Göteborg – So., 08.08.2021, 17:30

IFK Göteborg vs Hammarby IF 0:0

Ullevi, 9.337 Zuschauer, Allsvenskan
Mit dem Abpfiff aus dem Stadion von Häcken gestürmt und nach fünfzehn Minuten Fahrt den vorher auskundschafteten Parkplatz eingenommen, traf ich eine Viertelstunde vor Spielbeginn am ‚Ullevi‘ ein, wo ich auch wieder auf meine beiden Hammarby-Fans traf. Die identische Spielpaarung hatte ich 2015 bereits gesehen, allerdings 400 Meter weiter westlich. Dort steht das ‚Gamla Ullevi‘, die reguläre Heimstätte des IFK, erbaut im Jahre 2007. Obwohl also neu gebaut, ist der Ground als ‚altes‘ Ullevi bezeichnet, während das größere Stadion aus den 50er Jahren den Beinamen ‚Nya‘, also ‚neu‘, trägt. Die Erklärung ist prinzipiell simpel – oder auch nicht. Anstelle des heutigen neuen Stadions stand der mit ‚Ullevi‘ benannte Vorgänger, der nach dem Bau des benachbarten großen ‚Nya Ullevi‘ den Beinamen ‚Gamla‘ erhielt. Der Neubau des alten Stadions übernahm diese Bezeichnung. Das ‚Nya Ullevi‘ trägt heute übrigens nur noch Namen ‚Ullevi‘. Soweit so einfach, wie kompliziert. Dass der IFK im großen Stadion spielte, war den Corona-Beschränkungen geschuldet. In das große ‚Ullevi‘ durften einfach mehr Zuschauer, als das im ‚Gamla Ullevi‘ möglich gewesen wäre. Gut für mich, denn dieses beeindruckende Stadion stand schon lange auf der Wunschliste. Zwar finden ab und an noch Testspiele darin statt, aber um Punkte wurde dort schon lange nicht mehr gespielt. Die Architektur in Form eines Sattels ist zwar nicht einmalig in der Welt, aber das ‚Ullevi‘ ist sicherlich eines der bekanntesten Vertreter dieser Bauform. So flach der Unterrang ist, so steil erhebt sich der Oberrang. Da brauchte ich fast ne Bergsteigerausrüstung um meinen Platz zu erreichen.
Errichtet wurde der schmucke Bau für die Weltmeisterschaft 1958. Im Halbfinale schlugen die Schweden die deutsche Elf in einem Spiel, welches als ‚Schlacht von Göteborg‘ in die Geschichte einging. Schon Stunden vor dem Spiel fielen die schwedischen Zuschauer durch feindliche Parolen und aggressive Gesänge auf, zusätzlich eingepeitscht durch organisierte Einheizer mit Megaphonen. Zudem wurde dem Großteil der deutschen Fans der Zutritt zum Stadion verweigert. Nach einem Platzverweis gegen Juskowiak und verletzungsbedingtem Ausscheiden von Fritz Walter – Auswechselungen waren damals noch nicht erlaubt – brachte Deutschland das Spiel zu neunt zu Ende und verlor durch zwei später Treffer 1:3. Die Ansetzung eines Ungarn als Schiedsrichter war zudem sicher nicht die glücklichste Entscheidung, nachdem die Elf um Puszkas vier Jahre zuvor gegen Deutschland das Finale in Bern verloren hatte. Sei’s drum. Man würde sich wünschen, dass auch heute bei einem Länderspiel der deutschen Elf mal wieder solche Emotionen frei würden, aber bei dem, was diese gesichtslose Nationalelf heutzutage abliefert, pennt man ja eher ein. Wenn man überhaupt wahrnimmt, dass ein Länderspiel stattfindet. Kann ich überhaupt nix mehr mit anfangen, die Nationalmannschaft ist mir schlicht und ergreifend völlig egal. Das haben der unsägliche Verband und die kommerzielle Entwicklung des Fußballs bei mir jedenfalls gut hinbekommen. Aber das ist ein anderes Thema.
Knapp zehntausend Zuschauer waren gekommen, davon etwa 700 aus der Hauptstadt. Wenn ich nicht fehlinformiert bin, war das Spiel damit ausverkauft. Der IFK-Anhang sammelte sich auf der Gegenseite, etwa 100 Aktive waren da zu erkennen, was natürlich bei Weitem nicht dem Potential der IFK-Szene entspricht, ebenso wenig wie die vielleicht 60-70 aktiv supportenden Gäste-Fans die Kraft des Hammarby-Anhangs widerspiegeln. Die Gäste hatten sogar ein paar Fackeln dabei, das alles war unter den aktuellen Bedingungen schon in Ordnung. Auf dem Spielfeld neutralisierten sich die Teams weitestgehend. Hammarby mit mehr Spielanteilen, ohne dabei vor dem Tor gefährlich zu werden. Etwas spannender verlief dann die zweite Spielhälfte. Beste Minute war wohl die siebzigste, als das Leder erst hüben dann drüben ans Aluminium klatschte. Hammarby vergab dann in der Schlussphase den Sieg, als sich noch zwei gute Einschussmöglichkeiten ergaben. Mit dem Schlusspfiff musste ich mich von Romina und Daniel verabschieden und für mich begann damit auch die Heimreise. Für drei erholsame Tage machte ich aber noch Stopp auf Fehmarn, wo Eltern und Schwester im Urlaub weilten.