
Togo vs Burkina Faso 1:1
Stade de Kégué, 17.000 Zuschauer, Qualifikation CAN Gruppenphase

Frühes Aufstehen um 6:00 Uhr war heute angesagt. Der HiWi des Vermieters begleitete uns zum Abfahrtsort der Sammeltaxen in Richtung Togo und half uns bei den Verhandlungen, faire Geste. Eine passende Direktverbindung war kurzfristig zum fairen Preis nicht zu finden, daher entschieden wir uns erstmal bis zur Grenze zu fahren. Nach wenigen Kilometern fing die Karre an zu stottern und wir rollten rechts ran. Der Fahrer verschwand wortlos und kam erst nach geraumer Zeit wieder, im Schlepptau einen Jungen mit einer Literflasche Benzin, dass man alle paar hundert Meter am Straßenrand erwerben kann. Weiter ging es, aber dass dieses mit einem Liter Benzin nicht lange gut gehen würde, war offensichtlich. Nicht für den routinierten Fahrer, der auch keine Anstalten machte, eine Tankstelle anzusteuern. Es kam also was kommen musste und mit der Begründung, dass sein Fahrzeug defekt sei, schmiss er alle raus. Defekt war hier aber wohl nur der Fahrer selbst, hielt aber zumindest ein anderes Fahrzeug an, in das wir umstiegen. Schräge Sache, aber am Ende war es egal, denn Mehrkosten hatten wir keine.
An der Grenze angekommen tauschten wir Geld für das Visum und latschten los. Die Abwicklung war prinzipiell problemlos, kein Vergleich mit anderen, deutlich zwielichtigeren Grenzen auf diesem Planeten. Da aber ein Ausreise- und ein Einreiseformular ausgefüllt werden mussten, das Prozedere der Visaausstellung selbst einige Zeit in Anspruch nahm und man noch drei Male die Gelbfieberimpfung nachweisen musste, dauerte die ganze Geschichte eine gute Stunde. Am Platz für die Abfahrten der Sammeltaxen nach Lomé war dann großes Yalla-Yalla. Als wir dann endlich in einem Wagen saßen, konnte es eigentlich losgehen. Wenn denn der Verfasser nicht so clever gewesen wäre, ein Foto vom Polizei-Checkpoint an der Ausfahrt des Platzes machen zu wollen. Zum meiner Entschuldigung sei gesagt, dass ich die abgerissenen Gestalten nicht als Polizisten erkannt hatte. Jedenfalls sprang der Obermokel auf, wie von der Tarantel gestochen, so schnell hatte der sich vermutlich in seinem ganzen Leben noch nicht bewegt. War jedenfalls keine gute Idee von mir, denn generell muss man in Afrika ja vorsichtig mit dem Fotografieren sein. In stolzer Funktion des Parkplatz-Oberaufsehers verlangte er nach meinem Telefon, dass ich widerwillig aus der Hand gab. Das Foto hatte ich noch schnell gelöscht, er suchte wahrscheinlich nach dem Ordner der gelöschten Bilder, scheiterte aber an der Sprachbarriere. Seiner Aufforderung das Handy auf französische Sprachführung umzustellen, konnte ich nicht nachkommen, weil ich die Einstellung schlicht nicht fand, das musste ich nicht einmal schauspielern. Irgendwann verlor der Generalfeldmarschall dann die Geduld und gegen eine Standpauke und eine reuevolle Entschuldigung, ließ er von mir ab. Noch mal gut gegangen, sowas kann auch in stundenlangem Verhör und fetter Geldstrafe oder auch noch deutlicher enden.
Nach etwas mehr als einer Stunde Fahrt trafen wir in Lomé ein. Die Stadt hat etwas mehr als eine Millionen Einwohner und ist damit wie Cotonou für eine afrikanische Großstadt beinahe überschaubar. Mit dem Moto ging es die letzten Kilometer zum kurzfristig gebuchten Hotel, das sich als… nennen wir es mal ‚zweckmäßig’… herausstellte. Wasser war gerade abgestellt, was aber egal war, da die Toilettenspülung eh nicht funktionierte. Da wir den einzigen anderen verfügbaren Twin Room abgelehnt hatten, durften wir der Einfachheit halber das Bad des benachbarten freien Doppelzimmers nutzen. Nachts lief immer wieder eine laute Pumpe an und mit Sonnenaufgang gegen sechs Uhr gingen auf der benachbarten Baustelle die Arbeiten los. Erholsamer Schlaf wurde so insgesamt etwas zur Glückssache. Die noch offene Tagesaufgabe war der Weg zum Fußballverband, um die Eintrittskarten-Frage zu klären. Das unweit vom Verbandsgebäude liegende Nationalstadion sahen wir uns bei der Gelegenheit auch schon mal an. Den Nachmittag verbrachten wir dann in einer Strandbar, speisten in einem ordentlichen Restaurant und begaben uns noch für zwei Bier in eine Straßenbar.












Den Spieltag ließen wir locker angehen, da der Kick ja erst am Abend stattfand. Gegen Mittag starteten wir einen Rundgang durch das Marktviertel zur Cathédrale du Sacré-Coeur, der Herz-Jesu-Kathedrale, einem Überbleibsel deutscher Kolonialvergangenheit. Von dort spazierten wir in Ruhr weiter zum Place de l’Indépendance mit dem Unabhängigkeitsdenkmal. Und damit waren dann auch beinahe alle Sehenswürdigkeiten abgeklappert. Zum weiteren Rumlatschen war es auch wieder viel zu heiß, daher verbrachten wir die Zeit bis zum Aufbruch im klimatisierten Zimmer. Gegen 17:00 Uhr fuhren wir mit dem Moto zum Stadion und setzten uns noch auf ein Bier in eine Bar, bevor wir eine gute Stunde vorm Spiel das ‚Stade de Kégué‘ betraten. Dem Mehrzweckstadion mit seinen farblich schön abgestuften Sitzen wurde auf den Geraden jeweils ein Oberrang aufgesetzt, was eine gute Optik entstehen lässt. Als 40 Minuten vor dem Anpfiff der Strom ausfiel und das eingeschaltete Flutlicht ausging, kam kurz Sorge auf, denn ohne Licht wäre natürlich nicht angestoßen worden, aber wenig später war der Saft wieder da. Die Anzeigetafel erinnerte dennoch eher an das alte Testbild der ARD nach Sendeschluss. Das Stadion füllte sich erst spärlich, doch wie in Afrika üblich kamen im Laufe der ersten Halbzeit immer mehr Leute, so dass das Rund sich noch über die Hälfte füllte. Ähnliche Vorzeichen wie wenige Tage zuvor in Benin, denn als Tabellenletzter empfing Togo die Mannschaft aus dem benachbarten Burkina Faso zum ‚Derby‘. Einige hundert Burkiner waren mitgereist und feierten im Gästeblock eine gute Party. Manche waren gar mit dem Bus die knapp 1.000 Kilometer angereist, auf afrikanischen Straßen beinahe eine Weltreise.
Auf Heimseite versammelte sich auch ein Trommel- und Piepenmob und gab alles für das Vaterland. Auf dem Rasen nahmen die punktlosen Togoer das Heft in die Hand, um das aufgebrachte Fußballvolk zu befrieden, das aufgrund der schlechten Tabellensituation in den sozialen Medien freien Eintritt für das Spiel gefordert hatte, doch nach einem Stellungsfehler gerieten die Gastgeber früh in Rückstand. Der verdiente Ausgleich ließ aber nicht lange auf auch warten und bis zum Seitenwechsel war das Spiel auch gut anzuschauen. Nach der Pause war der Faden dann aber gerissen und die Partie entwickelte sich zum Gebolze. Die Burkiner wollten nicht mehr, den Togoern fehlten die Mittel. Es blieb beim Remis, was beim Publikum nur begrenzte Begeisterung hervorrief. Den Gästen reichte der Punkt dagegen bereits für die Qualifikation, was die destruktive Spielweise in der zweiten Hälfte erklärte. Bei diesem Spiel sahen wir auch erstmals einige andere Weißbrote, die klar der Bewegung zuzuordnen waren, denn durch auffällige Foto-Prozeduren waren diese leicht zu identifizieren. Da halte ich ja wenig von, ungeniert in verschiedenen Posen reißerisch rumzuknipsen, ich versuche mich da eher unauffällig zu bewegen. Na, wer’s braucht. Nach dem Spiel nahmen wir auf halbem Wege eine Pizza zu uns, die nicht ganz so meinen Geschmack fand und nach schneller Durchreise auch frühzeitig wieder um Entlassung bat. Glücklicherweise ist mein Innenleben ja recht stabil, so dass ich, wie in diesem Falle auch, am Folgetag keine weiteren Probleme hatte. Da ich am nächsten Morgen zeitig los musste, führte der Weg eh direkt ins Hotel und recht zeitig in die Waagerechte.

















