
FSV Zwickau vs Rot-Weiss Essen 1:1 (Abbr.)
Stadion Zwickau, 5.701 Zuschauer, 3.Liga

Das Auswärtsspiel in Zwickau hatte durch die vorherigen Partien richtungsweisende Eigenschaft bekommen. Nach der verheerenden Leistung im vergangenen Heimspiel gegen Mannheim, wurde dieses Spiel schon zur Charakterfrage. Die gastgebenden Schwäne taumeln aber am Rande des Abgrunds und hatten aus den letzten Spielen eine ähnlich vernichtende Bilanz vorzuweisen. Wo, wenn nicht hier, sollte man also wieder mal auswärts siegen?! Die Vorzeichen waren aber keine Guten, denn durch Verletzungen und Sperren mussten wichtige Leute weiterhin ersetzt werden. Gut 800 Rot-Weisse waren in die Trabbi-Geburtsstadt gereist, im Gegensatz zu den ‚Event‘-Auswärtsspielen in Dresden und München oder besser erreichbaren Orten, war also ‚nur‘ der harte Auswärtskern zugegen, aber mit diesem Mob ist der glorreiche RWE ja immer noch well-supported. Der Kick begann holprig, der FSV machte aber deutlich mehr Alarm als die verunsicherten Gäste. Nach guten zehn Minuten hatten sich die Roten dann stabilisiert und gewannen zunehmend die Kontrolle, gerieten aber vor allem bei schnellen Zwickauer Angriffen immer wieder in Unordnung, was zu teilweise haarsträubenden Abwehraktionen führte. Eine diese Situationen war dann auch nicht mehr zu kitten und nach einer hübsch-dämlich anzusehenden Flipper-Aktion landete die Kugel nach 35 Minuten abgefälscht im Netz. Zuvor hatte Isi Young aus fünf Metern einen Tausend-Prozenter vergeben, bei dem es mühsamer war den Ball nicht im Tor unterzubringen als andersherum. Ohne Worte.
Wenige Minuten vor dem Seitenwechsel wurde Young im Spurt Richtung Tor kurz vor dem Sechzehner gelegt. Auch wenn das Foul unbeabsichtigt und unglücklich wirkte, konnte die Folge nur der Platzverweis sein, denn da kein anderer FSV-Akteur mehr hätte rechtzeitig unterstützen können, damit also eine klare Torchance genommen wurde, war die Aktion als ‚Notbremse‘ zu bewerten. Das erhitzte die Gemüter des Zwickauer Anhangs, da eine vergleichbare Aktion auf der anderen Seite vorher ungeahndet geblieben war. Der fällige Freistoß wurde von Eisfeld (was beratschlagten eigentlich die beiden potentiellen Schützen vor der Ausführung sekundenlang… „Willst Du ihn in die Mauer schießen oder soll ich“?) souverän in die aufgebaute Abwehrmauer gebretzelt. Dumm für die Gastgeber, dass der Ball von einem abgewinkelten Arm geblockt wurde, was im Fachjargon ‚Vergrößerung der Körperfläche durch unnatürliche Armbewegung‘ genannt wird. Es ertönte also ein berechtigter Elfmeterpfiff und der fällige Strafstoß wurde von ‚Engel‘ (endlich mal) souverän zum Ausgleich verwandelt. Ziemlich aus dem Nichts war der RWE wieder im Spiel und sogar noch im Vorteil, während das Heim-Publikum nun natürlich ordentlich Temperatur hatte.
Als die Mannschaften dann auch nach zwanzig Minuten Pause noch nicht wieder auf dem Platz zurück waren, witzelte ich zu meinen Gefährten irgendwas von „… Spielabbruch…“. Wenige Minuten später war aber genau das Realität. Ein aufgebrachter Zuschauer auf der Haupttribüne, der pikanterweise nachher als Sponsor und ehemaliges Vorstandsmitglied identifiziert wurde, hatte dem Referee beim Gang in die Kabine eine volle Ladung Bier ins Gesicht gekippt. Da es kein Stauder war, wertete der Unparteiische dieses als tätlichen Angriff und machte gemäß Statuten von seiner Möglichkeit des Abbruchs Gebrauch. Das wirkte im ersten Moment völlig überzogen. Die einhellige Meinung war, dass es ausgereicht hätte, den Täter zu sanktionieren und dann mit frischen Klamotten wieder anzupfeifen, da ja niemand verletzt wurde. Auch beide Teams vertraten diese Meinung, wie nachher bekannt wurde. Bei genauem Hinsehen wiegt der Sachverhalt aber schwerer. Es ging letztlich nicht um das genutzte Mittel für die Attacke, sondern um die Tat an sich. Klar, eine Bierdusche ist maximal unangenehm, geht aber prinzipiell nicht über eine Bloßstellung hinaus. Aber anstelle des Bieres hätte es auch ein Feuerzeug oder ein ähnlicher Hartgegenstand sein können und das begründete den Abbruch.
Im Nachhinein also eine nachvollziehbare Entscheidung und maximal unglücklich für den FSV, der nun nicht nur mit einer empfindlichen Geldstrafe und einem Zuschauerausschluss rechnen muss, sondern mit der Wertung der Partie gegen sich, denn da lässt die Spielordnung des DFB eigentlich keinen Zweifel zu. Einen vergleichbaren Fall, sicherlich mit schlimmeren Folgen in Form einer Verletzung, haben wir ja in Essen im letzten Jahr beim Topspiel gegen Preußen Münster erst selbst erlebt. Natürlich hatte der RWE in Überzahl aber auch die bessere Ausgangsposition für Durchgang zwei. Der Spielabbruch verwässert nun aber den erneut insgesamt schwachen Auftritt der Mannschaft. Absurderweise könnte das Team aber eben aus diesem Abbruchspiel neue Motivation ziehen, denn nach dem Platzverweis gegen die Schwäne und dem Ausgleich vor dem Pausenpfiff, hatten die roten nun Oberwasser, wurden also in einer Situation ausgebremst als es aufwärts ging. So wird erneut mit Spannung auf das nächste Heimspiel geschaut, wenn sich ein erneut ein Gegner entgegenstellt, der mit dem Rücken zur Wand steht und dringend Punkte für den Klassenerhalt benötigt.












