Samstag, 11.07.2020, 18:00

litauen

FK Panevezys vs FK Riteriai 2:1

Aukstaitijos stadionas, 680 Zuschauer, A Lyga

200711panevezys-riteriai

Nach einer Nacht in einem schönen Landhotel an einem See vor den Toren Siauliais wurde zunächst der Berg der Kreuze angefahren. Es gibt eine wenig glaubhafte Sage zur Entstehung dieses sonderbaren Ortes. Realistischer wirkt da die geschichtliche Überlieferung, dass die ersten Kreuze zum Gedenken der während der Aufstände gegen die russische Zaren-Regime im 19.Jahrhundert getöteten Litauer aufgestellt wurden. Die Sowjetunion okkupierte dann während des zweiten Weltkrieges Litauen und deportierte Regime-Gegner in die Gulags Sibiriens. Die Rückkehrer stellten dann neue Kreuze zum Gedenken an die in den Arbeitslägern Umgekommenen auf. Auch weitere Unterdrückungs-Maßnahmen durch die Sowjets hatten immer wieder neu aufgestellte Kreuze zur Folge und der Berg, eher ein Hügel, wurde zum Symbol des Widerstands. Zwei Mal wurde der Hügel durch die Sowjets mit Bulldozern von den Kreuzen befreit, aber unmittelbar nach der Zerstörung wurden direkt wieder neue Kreuze aufgestellt. Heute ist er Berg auch religiöser Wallfahrtsort. Die Zahl der Kreuze ist nicht bekannt, aber es sollen über 100.000 sein. Von diesem ganz speziellen Ort fuhren wir über Nebenstraßen, die in Litauen meist gewalzte Sandschotterpisten sind, gemächlich ins nahe Panevezys. Dabei passierten wir kleine Ortschaften, die beinahe ausschließlich aus typisch litauischen Holzhäusern bestehen. Die Häuser wirkten zum Teil so verzogen und abgesackt, dass ein Bewohnen unmöglich schien, aber dieses offensichtlich doch der Fall war.
Am Zielort erwartete in der A-Lyga, der höchsten Spielklasse Litauens, der FK Panevezys den FK Riteriai aus der Hauptstadt Litauen. Die A-Lyga besteht in dieser Saison nur aus sechs Clubs, die mehrfach gegeneinander spielen. Bereits nach wenigen Spieltagen war das kleine Teilnehmerfeld ziemlich gestreckt. Die Gastgeber zierten mit nur einem Sieg das Tabellenende und begrüßten den Vorletzten FK Riteriai zum Kellerduell. Die Stadion-Landschaft Litauens ist recht überschaubar und bietet wenig spektakuläres. In Panevezys steht jedoch eines der wenigen Stadien Litauens die auf jeder Seite über Tribünen verfügen. Eigentlich ist es ein klassisches osteuropäisches Rund. Nur der zentrale Bereich der Haupttribüne, die etwas größer ist, als die übrigen Ränge, ist gedeckt. Mit 4.000 Plätzen ist es eines der größten und ansehnlichsten Stadien des Landes. Ein halbes Dutzend Leute machte von der Haupttribüne aus ein wenig Stimmung. Die Gastgeber spielten überlegen und steuerten mit einer 2:0-Führung einem verdienten und ungefährdeten Sieg entgegen. Ein Foulelfmeter eine Viertelstunde vor dem Ende machte die Nummer noch etwas spannend, gab der Partie aber keine Wendun, so dass die Kontrahenten die Tabellenplätze tauschten und die rote Laterne nun erst einmal in der Hauptstadt leuchtet.