
SV Rödinghausen vs Rot-Weiss Essen 0:3
Stadion am Lotter Kreuz, 2.532 Zuschauer, Regionalliga West

90 Minuten echte Gefühle, pure Leidenschaft und Emotionen! Keine schlüpfrige Werbung, sondern Realität am Lotter Kreuz. Aber der Reihe nach. Nachdem es in den letzten Wochen unruhig geworden war in und um den Verein, Punktevorsprung leichtfertig verspielt, Torwartwechsel mit nachfolgender Suspendierung von Schnapper ‚Diva‘ Davari und der nach Panik schreienden unerwarteten Freistellung von Coach Neidhart, Weltuntergangs-Furcht und Verschwörungstheorien innerhalb der Fanszene, geschah am Tag vor dem Spiel gegen den SVR doch noch das Unerwartete, denn die Münsteraner Preußen kamen in Wiedenbrück nicht über ein torloses Remis hinaus. Der Fußballgott reichte uns nochmal den kleinen Finger. Eine Steilvorlage um die Ausgangslage plötzlich um 180 Grad zu drehen. Nun gab es keine Ausreden mehr! Zwei Mal 90 Minuten Vollgas auf dem Platz und auf den Rängen waren und sind unabdingbar! Alles geben!!!
So setzte sich am Samstag-Vormittag die rot-weisse Karawane in Richtung Lotte in Bewegung. Lotte? Ja genau, nach nur 14 Tagen erneut das Ziel, denn der SVR machte sich Sorgen, die Invasion aus dem Ruhrpott in seinem kleinen Stadion beherrschen zu können und wich aus ans Autobahnkreuz. Für den RWE sicher eher ein Vorteil. Ich bin ja der pessimistische Typ, aber ich verspürte ein unerwartet sicheres Gefühl, hatte nie den Eindruck, dass die sich bietende Chance nicht ergriffen wird. Dabei hatte der RWE an diesem Spieltag im Vergleich zu den Preußen eigentlich den schwereren Gegner. Auf jedem Rastplatz entlang der Route waren dann Rot-Weisse zu sehen, ständig überholte man Essener Fahrzeuge oder wurde selbst überholt. Auch der Mannschaftsbus war mittendrin im Geschehen. Das roch gewaltig nach Fußball, das schmeckt nach mehr, da beschlich einen ja beinahe das Gefühl einer richtigen Auswärtsfahrt, selten der Fall in den letzten Jahren, denn bei den ganzen kurzen Anfahrten in dieser Drecks-Liga wird ja der Motor nicht mal richtig warm.
Dem RWE waren die beiden Hintertor-Seiten zugesprochen worden, die dann auch pickepackevoll wurden – deutlich über 2.000 Rote hatten sich herbemüht. Während auf der Stehtribüne ein motivierendes Banner am Zaun hing und die Kurve in Fahnenmeer verwandelt wurde, wurde auf der Sitztribüne eine kleine Choreo ausgeführt. Die sieben oder acht Piepmätze, die den SVR supporteten, fanden auf der Haupttribüne Platz und durften den Deutschen Meister von 1955 von dort ehrfürchtig bestaunen. Rödinghausen gehörten dann die ersten fünf Minuten, aber eigentlich auch nicht so wirklich, lediglich mehr Ballbesitz konnte den verhinderten Gastgebern attestiert werden. Dann war der RWE aber voll drin im Spiel, beide Kurven gaben alles. Dass das Sprechen den Rest Tages schwerfallen sollte, war frühzeitig abzusehen. Und es lief. Nach nicht mal einer Viertelstunde drückte Kefkir eine Ecke ins Tor – Tollhaus Lotte, man wusste ja kaum wen man zuerst an sich reißen sollte, habe Kumpel Krösus zum Glück keinen Halswirbel ausgerenkt. Die Roten blieben dran, hochkonzentriert in der Defensive, druckvoll nach vorne. Und keine halbe Stunde war gespielt, als Torgarant ‚Engel‘ in Bedrängnis eine Flanke ins lange Eck köpfte. Normal nicht seine Stärke, wenn sowas schon reingeht, konnte eigentlich nicht mehr viel passieren. Auch nach dem Wechsel war RWE die überlegene Mannschaft. Und vielleicht ist nur Dribbel-Buxe Isi Young so wahnsinnig genug, aus unmöglichem Winkel die Kirsche unter die Latte ins Netz zu ballern. 3:0, Deckel drauf, feddich, das war es. Offensiv waren die Roten nun etwas weniger zwingend, ließen aber hinten auch nicht viel zu, wenn doch, war Schnapper Golz ein sicherer Rückhalt.
Nach dem Abpfiff entlud sich sämtliche Anspannung, die Mannschaft wurde für die Leistung zurecht von beiden Kurven gefeiert, die Ausgangssituation ist vor dem letzten Spieltag nicht komfortabel aber auf jeden Fall gut. Wer hätte das vor drei Tagen schon gedacht? Ich kann mir nicht anmaßen, zu behaupten, ob das mit Neidhart anders gewesen wäre. Tatsache ist, dass das Team zuletzt selten so befreit wirkte, wie heute. Es war zuletzt alles nicht zwingend, eher emotionslos, man hatte nicht das Gefühl, dass alles rausgehauen wurde, was eben heute absolut der Fall war. Nun wünsche ich mir, in einer Woche einen euphorisierten Post absetzen zu dürfen, noch fehlt mir ein wenig die Überzeugung, aber der Glaube ist auf jeden Fall zurück. Nur der RWE!!!










