Stadion Essen, 12.113 Zuschauer, Regionalliga West
Am 113. Geburtstag des glorreichen Deutschen Meisters von 1955 wurde das für die laufende Saison richtungsweisende Spiel gegen die Küchen-Fuzzis aus dem kleinen westfälischen Weiler Rödinghausen angepfiffen. Natürlich sollte dieses das Spiel gegen den Tabellenführer noch keine endgültige Entscheidung über die Meisterschaft bedeuten, aber eine Tendenz wo die Reise denn nun hingeht – weiter oben mitmachen oder ein Stück hinterher hecheln – sollte danach zu erkennen sein. Der RWE hat mich in den letzten Jahren Demut gelehrt und dementsprechend pessimistisch sah ich auf diese Partie. Leider zurecht. Noch keine zwei Minuten waren gespielt, als die Gäste in Führung gingen. Aus dem Halbfeld war ein Freistoß in den rot-weissen Sechzehner gesegelt, der schlecht verteidigt wurde und irgendwie eierte die Kugel am Schlussmann vorbei ins Netz. Direkt mal schön einen vor den Sack bekommen. Nach ein paar Minuten waren die Roten dann aber im Spiel und vor dem Seitenwechsel hätte der Ausgleich fallen müssen, aber zwei richtig gute Möglichkeiten blieben ungenutzt. Zudem war der SVR ein äußerst unbequemer Gegner. So eine richtige Wichs-Truppe, die beinahe jede Möglichkeit nutzte, um den Fluss aus der Partie zu nehmen wusste. Mit zunehmender Spieldauer erging sich das in elendigem Zeitspiel. Die kleine Medizin-Maus des SCR hatte an diesem Spieltag sicherlich die beste Laufleistung des gesamten Gäste-Packs vorzuweisen. Und klar bekam da jeder Rot-Weisse ne Hasskappe, aber auf der anderen Seite war das eben auch verdammt abgezockt und die Rödinghauser waren sich auch nicht zu schade, sich während und nach dem Spiel mit dem Publikum anzulegen. Die waren heiß, die waren on fire. Der Referee ging mit einer wenig klaren Linie auch mal wieder komplett auf den Sack, aber an den Unparteiischen hat es letztlich sicher nicht gelegen. Nach meinem Geschmack agieren die Roten auch einfach nicht aggressiv genug. Im Kader fehlen die zwei, drei Typen, die eine richtig dreckige Spielweise an den Tag legen. So beeindruckt man kein Gastmannschaft. Es muss einfach mal rappeln, man muss dem Gegner klar machen, dass er sich hier auf einem Terrain befindet, auf dem er nichts verloren hat und wo es nichts für ihn zu holen gibt. Es muss einfach weh tun, an der Hafenstraße zu Gast zu sein! Im ersten Durchgang gab es so eine Phase, in der es hektisch zuging und die Rot-Weissen richtig aggressiv nachsetzten. Damit nahmen sie die Kulisse direkt mit, es wurde laut, es wurde feindselig und Rödinghausen konnte sich den Einflüssen nicht entziehen und bekam direkt Probleme. Diese Spielweise über 90 Minuten und keiner nimmt die Punkte hier im Vorbeigehen mit. Aber wir erleben halt nicht mehr die Hafenstraße von früher, als keine Mannschaft gern nach Essen kam, weil es immer auf die Stäbe gab und ohne großen Kampf nix zu gewinnen war. Es ist schon lange keine Festung mehr, das beweisen die Heimbilanzen der letzten Jahre zunehmend. Heutzutage freuen sich die Gäste-Teams halt über ein volles Stadion und mal nicht nur vor 700 gelangweilten Leuten zu kicken – die Hafenstraße ist für die Gegner einfach zu bequem geworden. Im zweiten Durchgang kein großartig anderes Bild. Der RWE blieb bemüht, erspielte sich aber wenig Brauchbares, und die Westfalen reagierten einfach nur und wurden dabei nicht zu sehr gefordert, allerdings ist das ja auch wirklich keine schlechte Mannschaft. Mitte der zweiten Hälfte gab es dann das nächste Gastgeschenk – Flanke, Stellungsfehler, unsauber geklärt, drin das Ding und es war klar, dass hier und heute nicht mehr viel passieren würde. Zur Freude von etwas über 100 mitgereisten Fans. Gemessen an der Tatsache, dass es im heimischen Stadion selten vierstellig wird, ganz okay, aber letzten Endes muss man sich ja auch fragen für wen die überhaupt so nen Aufwand betreiben. Den Verein interessiert schlicht keine Sau. Wie sich eben auch keiner für den kleinen Gästehaufen interessiert hat, von denen zehn trällernde und trommelnde Halbgescheite vergeblich um Aufmerksamkeit buhlten. Ich mache meiner Mannschaft keinen Vorwurf. Die Jungs haben es bis zum Ende versucht, aber der Eindruck, den ich in den bisherigen Spielen gewonnen habe, scheint sich leider zu bestätigen. Es reicht halt nicht für ganz oben, es gibt hier und da noch Qualitätsmängel, welche die entscheidenden Punkte kosten. Aber der RWE ist trotzdem auf dem richtigen Weg. Es ist eine Entwicklung zu erkennen und darauf gilt es geduldig aufzubauen. Die Vereinsführung hat vor der Saison mitgeteilt, dass sie mit zwei Sommer-Transferperioden plant, um eine Mannschaft aufzubauen, die den Aufstieg bewerkstelligen kann und dann soll man ihr diese Zeit auch zugestehen. Nun heißt es erst einmal, das wichtige nächste Spiel gegen den Nachbarn aus Oberhausen irgendwie zu gewinnen, um eine kleine Restchance auf den Relegationsplatz zu wahren. Wird schwer genug. Aber immer weiter! Niemals aufgeben!