Lotte – Sa., 12.12.2020, 14:00

VfL Sportfreunde Lotte vs Rot-Weiss Essen 0:2

Stadion am Lotter Kreuz, 70 Zuschauer, Regionalliga West
Heuer ergab sich die nach Wochen mal wieder die Chance, die aktiven Angestellten des Herzens-Clubs bei der Ausübung ihrer Tätigkeit zu beobachten. Im Stadion am Lotter Kreuz war ich mit den Roten ja nun schon einige Male zu Gast. Bisher kannte ich die Bude allerdings nur mit der riesigen Werbetafel hinter dem östlichen Tor, welche für die Drittliga-Jahre glücklicherweise einer vierten Tribüne weichen musste, die das Stadion nun komplettiert. Das was ich im bisherigen Saisonverlauf bei wenigen anderen Live-Erlebnissen und ab und an über den Stream zu sehen kam, setzte sich auch am Autobahnkreuz fort – die Roten machen das richtig gut. Dabei war es heute wirklich nicht überragend, was da auf dem Grün hingeschmirgelt wurde. Aber eben sachlich, souverän, unaufgeregt, konzentriert, mit einigen optisch feinen Aktionen und vor allem mal wieder widerlich abgezockt und kaltschnäuzig vor dem Tor. Wirklich hochkarätige Möglichkeiten wurden nur wenige kreiert, aber von diesen dann eben zwei genutzt, was den deutlichsten Unterschied zu den gastgebenden Sportfreunden ausmachte. Denn diese machten ihre Sache auch gar nicht so übel und präsentierten sich über weite Strecken als ebenbürtiger Gegner, was ich aber auch erwartet hatte. Ob deren Leistung bleibt es weiter ein Rätsel, warum die Sportfreunde bisher lediglich 13 Punkte gesammelt haben. Der RWE zieht – ungeachtet der Tatsache, dass der aktuell einzige ernsthafte Konkurrent noch einige Nachholspiele zu absolvieren hat – einsame Kreise an der Tabellenspitze. Gepeinigt von den Holzfuß-Truppen der vergangenen Jahre habe ich mich ja zum absoluten Pessimisten entwickelt. Die aktuelle Mannschaft macht aber wirklich Spaß und Mut und langsam reift auch in mir der Hoffnungsfunke, dass es in dieser Saison vielleicht etwas werden könnte mit dem ersehnten Aufstieg in Liga Drei. Angesichts der vielen blutleeren Auftritte, die man in den vergangenen Spielzeiten ertragen musste, entbehrt es nun nicht einer gewissen Tragik, dass man diese Entwicklung meist nur aus der Ferne betrachten kann oder eben in einem beinahe menschenleeren Stadion. Die Hafenstraße wäre sicherlich bei jedem Heimspiel verdammt gut gefüllt und auch auswärts würde ein dick und fett vierstelliger Mob dem Deutschen Meister von 1955 folgen. Auch als absoluter Realist kann ich mich daher ab und an nicht von der Trauer darüber befreien, diese Aufbruchsstimmung nicht mit meinem Gefährten feiern zu können, Siege nicht vor fünfstelliger Kulisse in Essen-Vogelheim auskosten zu dürfen, diese wohltuende Phase nicht live aufsaugen zu dürfen. Aber (Achtung, hier spricht der Realist), es ist, wie es ist! Es wurden auch schon Stimmen laut, die meinen, dass es ein Plus sein könnte, dass die Rot-Weissen vor leeren Rängen ihrem Ziel entgegen streben. Denn so beflügelnd wie eine volle, brachial laute Hafenstraße sein kann, so erdrückend kann diese auch sicher wirken, wenn es mal wieder nicht läuft und schnell Kritik laut wird. Dieser Aspekt wurde ja in der Vergangenheit gern mal als Entschuldigung der Aktiven bemüht. Ich bin allerdings unmissverständlich der Meinung, dass es für jeden Spieler ein Privileg bedeuten muss, für Rot-Weiss Essen vor großer Kulisse aufzulaufen. Bleibt zu hoffen, dass der rot-weisse Anhang vielleicht für die letzten Saisonspiele noch die Gelegenheit bekommt den ermutigenden Auftritten des Teams beizuwohnen.