Hotel lag taktisch klug gewählt nur 200 Meter davon entfernt. War eine recht einfache Bude, aber für eine kurze Nacht war das okay. Der Orientierungs-Spaziergang konnte nur zum nahen Stadion führen. Dort schon mal ein Ticket geholt – Champions League für 10 Ringgit, also 2,15 Euro – fast wie in Europa…  Die Bude umrundet und ein paar Fotos geschossen. Machte erst mal einen ordentlichen Eindruck. Dann zurück zum Hotel, in dieser Affenhitze hält man es ja kaum aus. Wobei die Hitze gar nicht unbedingt das Problem ist, sondern diese unsägliche Feuchtigkeit, die in der Luft hängt.
Gegen 19 Uhr machte ich mich wieder auf, ein kurzes Abendmahl auf der Fan-Meile, zwei Tiger aus dem Supermarkt, die ich vorm Stadion schlürfte, und dann rein in das Rund. Ist ein bisschen absurd in Malaysia. Bier gibt es nicht überall zu kaufen, es ist ja schließlich ein mehrheitlich muslimischer Staat. Ich hatte auch eine Situation, in der in einem 7Eleven der Kassen-Muslim extra einen Gummi-Handschuh anzog, um den bösen Alkohol in die allgegenwärtige Plastiktüte zu packen ohne die Flasche direkt berühren zu müssen. Machen hier also mit dem Verkauf ein ziemliches Theater. Wo und wann sich man das Zeug dann aber in den Suffkopp rein schüttet, ist wiederum völlig egal, das stört keinen. Das Tan Sri Dato‘ Haji Hassan Yunos Stadium oder kurz Larkin Stadium ist ein rundherum zweirangiges Stadion mit überdachter Haupttribüne und einem Fassungsvermögen von 30000 Zuschauern. Über die Kurve von Johor hatte ich nur Gutes gehört, soll mit das Beste in Asien sein, in Malaysia sowieso. Gab auch neunzig Minuten gut was zu hören, auch wenn das Repertoire nur aus sieben oder acht Liedern besteht. Untermalt von einem stattlichen Trommel-Orchester und mit annähernd einhundert Prozent Mitmach-Quote taugt das aber mal richtig.  Auch eine Choreo wurde als Intro präsentiert – mit Animations-Star Kung Fu-Panda als zentralem Bild, der von der in ein Johor-Dress gekleideten Tigress ordentlich in den Allerwertesten getreten wird. Die Botschaft war klar, der Tiger, Wappentier Malaysias, versohlt den Panda, als Synonym für die chinesischen Gäste, nach allen Regeln der Kunst. Sollte auf dem Rasen aber anders kommen.
Aus China hatten zu diesem Gruppenspiel der asiatischen Champions League gut 400 Leute rüber gemacht, von denen man allerdings munkelte, dass es eine bezahlte Support-Gruppe war. Wundern würde es mich nicht, ist mir aber auch egal. Shandong Luneng aus Jinan hatte ich im Vorjahr auf der China/Nordkorea-Tour gesehen und die Kurve als bestbeflaggte bei den vier besuchten Spielen in Erinnerung. Immerhin einen schönen Lappen hatten sie mitgebracht, hatten aber gegen die Stimmgewalt der Johor-Kurve nicht den Furz einer Chance. Auf dem Platz sah das wie schon angedeutet anders aus, denn der malaysische Serien-Meister der letzten Jahre bekam von den deutlich besser ausgebildeten und durch Legionäre verstärkten Jungs aus dem Reich der Mitte – der belgische Topstar Fellaini kickt hier mittlerweile, wie ich feststellen musste – klar die Grenzen aufgezeigt. Allein Kampf und Wille reichten nicht aus, um die Punkte in Johor zu behalten, aber immerhin konnten sie die Partie dadurch relativ offen gestalten, nur Torchancen konnten kaum erarbeitet werden. Daher endete das Spiel mit dem minimalsten Sieg-Ergebnis verdient für die Gäste. Nach dem Abpfiff musste ich noch für einige Selfies herhalten, denn rundäugige Bleichgesichter verirren sich wohl doch nicht so oft hierher, und dann ging es ab ins Bett.