Essen – Di., 09.08.2022, 19:00

Rot-Weiss Essen vs FC Viktoria Köln 1:4

Stadion an der Hafenstraße, 15.006 Zuschauer, 3.Liga
Ich sag mal ‚Puuh!‘. Der RWE kommt nicht in die Spur. Nur wenige Tage nach der Aufholjagd beim MSV, welche ja die Hoffnung gab, dass verstanden wurde, wie diese Liga zu spielen ist, setzte es eine erneute schallende Ohrfeige vor eigenem Publikum. Dabrowski hatte bis auf eine Position die Elf aufgestellt, welche das Spiel in Duisburg beendete. In den ersten zwanzig Minuten sah das auch ganz gut aus. Die Viktoria hatte sich entschieden, erst einmal zu schauen, was die Gastgeber so auf den Rasen bringen. Sehr präzise war das dann zwar nicht, aber zumindest gab es zwei Abschlüsse, die allerdings auch nicht brandgefährlich waren. In dem Moment, in dem die Gäste beschlossen mitzuspielen, war es vorbei mit der rot-weissen Überlegenheit. Auch die neu formierte Defensive, die in der Schlussphase in Duisburg so stabil wirkte, bekam Probleme, und zwar meistens dann, wenn es schnell ging. Weiterhin gab es erneut zu viele unbedrängte Ballverluste, von denen einer über Umwege mit der ersten Gäste-Chance zum 0:1 führte. Wie gegen Elversberg schon waren die Defensiv-Leute – man muss leider sagen: in diesem Fall erneut Kapitän Heber – in der entscheidenden Szene zu weit vom Gegenspieler entfernt. Schnappmann Golz ist momentan die ärmste Sau. Das was drauf kommt sieht gar nicht mal so unhaltbar aus, aber es fehlen dann doch ein paar Zentimeter, um die Kugel noch zu erwischen. Einen Vorwurf kann man dem Mann aber sicher nicht machen. Mit dem Pausenpfiff stand es dann 0:2 nach einem berechtigten Elfer und erneut war Daniel Heber der Hauptdarsteller.
Mit dieser Hypothek ging es dann wieder auf den Rasen, ohne dass der Trainer einschneidende Veränderungen vornahm. Lediglich die unglücklich spielenden Young und Ennali tauschten die Seiten. So wie das Spiel vor der Pause lief, war das zu wenig. Unverständlich. Das rot-weisse Spiel wurde nicht besser. Das war zu langsam, zu ungenau, zu unflexibel, zu drucklos. Es gab kein zwingendes Pressing, die Gegner hatten viel zu viel Raum. Es wurde den Gästen zu einfach gemacht, die zaghaften rot-weissen Spielaufbauversuche zu stören und zu zerstören und auf der anderen Seite hatte die Viktoria viel Zeit eigene Vorstöße aufzubauen. Und es wurde dem Gegner auch zu leicht gemacht, seine eigenen Angriffe zu initiieren. Die ersehnte Doppelspitze Berlinski und Engelmann konnte gar nicht zeigen, ob dieses eine Option für die Anfangself sein kann, da sie viel zu wenig in Situationen gebracht wurde. Obwohl es sichtlich keine Besserung im Spiel der Roten gab, verzichtete der Trainer auf Wechsel. Auch hier noch einmal: unverständlich! Es wirkte als ob der gesamte RWE-Tross ratlos war, was zu tun sei. Noch bevor dann weiterer Einfluss genommen wurde, hieß es 0:3. Bezeichnenderweise durch ein Eigentor. Bastians sei hier kein Vorwurf gemacht, er lenkte die Murmel nach einer Ecke per Kopf unglücklich ins eigene Netz. Engels zweiter Saisontreffer eine Viertelstunde vor Schluss gab Hoffnung, mehr aber auch nicht. Bei einem schnellen Angriff unmittelbar nach diesem Treffer hätte womöglich sogar direkt der Anschluss fallen können, aber auch dieses Mal wurde eine falsche Entscheidung getroffen und der Vorstoß verpuffte. Der vierte Treffer Marke abgefälschter Sonntagsschuss in der Schlussminute fiel nicht mehr ins Gewicht.
Es ist noch zu früh für Panik, gleichwohl besteht großer Anlass zur Sorge, denn die Personalie Dabrowski auf der Trainerposition wirkt verfehlt, und der Trainierer ist, auch wenn (natürlich!) von offizieller Seite dazu kein Ton hören ist, bereits angezählt. Es sind auch gar nicht die beiden deftigen Heimniederlagen selber die mich stören, auch wenn neun Gegentreffer in zwei Spielen schon heftig sind. Ein Punkt nach drei Spielen, das kann einem Aufsteiger nach drei Spielen passieren. Stören tut mich die Art und Weise wie diese entstanden. Die Idee des Trainers geht nicht auf und taktisch erscheint das viel zu invariabel, vor allem wenn es darum geht, unmittelbar im Spiel zu reagieren. Aus dem Gefühl raus würde ich sagen, dass der Dabrowski maximal noch zwei Spiele Schonfrist bekommt, sollte sich dann nichts zum Positiven entwickeln, wird – nein – muss reagiert werden, bevor schon alles zu spät ist. Am Publikum liegt es nicht. Unmut war während der gesamten Partie wenig zu vernehmen und nach dem Abpfiff wurde der Mannschaft Mut zugesungen und Aufbauhilfe gegeben. Aber auch dieser Kredit, den das Team durch den ersehnten Aufstieg erarbeitet und verdient hat, wird nicht ewig währen. Es müssen dringend Punkte her, bevor die Harmonie umschlägt und Unruhe aufkommt. Und mal wieder bin ich gespannt, was uns das nächste Spiel bringen wird.