
Aachener TSV Alemannia vs Rot-Weiss Essen 1:1
Tivoli, 10.900 Zuschauer, Regionalliga West

Es ging ins Grenzland, für die Alemannia-Szene immer ein besonderes Spiel, denn man mag uns nicht, warum kann ich gar nicht sagen. Jedenfalls waren ein heißes Spiel und eine damit verbundene schwierige Aufgabe zu erwarten. Unterstützt von gut 2.500 Mitgereisten sollte diese gelöst werden. Die Alemannia ist schwer abstiegsbedroht und so war eine kämpferische Gastgeber-Elf zu erwarten. Zunächst sah ich aber eine Kopie des Spiels bei RWO am Dienstag, denn die Roten kontrollierten die Partie nach Belieben und erspielten Chance um Chance, die aber zunächst allesamt kläglich vergeben wurden. Nach einer halben Stunde rutschte dann aber doch mal einer rein und die Zeichen standen auf Auswärtssieg. Der Trainer der Kaiserstädter hatte dann in der Pause wohl die richtigen Worte gefunden, denn plötzlich kämpften die Gastgeber um jeden Millimeter Rasen und machten damit die spielerische Unterlegenheit wett. Die Spieler in Rot und Weiss ließen sich davon unerklärlicher Weise beeindrucken und gerieten gehörig ins Schwimmen. Tja, und wenn dann im Zwei-Minuten-Takt die Stürmer frei auf das Tor zulaufen dürfen, ist auch ein sehr gut aufgelegter Jakob Golz irgendwann mal geschlagen. Das Spiel war im Anschluss ein offener Schlagabtausch und der RWE kam überhaupt nicht mehr in zwingende offensive Aktionen, auch wenn die Ballkontrolle irgendwann wiedererlangt wurde. Es blieb bei einem Remis, dass keinem der beiden Teams wirklich hilft und die Alemannia behielt einen für den aufopfernden Kampf in Durchgang zwei letztlich nicht unverdienten Punkt in Aachen, während der RWE endgültig vom Gejagten zum Jäger herabgestuft wurde.
Nun ist der glorreiche Deutsche Meister von 1955 also auf dem besten Wege den eigentlich unausweichlichen Aufstieg zu verspielen. Zwei Punkte aus den letzten drei Auswärtsspielen, darunter zwei stark abstiegsbedrohte Teams, sind zu wenig. Letztes Jahr war der März der Schicksals-Monat, dieses Jahr scheint es der April zu sein. Letztlich muss man feststellen, dass die Roten eben doch nicht die absolute Übermannschaft der Liga sind, sondern unter Stress regelmäßig an ihre Grenzen stoßen. Das ist menschlich und es wird der Sachlage nicht gerecht, auf die Jungs nun einzuprügeln. Jeder dieser Spieler, die – mehr oder weniger verdient oder eben auch nicht – das göttliche Trikot tragen, wird den Wunsch haben aufzusteigen und sein Bestes dafür geben. Ich wünsche mir, dass Ruhe bewahrt wird, denn nach nur einem Spieltag kann sich alles wieder drehen. Und wenn es am Ende nicht reicht, war es trotzdem eine klasse Leistung und ich tue ich mich dann nicht schwer, dem Kontrahenten zu einer ganz starken Saison zu gratulieren. Bitter würde es erst, wenn der Abbruch im direkten Aufeinandertreffen und der daraus resultierende Punktverlust am grünen Tisch den Ausschlag gäbe. Aber auch das würde irgendwie zum RWE passen.
Und wenn es so kommt versuchen wir es in der kommenden Saison halt erneut. Egal was passiert – nichts ist größer als der Verein. Nur der RWE!













