Estadio de Gran Canaria, 21.464 Zuschauer, Segunda División
El Derbi Canario, das Prestige-Duell zwischen den benachbarten Eilanden, das Zielspiel der Reise, wie es so schön heißt. Die gastgebende Unión Deportiva Las Palmas entstand kurz nach dem Krieg aus einer Fusion aus fünf lokalen Clubs und absolviert seitdem ein abwechslungsreiches Auf und Ab zwischen Primera und Segunda División. Zwei kurze Phasen mussten gar in der Drittklassigkeit bewältigt werden. In den 60ern erlebte der Verein seine erfolgreichste Phase und verpasste zwei Male nur knapp die spanische Meisterschaft. Der Club Deportivo Tenerife hat eine ähnliche wechselhafte Ligen-Historie vorzuweisen, benötigte aber länger um sich in den oberen Divisionen zu etablieren. Die erfolgreichste Phase waren sicherlich die 90er Jahre als der Heynckes-Jupp den Verein bis ins Halbfinale des UEFA-Cup führte. Dort versagte der Club aber auf ganzer Länge und versäumte es, den unaussprechlichen Verein aus Gesindelkirchen auf dem Weg zum Titelgewinn zu stoppen. Auch andere bekannte Deutsche waren auf Teneriffa tätig. Olli Neuville beulte zu Beginn seiner Karriere dort die Netze und Robert Enke verhinderte gegnerische Tore. Zettel-Ewald saß ebenso als Trainierer auf der Bank wie Bernd Krauss. Sogar zum glorreichen RWE gibt es eine Verbindung, denn Ex-Trainer Rudi Gores war als Co von Bernd Krauss auf Teneriffa tätig. UDLP ging als Favorit in die Partie. Der Verein hat Tuchfühlung zu den Plätzen, die zu den Aufstiegs-Playoffs berechtigen, während Tenerife um den Klassenverbleib kämpft. Nach munterem Beginn ohne ersichtlichen Leistungs-Unterschied erhielten die Gäste nach einer umstrittenen Notbremse einen Platzverweis, der sich als Gift für das Spiel erwies. Die Teneferos verlegten sich verständlicherweise auf die Defensive und Las Palmas konnte mit der Überzahl rein gar nichts anfangen. Interessant wurde es erst in der Schlussphase, als die konternden Gäste dem Sieg plötzlich näher schienen, als die planlosen Gastgeber. Bis 2003 spielte UDLP noch in seinem alten Estadio Insular mitten in der Stadt, eine schöne enge Bude, die heute in einen öffentlichen Park umgewandelt wurde. Nach Fertigstellung des Estadio de Gran Canario, zog der Verein um in diesen recht weitläufigen Kessel, der mir dennoch recht gut gefiel. Von Teneriffa waren gut 1000 Leute um die Frente Blanquiazul mitgekommen. Die Rivalität war durchaus zu erkennen, denn es wurde mitunter ordentlich gegen die benachbarten Blöcke gepöbelt. Die Ultras Naciente von Las Palmas zeigten zu Beginn eine einfache Choreo aus kleinen Schwenkern, einem zentralen Transparent mit dem Gruppen-Logo und Bannern mit den Worten Treue, Leidenschaft, Stolz, Freundschaft. Nun ja, eine Support-Hölle wird man in spanischen Kurven auf absehbare Zeit nicht finden, aber an der üblichen lauen Stimmung in den dortigen Stadien gemessen, war das Gebotene nicht so übel. Vor allem die Gäste zeigten sich motiviert und wurden zum Spielende und mit dem unerwarteten Punktgewinn immer lauter. Dass sich offensichtlich zunehmend viele deutsche Touri-Dödel unters Publikum mischen, war an einer Durchsage in deutscher Sprache zu erkennen – abartig! Insgesamt war das sicher keine Veranstaltung für die ewige Erinnerung, aber auf jeden Fall eines der interessanteren Spiele, die ich auf spanischem Boden besucht habe.