Exkurs: John Thomson

John Thomson, Celtic FC

Als ich im Herbst des vergangenen Jahres nach Aberdeen reiste, um dort den von mir verehrten Celtic Football Club aus Glasgow spielen zu sehen, schaute ich mir am Vortag noch das Spiel der Raith Rovers in Kirkcaldy an. Auf dem Weg dorthin hielt ich in Cardenden an und besuchte auf dem örtlichen Friedhof die Grabstätte von John Thomson. In der Zeit von 1927 bis 1931 spielte Thomson 164 Mal als Torhüter für den Celtic Football Club und vier Mal für Schottland. Zwei Mal gewann er mit Celtic den FA-Cup, ein Meistertitel war ihm nicht vergönnt. Es wären sicherlich noch etliche Spiele und wohl auch Titel mehr geworden, wenn am 5. September 1931 nicht das Schicksal auf seine übelste Weise zugeschlagen hätte, und das auch noch ausgerechnet im Old Firm beim großen Rivalen Rangers. 80.000 Zuschauer mussten in Ibrox mit ansehen, wie Thomson sich kurz nach dem Seitenwechsel mutig dem angreifenden Sam English entgegenwarf. Der Keeper prallte hart gegen das Knie von English und blieb regungslos liegen. Thomson wurde umgehend von Sanitätern auf dem Feld behandelt und ins Hospital gebracht. Da es in Folge des beim Zusammenprall erlittenen Schädelbruchs zu einer schwerwiegenden Hirnschwellung kam, war eine Notoperation erforderlich, welche leider nicht erfolgreich war. Am Abend verstarb John Thomson im Alter von 22 Jahren.
Thomson wurde wenige Tage nach seinem Tod auf dem Bowhill Cemetery in Cardenden, dem Ort in dem er unweit seines Geburtsortes Kirkcaldy aufwuchs, beerdigt. Circa 30.000 Leute nahmen an der Beisetzung teil, von denen viele die 90 Kilometer von Glasgow bis Cardenden zu Fuß bewältigten. Weitere annähernd 20.000 Menschen kamen an der Queen Street Station in Glasgow zusammen, um die Züge mit den Trauergästen zu verabschieden. John Thomson war zwar für einen Torhüter relativ klein und schmächtig, wurde aber für seine enorme Sprungkraft, die ihm zu seinem Erfolg verhalf, bewundert. Bis heute halten viele Celtic Supporter John Thomson für den besten Torhüter, der je für Celtic gespielt hat. Seit 2008 wird Thomson in der Hall of Fame des Schottischen Fußballs geführt und auch heute besuchen noch viele Anhänger seine letzte Ruhestätte und hinterlassen unterschiedlichste Celtic-Devotionalien. Sein Grabstein trägt die Inschrift „They never die who live in the hearts they leave behind“. In seinem Heimatort wird jährlich mit einem Jugendfußball-Turnier an ihn erinnert.
Sam English traf am Tod Thomsons keine Schuld – es war ein Unfall. Das schützte ihn aber nicht davor, in den folgenden Spielen von Zuschauern angefeindet zu werden. Nach einem Jahr wechselte er zermürbt nach Liverpool. Als er 1938 seine Karriere bei Hartlepool United beendete, soll er seine restliche Karriere nach dem Unglück mit Thomson als „seven years of joyless sports“ bezeichnet haben.