Duisburg – Fr., 05.08.2022, 19:00

MSV Duisburg vs Rot-Weiss Essen 2:2

Arena Duisburg, 28.200 Zuschauer, 3.Liga
Was eine Aufregung um die Tickets für dieses Spiel. Das 5.000 Karten starke Gäste-Kontingent – der MSV wickelte den Verkauf der Gäste Tickets über seinen eigenen Onlineshop ab – war nach nur 15 Minuten vergriffen. Als dann gegen Ende der Verkaufsphase für die Dauerkarteninhaber und Mitglieder noch immer tausende Tix verfügbar waren und abzusehen war, dass auch auch von der roten Seite noch reichlich Leute mit Karten eindecken wollten griff am Rhein die Panik um sich. Zunächst schob der Verein den Termin für den freien Verkauf nach hinten. Als auch das nicht den erhofften Effekt brachte, richteten MSV Fans einen Fonds ein, in den gespendet werden sollte. Von den Erlösen wurden dann Tickets gekauft, welche wiederum an bedürftige Anhänger verteilt werden sollten, die sich den Eintritt nicht leisten konnten. Zudem sollten die Ticketempfänger nachweisen, dass sie auch ganz sicher MSV Fans sind. Wie auch immer das geschehen sollte. Einmal im Zebra-Kostüm ums Stadion rennen? Den Zebra-Twist vortanzen? Die Idee erwies sich aber letztlich zugegebenermaßen als gut, denn außerhalb des Away-Sektors sah man im Stadion nur wenige rote Trikots.
Während auf Gäste-Seite die aktive Szene aufgrund eines Zugausfalls beim Anpfiff noch gar nicht im Stadion war, zeigte die MSV-Kurve eine Choreo zum 120-jährigen Jubiläum des Vereins und zum 15-jährigen Jubiläum der ‚Kohorte‘. Die riesige, kurvenbedeckende Blockfahne zeigte auf der einen Hälfte das Vereinswappen, auf der anderen einen muskelbepackten römischen Legionär. Zwar sehr einfache Motive, aber sauber und ordentlich gemalt, das sah schon gut aus. Steckte bei der Größe des Lappens sicher auch eine Menge Material, Kohle und Arbeitsstunden drin. Abzüge in der B-Note brachte die am Zaun in großen Lettern prangende Botschaft „Wir sind nur, weil Du bist“. Nicht sehr originell, aber zumindest auf den Punkt gebracht. RWE-Coach Dabrowski schickte die gleiche Start-Elf auf den Platz wie beim Elversberg-Desaster am ersten Spieltag. Was in der Kurve für Kopfschütteln sorge, sollte die Chance für diese Akteure sein, zu zeigen, dass sie es besser können. Es sei vorweggenommen – konnten sie nicht. Nur wenige Minuten waren gespielt, als es nach einer Ecke direkt im rot-weissen Kasten klingelte. Plechaty ließ sich von seinem Gegenspieler um eine Wolkenkratzer-Länge überspringen und der Ball schlug sauber im rechten oberen Toreck ein. Danach entwickelte sich langsam eine offene Partie mit Vorteilen für die Streifen-Esel. Die Zebras zeigten sich einfach bissiger, galliger, hatten die richtige Derby-Mentalität. Der MSV war von Anfang mit ordentlich Feuer drin in der Partie, der RWE braucht eine Aufwärmphase. Unverständlich! Der Ausgleich hätte zwar unmittelbar fallen müssen – es bleib beim Lattentreffer – aber der MSV hatte auch noch zwei gute Gelegenheiten und ging mit einer verdienten Führung in die Pause.
Mit Eisfeld für den harmlosen Harenbrock und Sponsel für den unglücklichen Plechaty wurde zur Pause auf den richtigen Positionen getauscht und ab sofort agierten die Roten auf Augenhöhe. Wirklich zu sehen war das aber erst einmal nicht, denn die rot-weisse Kurve nebelte mit einer Bengal-Party die … *hust* …  Schauinsland-Reisen-Arena ein. Umso bitterer, dass man schon früh in der ersten Hälfte in einen genauso gut gespielten wie schlecht verteidigten Konter lief, den der starke Stoppelkamp allerdings auch technisch anspruchsvoll zum zweiten Treffer abschloss. In diesem Moment war der RWE mausetot und ich hatte mit dem Kick auch abgeschlossen. Aber wie sagt man so schön, im Fußball ist alles möglich und zum Aufgeben war es natürlich zu früh. Es wurde nochmal auf richtigen Positionen gewechselt, auch Torjäger Engelmann kam ins Spiel. Und exakt dieser der war ziemlich genau zur Mitte der zweiten Spielhälfte nach feiner Vorarbeit des starken Berlinksi zur Stelle und markierte den unerwarteten Anschluss. Und keine fünf Minuten später kullerte der Gästeblock endgültig durcheinander, als der junge Ennali nach feinem Durchstecker von Eisfeld die Kirsche am MSV-Schnapper zum Ausgleich in die Maschen schob. Ab geht die Fahrt, Tollhaus, da musste man im Oberrang aufpassen, beim Tor-Pogo nicht ein paar Stufen nach unten zu segeln. Nun war Musik in der Partie und der RWE gewann gegen geschockte Gastgeber die Oberhand. In der Nachspielzeit war sogar noch der Siegtreffer möglich, aber für die Gesundheit war es besser, dass es nicht einschlug, sonst hätte man mich vermutlich im Unterrang wiedergefunden. Nach diesem Spielverlauf war es auch so ein gefühlter Sieg.
Noch ein Wort zur Stimmung. Ich fand uns phasenweise verdammt laut und konnte das Heimpublikum nur bei den eingängigen Gassenhauern wahrnehmen. Das ist jedoch natürlich immer schwer zu beurteilen, neutrale Beobachter sprachen aber von einer schwachen MSV-Kurve, auch wenn die Duisburger Offiziellen diese nach dem Spiel in den Stimmungshimmel lobten. Warum aber die aktive Szene um die Kohorte aus dem Zentrum der Kurve neben das Eck im Oberrang gezogen sind, wird ihr Geheimnis bleiben. Die Kurve nehmen sie so jedenfalls nicht mit.